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Wind und Feuer: Erkenntnisse

Dass Wind Feuer entfacht, dürfte recht einleuchtend sein. Die Mischung aus Hochhäusern und starkem Winddruck wurde in in dieser FWnetz-Reportage ausführlich behandelt. Das National Institute of Standards and Technology (NIST) hat sich nun eines weiteren tödlichen Einsatzes angenommen, bei dem Wind eine Rolle spielte. Die Zusammenfassung ist hier zu lesen, der Bericht als PDF hier abrufbar.

Bei einem Feuer in einem ebenerdigen Gebäude waren zwei Feuerwehrleute im Innenangriff ums Leben gekommen. Zunächst empfiehlt sich die Lektüre der Seiten 3-8, um das Geschehen überhaupt verstehen und einordnen zu können. Ich finde solche Berichte immer sehr erdrückend – was hier auffällt, ist wie schnell das Ganze geschah. Alarmierung 12:08, Ankunft 12:13, 12:14 Beginn Innenangriff [Anm. mit Preconnects ist das möglich], 12:22 Innenangriff wird aufgegeben, 12:46 Feuer aus. Bedrückend auch wie nah die Verstorbenen an ein rettendes Fenster waren.

Dieses Szenario wurde in zwei verschiedenen Versionen im Rechner simuliert: einmal ohne, einmal mit Wind. Bei letzterem ging man davon aus, dass eine große, dem Wind exponierte Glasfläche schlagartig zu Bruch ging. Das Resultat waren so genannte „Flows“, also Fluss von extrem heissen Gasen. Einer dieser Flows ging über die Angriffsleitung hinweg, schnitt der Mannschaft somit den Rückweg ab. Sie verließ ihr Rohr und ging sozusagen in ihr Verderben.

Es sind viele Faktoren im Spiel, aber für die Praxis übersetzt bedeutet dies, dass Brände in Kombination mit Wind zu extrem erhöhter Vorsicht gebietet, übrigens auch (und rein subjektiv) ein Argument für Strahlrohre mit richtig hohem Durchfluss für solche Notfälle.

(Bild: NIST)

 

USA: Untersuchungsbericht zu 4 getöteten FA in Houston

Eben veröffentlicht: der Untersuchungsbericht zu vier getöteten und 16 (!) verletzten FA in Houston, TX, USA. Zum Download als PDF. Bei diesem Einsatz stürzte das Dach des Gebäudes auf die FA im Innenangriff, und in einem Folgeeinsturz wurden weitere Mitglieder  – auch eines RIT – teils erheblich verletzt.

Untersuchungsberichte sind eine Goldgrube an Informationen. Wenn etwas schiefgeht, dann ist das üblicherweise eine Verkettung von unglücklichen Dingen. Hier auch nicht anders, und auch hier lohnt ein Blick in dem sehr detaillierten Dokument. Besonders interessante Aspekte:

  • Der Brand schwelte bereits seit ca. 3 Stunden im Dachbereich. Somit war die Konstruktion bereits bei Eintreffen der Einsatzkräfte erheblich geschwächt
  • Sehr starker Wind erschwerte die Löscharbeiten, und verursachte ungewöhnliches Brandverhalten
  • Der RIT wurde erfolgreich eingesetzt
  • Es wurden zur Rettung Hebekissen (!) eingesetzt

Gerade der letzte Punkt für mich ein Killerargument, warum dieses Gerät auf ein HLF gehört.

Weitere Lektüre hier im Feuerwehr Weblog: Untersuchungsberichte tödlicher Unfälle, Wind Driven Conditions

Und: Ehre dem Angedenken der getöteten Feuerwehrangehörigen.

So muss das sein (der perfekte Artikel)

Ob die Printmedien aussterben, sei dahin gestellt. Ich glaub’s nicht. Jedes Medium hat seine Berechtigung. Das Internet ist für bestimmte Dinge ganz sicher besser geeeignet als Papier. Endlich ein Klasse Beispiel: „Snow Fall“ von der NY Times. Der Artikel ist Wahnsinn – fantastische Verwendung von Text, Bilder, Videos. Das wäre für mich ein Weg, den auch anspruchsvolle (Fach)verlage einschlagen könnten.

Wer „Wind Driven Conditions“ schon mal gelesen hat, der Artikel geht in diese Richtung, kommt aber handwerklich bei Weitem leider nicht ran. Das wäre aus meiner Sicht auch ein witschaftlich tragbares online-Modell für Fachverlage.

Wie auch immer, allein die Lektüre ist eine – grausige – Erfahrung für sich.

FDNY: Neue Versuche zu Ventilation stehen an

Die Mischung macht’s: wenn sich FDNY und NIST zusammentun, ist das Projekt mit Garantie von vornherein spannend, siehe Wind Driven Conditions. Nun geht es an das nächste Großprojekt, und zwar eine mögliche Revidierung der Vorgehensweise bei Zimmerbränden, so die New York Times.

Ziel soll es sein, das Verhalten des Feuers bei Ventilierung besser zu verstehen. Dabei sind auch zwei mehr als interessante Kernaussagen in Bezug auf aktuelle Taktik zu finden: erstens, Rauch wird derzeit nicht gekühlt, wenn das Feuer nicht zu sehen ist. Zweitens, Feuerbekämpfung wird – nach Möglichkeit – von innen gemacht, Beispielsweise bei Kellerbrand.

Die Logik: Rauchkühlung verwirbelt den Rauch und macht somit die „saubere“ Schicht am Boden zunichte, die Feuerwehrleute zur Orientierung bzw. Eingeschlossene Personen zum Überleben benötigen. Zur Ventilation: Kellerbrände werden von aussen nicht bekämpft, da sie den Rauch evtl. in Bereiche drücken können, in denen sich eingeschlossene Personen befinden.

Nun hat vor Allem die Brandlast, die in einer Standardwohnung vorzufinden ist, deutlich zugenommen, und aus diesem Grund wird die Feuerwehr mit extremeren Phänomenen (schnellere Erhitzung, auch bei Ventilation) konfrontiert:

Somit ist – womöglich – ein Umdenken nötig, auf jeden Fall aber eine wesentlich höhere Koordination zwischen Engine (Brand) und Truck (Suche bzw. Dachventilation).

Ich würde übrigens davon absehen zu sagen „ist doch bei uns schon so“. Was bei der FDNY-Geschichte so spannend ist, ist die Bedeutung der möglichen Eingeschlossenen bzw. Opfer, die in dieser Gleichung an erster Stelle stehen.

Man darf sich auf jeden Fall auf Ergebnisse freuen.