Nicht mehr jede Feuerwehr wird alles leisten können

Rezension von Cimolino et al. BrandbekÀmpfung in besonderen Lagen

„(N)icht (mehr) jede Feuerwehr (wird) alles machen oder leisten können“ (S. 9), schreiben die Autoren zu Beginn der SER. Keineswegs wollen die Autoren damit die LegitimitĂ€t einiger Feuerwehren infrage stellen, sondern sie zeigen, dass es „besondere Lagen“ gibt, die spezielle Taktiken und vor allem spezialisierte GerĂ€te benötigen, um deren Herr zu werden. Besondere Lagen operationalisieren Cimolino et al. hinsichtlich des schwierigen Zugangs zum Brandherd, der BrandbekĂ€mpfungsdauer im VerhĂ€ltnis zur BrandgrĂ¶ĂŸe und der örtlich nicht begrenzten Wahrscheinlichkeit des Auftretens.

Verschiedene BrandbekĂ€mpfungsmethoden und –techniken stellen die Autoren mit ihren Vor- und Nachteilen vor. Dabei leiten sie schnell ĂŒber zu spezialisierten, ĂŒber den Alltag hinausgehende Methoden, und hier insbesondere dem COBRA-System, welches in Deutschland eher als Schneid- denn als Löschsystem angesehen wird, gleichzeitig ist aber diese Doppelfunktion fĂŒr die BrandbekĂ€mpfung von enormem Vorteil. More →

Apollo 1 brennt

Der Beginn des Brandschutzes in der Raumfahrt

Heute vor 50 Jahren, am 27. Januar 1967, kamen drei amerikanische Astronauten beim Brand der Raumkapsel Apollo 1 ums Leben. So tragisch dieser Unfall war, markiert dieses Ereignis den Beginn erhöhter Anforderungen an die Sicherheit in der Raumfahrt – und dazu gehörte auch der Brandschutz. So entwickelte die NASA mit dem Limiting Oxygen Index Test (LOI) ein Verfahren zur Ermittlung der Entflammbarkeit, der inzwischen auch in anderen industriellen Bereichen Anwendung findet und bei der NASA noch immer einer der Standardtestverfahren fĂŒr Materialien ist, die ins All verbracht werden. Trotz sehr strenger Brandschutzvorschriften, gibt es noch immer relativ wenig Wissen rund um das Verhalten von BrĂ€nden in der Mikrogravitation. Die Forschung zum Thema Feuer und Entflammbarkeit in der Mikrogravitation, nimmt gerade erst wieder so richtig Fahrt auf, wie die bisher stattgefundenen SAFFIRE-Experimente (das Feuerwehr Weblog berichtete, u.a. hier) belegen.

Links im Feuerwehr Weblog

Externe Links

Mit Wasser auf dem Wasser vor

Das Feuerwehr Weblog berichtete 2015 ĂŒber den Plan der Dubai Civil Defence ihr Portfolio an Rettungsmitteln, um Jetpacks zu erweitern. Auch wenn man von der Umsetzung des Plans in dem technikverliebten WĂŒstenstaat noch entfernt scheint, verfĂŒgen die RettungskrĂ€fte des Emirats seit kurzem ĂŒber ein Ă€hnliches, nicht weniger spektakulĂ€res Transport- und BrandbekĂ€mpfungssystem fĂŒr seine Feuerwehrleute: das Dolphin System.

Dolphin ermöglicht es den EinsatzkrĂ€ften die Einsatzorte auf dem Wasserweg zu erreichen und von dort zu bekĂ€mpfen. Ein von der Dubai Civil Defense veröffentlichtes Video zeigt die Bestandteile des Systems, das aus einem Jetski, einem Jetpack und einem Feuerwehrschlauch besteht. Der Jetski erlaubt es den Feuerwehrleuten, den Fluss anstelle der Straßen zu benutzen, um zum Brandherd zu gelangen. Damit vermeidet man die verkehrsreichen Straßen und verkĂŒrzt die Eintreffzeiten. Das wassergetriebene Jetpack startet den Feuerwehrmann und den Schlauch in die Luft, sodass sie BrĂŒcken, Boote und sogar GebĂ€ude entlang der KĂŒste erreichen können. Weil das System auf der Nutzung von Wasser basiert, kann der Fluss als unbegrenzte Wasserquelle herhalten. [Futurism.com]

Abgefahren? Sicherlich! Allerdings braucht es, denke ich, etwas Übung, bis ein Feuerwehrmann sich auf dem Jetpack halten kann. In Deutschland vorstellbar? Eher nicht! Warum? Da fĂ€llt mir spontan zunĂ€chst die UVV ein. Aber es gibt sicherlich noch mehr GrĂŒnde.

Gefahr aus dem All

Die Stromversorgung der modernen Zivilisation gilt als unsere Achillesferse – ohne Strom, geht wenig und was passieren könnte, ist nicht nur Szenario in der fiktionalen Literatur (1, 2, 3), sondern auch Gegenstand wissenschaftlicher Forschung und Thema behördlicher Ratgeber (1, 2, 3). Eine mögliche Ursache fĂŒr einen großflĂ€chigen – und ich meine wirklich großflĂ€chigen – Stromausfall, stellt ein Sonnensturm dar, der die Gebiete zwischen dem 50. Und 55. Breitengrad wohl am heftigsten treffen wĂŒrde – und genau hier liegen auch die meisten (wirtschaftlich wichtigen) Metropolen. Eine Studie hat nun die ökonomischen Auswirkungen (nur) fĂŒr die USA untersucht. [scinexx.de | space.com | agu.org]

Aus Sicht der Hilfsdienste bleibt zu hoffen, dass das Weltraumwetter frĂŒhzeitig erkannt wird und mit einem entsprechenden (sehr kurzen) Vorlauf Maßnahmen getroffen/vorbereitet werden können.

Die Brigade des Schreckens

… oder wie lange wir in der Zombiecalypse ĂŒberleben wĂŒrden

28 Days later, Resident Evil, World War Z. Sie kommen uns holen, bestimmen rotten sie sich im Verborgenen bereits zusammen und wir sitzen hier auf dem PrĂ€sentierteller. Schließlich zeigen Kino und Fernsehen die Gefahr in Dauerschleife. Deshalb gibt die Regierung von British Columbia (Kanada) auf Ihrer Webseite Verhaltenstipps fĂŒr den Fall einer Zombiecalypse – also dem massenhaften Auftreten untoter Gestalten mit zĂŒgellosem Appetit – und auch das amerikanische MilitĂ€r bereit sich auf den Einfall der wiederbeseelten Leichenhorden vor – zumindest wenn es um das Ausbilden der Grundlagen militĂ€rischer Planung geht. Das sorgte in der deutschen Presse natĂŒrlich vor einiger Zeit fĂŒr Schmunzeln (z. B. „Kanada bereitet Bewohner auf Zombie-Angriff vor“, „Kanadische Provinz warnt vor Zombie-Attacke“, „Notfalltipps gegen Zombies“) und wer die entsprechenden TextbeitrĂ€ge weiterliest, der erkennt, dass das popkulturelle PhĂ€nomen der Zombies nur Eyecatcher fĂŒr ein weit wichtigeres Thema ist, oder in den Worten der Regierung von British Columbia: „If you’re ready for zombies, you’re ready for a disaster”.

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Andere LĂ€nder, gleiche Probleme

Die Rekrutierung freiwilliger Feuerwehrleute ist weltweit ein Problem, so z. B. auch bei unseren Nachbarn in den Niederlanden. Der Peter Bloemer von der Feuerwehr Belfeld erklĂ€rt in einem Vortrag, dass fehlende, freiwillige Feuerwehrangehörige nicht nur fĂŒr ihn, als FĂŒhrungsfunktion ein Problem darstellen, sondern auch fĂŒr die, denen geholfen werden soll. Er fragt sich deshalb, wo die Ursache des Problems – fehlendes Personal – liegt und geht zurĂŒck zu den UrsprĂŒngen der organisierten BrandbekĂ€mpfung. Damals gab es ein berechtigtes Interesse, gerade der Unternehmer an einer effektiven Feuerwehr, weshalb sich eben die Unternehmer zuerst engagierten. Und heute? Wenn es brennt, wenn es einen Notfall gibt, ruft man die Feuerwehr, und erwartet, dass jemand kommt, um zu helfen. Nur, wer soll kommen, wenn jeder denkt, da kommt schon jemand? FĂŒr Bloemer liegt es auf der Hand, dass sich BrandbekĂ€mpfung und Gesellschaft auseinanderentwickelt haben, losgelöst voneinander sind. BrĂ€nde sind damit kein Problem mehr der Gesellschaft, sondern der Feuerwehr. Sein Ansatz ist deshalb auf die Unternehmen zuzugehen und die ursprĂŒngliche Idee, die hinter der Feuerwehr stand, wiederaufleben zu lassen. [via fireengineering.com]

Bloemer hat mit seinen Aussagen sicherlich recht, auch hierzulande ist festzustellen, dass die Feuerwehr als Dienstleistung aufgefasst wird, die kommt, wenn man sie ruft. Auch sein Ansatz, auf die Unternehmer zuzugehen, ist hierzulande unter dem Projekt „Partner der Feuerwehr“ bekannt. Nur, eine wirkliche Lösung prĂ€sentiert auch Bloemer in meinen Augen nicht.

Alarmcode 6920/2 – Wider der KĂ€lte

Lauftraining wider Schnee, Eis und tiefen Temperaturen

Schnee, Eis und frostiger Wind halten weite Teile des Landes im Griff – ungewöhnlich ist das fĂŒr einen Wintermonat natĂŒrlich nicht, fĂŒhrt aber zu Komplikationen, wenn man als fleißiger LĂ€ufer versucht, seinen Trainingsplan zu befolgen. Mittlerweile ist Woche Nr. 3 in meinem Trainingsprogramm (in 13 Wochen zum Halbmarathon unter 1:40h, siehe Teil 1 der Artikelserie) angebrochen und, was soll ich sagen, Teile des Planes sind Makulatur.

Bis jetzt musste ich aus WettergrĂŒnden – und hier namentlich Glatteis – immer eine Trainingseinheit pro Woche ausfallen lassen. Die Minustemperaturen sind dabei gar nicht mal das Problem, auch der frostige Wind ist tolerierbar. Im Gegenteil, es macht richtig Spaß, bei solchem Wetter zu laufen. Aber wĂ€hrend die DauerlĂ€ufe noch machbar sind, ohnehin soll ich innerhalb dieser Einheiten langsam laufen, gestaltet sich Intervalltraining etwas anspruchsvoller, da ich fĂŒr die schnellen Einheiten lange, unterbrechungsfreie und vor allem schnee- und eisfreie Strecken brauche – und daran mangelt es derzeit. Ich hoffe, die Situation klĂ€rt sich in dieser Hinsicht zum Positiven, so schön der Schnee auch zum Anschauen ist, beim Training stört er. (Zum GlĂŒck können meine Kinder das nicht lesen, sonst gĂ€be es wegen der schneefeindlichen Einstellung ein Handgemenge).

Parallel laufe ich – just for fun – zum ersten Mal bei der Crosslaufserie Hegau-Bodensee 2016/17 mit. Zwar bin ich dort nach drei von vier LĂ€ufen abgeschlagen am Ende der Liste der Zieleinlaufenden, aber dabei sein ist alles. Die Serie ist außerdem Ansporn fĂŒrs Training und Lehrgeld fĂŒr die Crosslaufserie 2017/18.

Zusammengefasst bin ich seit dem 3. Januar knapp 76 km gelaufen, das entspricht etwa 25 km pro Woche und damit dem, was ich mir ohnehin fĂŒr 2017 vorgenommen hatte, nĂ€mlich mindestens 25 km pro Woche zu laufen.

Was steht noch an? Funktionales Training steht noch auf der To-Do-Liste, daneben ein zweiter Satz Laufsachen fĂŒr den Winter, ein weiteres Paar Laufschuhe sowie die Behandlung einer typischen LĂ€uferkrankheit: dem Tractussyndrom (wobei das aktuell nur bei langsamer Geschwindigkeit und beim Gehen ein Problem ist).

Akku mit integriertem Feuerlöscher

Vor einigen Monaten war die Aufregung wegen brennender Akkus in einem bestimmten Smartphonetyp eines der Tech-Top-Themen. Dies fĂŒhrte u. a. zu einem Transportverbot in Flugzeugen [externer Link]. Aber auch elektrogetriebene Fahrzeuge fielen durch AkkubrĂ€nde auf [externer Link]. UnabhĂ€ngig von dem konkreten Problem, erfuhr man als Verbraucher auch einige interessante technische Details ĂŒber Lithium-Ionen-Akkus – sowohl in positiver, wie in negativer Hinsicht. Einerseits sind Lithium-Ionen-Akkus sehr gute Energiespeicher, andererseits neigen sie unter bestimmten UmstĂ€nden zur Explosion. Dies passiert dann, wenn sie zu heiß werden, oder wenn es im Inneren zu einem Kurzschluss kommt. Ursache sind brennbare Elektrolyte, ĂŒber die der Austausch der Elektronen zwischen Kathode und Anode lĂ€uft. Bestehende Lösungen, die bspw. zum Abschalten des GerĂ€tes fĂŒhrten, konnten die Brandgefahr jedoch nicht vollstĂ€ndig bannen.

Grafik: Liu et al./ Science Advances 3:e1601978

Ein Forscherteam der Stanford University (USA) wollte das Ă€ndern und entwickelte eine Art integrierten Feuerlöscher fĂŒr Lithium-Ionen-Akkus. Dazu schloss das Forscherteam das Flammschutzmittel Triphenylphosphat (TPP) in den die beiden Elektroden trennenden Separator ein. Das TPP ist vom Elektrolyt durch eine Polymerschicht getrennt. Erhitzt sich nun der Akku ĂŒber eine bestimmte Temperatur hinaus, schmilzt die Trennschicht aus mikroporösen Membranen und setzt das Flammschutzmittel frei. Nach Angaben der Forscher soll ein Batteriebrand auf diese Weise nach etwa 0,4 Sekunden gelöscht sein. [Stanford University | Science Advances | Bild der Wissenschaft | scinexx.de | golem.de ]

Tech-Watch: Im Auge behalten

Wie die Feldtheorie Feuerwehrleuten helfen kann

Der Verlust der Orientierung ist einer der hĂ€ufigsten Ursachen von (tödlichen) AtemschutzunfĂ€llen (vgl. FWNetz: Man muss ĂŒber UnfĂ€lle reden, um daraus lernen zu können). Rauch und Dunkelheit fĂŒhren zum Verlust der Wahrnehmung von GrĂ¶ĂŸen und Distanzen. WĂ€hrend außerhalb von GebĂ€uden mittels GPS eine relativ genaue Angabe der Position möglich ist, gestaltet sich das AufspĂŒren von Personen (Feuerwehrangehörigen) und bisweilen auch die Kommunikation in GebĂ€uden eher schwierig.

Das NASA Jet Propulsion Laboratory in Pasadena/Kalifornien (USA) hat ein System entwickelt, das Personen im Inneren von GebĂ€uden genau erfassen kann. POINTER (Precision Outdoor and Indoor Navigation and Tracking for Emergency Responders), so der Name des Systems, nutzt quasi-stationĂ€re Strömungsfelder (siehe Wikipedia). Im Gegensatz zu Radiowellen oder Radar, die reflektiert werden, verhalten sich Strömungsfelder nicht wie Wellen und bieten sich deshalb fĂŒr Navigations- und Ortungsfunktionen an.

WĂ€hrend elektromagnetische Wellen konstante Bewegungen ĂŒber die Zeit darstellen, können Strömungsfelder stationĂ€r sein oder sich so langsam Ă€ndern, dass sie stationĂ€r erscheinen (quasi-stationĂ€r oder quasistatisch). Sie können sogar verwendet werden, um die verschiedenen Orientierungen der GerĂ€te zu spĂŒren. Damit lĂ€sst sich eine Verfolgungsvorrichtung konstruieren, die durch Aussendung eines quasi-statischen Strömungsfeldes anzeigt, wo sich die Person in einem Raum befand und wie sie orientiert war. Also ob sich ein Feuerwehrmann bspw. kriechend vorwĂ€rts bewegt oder mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden liegt.

GrundsÀtzlich hat das JPL das System erfolgreich getestet, arbeitet nun aber an der weiteren Miniaturisierung der GerÀte. [NASA JPL: New Technology Could Help Track Firefighters for Safety]

Tech-Watch: The 6th Sense

Feuerwehrleute vertrauen beim Vorgehen im Innenangriff auf ihre erlernten Routinen, ihre Ausbildung und vor allem auf ihr Sinne und Instinkte. Technische Hilfsmittel wie WĂ€rmebildkameras ergĂ€nzen dies mittlerweile. Dass Big Data auch fĂŒr den Innenangriff relevant sein kann, zeigt das NASA Jet Propulsion Laboratory in Pasadena/Kalifornien (USA): Mithilfe von KĂŒnstlicher Intelligenz (KI) will man die Feuerwehrleute durch die Flammen lotsen.

Aufgabe der KI ist es Daten von Temperaturen, Gasen und anderen Gefahrenmerkmalen zu sammeln, auszuwerten und in Form von Empfehlungen auf einem mobilen GerĂ€t oder auf einem am Kopf montierten Display anzuzeigen. Ferner behĂ€lt die KI das komplette Team im Auge und gibt VorschlĂ€ge, wer was machen könnte. Die Kopplung mit dem „Internet der Dinge“ soll Daten angrenzender RĂ€ume ebenso erfassen, wie tragbare Sensoren an der Kleidung der EinsatzkrĂ€fte und Satellitenbilder etc. Kurz: Alle Daten die relevant sein könnten sollen erfasst werden.

Dadurch erhofft man sich ein besseres und vor allem schnelleres Lagebild, um gefÀhrliche Situationen zu vermeiden.

Die AUDREY genannte KI (Assistant for Understanding Data through Reasoning, Extraction, and sYnthesis) ist Teil des vom amerikanischen DHS initiierten NGFR-Programms (Next Generation First Responder), welches EinsatzkrĂ€fte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst bei der Wahrnehmung der Einsatzumgebung unterstĂŒtzen soll. [NASA JPL: A.I. Could Be a Firefighter’s ‚Guardian Angel‘]