Rezension von Cimolino et al. BrandbekÀmpfung in besonderen Lagen
â(N)icht (mehr) jede Feuerwehr (wird) alles machen oder leisten könnenâ (S. 9), schreiben die Autoren zu Beginn der SER. Keineswegs wollen die Autoren damit die LegitimitĂ€t einiger Feuerwehren infrage stellen, sondern sie zeigen, dass es âbesondere Lagenâ gibt, die spezielle Taktiken und vor allem spezialisierte GerĂ€te benötigen, um deren Herr zu werden. Besondere Lagen operationalisieren Cimolino et al. hinsichtlich des schwierigen Zugangs zum Brandherd, der BrandbekĂ€mpfungsdauer im VerhĂ€ltnis zur BrandgröĂe und der örtlich nicht begrenzten Wahrscheinlichkeit des Auftretens.
Verschiedene BrandbekĂ€mpfungsmethoden und âtechniken stellen die Autoren mit ihren Vor- und Nachteilen vor. Dabei leiten sie schnell ĂŒber zu spezialisierten, ĂŒber den Alltag hinausgehende Methoden, und hier insbesondere dem COBRA-System, welches in Deutschland eher als Schneid- denn als Löschsystem angesehen wird, gleichzeitig ist aber diese Doppelfunktion fĂŒr die BrandbekĂ€mpfung von enormem Vorteil.
Die Vorteile des Systems werden anhand der konkret dargestellten Lagen herausgearbeitet. Diese Lage reichen von MĂŒllpressen und Containern, ĂŒber Verkehrsmittel wie Luftfahrzeuge, Bahnfahrzeuge und Wasserfahrzeuge, bis hin zu GebĂ€uden und weiteren SpezialfĂ€llen. Zu jeder Lage stellen die Autoren ein Set an benötigten Werkzeugen vor und schreiben zudem in knappen aber nachvollziehbaren Darstellungen, welche Gefahren bzw. welche VorgĂ€nge zu erwarten sind, wenn die Feuerwehr MaĂnahmen (nicht) ergreift. NaturgemÀà nehmen natĂŒrlich verschiedene GebĂ€udelagen den gröĂten Raum der Darstellung ein.
Allerdings brauchen SpezialgerĂ€te eine entsprechende Ausbildung und vor allem Wissen um die VorgĂ€nge in einem Brandraum. Denn erst GerĂ€t und Taktik zusammen ergeben in Kombination das Werkzeug. Und oft ist der Innenangriff in besonderen Lagen das falsche Mittel der Wahl. Aber: âWeder reicht es aus, nur auf automatisierte Branderkennung oder Löschanlagen zu setzen, noch kann man immer mit veralteter Technik BrĂ€nde in modernsten Anlagen sinnvoll und werterhaltend bekĂ€mpfen, noch kann man das nötige und gut ausgebildete Personal durch noch so teure und moderne Technik ersetzen.â (S. 108).
Interessant sind abseits von COBRA und Co. die Hinweise zum Einsatz von Inertgas, dem Hinzuziehen von z. B. Statikern oder auch die Kritik an der fehlenden Verzahnung von Brandursachenermittlung und vorbeugendem Brandschutz in Deutschland, aus der sich verlĂ€ssliche Zahlen ergeben könnten, ob z. B. Holz- und Holzmischbauweise immer im Totalverlust enden. Die Autoren erinnern ferner an das gerade fĂŒr die im Buch vorgestellten Lagen entwickelte GLUT-Schema und verbinden dies mit kurzen Hinweisen zu HochrisikobrĂ€nden und ventilationskontrollierten BrandphĂ€nomenen.
Trotz der PrĂ€ferenz fĂŒr â der Vorteile von â COBRA gibt es Hinweise zu alternativen Werkzeugen. Diese dĂŒrften gerne etwas ausfĂŒhrlicher sein, auch wenn diese den Rahmen der Publikation sprengen wĂŒrde.
Klar ist, wer mit diesem Buch arbeiten will, braucht VerstĂ€ndnis bezĂŒglich der verĂ€nderten Branddynamik, braucht tiefe Kenntnisse hinsichtlich aller Löschtaktiken und er braucht Wissen um alle der örtlichen Feuerwehr zur VerfĂŒgung stehenden Einsatzmittel. Unter diesen Voraussetzungen und dem Vorhandensein entsprechender Spezialwerkzeuge bietet das Buch eine knappe und ĂŒbersichtliche EinfĂŒhrung in das Thema.
Bibliografische Daten
Ulrich Cimolino, Holger de Vries, Martin Fuchs, Tommy Lagberg, Jan SĂŒdmersen: Standard-Einsatz-Regeln: BrandbekĂ€mpfung in besonderen Lagen. Sicherer, effektiver und effizienter Löscheinsatz. Aus der Reihe: Standard-Einsatz-Regeln. Landsberg am Lech: ecomed Sicherheit 2016. 112 Seiten; Softcover; ISBN 978-3-609-69797-0; 14,8 x 21,0 cm; EUR 19,99.-