Feuerwehr im Einsatz

Schwarze Maske, schweres Schnaufen und dann dieser eine, ikonische Satz: „Ich bin Dein Vater, Luke!“ Schwarze Maske, schweres Schnaufen, schwitzende Gesichter und garantiert jede(r) Feuerwehrangehörende zitiert mindestens einmal in jedem Atemschutztraining diese Sternstunde der Popkulturgeschichte. Als bekennender Trekki fällt es mir natürlich sehr schwer, das niederzuschreiben und noch schwerer fällt es mir zuzugeben, diese Aussage selbst immer wieder auszusprechen – natürlich nur inkognito unter der schwarzen Maske. (Mr. Worf schaut schon ganz grimmig und schärft sein Bat’leth).

„Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis ..“

Weshalb dieser Vergleich? Nun, der 4. Mai ist „Star Wars Day“[1], ein inoffizieller Ehrentag, den man zum Gedenken an die Star Wars-Filme einführte. Vermutlich spielten Marketing und Merchandising eine nicht unwichtige Rolle beim Launch dieses Tages. Im Englischen klingt die Aussprache des Datums „May the 4th“ sehr dem wohl populärsten Satz aus dem Weltraummärchen: „May the force be with you“.

Sind wir nicht alle ein bisschen Jedi?

Jetzt mal ehrlich. Steckt nicht in jedem Feuerwehrangehörenden (FA) ein bisschen Jedi?

Der Jedi setzt sich immer für das Gute ein, im Zweifel kämpft er als Ultima Ratio hierfür. Seine Macht setzt der Jedi grundsätzlich nur zum Schutz anderer ein. Feuerwehrangehörende helfen allen in Not geratenen Menschen, uneigennützig und unabhängig von Ansehen, Herkunft, Geschlecht oder sonstiger Orientierung.[2] Jeder erhält Hilfe, auch unter Einsatz des eigenen Lebens. Seine Einsatzmittel (seine Macht) nutzen FA nur zu diesem Zweck.

Jedi stehen über ihren eigenen Gefühlen, sie lassen nicht zu, dass Gefühle ihr Handeln kontrollieren. Das heißt nicht, dass sie ihre Gefühle kontrollieren. Ähnlich wie Mr. Spock (ja, Star Trek!) entscheiden Jedi folglich objektiv. Jedi betrachten jede Situation objektiv und folgen ihren Pflichten, ohne sich von persönlichen Ansichten und Gefühlen zu korrumpieren. Und der FA? Dieser hat zwar Gefühle, Empfindungen, verrichtet seine Arbeit ohne sich hiervon leiten zu lassen. Analog dem Jedi-Kodex, handelt der FA auf Basis seiner Dienstvorschriften und Einsatzregeln. Einsatzsituationen erfahren eine objektive Analyse, ohne Vorverurteilungen und ohne Ansehen der involvierten Personen. Es zählen Fakten, allenfalls auf Wissen basierenden Annahmen und Vermutungen.

Die Stärke der Jedi basiert auf den drei Säulen Disziplin, Wissen und der Macht. Feuerwehr ist ohne Disziplin nicht möglich. Ohne Wissen sind komplexe Einsatzlagen nicht beherrschbar. Und die Macht? Sieht man von den Einsatzmitteln ab, lässt sich argumentieren, dass die Macht im Sinne des Chi/Qi eine Energie in Form des Willens anderen zu helfen ist. Wer nicht helfen will, geht in der Regel nicht zu einer Hilfsorganisation.

Die Jedi haben sich der Macht und dem Orden verpflichtet. Damit sie ihrer Beschäftigung und ihren Pflichten nachkommen können, halten sie sich möglichst immer in der Nähe des Jedi-Tempels auf. Angehörende der Feuerwehr arbeiten auf Wachen (Tempel) oder finden sich innerhalb kurzer Zeit dort ein (Alarmierung). Wobei das Wort Tempel für so manchen Floriansjünger wörtlich zu nehmen ist.

Florian, der erste Jedi?

Der 4. Mai war (oder ist) ebenso Florianstag. Florian, der Schutzpatron der Feuerwehrangehörenden, bekommt Eigenschaften zugeschrieben, die dem des Jedi nicht unähnlich sind. Unerschrocken stellte er sich der Gefahr in den Weg und trat für das Gute ein, bereit dafür den Tod in Kauf zu nehmen. St. Florian avancierte in der christlichen Heiligenverehrung zu einer Art Beschützer vor Katastrophen und Unfällen. Nicht von ungefähr bedeutet Florian im Lateinischen „der Mächtige“. Die Midi-Chlorianer bzw. das Chi lassen grüßen. Vieles ist Legendenbildung und hält kritischer historischer Überprüfung natürlich nicht stand. Eine interessante Geschichte ist es auf jeden Fall.[3]

Da war doch noch was!

Zugleich ist der 4. Mai der „Internationale Tag der Feuerwehrleute“. Wer jetzt sagt, Moment mal, der 4. Mai war doch bisher immer der Florianstag, richtig, jedoch entschloss man sich 1998 den Tag umzuwidmen – und bis heute wissen das auch viele Angehörende der Feuerwehr nicht.

Tragischer Flammentod

Nachdem am 2. Dezember 1998 fünf Feuerwehrleute unter tragischen Umständen in einem Lauffeuer im australischen Linton, Region Victoria ums Leben kamen, entschloss man sich den Tag des heiligen St. Florian zu einem Gedenktag für alle Feuerwehrleute zu machen. Die Intention ist das Ehren und Anerkennen der Verstorbenen und der aktiven Einsatzkräfte, aber auch das Unterstützen der Hinterbliebenen und der Hinweise auf die Notwendigkeit von Trainings- und Ausbildungsmöglichkeiten.

Was passierte am 2. Dezember 1998 in Linton? Die Einsatzkräfte brachten den Brand nicht unter Kontrolle, weshalb Verstärkung angefordert wurde. Eine diese Einheiten war die Geelong West Fire Brigade, für die sich u.a. Garry Vredeveldt, Chris Evans, Stuart Davidson, Jason Thomas und Matthew Armstrong auf den Weg nach Linton machten. Leider gerieten die vier mit ihrem Fahrzeug in die Flammen und verbrannten.

Kurz darauf initiierte der australische Feuerwehrangehörige JJ Edmondson am 4. Januar 1999 eine E-Mail-Kampagne, um diesen Tag einzuführen. Im Gegensatz zum angelsächsischen Sprachraum nimmt man den Tag in Deutschland kaum wahr, denn in Amerika gibt es mit www.firefightersday.org eine eigene Webseite, die sich mit diesem Ehren auseinandersetzt.

May the Force be with you

So schließt sich der Kreis: Von den ikonischen Helden aus der weit entfernten Galaxis über das transzendente Wirken eines christlichen Heiligen bis zum immanenten und konkreten Wirken der Helfenden in den Hilfsorganisationen der Gegenwart. Möge die Macht mit euch sein.


[1] Mit dem 25. Mai gibt es noch einen 2. Star Wars Day: Der Stadtrat von Los Angeles hat den 25. Mai 2007 zu Ehren des 30. Geburtstags von Star Wars zum Star Wars Day erklärt. Der 25. Mai 1977 war der Tag, an dem der erste Star Wars Film in den USA seine Kinopremiere hatte. Am selben Tag wird auch der Geek Pride Day gefeiert. (Wikipedia)

[2] Zum Thema Werte in der Feuerwehr vgl. Stefan Cimander: Fahnen, Fanfaren und Feuerwehr. In: Feuerwehr Weblog vom 10. April 2018, zuletzt abgerufen am 03. Mai 2019. https://www.feuerwehr-weblog.org/2018/04/10/fahnen-fanfaren-und-feuerwehr/

[3] Hierzu ausführlich siehe Stefan Cimander: „Verschon mein Haus, Zünd andre an!“ in: Feuerwehr Weblog vom 04. Mai 2014, zuletzt abgerufen am 03. Mai 2019. https://www.feuerwehr-weblog.org/2014/05/04/verschon-mein-haus-zuend-andre-an/