Feuerkrebs – ein Versuch Grundkenntnisse zu vermitteln

Teamwork bei der Feuerwehr

Mein Aprilscherz[i] 2019 waren selbst ausgedachte Neuerungen zur G26.3, die nun die Krebsvorsorge mit Austastung von Enddarm (bei allen) und Achsellymphknoten bei der Frau beinhalten sollte. Das ist ein ernstes Thema. Schnell spalteten sich die Meinungen und es hagelte Kritik: keine Aprilscherze zu ernsten Themen. Wunschwunderwuzzis ja (mind. HLF 20 aufwärts), aber wegen meines ernsten Themas müssten Diskussionen dazu gelöscht werden. Was für eine Reichweite! Aber Klappe halten geht nicht, denn sonst könnte ich ja auch weiterhin Vollzeit im Krankenhaus arbeiten.

Vom Aufzeigen der Grenzen

Derzeit lese ich bei Facebook überall von Brexit und illegalen Autorennen. Letzten Sommer dominierte das Schlagwort „Vegetationsbrand“. Im Kopf bleiben Bilder von entblößten Haspeln und kilometerlangen Wasserversorgungsstrecken, schwitzenden Feuerwehrangehörigen und Imbisswagen mit eigenem Funkrufnamen. Ganzen Alarmbereichen wurden ihre Grenzen aufgezeigt, fast jede Feuerwehr hat kennengelernt, was in Berlin täglich auf der Tagesordnung steht. Und dann haben wir im Sommer auch noch Schweden gerettet! Unsere Freiwilligen haben denen gezeigt, dass Feuerwehr ebenso funktioniert, wenn diese nicht für ihre Tätigkeit bezahlt werden. Wer auf Elternzeit und Urlaub verzichtet, der kann auch mal ein Feuer ausmachen. Doch sind die Kinder zu Hause alleine und unbeobachtet, spielen sie mit dem Feuer. Dann entfacht das hauptamtliche Kompetenzteam Landesverteidigung die Mutter aller deutschen Vegetationsbrände 2018 selbst. So hatten wir ebenfalls unser Charakterfeuer mit ausreichend Zeitungsmeldungen. Nur ohne Schwedinnen und mit mehr Einsatzkräften in Blau.

Agenda in den Social Media

Wenigstens wussten wir, dass nach einem warmen Sommer aufgrund des Klimawandels nicht mehr mit Schnee im Winter zu rechnen ist und sich die bayerischen Wehren zum Jahresausklang entspannen können. Eine Stummschaltung für „Vegetationsbrand“ und „Schneechaos“ in den Social Media hätte mich einiges verpassen lassen, es wäre wohl nur Feuerkrebs geblieben.

Helden sterben nicht still

Und damit sind wir bei meinem Thema, denn das Gesundheitszeugs ist ja mein Ding.

Vom schnellen Herztod[ii] aus dem letzten Blogpost rüber zum Krebs. Schleichend, still, abgeschieden in der dunklen Kammer, Untersuchungen in ungenannte Körperhöhlen, viele kleine leise Schritte. Das ist Krebs. Nicht der eine Tritt ins Gemächt, voll auf die Neun und Knock-out. Herzstillstand ist auch für die jungen Feuerwehrangehörigen spannend, quasi ein Männerding. Krebs und krebserregende Substanzen sind viel zu weit weg und ohne Relevanz; Einsatzhygiene, Ordnung, ständiges diskutieren und keinen richtigen Plan dazu – machen wir’s zur Frauensache. Und außerdem für uns Alten wie mich ein Reiz- oder Angstthema.

Der Krieg gegen den Terror

Wisst Ihr, wovon ich rede? Hat sich jemand von euch einmal die Mühe gemacht, Krebs überhaupt zu erklären oder erklären zu lassen? Krebs ist Krieg und Terror.

Mein Augenöffner im Studium war die Gewebekunde, genannt Histologie: Da kann man doch tatsächlich mit einer Hohlnadel tief in den Menschen hinein stechen, das Zeug an der Nadelspitze unter das Mikroskop legen und anhand der ausgestochenen Zellen erkennen, ob man in das Herz, Harnleiter, Leber, Bauchspeicheldrüse oder (was weiß ich welchen) Darmabschnitt hineingestochen hat. Das sieht alles anders aus, das sind alles unterschiedlich aussehende Zellen unter dem Mikroskop. Und dazu das Muster ihrer Anordnung, alles hat sein eigenes Aussehen, das alles haben wir als Studenten auswendig gelernt. Die ersten Medizinsemester haben durchaus den Charakter von Memory: Anschauen und Merken, wo es liegt – und natürlich von Russisch Roulette, würde man Studenten wild mit einer Biopsie Nadel in der Nähe lebenswichtiger Organe herumstechen lassen.

Grundlagen der Zellentartung

Allen lebenden Zellen ist gleich: Jede Körperzelle hat zwei ureigene Aufträge, einer ist, in dem Organ zu bleiben, wo sie hingehört, seinem Heimatort. Der zweite ist, sich nicht unkontrolliert zu vermehren.

Klingt wie ein Lieblingsthema der AfD oder des amerikanischen Präsidenten: Allen ist vorzuschreiben, dort zu bleiben, wo sie gewachsen sind und nicht ständig Nachkommen zu produzieren. „Das unkontrollierte Umherwandern und Ansiedelung ist der Krebs unserer Gesellschaft“ – lässt sich gut in einer politischen Rede unterbringen. Dabei wächst automatisch ein schwarzer Schnauzbart, die Körpergröße schrumpft und die Haare legen sich schmierig zu einem Seitenscheitel, bevor der Satz zu Ende gesprochen ist.

Der Körper ist wie ein geeintes Europa

Allerdings kann man die einzelnen Zellen gerade nicht mit den Menschen vergleichen, auch wenn ich es mache. Lebewesen funktionieren nur, wenn ein freundschaftlicher Austausch und Gemeinsamkeit des Gesamtorganismus besteht. Wie in einem einigen Europa besitzt in der Organgemeinschaft des Körpers jeder seine Funktion in der Zusammenarbeit. Da gibt es lebenswichtige Mitspieler, ohne die nichts geht:

Deutschland wäre vielleicht die Leber, ein großes, schweres Organ, produziert manchmal grüne Galle im Überfluss, am Ende seiner Lebenszeit wird ein Blutkörperchen dort von Rot in braunen Stuhl verwandelt. Frankreich entspräche vielleicht den lebenswichtigen Nieren, großer Wasserproduzent, bei Ausfall durch Dialyse nicht wirklich ersetzbar und England wäre die Milz. Wenn diese verletzt wurde und nicht heilen will, muss man sie wohl oder übel entfernen. Andere übernehmen die Funktion, eine Narbe bleibt tief im Inneren.

So leben alle Zellen fröhlich miteinander in Pipi Langstrumpf Stimmung und jeder wohnt in seiner Villa Kunterbunt und bleibt dort. Es ist aber nicht so, dass alles ohne Polizei geht. Daran sparen Lebewesen weiß Gott nicht. Lebewesen sind eher gnadenlose Polizeistaaten. „Hier geht’s nicht durch!“ gilt für jeden, der auch nur ansatzweise fremd aussieht und keine Erlaubnis mit sich führt.

Der hauseigene Polizeistaat – unser Immunsystem

Stellen wir uns diesen Staat vor, da ist ein Mikroliter Blut wie die Stadt Berlin: vier Millionen rote Blutkörperchen als Einwohner. Ständig im Dienst kreisen in diesem Mikroliter vier- bis neuntausend Polizisten, weiße Blutkörperchen (Leukozyten), wenn alles ruhig ist. In Wirklichkeit hat Berlin ca. 17.000 Polizisten im Vollzugsdienst[iii], aber nicht ständig auf den Straßen.

Wenn Gefahr in Verzug ist, kann die eigene Körperpolizei locker innerhalb von Stunden auf die dreifache Menge gesteigert werden, rechnen wir mit 27.000 bei schweren Ereignissen wie der Kampf gegen Blinddarm oder Lungenentzündung. Alle 27.000 arbeiten dann in Vollzeit auf den Straßen, auch für mehrere Tage in diesem Mikroliter Blut. (Nur beim G7 Gipfel in Hamburg war es doppelt so viel Polizei).

Wer sich im Körper an falscher Stelle, d. h. im falschen Wohngebiet, aufhält, wird gnadenlos außer Funktion genommen und getötet. Eine Leberzelle gehört nicht in das Gehirn. Punkt. Hier und da schwimmen mal fremde, gesunde Zellen durch die Blutbahn, werden verschleppt und fortgespült. Kleiner Schlag auf die Leber: Hier und da spült es eine Zelle in den Blutstrom fort. In einem gesunden Körper ist das ohne Gefahr. So etwas erledigt die Körperpolizei quasi auf dem Weg zum morgendlichen Brötchenholen. Außerdem sind gesunde Körperzellen auch noch so nett und stellen sich dem Fahndungsbüro selbst zur Festnahme vor. Alle haben nur ihr gutes Gewissen und keine Hintergedanken. Gruppenlächeln wie bei Pipi Langstrumpf. Eine nette Zelle macht so etwas nicht. Die kennt ihren ureigenen Auftrag und der lautete ja „Bleib da, wo Du hingehörst und vermehre Dich nicht unkontrolliert.“ Also stellt sie sich zur Abschaltung vor, wenn sie in einem falschen Viertel landet.

Die Eigenschaften der bösen Zelle

Eine Zelle, die sich verstellt und etwas anderes vortäuscht, die ist entartet. Bähm! Hier haben wir das erst mal den Krebs. Da wohnt am Ende vom (Dick-)Darmviertel in einer Wohnung jemand und kommt auf radikale Ideen und vergisst dabei Punkt 2. „Vermehre Dich nicht unkontrolliert!

Zuerst lokales Wachstum …

Rein optisch / äußerlich hat es die Fahndung bei solchen Zellen noch sehr schwer: keine Auffälligkeiten auf dem ersten Blick. Schnell ist die Wohnung aber voll mit radikalisierten Zelltypen – alles Klone vom ersten Idioten. Die finden ja natürlich keinen Platz mehr und strömen hinaus in das Viertel.

Das Herausströmen alleine ist natürlich für die Polizei kein Grund, da einzugreifen. Ein Hin und Her an der Haustür, alles noch im Rahmen dessen, in dem auch im wirklichen Leben die Polizeiarbeit kaum eine Chance der Gefahrenerkennung besitzt. So eine entartete, mutierte Zelle offenbart auch nicht ihr dunkles Inneres, das geschieht nur durch spätere Taten. Das ist der 1. Punkt: Krebszellen wachsen jetzt noch lokal, aber unkontrolliert.

… dann Ausbreitung

Wird es zu eng in der kleinen Wohnung im Darmviertel, findet sich hoffentlich schnell etwas Neues. Am besten da, wo man fast die gleiche Sprache spricht, sich optisch ähnelt und nicht gleich alle auf einen schauen, als wenn man z. B. preußentypisch in Bayern „Brötchen“ kaufen geht. Vom tastbaren Knoten in der Darmschleimhaut oder den Hoden wollen die radikalen Idioten sich jetzt weiter ausbreiten. (Tastbarer Knoten heißt auch Widerstand oder Schwellung bzw. Tumor).

So siedeln sich Darmkrebsterrorzellen gerne im nächsten Nachbarviertel in der Leber oder in einem Gebiet mit gutem Baugrund – dem Knochen – an. Ähnliches Aussehen, ähnliche Sprache und ähnliches Auftreten, da hat es die Routinefahndung bei solchen Zellähnlichkeiten sehr schwer.

Genau das passiert: Wenn sich Zellhaufen bilden, der Platz eng, der Tumor größer wird, dann werden die unkontrolliert wachsenden Zellen fortgeschwemmt und wachsen anderswo weiter. Dort, wo es gut passt. Das ist der 2. Punkt der bösartigen Eigenschaften von Krebszellen – Ausbreitung über Grenzen.

Was sind Metastasen?

Fernes Wachstum heißt Metastasierung und solche ursprungsfernen Zellhaufen heißen Metastasen. Jetzt wächst also die radikal entartete Zelle mit ihrer neuen Grundidee des Umherziehens und unkontrollierten Vermehrens irgendwo in einem Nachbarorgan und tut nur noch das, wozu sie nie geschaffen wurde. Trotzdem ist sie immer noch eine Zelle des Organismus, eine Zelle des eigenen Körpers. Allerdings mit neuen, radikalen und todbringenden Ideen auf dem Weg zum Weltuntergang. Wo bleibt die Polizei?

Die Lymphknoten

Lymphknoten haben den Charakter von Polizeistationen einer Diktatur inklusive Tötungsmaschinerie. Sie sind verantwortlich für einen Stadtteil (Organabschnitt). Alles, was auf langsamen Fußwegen den Stadtteil verlässt, geht durch diesen Lymphknoten und wird kontrolliert.

Körpereigene Sondereinheiten

Jeder Polizist, der der weißen Blutkörperchenuntereinheit „Lymphozyten“ angehört, verschleppt zum Verhör seine Verdächtigen in die Lymphknoten. Dort wird genauestens geschaut und verhört. Diktaturen kennen wir zur Genüge aus der Geschichte, nach diesen Methoden wird im Lymphknoten verhört. Genauso werden die radikalisierten Krebszellen auf den Straßen aufgegriffen und in ihre lokale Polizeistation verschleppt und dort erkennungsdienstlich behandelt. Allerdings wie in einer Diktatur – und nicht ohne Gegenwehr.

Wenn der Kampf tobt

Wenn es also zum ständigen Todeskampf in einer Polizeistation kommt, dort ständig Rauch aufsteigt und dem Gebäude dieser tägliche Kampf anzusehen ist, dann sollte der friedliche Fußgänger und Tourist gewarnt sein, dass in diesem Staat etwas nicht stimmt. Einem Lymphknoten sieht man es dadurch an, dass er stark vergrößert ist. Da ist dann was im Busch. Und viele Brustkrebse werden nur entdeckt, weil Frauen bei der Körperpflege etwas bemerken: nämlich geschwollene Lymphknoten in den Achseln. Dorthin wird täglich der Inhalt des Brustdrüsengewebes gespült. Haben Terrorzellen (oder Krebszellen) in der Brust sich vermehrt und gesammelt und werden diese Attentäter einzeln ausgespült und von Polizisten verhaftet, landen sie automatisch in den nahen Polizeistationen in den Achseln. Dort schwillt jeder kämpfende Lymphknoten an.

Der Entstehungsort, die Terrorzelle, die Terroristenwohnung und ihr Straßenname mögen schwierig zu finden sein – brennende Polizeistationen sind aber ein Warnzeichen!

Die Warnsignale erkennen

Ein dauerhaft geschwollener Lymphknoten ist bis zur Abklärung ein Warnsignal! Am Hals können sie bestenfalls auf eine chronische Zahneiterung schließen, leider ist auch Krebs durchaus möglich. Zur Beruhigung sei gesagt, dass die gesunden Lymphknoten am Hals, die prominent auf dem Kopfwendemuskel sitzen, in ihrer linsengroßen Form bei fast jedem gut zu ertasten sind. Ebenso in der Leiste, dort fühlen sie sich teils wie versteckte Smarties an.

Lymphknoten sind Rauchmelder

Da ich jetzt dreimal die geschwollenen Lymphknoten erwähnt habe, muss da ja was dran sein. Das Lymphknotensignal ist die letzte Lebensversicherung, die ich habe. Ein Rauchmelder mit der Lautstärke einer alten Casio Armbanduhr. Dieser klitzekleine Strohhalm, an den ich mich klammern kann, wenn mancher Krebs doch noch frühzeitig von mir erkannt werden soll. Lymphknoten ist in diesem Sinne frühzeitig – manchmal aber doch schon zu spät.

Die Katastrophe droht

Ist die Hürde „Lymphknoten“ überwunden und der Terror kommt in einem neuen Organ an, dann geht auch dieser Stadtteil unrettbar vor die Hunde. Dann wird die Leber mit entarteten Zellen der Darmschleimhaut besiedelt, Brustdrüsenzellen wachsen im Oberarmknochen, Lungenzellen im Gehirn. Wohl dem, der vor dieser Stufe die Warnsignale frühzeitig erkannt hat, dass es gar nicht so weit kam. Lymphknoten ist schon schlimm genug. Ein befallenes Nachbarorgan die Katastrophe.

Einige Möglichkeiten der Behandlung bei Krebs

Herausschneiden

In der Anfangsphase, wenn die Nachbarn radikalisieren, reicht es, die entartete Bande einfach loszuwerden. Kündigung durch die Eigentümergemeinschaft, Räumung der Wohnung mit Hautstanze und Skalpell. Nichts anderes machen die Hautärzte heute. Sauberes Herausschneiden von verdächtigen Muttermalen, den Krebs bestenfalls in der Anfangsphase vor der Ausbreitung seiner radikalen Ideen herausschmeißen. Dann herrschen wieder Ruhe und Ordnung und der Hausfrieden kehrt zurück. Regelmäßige Nachschau in den Nachbarhäusern inklusive. Man ist sich ja doch nicht sicher, mit wem der radikale Hassprediger nicht schon gesprochen hat und was da schlummert. Einmal den 11. September erlebt, macht der Anblick von Polizei auf Flughäfen glücklich.

Die schwedischen Kinder mit Sarkomen (entartete Knochenzellen) aus meiner Zeit an der Universität, bleiben mir ewig in Erinnerung. Auch hier ist Herausschneiden die einzige adäquate Therapie. Das Amputieren des befallenen Beins oder die Entfernung einer Beckenhälfte. Furchtbar. Alles andere als großflächig herausschneiden hat statistisch bewiesen keinen Nutzen. Da tat in der einen Woche nur das Knie weh, zehn Tage später humpelt ein 10-jähriges, oberschenkelamputiertes Kind über die Station und hat dennoch eine schlechte Prognose zum Thema „erwachsen werden“. Oft kommt der Krebs wieder, manche sterben doch nach ein paar Jahren.

Chemotherapie

Man könnte auch das Trinkwasser vergiften, also mit einer Chemotherapie das Blut ungenießbar machen. Das betrifft natürlich das ganze Viertel, aber es besteht oftmals die Hoffnung, dass die so aktiven Radikalen mehr trinken als die anderen Mieter. Bei den vielen Hassreden hat man ja auch einen trockenen Mund. Was ist da naheliegender, als ein Glas vergiftetes, klares Wasser. Daumen drücken, dass nicht zu viele Nachbarn sich in den nächsten Wochen auf dem Friedhof treffen und dort verbleiben. Ein gewisser Schwund für die gesunden Zellen ist bei der Chemotherapie allerdings einzuplanen.

Der schwarze Hautkrebs

Nebenbei bemerkt solltet Ihr auch für diesen Sommer wissen, dass der schnell wachsende, schwarze Hautkrebs gerade kein Wassertrinker ist. Es wurde noch kein Gift, keine Chemotherapie gefunden, welche man diesen Zellen unterschummeln kann. Zumindest nicht ohne Katastrophe für die gesamte Trinkwasserversorgung und den gesunden Körper. Umso wichtiger, frühzeitig zu planen, wie man sich vor solchen radikalen Gesellen schützt. Lichtschutz ist Schutz vor Hautkrebs!

Bestrahlung – Radiation

Falls das chirurgische Messer nicht an das Organ kommt, könnte Bestrahlung noch Erfolge bringen. Auf den Millimeter genau über verschiedene Winkel enorm starke Röntgenstrahlen so kombinieren und bündeln, dass der Klumpen aus wachsenden Krebszellen einfach weggebrutzelt wird. Schlicht getötet, den Zeltschutt muss der Körper entsorgen. Jeder gute amerikanische Actionfilm muss mindestens eine Erwägung der Eradikation mittels Atombomben beinhalten. Gleiches Prinzip.

Was wir jetzt wissen

Krebszellen sind eigene, entartete Mitbürger. Optisch nur schwer zu unterscheiden. Vermehren sich ungehemmt und suchen nach neuen Möglichkeiten der Ansiedelung. Jede der Therapien ist eine Belastung für den Körper.

Warum jetzt Feuerkrebs? Warum treibe ich mich auf der Live 2019[iv] herum und lausche interessiert Atemschutzunfaelle.eu?

Wir kennen einige dieser Stoffe, die Hassprediger erzeugen und die friedliche Gesinnung der Zellen zum Terrorismus der Krebszellen umwandeln!

Der Hassprediger: PAK

Bei unserer Feuerwehrtätigkeit verschmutzen wir uns mit Produkten, die bei einem Brand entstehen. Ein Feuer heute ist nicht mehr das Feuer von vor 20 Jahren. Heute ist es noch giftiger. Deutlich in den Fokus rücken die PAK! Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Das sind Moleküle aus einer Serie von Benzolringen. Benzol kennen wir – ist gefährlich. Ich als Chemiedummy sage nun, noch mehr davon unkontrolliert zusammengebracht, ist noch gefährlicher.

Dieses Dreckszeugs ist im Brandraum bei der hohen Temperatur gasförmig und legt sich auf die Einsatzkleidung ab, wenn der Brandraum abkühlt und wird fest. Was macht der Feuerwehrangehörige (FA) auch sonst im Innenangriff, als die Temperatur im Raum zu kühlen? Der FA erntet damit ganz prima feste PAK auf seiner Einsatzkleidung. (Die FA natürlich auch).

Umgewandelt von Gas zu einem schmierigen Feststoff kann ich die PAK doch … abspülen mit Wasser? Das Zeugs ist fettlöslich und das Wasser an der Einsatzstelle kalt. Es klebt erst einmal auf allem, was im Brandraum war.

Der Weg ins Körperinnere

Jetzt denken wir uns noch schnell den Weg in das Körperinnere: Wo haben wir am Menschen eine Menge warmes Fett? Genau! An den Händen und der Haut. Wer Kinderhände auf frisch geputzten Terrassentüren kennt, der weiß das.

Von der Hand in den Mund …

Die fettige, warme Haut löst bei Kontakt die PAK an, damit ist der Übergang in den Organismus geschafft. Schulterklopfen, in den Arm nehmen. Was man so mit seinen Freunden am Einsatzort macht. Die verschmutzte Hand geht weiter in den Mund. Indem ich Einsatzverpflegung einschiebe, pule Fleischreste der Notverpflegung aus den Zähnen, Bonbon, Kaugummi. Einfach mal die Menschen beobachten. Wer schaut da schon auf schwarze Fingerkuppen, wenn gerade eine Wohnung gebrannt hat?

Und alles, was in den Mund gelangt, wird auch aufgenommen und ist quasi drinnen im Organismus. Einmal vom Mund im Darm angekommen, nehmen fettlösliche Substanzen den Weg jeder Curry Pommes.

… oder über das Körper-ÖPNV

Der andere Weg wäre die Durchwanderung der Haut, von der Oberfläche der Stirn spielt das die Haut versorgende Blut öffentlicher Nahverkehr und trägt die PAK auf eine lange Reise durch den gesamten Organismus. So mancher im Ruhrgebiet würde über dieses Angebot vor Freude weinen. Ist das wirklich effektiv? Wer einen Allergiker gesehen hat, der etwas Hautkontakt mit seinem Allergen hatte und Minuten später war der ganze Körper geschwollen, der stimmt mir zu: „Auf der Haut“ ist alles andere als weit weg vom Rest des Organismus.

Zwang zur Hautfarbentrennung

Dies ist die einzige Art von Hautfarbentrennung, die Sinn macht: Wer im Einsatz schwarz geworden ist, darf im Bus nicht bei den anderen sitzen und Kontakt zu ihnen haben.

Ausziehen, ohne die Haut zu berühren!

Das ist jetzt keine erotische Wochenendaufgabe, das ist schlicht ein Hauptpunkt, den ich aus den sehr guten Vorträgen der Live 2019 mitgenommen habe: Wir sind zu doof, uns mal eben korrekt nackig zu machen und ohne Kontamination die Einsatzkleidung auszuziehen. Habt Ihr das wirklich einmal mit Farbpulver geübt, ohne Kontakt die Einsatzkleidung abzubekommen? Wie lange bleibt die Maske aufgesetzt? Bis zuletzt? Erschöpfungskollaps vorprogrammiert. Du willst endlich einen Hieb frische, kühle Luft und alle tanzen um Dich herum.

Langsam machen

Während die Flasche „Restdruck“ pfeift, geht es nur: „Langsam, langsam, ah, die Ohren, oh nee, im Nacken vorsichtig, nicht das Shirt aus der Hose, das Handwerkerdekolleté ist frei, nein, Vorsicht, Kontamination, also ich ziehe hier, hörst Du mich? Den Arm da raus, langsam, kommst Du aus den Stiefeln? Die sind aber eng!“ Und das Gehirn schreit nur „Luft! Luft! Luft!“

Nichts Verschleppen

Und trotzdem ist dieses Gewurschtel unsere Lebensversicherung. Und nicht nur unsere! Alles was die Belasteten auf ihrer Einsatzkleidung verschleppen, landet überall auf und in den anderen Kameradinnen und Kameraden. 15-jährige aus der Jugendfeuerwehr machen so schon ihre ersten Begegnungen. Auf den Sitzbänken der Fahrzeuge, in den Umkleiden, beim Begrüßen der erfolgreichen Helden nach der Rückkehr aus dem Einsatz. Und wollt Ihr wirklich den Kindern aus der Kindergruppe dieses Zeugs ins Gesicht schmieren? In ihre kleinen, hochaktiven Wachstumsfabriken mit zig hochaktiven Zellen? Das ist kein Rassismus – das ist Schutz der anderen, wenn ich die Schwarzen aus dem Einsatz gerade nicht mehr umherlaufen lasse, sondern sie entkleide und sie duschen müssen und nur in frischen Sportanzügen akzeptiert sind.

Sorgt dafür, dass wir Körperzellen nicht den Stoff geben, der sie zu Hasspredigern namens Krebszellen macht!

Denkt nach!

Macht euch einmal 10 Minuten Gedanken, wie das Schwarze bis zu Euch nach Hause kommen kann. Trennt euch davon. Weiß und sauber ist das neue „Die können was“ in der Feuerwehr. Übt das Entkleiden, schaut euch Videos an, besorgt Kleidertüten und Trainingsanzüge. Bestenfalls einen Umkleide-3,5t Sprinter statt Imbissbuden-GW.

Alles gegen eine ansteigende Gefahr. Alles gegen den Krebs – aber für: www.Feuerkrebs.de!

Konzepte gibt es, Wissen gibt es, Techniken gibt es. Bildet euch auch dort weiter. Was jetzt schon in uns schlummert, kann niemand sagen, es soll aber nicht noch mehr werden.

Wenn das Feuer sich in den letzten 20 Jahren so verändert hat – dann tun wir das auch.

Sorry für den langen Text. Bleibt gesund. I’ll be back.

Über den Autor

Dr. Frank Eisenblätter, Jahrgang 1971, ist Arzt und Notfallmediziner mit Leidenschaft. Begonnen in der Blaulichtfamilie 1992 als Rettungshelfer im Zivildienst, vor dem Studium die Ausbildung zum Rettungsassistenten gemacht. Seit 2007 auch als Aktiver in der Feuerwehr und Feuerwehrarzt. Zuletzt 7 Jahre bei Göteborg in Schweden gelebt, dort die letzten Jahre im Trauma Team der Universitätsklinik unfallchirurgisch gearbeitet. Seit Sommer 2017 wieder in Deutschland.

Endnoten

[i] Frank Eisenblätter: Aktuelle Neuerungen G26.3, in: Feuerwehr Weblog vom 01. April 2019, zuletzt abgerufen am 23.04.2019 https://www.feuerwehr-weblog.org/2019/04/01/aktuelle-neuerungen-g26-3/

[ii] Frank Eisenblätter: Mir liegt da was am Herzen, in: Feuerwehr Weblog vom 05.06.2018, zuletzt abgerufen am 23.04.2019 https://www.feuerwehr-weblog.org/2018/06/05/mir-liegt-da-was-am-herzen/

[iii] Quelle: Stadt Berlin https://www.berlin.de/polizei/dienststellen/

[iv] Kongress: Atemschutzunfaelle.eu – LIVE – 13. April 2019 – Coburg https://events.atemschutzunfaelle.eu/

Links

Zum Thema korrektes Ausziehen sei an dieser Stelle auf einen Artikel aus dem FWNetz verwiesen (Abschnitt am Ende des Textes mit der Überschrift “
Die Schutzausrüstung korrekt ausziehen“):

Stefan Cimander: Der größte Feind im Innenangriff ist das eigene Unwissen, in FWnetz.de vom 26.08.2008, zuletzt abgerufen am 23.04.2019 https://www.fwnetz.de/2008/08/26/der-groste-feind-im-innenangriff-ist-das-eigene-unwissen/