Noch ein Nachtrag zum Thema WaldbrĂ€nde (Abnormal ist das neue Normal; Einen FuĂ immer im Schwarzen halten; @fire OSIRAS-Konzept; Waldbrandgefahr hat global zugenommen): Wissenschaftler des Karlsruher Instituts fĂŒr Technologie (KIT), der schwedischen UniversitĂ€t Lund sowie des amerikanischen National Center for Atmospheric Research in Colorado konnten nachweisen, dass der Einfluss der demografischen Entwicklung auf Feuer in Ăkosystemen genauso stark wie der des Klimawandels ist. Einfach ausgedrĂŒckt: Je mehr Mensch, desto weniger Feuer. More →
Panorama
Die Roboter kommen – fast

Feuer-Roboter. Bild: Engineering Centre of Fire Robots Technology
Es klingt spektakulĂ€r, ja innovativ, futuristisch, wenn es heiĂt, dass Feuerwehrroboter das Stadion des russischen FuĂballklubs Zenit St. Petersburg schĂŒtzen. Dahinter steht jedoch ein neuartiges BrandunterdrĂŒckungssystem, bei dem keineswegs SchlĂ€uche schleppende Androiden zum Einsatz kommen, sondern eher âintelligente Strahlrohreâ das zielgerichtete Löschen ĂŒbernehmen, wie ein Artikel auf hemmingfire.com beschreibt.
Ein im sichtbaren und infraroten Licht arbeitender Sensor am Kopf der Vorrichtung detektiert den Brand und dessen Koordinaten. AnschlieĂend leitet die Automatik die BrandbekĂ€mpfungsmaĂnahmen eine. Hierzu kann das intelligente Strahlrohr zwischen einer Durchflussrate von acht bis achtzig Litern pro Sekunde, Voll- oder SprĂŒhstrahl und dem Abstrahlwinkel wĂ€hlen. Doch nicht nur in FuĂballstadien findet die Entwicklung Einsatz, sondern auch in militĂ€rischen Einrichtungen, in HĂ€fen, in der Luft- und Raumfahrt, Konzerthallen, LagerhĂ€usern und auf AusstellungsflĂ€chen.
Die Vorteile, so der Hersteller, gegenĂŒber traditionellen Sprinklersystemen liegen auf der Hand: das Löschmittel kann zielgenau aufgebracht werden; der Löschmittelfluss ist  lang anhaltend ĂŒber lange Strecke. EntstehungsbrĂ€nde sollen auf diese Weise schneller gelöscht sein. Die BrandbekĂ€mpfung wird nach Verlöschen des Brandes automatisch eingestellt. [hemmingfire.com | firerobots.ru | Fachbeitrag in deutscher Sprache]
Abnormal ist das neue Normal

Vegetationsbrand. Bild: Bert Knottenbeld/flickr (CC BY-SA 2.0)
Nach Messungen von NASA und der Weltorganisation fĂŒr Meteorologie (WMO) fallen die WĂ€rmerekorde nun jĂ€hrlich: So gilt das FrĂŒhjahr 2016 als das wĂ€rmste der Geschichte. Weiter hĂ€uften sich Extremwetterlagen und auch die CO2-Konzentration erreichte neue Rekordwerte. More →
Die gefÀhrlichsten Chemikalien der Welt
Die Arbeit in der Feuerwehr ist Physik und Chemie in der praktischen Anwendung, auch wenn Feuerwehrangehörige dies vielleicht so nicht wahrnehmen. Das Chemische beschrĂ€nkt sich also nicht nur auf die Gefahrgut- und UmweltschutzzĂŒge. Dennoch gibt es Chemikalien, mit denen wollen auch die professionellen Brand- und UmweltgefahrenbekĂ€mpfer nicht unbedingt etwas zu tun haben. Auf Spektrum.de gibt es eine kleine Zusammenstellung der zehn gefĂ€hrlichsten Chemikalien der Welt, von Aflatoxin B1 ĂŒber Isocyanogentetraazid bis hin zu VX. [Spektrum.de]
G26 und der BMI
Wer kennt die leidige Diskussion nicht: Als AtemschutzgerĂ€tetrĂ€ger muss man sich spĂ€testens nach drei Jahren zur arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchung nach G26.3 einfinden und viele von uns kennen den Blick (und die Kommentare) des Arztes, nachdem das Gewicht gemessen wurde. Starres Festhalten an den Aussagen des BMIs ist dann angesagt â unabhĂ€ngig vom Fitness- und Körperzustand des Feuerwehrangehörigen. Im aktuellen Newsletter (Juni 2016) der HFUK Nord bin ich im Artikel âBelastung und Belastbarkeit von AtemschutzgerĂ€tetrĂ€gern. Praxistipps und wissenschaftlicher Hintergrund fĂŒr die Arbeitsmedizinische Bewertungâ ĂŒber folgende Aussage:
âEine Ergometrie ausschlieĂlich gemÀà des berufsgenossenschaftlichen Grundsatzes 26 (Atemschutz) durchzufĂŒhren und sich allein auf einen Zahlenwert fĂŒr Physical Working Capacity (PWC) oder Body-Mass-Index (BMI) zu berufen, reiche oftmals nicht aus, um die Eignung der Probanden fĂŒr die TĂ€tigkeit als AtemschutzgerĂ€tetrĂ€ger angemessen beurteilen zu können.â
Es bleibt zu hoffen, dass, wie im Artikel erwĂ€hnt, die Untersuchungsmethodik angepasst, aber gleichzeitig die Untersuchung auch konsequent durchgefĂŒhrt wird â wer objektiv nicht tauglich ist, der darf das âAâ auch nicht bekommen, auch wenn es der FF an Personal mangelt.
Brandstiftung im All
Das gröĂte, jemals von Menschen im Erdorbit erzeugte Feuer, brannte in der Nacht auf Dienstag an Bord eines zur Erde zurĂŒckkehrenden Orbital ATK Cygnus Raumfrachters. FahrlĂ€ssigkeit war dabei jedoch keineswegs im Spiel, denn das Feuer wurde bewusst gelegt, und zwar handelte sich um das SAFFIRE-I Experiment. Der Versuch soll klĂ€ren, wie Feststoffe in der Mikrogravitation (sehr geringe Gravitationswirkung der Erde auf Objekte im Erdorbit) brennen und wie sich der Brandverlauf entwickelt. More →
Lernpsychologie und zu schnelles Fahren
Eigentlich wollte ich mich zu dem Thema (âOffenburger Feuerwehrmann wird auf Weg zu Einsatz geblitzt â und muss Strafe zahlenâ) nicht Ă€uĂern, denn das wird ohnehin gerade totdiskutiert und mit Sachlichkeit kommt man in dieser emotionalen Kakofonie ohnehin nicht weit. Allerdings bin ich in den FUKnews 1/2016 (Link) â unabhĂ€ngig von obiger Sache â auf einen Leitbeitrag (âSicherer Ăbungs- und Schulungsdienstâ, S. 4-5) gestoĂen, dessen Implikationen man durchaus in die genannte Diskussion einstreuen sollte. Es geht im Grunde um Gefahrenwahrnehmung. Eine Studie fand heraus, dass der GroĂteil der UnfĂ€lle bei jenen TĂ€tigkeiten passiert, dessen Gefahren zuvor subjektiv unterschĂ€tzt wurden. Dies erklĂ€rt sich daraus, dass unsere GefahreneinschĂ€tzung durch Erfahrungen und LernvorgĂ€nge und deren Konsequenzen geprĂ€gt wird.
âWenn etwas Positives passiert, wir also z. B. fĂŒr eine Arbeit gelobt werden, ist es wahrscheinlich, dass wir das Verhalten wieder zeigen, und wenn etwas Negatives passiert, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir das Verhalten nicht mehr zeigen. Dies scheint klar zu sein. Was aber passiert, wenn wir etwas Positives nicht bekommen, obwohl wir es erwartet haben oder etwas Negatives nicht bekommen, obwohl wir damit hĂ€tten rechnen mĂŒssen? Im ersten Fall sinkt die Wahrscheinlichkeit fĂŒr unser Verhalten: Wir haben uns z. B. fĂŒr eine Arbeit angestrengt und erwarten ein Lob hierfĂŒr â es bleibt aber aus. Wir werden uns beim nĂ€chsten Mal eher nicht mehr so sehr anstrengen. Im zweiten Fall steigt die Wahrscheinlichkeit fĂŒr unser Verhalten:  Wir haben gegen eine Sicherheitsregel verstoĂen â sind z. B. zu schnell gefahren oder haben ohne PSA (Persönliche SchutzausrĂŒstung) gearbeitet. Eigentlich hĂ€tten wir hierfĂŒr eine Strafe erhalten mĂŒssen â sie bleibt aber aus. Wir werden beim nĂ€chsten Mal eher wieder zu schnell fahren oder ohne PSA arbeiten. Wir verstoĂen gegen eine Sicherheitsregel, es passiert aber nichts Negatives, sondern unser Verhalten ist erfolgreich. Dies âverstĂ€rktâ unser Verhalten, so dass wir es beim nĂ€chsten Mal genauso handhaben und beim ĂŒbernĂ€chsten Mal und beim ĂŒberĂŒbernĂ€chsten Mal usw. Letzten Endes fĂŒhrt dies dazu, dass wir die Situation bzw. TĂ€tigkeit fĂŒr ungefĂ€hrlich halten, und wir beginnen, uns weniger zu schĂŒtzen und der TĂ€tigkeit weniger Aufmerksamkeit zuzuwenden.â (âSicherer Ăbungs- und Schulungsdienstâ in FUKnews 1/2016,  S. 4-5)
Aber genau das ist doch die Sache im Fall des geblitzten Feuerwehrangehörigen: StraĂe gerade, augenscheinlich ĂŒbersichtlich, in der Vergangenheit nix passiert; Also schnell fahren und in falscher Sicherheit wiegen. Routine eben. Es geht aber nicht nur darum, schnell am Feuerwehrhaus zu sein. Es geht darum sicher zu fahren, selbst unverletzt zu bleiben und keine Gefahr fĂŒr andere darzustellen. Einfach mal ĂŒber die lernpsychologischen ZusammenhĂ€nge nachdenken. Ich schĂ€tze mal, dass jeder von uns in dieser âRoutinenfalleâ gefangen ist.
Mit 70 noch bei der Feuerwehr

Löschen – Retten – Bergen – SchĂŒtzen. Die Aufgaben der Feuerwehren sind vielfĂ€ltig. Diese Aufgaben nehmen jedoch zu und mĂŒssen mit immer weniger Personal bewĂ€ltigt werden.
Wir werden alle nicht jĂŒnger und die Personalsorgen bei den Feuerwehren gröĂer. Bei deutschen (freiwilligen) Feuerwehren ist spĂ€testens mit 67 Jahren (Werkfeuerwehren; Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern) Schluss mit dem aktivem Feuerwehrdienst, gleichwohl es in einzelnen BundeslĂ€ndern AnsĂ€tze gibt, sich die Schaffenskraft âder Altenâ zu erhalten (â65+â in Baden-WĂŒrttemberg). In KĂ€rnten/Ăsterreich will man sich das Wissen und auch die TagesalarmverfĂŒgbarkeit der Ă€lteren Feuerwehrleute nun dadurch sichern, indem man das Höchstalter fĂŒr die Dienstzeit auf 70 Jahre erhöht und die alten Kameraden in den Status eines Reservisten erhebt â sofern die medizinischen Voraussetzungen bestehen. Bisher war in KĂ€rnten mit 65 Jahren Schluss. KĂ€rnten zieht mit dieser Regelung ĂŒbrigens nach, denn in anderen österreichischen BundeslĂ€ndern ist Dienst bis 70 inzwischen gesetzlich erlaubt.* [orf.at Link 1 ORF Link 2] More →
Fire in the Soyuz!
Simulation eines Brandes an Bord einer Soyuz-Kapsel
Zwar schon ein paar Tage alt, aber ein durchaus interessantes Video der ESA zeigt das Astronautentraining in einem Soyuz Simulator in Star City (Yuri Gagarin Cosmonaut Training Center Russland), das den Astronauten Andreas Mogensen und den Kosmonauten Sergei Volkov mit nicht alltĂ€glichen Notfallsituationen konfrontiert, die wĂ€hrend eines Raumfluges auftreten können. Der Soyuz-Ausbilder entschied sich nĂ€mlich dafĂŒr, die beiden mit Feuer und dem Druckablassen zu konfrontieren. Die betagte Soyuz-Kapsel ist derzeit das einzig verfĂŒgbare Raumfahrzeug zum Transport von Menschen zur ISS â angesichts diverser RĂŒckschlĂ€ge in der Raumfahrt (auch bei Roscosmos) eine nicht abwegige TrainingsmaĂnahme.
Condition Red â Alarm im Weltraum
SAFFIRE – Die NASA erforscht BrĂ€nde im All
Gabeln werden auf Teller gelegt, das Rascheln der Zeitungsseiten unterbrochen und die LautstÀrke des FernsehgerÀts reduziert, als der schrille Alarmton die Frauen und MÀnner der Raumwache auffordert, der folgenden Durchsage zu lauschen:
âEinsatz fĂŒr Löschraumgleiter 81, RĂŒstsfĂ€hre 3 und Rettungsflieger 61. Brand auf Raumstation 51, Modul 42!â
Mit geĂŒbter Eile und gewohnten Griffen ziehen die Weltraumretter ihre feuerhemmenden SchutzanzĂŒge an, begeben sich auf ihre FluggerĂ€te und spielen in Gedanken die Schritte des Notfallprogramms fĂŒr Raumstationen durch. Was noch vor wenigen Jahren Astronauten und Techniker vor groĂe Herausforderungen stellte, ist fĂŒr die Feuernauten inzwischen eine Routineangelegenheit: BrĂ€nde im Weltraum. Die Grundlagen hierfĂŒr wurden zu Beginn des 21. Jahrhunderts gelegt, als eine Reihe von Experimenten, das VerstĂ€ndnis von BrandverlĂ€ufen in der Mikrogravitation beförderte.
Soweit ein kleines, in der Zukunft angesiedeltes Gedankenspiel, dessen Grundannahme ganz und gar nicht fiktional ist: die Erforschung von Feuer und BrandverlĂ€ufen in der Mikrogravitation und an Bord von Raumfahrzeugen. Vor mittlerweile zwei Jahren hatte ich bereits mit dem Artikel â(K)ein Feuer in der Schwerelosigkeitâ[1] auf die Problematik von BrĂ€nden im Weltraum und die schwache Forschungslage hingewiesen. NASA und ESA wollen nun mit einer Reihe von Experimenten die Datenlage erweitern, ein Brand auf der ISS kĂ€me nĂ€mlich einem Worst-Case-Szenario gleich. More →