Update 02.04.2020: April, April! Gerne wĂŒrde ich ein Buch ĂŒber dieses Thema schreiben, aber natĂŒrlich war das ein Aprilscherz
Lange war es hier im Feuerwehr Weblog etwas ruhiger als
sonst ĂŒblich. Das lag daran, dass ich ein Buch geschrieben habe, das ab heute
zur Bestellung vorgemerkt werden kann. Das Buch trĂ€gt den Titel âHilfeleistungseinsatz
in Raumfahrzeugenâ und â der Titel sagt es ja schon â beschĂ€ftigt sich mit
verschiedenen Not- und UnfÀllen in Raumfahrzeugen beginnend von der Vorbeugung
ĂŒber organisatorische MaĂnahmen bis hin zu abwehrenden TĂ€tigkeiten. Nachfolgen
das Vorwort und weiter unten das Inhaltsverzeichnis zum Download.
International Space Station. Bild: NASA / Wikimedia Commons
20 Jahre sind fĂŒr einen Menschen kein Alter, fĂŒr ein Fahrzeug bei der Feuerwehr schon eher, obwohl Laufzeiten von 30 und mehr Jahren keine Seltenheit waren (und teilweise noch sind).
20 Jahre sind fĂŒr eine Raumstation dagegen ein ordentliches Alter, zumal es durchaus angebracht ist, von einem permanenten Ausnahmezustand zu sprechen, wenn es um den Betrieb des menschlichen AuĂenpostens geht. Ruhepausen gibt es nicht. Die Gefahr, dass etwas passiert, ist stĂ€ndig gegeben. SchlieĂlich leben und arbeiten die âAuĂerirdischenâ unter extremsten Bedingungen. Technische Defekte, Mikrometeoriten oder Weltraumschrott, sie alle bedrohen das Leben der Wissenschaftler dort oben, 400 Kilometer ĂŒber der Erde. Zu den Bedrohungen gehört auch der Aspekt Feuer, dem das Feuerwehr Weblog vor einiger Zeit mehrfach Aufmerksamkeit schenkte.
20 Jahre ohne gröĂere ZwischenfĂ€lle. Allein das ist ein Grund zum Feiern. Happy Birthady liebe ISS. Auf die nĂ€chsten ⊠Jahre.
Links im Feuerwehr Weblog
(K)ein Feuer in der Schwerelosigkeit (Eine redigierte Version des Artikels erschien in der Ausgabe Nr. 6/2015 der Zeitschrift FeuerTrutz, eine aktualisierte Version erschien in FeuerTrutz International Nr. 2/2016)
Ein Brand an Bord von Raumfahrzeugen (und Raumstationen) gehört wohl zu den Worst Case Szenarien der bemannten Raumfahrt, nicht nur wegen der destruktiven Auswirkungen von Feuer und Rauch, sondern auch deshalb, weil relativ wenig ĂŒber das Verhalten von Feuer in der Mikrogravitation bekannt ist. Im Juni 2016 fĂŒhrten Wissenschaftler mit SAFFIRE-I, das erste, von drei geplanten, kontrollierten Brandexperimenten in gröĂerem Umfang an Bord eines zur Erde zurĂŒckkehrenden Raumfrachters durch (das Feuerwehr Weblog berichtete). Bald soll nun der zweite Teil â SAFFIRE-II â folgen.
Hierzu startete am 18. Oktober 2016 eine Antares Rakete von Orbtial ATK, die ein Cygnus-Raumfrachter (OA-7) mit Nachschub und verschiedenen Experimenten zur ISS brachte. Mit an Bord sind insgesamt zwei Experimente, die mit Feuer und BrĂ€nden zu tun haben. More →
Wie am Donnerstag berichtet (->Brandstiftung im All), entfachte die NASA im Rahmen des SAFFIRE-I Experimentes (->Condition Red â Alarm im Weltraum) einen Brand an Bord eines zur Erde zurĂŒckkehrenden Orbital ATK Cygnus Raumfrachters. Mittlerweile hat das NASA Glenn Research Center die ersten Daten erhalten und hat bisher zwei Videos veröffentlicht (wobei ich nur das mit Feuer einbinde).
Das Video zeigt das Hauptexperiment, in dem das Gewebe auf der linken Seite von einem heiĂen Draht entzĂŒndet wurde. Insgesamt brannte und glimmte der ein Meter lange Teststreifen etwa acht Minuten.
Saffire-I sah das Abbrennen eines Testfilms von einem Meter LĂ€nge und 40 Zentimetern Breite innerhalb einer Metallbox vor. Der Film bestand aus dem SIBAL-Textil, das ist eine Mischung aus 75 Prozent Baumwolle und 25 Prozent Fiberglas â letzteres war deshalb eingewebt, um ein (Ab)ReiĂen der Baumwolle wĂ€hrend des Experiments zu unterbinden. Der BehĂ€lter enthielt neben dem Brennstoff zwei den Luftzug regulierende LĂŒfter sowie eine Reihe von Sensoren, die Temperatur, Sauerstoff und Kohlendioxid maĂen.
Dieses und die noch folgenden Experimente sollen helfen, das Verhalten von BrĂ€nden in der Mikrogravitation zu verstehen, um fĂŒr zukĂŒnftige Langzeitmissionen entsprechende Vorkehrungen hinsichtlich vorbeugenden und abwehrenden Brandschutzes zu treffen.
Gabeln werden auf Teller gelegt, das Rascheln der Zeitungsseiten unterbrochen und die LautstÀrke des FernsehgerÀts reduziert, als der schrille Alarmton die Frauen und MÀnner der Raumwache auffordert, der folgenden Durchsage zu lauschen:
âEinsatz fĂŒr Löschraumgleiter 81, RĂŒstsfĂ€hre 3 und Rettungsflieger 61. Brand auf Raumstation 51, Modul 42!â
Mit geĂŒbter Eile und gewohnten Griffen ziehen die Weltraumretter ihre feuerhemmenden SchutzanzĂŒge an, begeben sich auf ihre FluggerĂ€te und spielen in Gedanken die Schritte des Notfallprogramms fĂŒr Raumstationen durch. Was noch vor wenigen Jahren Astronauten und Techniker vor groĂe Herausforderungen stellte, ist fĂŒr die Feuernauten inzwischen eine Routineangelegenheit: BrĂ€nde im Weltraum. Die Grundlagen hierfĂŒr wurden zu Beginn des 21. Jahrhunderts gelegt, als eine Reihe von Experimenten, das VerstĂ€ndnis von BrandverlĂ€ufen in der Mikrogravitation beförderte.
Soweit ein kleines, in der Zukunft angesiedeltes Gedankenspiel, dessen Grundannahme ganz und gar nicht fiktional ist: die Erforschung von Feuer und BrandverlĂ€ufen in der Mikrogravitation und an Bord von Raumfahrzeugen. Vor mittlerweile zwei Jahren hatte ich bereits mit dem Artikel â(K)ein Feuer in der Schwerelosigkeitâ[1] auf die Problematik von BrĂ€nden im Weltraum und die schwache Forschungslage hingewiesen. NASA und ESA wollen nun mit einer Reihe von Experimenten die Datenlage erweitern, ein Brand auf der ISS kĂ€me nĂ€mlich einem Worst-Case-Szenario gleich. More →