An Visionen ĂŒber die Besiedlung des Sonnensystems mangelt es
gewiss nicht.[1] Bis es
so weit ist, gilt es eine Menge Grundlagenexperimente durchzufĂŒhren. Neben Fragen
der Langzeitwirkung der Schwerelosigkeit auf den menschlichen Körper, geht es
dabei auch um konkrete technische Probleme, wie die Brandvermeidung, Brandentstehung
und BrandbekÀmpfung.
International Space Station. Bild: NASA / Wikimedia Commons
20 Jahre sind fĂŒr einen Menschen kein Alter, fĂŒr ein Fahrzeug bei der Feuerwehr schon eher, obwohl Laufzeiten von 30 und mehr Jahren keine Seltenheit waren (und teilweise noch sind).
20 Jahre sind fĂŒr eine Raumstation dagegen ein ordentliches Alter, zumal es durchaus angebracht ist, von einem permanenten Ausnahmezustand zu sprechen, wenn es um den Betrieb des menschlichen AuĂenpostens geht. Ruhepausen gibt es nicht. Die Gefahr, dass etwas passiert, ist stĂ€ndig gegeben. SchlieĂlich leben und arbeiten die âAuĂerirdischenâ unter extremsten Bedingungen. Technische Defekte, Mikrometeoriten oder Weltraumschrott, sie alle bedrohen das Leben der Wissenschaftler dort oben, 400 Kilometer ĂŒber der Erde. Zu den Bedrohungen gehört auch der Aspekt Feuer, dem das Feuerwehr Weblog vor einiger Zeit mehrfach Aufmerksamkeit schenkte.
20 Jahre ohne gröĂere ZwischenfĂ€lle. Allein das ist ein Grund zum Feiern. Happy Birthady liebe ISS. Auf die nĂ€chsten ⊠Jahre.
Links im Feuerwehr Weblog
(K)ein Feuer in der Schwerelosigkeit (Eine redigierte Version des Artikels erschien in der Ausgabe Nr. 6/2015 der Zeitschrift FeuerTrutz, eine aktualisierte Version erschien in FeuerTrutz International Nr. 2/2016)
Um der Chronistenpflicht nachzukommen: SAFFIRE-III ist am 4. Juni 2017 erfolgreich verlaufen. Anders als der Titel vermuten lĂ€sst, handelt es sich mitnichten um eine Kinoproduktion. Hinter dem Akronym SAFFIRE (Spacecraft Fire Experiment) verbergen sich drei Versuche, die BrĂ€nde in der Mikrogravitation erforschen. Das Feuerwehr Weblog berichtete hierĂŒber schon mehrfach (siehe die Links am Ende des Artikels).  Das letzte Experiment von drei bisher geplanten Experimenten ist nun an Bord eines von der ISS abgekoppelten Orbital ATK Cygnus-Frachters (OA-7) gezĂŒndet worden. More →
Wie bereits Mitte Oktober geschrieben, fĂŒhrte die NASA am 21. November 2016 an Bord des unbemannten Raumfrachters Cygnus von Orbtial ATK mit SAFFIRE-II die zweite Versuchsreihe zur Entflammbarkeit und zum Brandverhalten in der Mikrogravitation durch.  Das Feuerwehr Weblog berichtete mehrfach ĂŒber die Versuchsreihe (1, 2, 3, 4). Die NASA erklĂ€rte das Experiment zum Erfolg und veröffentlichte zwei Videos, die den Abbrand verschiedener Materialien zeigen. Das Team machte wĂ€hrend der Brandversuche 100.000 Bilder (sic!). Diese und weitere Daten konnten bis zum 25. November heruntergeladen werden, bevor der Raumfrachter am 27. November in der ErdatmosphĂ€re verglĂŒhte.
Bildbeschreibung: Eine Probe Acrylglasmaterial, das in den Raumfahrzeugfenstern verwendet wird, brennt an Bord des privaten Cygnus Frachtschiffs am 21. November 2016, wÀhrend des Saffire-II Experiments der NASA. Bildquelle: NASA
Ein Brand an Bord von Raumfahrzeugen (und Raumstationen) gehört wohl zu den Worst Case Szenarien der bemannten Raumfahrt, nicht nur wegen der destruktiven Auswirkungen von Feuer und Rauch, sondern auch deshalb, weil relativ wenig ĂŒber das Verhalten von Feuer in der Mikrogravitation bekannt ist. Im Juni 2016 fĂŒhrten Wissenschaftler mit SAFFIRE-I, das erste, von drei geplanten, kontrollierten Brandexperimenten in gröĂerem Umfang an Bord eines zur Erde zurĂŒckkehrenden Raumfrachters durch (das Feuerwehr Weblog berichtete). Bald soll nun der zweite Teil â SAFFIRE-II â folgen.
Hierzu startete am 18. Oktober 2016 eine Antares Rakete von Orbtial ATK, die ein Cygnus-Raumfrachter (OA-7) mit Nachschub und verschiedenen Experimenten zur ISS brachte. Mit an Bord sind insgesamt zwei Experimente, die mit Feuer und BrĂ€nden zu tun haben. More →
Wie am Donnerstag berichtet (->Brandstiftung im All), entfachte die NASA im Rahmen des SAFFIRE-I Experimentes (->Condition Red â Alarm im Weltraum) einen Brand an Bord eines zur Erde zurĂŒckkehrenden Orbital ATK Cygnus Raumfrachters. Mittlerweile hat das NASA Glenn Research Center die ersten Daten erhalten und hat bisher zwei Videos veröffentlicht (wobei ich nur das mit Feuer einbinde).
Das Video zeigt das Hauptexperiment, in dem das Gewebe auf der linken Seite von einem heiĂen Draht entzĂŒndet wurde. Insgesamt brannte und glimmte der ein Meter lange Teststreifen etwa acht Minuten.
Saffire-I sah das Abbrennen eines Testfilms von einem Meter LĂ€nge und 40 Zentimetern Breite innerhalb einer Metallbox vor. Der Film bestand aus dem SIBAL-Textil, das ist eine Mischung aus 75 Prozent Baumwolle und 25 Prozent Fiberglas â letzteres war deshalb eingewebt, um ein (Ab)ReiĂen der Baumwolle wĂ€hrend des Experiments zu unterbinden. Der BehĂ€lter enthielt neben dem Brennstoff zwei den Luftzug regulierende LĂŒfter sowie eine Reihe von Sensoren, die Temperatur, Sauerstoff und Kohlendioxid maĂen.
Dieses und die noch folgenden Experimente sollen helfen, das Verhalten von BrĂ€nden in der Mikrogravitation zu verstehen, um fĂŒr zukĂŒnftige Langzeitmissionen entsprechende Vorkehrungen hinsichtlich vorbeugenden und abwehrenden Brandschutzes zu treffen.
BrandbekĂ€mpfung und BrandverhĂŒtung an Bord der ISS
In Science-Fiction Serien wie âStar Trekâ klingt die BrandbekĂ€mpfung an Bord von Raumschiffen immer leicht und unkompliziert: Bricht ein Feuer aus, aktiviert sich automatisch ein EindĂ€mmungsfeld und erstickt den Brand. Nun ja, die Welt von âStar Trekâ liegt in einer fernen Zukunft, sodass die irdisch-gegenwartsbezogene Frage nach dem Verhalten von Feuer in der Schwerelosigkeit (oder Mikrogravitation) und den zu ergreifenden LöschmaĂnahmen durchaus berechtigt ist. Immerhin gab es mindestens einen kritischen Brand im Orbit: Am 24. Februar 1997 brannte an Bord der ehemaligen russischen Raumstation MIR 14 Minuten lang eine Sauerstoffkerze.
International Space Station. Bild: NASA / Wikimedia Commons
Mit der ISS (International Space Station) existiert nur ein bemannter AuĂenposten der Menschheit im All und die Frage nach einem funktionierenden Brandschutz(konzept) ist fĂŒr die Crew ĂŒberlebenswichtig. Im Gegensatz zur ErdoberflĂ€che kann ein Astronaut nĂ€mlich nicht einfach vor die TĂŒre treten, wenn es brennt, sprich, seine Flucht- und Ăberlebensmöglichkeiten sind begrenzt. Ferner verhĂ€lt sich ein Feuer im All anders und die Verbrennungsprodukte, WĂ€rme und toxischer Rauch, verflĂŒchtigen sich aufgrund der Schwerelosigkeit ebenfalls nicht so einfach wie unter freiem Himmel. More →