Engagement

Die Kosten des Helfens

Eine Kolumne von Stefan Cimander

Drei Feuerwehrleute vor einer Flammenwand
Feuerwehrleute bekĂ€mpfen einen Ölbrand

Was ist uns – gemeint ist die Gesellschaft als Ganzes – das Ehrenamt wert? Landauf, landab heißt es, ohne das Ehrenamt funktioniere die Gesellschaft nicht, zumindest so, wie wir sie kennen. Nun ist es ein leichtes zu fordern, sich zu engagieren, gerade von staatlicher Seite.

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Bingo der ErnĂŒchterung

Eine Kolumne von Stefan Cimander

Zwei Feuerwehrleute bekÀmpfen einen Autobrand

„Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden“ schimpfte Ranger im Film „Der Schuh des Manitu“, als er zusammen mit Abahachi an einen Marterpfahl der Schoschonen gefesselt, dort die Nacht verbringt. „Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden“ offenbaren ebenso viele freiwillig der Feuerwehr angehörenden in Bezug auf ihre ehrenamtliche TĂ€tigkeit.

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Konflikt der Generationen?

Eine Kolumne von Ulrich Wolf

KĂŒrzlich, irgendwo in Deutschland, kam es Zoff bei einer freiwilligen Feuerwehr. Die „Jungen“ fordern sehr viel mehr Ausbildung und Übung, als die „Alten“ zu leisten bereit waren. Mit „alt“ ist Ü40 gemeint. Seit Jahren stritten die beiden Fraktionen um die HĂ€ufigkeit von Übungs- und Ausbildungsstunden. WĂ€hrend die „Jungen“ sich samstags zum zusĂ€tzlichen Dienst trafen, meinten die „Alten“, man hĂ€tte ja frĂŒher auch so jedes Feuer aus bekommen. ZusĂ€tzlich existierten Differenzen zum Thema Alkoholkonsum. Die „Alten“ pflegten die Kameradschaft gerne mit einem alkoholischen GetrĂ€nk. Der ganze Streit endete mit dem Austritt von fast der HĂ€lfte der Aktiven, die FĂŒhrungskrĂ€fte eingeschlossen. Schade.

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Nachwuchs mit Feuereifer

Eine Kolumne von Stefan Cimander

Blaulichtorganisationen scheinen fest in Familienhand, zumindest was den freiwilligen Teil betrifft. Großvater, Vater, Mutter, Kinder, Enkel, sie treffen sich wöchentlich, um zu trainieren, wie Anderen in einer Notlage zu helfen ist. Und jede Generation ist mit (Feuer) Eifer dabei. Eine Generation vererbt das Blaulichtgen an die Andere. Ausnahmen gibt es immer. Ich selbst kam ohne wirkliche Familientradition zu den FloriansjĂŒngern (oder zĂ€hlt das Zivilschutzschutzengagement in einer Regieeinheit vĂ€terlicherseits?). Es liegt nahe, dass Kinder dem Folgen, was sie von ihren Eltern kennen – oder sie grenzen sich bewusst davon ab! Schließlich wĂ€chst man mit dem Blaulicht auf und sich dessen magischer Wirkung zu entziehen, ist schwer.[1] Die wenigsten Kinder rennen schreiend weg, wenn die Feuerwehr mit Fanfaren um die Ecke rast (höchstens vor Schreck). Schon mal einen Kindergarten zu Besuch gehabt? Am liebsten wĂŒrde die das TatĂŒtata selbst einschalten und hören!

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„Um klar zu sehen, genĂŒgt oft ein Wechsel der Blickrichtung“*

Hexen auf der alemannischen Fasnacht

Karneval, Fasching, Fasnacht sind vorbei und nun können/dĂŒrfen/mĂŒssen (nicht Zutreffendes bitte streichen) wir zum Regelbetrieb, in den Alltag zurĂŒckkehren. Nachdem dann auch alle Glasscherben, Papierfetzen und menschliche Ausscheidungen zusammengekehrt sein werden, wird Bilanz gezogen, die unterm Strich positiv sein dĂŒrfte, auch weil glĂŒcklicherweise keine grĂ¶ĂŸeren, die Hilfsorganisationen und Sicherheitsbehörden fordernden Ereignisse eintraten. Aus dieser Sichtweise und besonders in der Eigenwahrnehmung ist die Bilanz positiv. Nach außen scheint die Welt der HĂ€ĂŸtrĂ€ger in bester Ordnung, schließlich laufen Tausende in Vereinen organisiert durch die AltstĂ€dte und vertreiben mit ihren Rufen, Schellen und RĂ€tschen den Winter, das mittelalterliche Brauchtum lebt, denn von ganz jung bis ganz alt, scheinen alle mitzumachen. Wie gesagt, scheinen. More →

Die HĂŒtte brennt!

Ein Kolumne von Stefan Cimander

3. Dezember 1999, Worcester/Massachusetts (USA), sechs Feuerwehrleute sterben beim sogenannten „Cold Storage Warehouse Fire“. Auf der Suche nach in dem leer stehenden KĂŒhlhaus schlafenden Obdachlosen verirrte sich der vorgehende Trupp. Bei der eingeleiteten Rettungsaktion verliefen sich zwei weitere Trupps. Alle sechs Feuerwehrleute konnten das GebĂ€ude nicht mehr rechtzeitig verlassen und starben an Rauchgasvergiftungen und Verbrennungen.1 Einsatztaktische Fehler und Kritik am vorbeugenden Brandschutz an dieser Stelle außen vorgelassen, soll es um eine gesellschaftliche Tendenz gehen, die die Feuerwehren hierzulande zukĂŒnftig stĂ€rker treffen und belasten wird und der den Kreis zum tragischen UnglĂŒck von Worcester schließt.

Die Rede ist von der zunehmenden Wohnungslosigkeit in Deutschland, die sich, schenkt man den neuesten Statistiken glauben, tief in die Mittelschicht frisst.2 Damit einher geht die steigende Obdachlosigkeit.3 Leer stehende GebĂ€ude, egal welcher Art, werden nun noch hĂ€ufiger und von noch mehr Personen als Unterschlupf genutzt. Das hat Folgen fĂŒr die Einsatztaktik der Feuerwehr. Gerade in grĂ¶ĂŸeren StĂ€dten, in denen eine angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt herrscht, ist bei jedem Brandereignis in dem angesprochenen GebĂ€udetyp mit der Belegung durch Unterschlupf suchenden Personen zu rechnen. Die Feuerwehr steht natĂŒrlich vor dem Problem, zu entscheiden, ob sie nun Feuerwehrangehörige zum Absuchen in das GebĂ€ude schickt oder nicht. FĂŒr die zuerst eintreffende FĂŒhrungskraft gilt es nun unverzĂŒglich auf die Details zu achten, die auf Personen im GebĂ€ude hinweisen. Gibt es aufgebrochene TĂŒren und Fenster? Sind Absperrmaßnahmen in einer bestimmten Weise verĂ€ndert? Stehen Personen auffĂ€llig in der NĂ€he? Wissen die Nachbarn etwas? Ist der Polizei etwas bekannt? Ähnlich wie im Falle von vermuteten Terrorlagen4, muss auf kleinste Nuancen geachtet werden. Ansonsten gilt wie immer: Erkundung, Erkundung, Erkundung. More →

Die Resilienz im Ehrenamt

Drei Feuerwehrleute vor einer Flammenwand

Das Feuer der Leidenschaft? Das Engagement in einer Hilfsorganisation hat vieles mit diesem Idiom gemein, jedoch muss ein Feuer wiederholt neu entfacht werden. Bild: Feuerwehr Weblog

Jeder, der ehrenamtlich in einer Hilfsorganisation tĂ€tig ist, unabhĂ€ngig, ob in der Feuerwehr, in einem der SanitĂ€tsdienste oder im Technischen Hilfswerk, hat im Laufe seiner Dienstzeit („Zeitraum des Engagements“ klingt emotionaler), persönliche „Hochs“ und „Tiefs“, ausgelöst durch verschiedenste Ursachen. Diese können beruflicher, familiĂ€rer, gesundheitlicher, ideologischer, mentaler, zwischenmenschlicher, soziologischer oder organisationsinterner Natur sein. WĂ€hrend das Engagement wĂ€hrend einer „Phase des Hochs“ selten hinterfragt oder in Frage gestellt wird, drehen sich in der „Phase des Tiefs“ die Gedanken hĂ€ufig um die Frage, ob oder in welcher Form die ehrenamtliche Teilhabe in der Organisation noch Sinn ergibt. Anders formuliert, soll man weitermachen oder nicht. Nicht Resilienz im soziologischen, sondern im psychologischen Sinne steht daher im Vordergrund der nachfolgenden Gedanken. More →

Einhundert Prozent ist das Mindeste

Eine Kolumne von Stefan Cimander

Feuerwehr – freiwillige Feuerwehr – kein Dienst ohne Ereignis, ĂŒber das man sich nicht aufregen könnte. Klar, wo Menschen unterschiedlichen Alters, aus verschiedenen sozialen Milieus mit divergierenden Meinungen aufeinandertreffen, da kracht es verbal einmal, zweimal, dreimal, man findet aber immer wieder zusammen und steht wĂ€hrend des Einsatzes trotz aller Differenzen gemeinsam Seite an Seite. Bisweilen handelt es sich ja bloß um Kleinigkeiten, die den Wirbel nicht wert sind. Es gibt allerdings Vorkommnisse und speziell verbale Aussagen in Bezug auf das Ehrenamt Feuerwehr, da könnte ich persönlich an die Decke gehen, die bei mir zugleich Zweifel an der ZuverlĂ€ssigkeit des die Aussage aussprechenden Kameraden wecken, insbesondere wenn nĂ€chstens zusammen im Ernstfall agiert werden muss. Diese Äußerung lautet sinngemĂ€ĂŸ, man mĂŒsse nicht hundert Prozent bringen, weil man Feuerwehr ja schließlich freiwillig mache. Brisanz bekommen solche markigen SprĂŒche insbesondere dann, wenn sie von einer FĂŒhrungskraft stammen.

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Kolumnennikolausdienstag

Eine Kolumne zum Thema Nikolaus und Feuerwehr

Heute ist Nikolaustag (6. Dezember), der regional und international unterschiedlich gefeiert wird. Die Bedeutung reicht vom konsumorientierten SĂŒĂŸgkeitentag, ĂŒber die Heiligenverehrung bis hin zu hohem religiösen Feiertag. Wie um den heiligen Florian, der ja der Schutzpatron der Feuerwehr ist, ranken sich auch um Nikolaus von Myra Mythen und Legenden. Welche Bedeutung aber hat Nikolaus, der Nikolaustag fĂŒr die Feuerwehr, lĂ€sst sich jetzt fragen, außer der Tatsache, dass der Nikolaustag auf meinen Kolumnendienstag fĂ€llt, und dem Kolumnisten partout kein anderes Thema, fĂŒr das er sich begeistern könnte, einfĂ€llt?

Feuerwehr hat viel mit Brauchtum zu tun, mit Tradition, und je lĂ€ndlicher, desto wichtiger wird dieser Aspekt. Das gleiche trifft auf den Nikolaus zu, nur eben unter religiösen Vorzeichen. Wobei, jetzt wo ich diese Worte lese, hat auch die Feuerwehr mitunter quasireligiöse und sektenhafte ZĂŒge. Neues wird verworfen, abgelehnt, verteufelt. Aber Spaß beiseite und zurĂŒck zu ernsthaften Argumenten.

Ist es vielleicht die Farbe Rot, die die Farbe der Feuerwehrfahrzeuge und der Bischofsmantel des Nikolaus gemein haben? Rot als Farbe der Warnung und der Aufmerksamkeit? Rot als Farbe der Gefahr und der Aggression? Rot ist aber auch die Farbe der Liebe und des Lebens. Im Grunde ist Rot eine emotionale Farbe, die eine Reaktion hervorruft. Immerhin gibt es beim Nikolaus wie der Feuerwehr rot-gelb-weiße Farbtupfer, man geht also mit der Zeit. More →

Abwechslung. Anstrengung. Alles andere als ein Hobby

Eine Kolumne zum Thema Dasein als Feuerwehrangehöriger

Irgendwo, irgendwann in Deutschand.
„Und, was machst Du so in Deiner Freizeit?“
„Ich?“ Kurze Pause. „Tja, ich bin bei der Feuerwehr!“
„Aha!“ Schweigen. „Und, da löscht Du Durst und so, oder?“ Lachen!

Irgendwie kennen wir (freiwillige) Feuerwehrangehörigen diesen Dialog nur zu gut, denn ein jeder von uns, ist auf die eine oder andere Art mit Vorurteilen, Unwissen oder schlicht UnverstĂ€ndnis auf das eigene außerberufliche Engagement konfrontiert. Dabei muss nicht immer der Stereotyp vom Durstlöscher im Vordergrund stehen. Viele MitbĂŒrger können es sich ohne weiteres nicht vorstellen, freiwillig Zeit und Ressourcen, ja sogar die Gesundheit, unentgeltlich fĂŒr etwas einzusetzen, das doch bequem, ganz im Sinne der deutschen Dienstleistungs- und staatlichen FĂŒrsorgementalitĂ€t, mit hauptberuflichen Feuerwehrangehörigen erledigt werden könnte. More →