Eine Kolumne von Stefan Cimander

Drei Feuerwehrleute vor einer Flammenwand
Feuerwehrleute bekämpfen einen Ölbrand

Was ist uns – gemeint ist die Gesellschaft als Ganzes – das Ehrenamt wert? Landauf, landab heißt es, ohne das Ehrenamt funktioniere die Gesellschaft nicht, zumindest so, wie wir sie kennen. Nun ist es ein leichtes zu fordern, sich zu engagieren, gerade von staatlicher Seite.

Auf der einen Seite sparen sich Städte und Gemeinden finanzielle Mittel für hauptamtlich Angestellte, indem sie auf das Ehrenamt setzen, auf der anderen Seite ist das Ehrenamt keineswegs kostenlos. Sicher alles lässt sich nicht in einen Topf werfen, da es zwischen den verschiedenen Formen sich ehrenamtlich zu beteiligen quantitative und qualitative Unterschiede gibt. Deshalb liegt im Folgenden der Fokus eher auf der nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr.[1]

Das Thema Wertschätzung[2] des Ehrenamts ist ein Dauerbrenner in der Diskussion und lässt sich mit netten Worten auf dem Feuerwehrhock und einem feuchten Händedruck selten löschen. Mitunter gleicht dies eher einem Schwelbrand, der sich bisweilen zu einer Explosion auszuweiten vermag.

Da werden kostenlose oder rabattierte Eintritte in die städtischen Schwimmbäder oder vergleichbarer Einrichtungen gefordert, wenn nicht sogar die finanzielle Entschädigung für Einsatz und Übung die Agenda dominiert. In meinen Augen hat das nichts mehr mit dem Ehrenamt als solches zu tun. Wer ein Ehrenamt allein wegen der Vorteile ausübt, der hat in diesem Amt nichts verloren. Und ehrlich, erreichen wir damit auch die richtigen Leute? Die Leute, für die das Helfen und nicht der Vorteil im Vordergrund stehen?

Wo ist hier außerdem die Grenze zu den vielen anderen, sich ehrenamtlich engagierenden Mitbürgern zu ziehen, die nicht qua Gesetz Teil der Gemeindeverwaltung sind und die oftmals ihr Ehrenamt komplett mit privatem Geld finanzieren? Wenn ich als mitbekomme, was Angehörende so mancher Wasserrettungs- und Sanitätsdienstorganisation auf den Tisch legen müssen, um überhaupt mithelfen zu dürfen, kommen einem die Probleme der Feuerwehr gerade klein vor.

Private Finanzierung ist nun das Stichwort, denn das betrifft auch die freiwillige Feuerwehr. Da gibt es Feuerwehrangehörende, die können nicht klagen, da sie pauschal für Einsatz und Übung eine Entschädigung erhalten. Allerdings gibt es genauso viele Feuerwehren, die kein Geld „ausschütten“.

Ist das Ehrenamt in der Feuerwehr kostenneutral, fragte ich mich letztens nach einer Diskussion? Eher nicht. Wir investieren über die Jahre freiwillig kleinere oder größere Summen. Das fängt an mit dem Stromverbrauch des Funkmeldeempfängers, geht über das Waschen und Bügeln (privat oder in der Reinigung) von Diensthemden, -hosen und T-Shirts, der Fahrt mit dem PKW zu Übung und Einsatz bis hin zur Beschaffung von Strickjacken/Pullovern. Und ja, es ist Gang und gäbe, dass gerade die Kleidung, die nicht im Einsatz getragen wird, privat gewachsen und gereinigt wird.

Die Liste ließe sich fortsetzen: Reparaturen an Geräten, Fahrzeuge und am „Spritzenhaus“, die privat getragen werden, weil es auf diesem Weg eben schneller geht, als über endlose Diskussionen im Gemeinde-/Ortschaftsrat über diesen und jenen Euro. Das alles sind Kosten (sowohl finanziell wie auch neuerdings im ökologischen Sinne). Und dem Autor drängt sich der Eindruck auf, dass das politisch so gewollt ist und systematisch angewendet wird. Kosten runter, der sich engagierende Bürger soll es doch zahlen. Will er das nicht, braucht er sich ja nicht zu engagieren.

Klar, die Feuerwehr heult mal wieder rum, lässt sich nun einwenden. Beiseite wischen lässt sich das Thema aber nicht. Fakt ist, dass Feuerwehrangehörende mehr oder weniger regelmäßig Eintrittsgeld / Angehörendenbeiträge zahlen müssen! Vorher war dies dem Autor in dieser Form nicht bewusst, weil es „halt schon immer so war“. Deshalb sieht der Autor das Thema Entschädigung inzwischen mit etwas anderen Augen, wobei die Maximalforderungen von so manchem Feuerwehrangehörendem nach wie vor Stirnrunzeln und Schnappatmung hervorrufen und jedweder Grundlage entbehren. Was ist uns, die sich engagieren, das Ehrenamt finanziell wert? Das Helfenwollen überwiegt, hoffentlich.

Fußnoten

[1] Grundsätzlich als Lektüre möchte ich im Kontext Feuerwehr und Ehrenamt empfehlen: Wolfgang Hochbruck „Feuerwehr ist kein Ehrenamt“, in Markus Jenki, Nils Ellebrecht, Stefan Kaufmann (Hg.): Organisationen und Experten des Notfalls. Zum Wandel von Technik und Kultur bei Feuerwehr und Rettungsdiensten. Reihe: Zivile Sicherheit. Schriften zum Fachdialog Sicherheitsforschung. Bd. 7, 2014, S. 187-207. Hochbruck argumentiert, dass die Freiwillige Feuerwehr kein Ehrenamt im klassischen Sinne darstellt, sondern dass die Freiwillige Feuerwehr im sozilogischen Sinne eher „Emergency service labor forces“ sind.

[2] Vgl. Stefan Cimander: Minenfeld statt Sommerloch. In: Feuerwehr Weblog vom 07.08.2018, zuletzt abgerufen am 29.07.2019. https://www.feuerwehr-weblog.org/2018/08/07/minenfeld-statt-sommerloch/