About

http://www.stefan-cimander.de/blog

Von 1992 bis 1997 in der Jugendfeuerwehr und von 1998 bis 2008 in der Freiwilligen Feuerwehr Freiburg, von 2006 bis 2007 in der Freiwilligen Feuerwehr Baden-Baden und seit 2008 in einer Freiwilligen Feuerwehr am Bodensee.

Posts by :

Motoren der Feuerwehren

Buchbesprechung von Manfred Gihls Im Dienste der Feuerwehr: Gottlieb Daimler, Carl Benz und Ferdinand Porsche

im_dienste_der_feuerwehr_gottlieb_daimler_carl_benz_und_ferdinand_porsche_978-3-95400-133-0

Manfred Gihl schreibt in seinem Vorwort, dass sein Buch, trotz vieler Fotos, kein Bilderbuch sein will, denn „im Vordergrund der Betrachtung stehen die Begleitumstände der Automobilisierung der Feuerwehren und ihre Wegbereiter“ (S. 8). Zu Recht konzentriert er sich hierbei auf Benz, Daimler, Porsche und Maybach, denn sie standen mit ihren Leistungen am Beginn der Motorisierung und prägten nachfolgende Konstrukteure und Unternehmen. Gihl stellt die Biografien der Männer (und ebenso der Geschäftspartner) den Kapiteln über die technischen Errungenschaften voran und erreicht damit eine engere Verzahnung von Leben und Werk. Daneben zeigt er, dass die Lebensläufe durchaus Brüche aufweisen, anders als in so mancher offiziellen Geschichtsschreibung zu lesen ist. More

Die demografische Dividende

Seit vergangener Woche bin ich von einem Lehrgang zurück und um eine Erfahrung reicher: Die Führungskräfte in der Feuerwehr werden immer jünger. Es ist ein eigenartiges Gefühl, sich mit 33 Jahren als einer der Opas im Lehrsaal zu fühlen, wenn in der Reihe vor, in der Reihe dahinter, links und rechts daneben Kameraden um Mitte 20 sitzen. (Keinesfalls möchte ich damit zum Ausdruck bringen, dass Kameraden unter 30 nicht für Führungsaufgaben geeignet sind).

Ich denke, meine Feststellung ist eine der ersten Folgen des demographischen Wandels. Das Personal in den Feuerwehren wird knapper und auch die jüngeren müssen immer früher Führungsaufgaben übernehmen. Klar, Altersausreißer nach oben und unten gab es immer, doch, das glaube ich zumindest, nicht so massiv wie derzeit.

Dies und auch die Vorschau in einer Feuerwehrzeitschrift, ließen mich erinnern, dass ich einen halbfertigen Beitrag zum Thema Demografie und Feuerwehr in den Untiefen meiner Dropbox verstauben lasse. Problematisch wird es für mich dann, wenn ich versuche, einen Überblick über die gelesene Literatur zu bekommen. Das war sehr viel. Infolgedessen hat sich mein Meinungsbild verfestigt, eine Ansicht, die nicht jedem gefallen dürfte. Vielleicht ist meine Beobachtung Ansporn, mich endlich wieder diesem Thema und dem Text zu widmen – so aus der Sicht eines „Feuerwehr-Opas“.

Perspektivwechsel

blaulicht

Es ist eng. Sieben Kameraden sitzen auf begrenztem Raum in einem Feuerwehrfahrzeug. Einige reißen Witze, andere schauen schlaftrunken aus dem Fenster. Das blaue Licht spiegelt sich in den vorbeiziehenden Fensterscheiben. Das Folgetonhorn lässt Passanten aufblicken und dem roten Fahrzeug neugierig nachblicken. Stopp. Das Fahrzeug hält. Draußen ist kein Ereignis erkennbar. Der Gruppenführer steigt aus. Die Mannschaft wartet, wartet auf einen Befehl des Gruppenführers, bereit ihn auszuführen.

Doch nicht immer vollzieht die Mannschaft hinten den Befehl nach. Warum nicht gleich das Feuer ausmachen? Wieso das Fahrzeug nicht vor dem Gebäude stehen lassen? Weshalb lässt er uns nicht absitzen? Fragen, die sich vielleicht jeder Feuerwehrangehörige im Laufe seiner Dienstzeit gestellt hat, wenn die zu ergreifenden Maßnahmen so offensichtlich waren. Wohlgemerkt aus Sicht der Mannschaft. Mir erging es in den vergangenen Jahren nicht anders.

Inzwischen habe ich einen Perspektivwechsel hinter mir. Ich sehe die Welt nun mit den Augen desjenigen, der die Befehle an die Mannschaft geben darf. Und diese Veränderung ist weitreichend. Dinge, an die man als ordinärer FA(SB) nicht dachte (oder denken konnte), strukturieren nun das Handeln in einer ganz anderen Art und Weise. Manchmal ist die am nächsten liegende Maßnahme nicht die Beste oder sogar gänzlich falsch. Ich bin jedenfalls gespannt, was mein Perspektivwechsel noch für Überraschungen für mich bereithält.

Mama, Papa – wo seid ihr?

Kinder bestaunen ein Feuerwehrfahrzeug

Feuerwehr ist für so manches Kind das Größte – andere verzichten wegen der Feuerwehr auf ein Elternteil.

Die Vereinbarkeit der Mitarbeit in der freiwilligen Feuerwehr und beruflichen Belangen ist in vielen Diskussionen leidlich behandelt worden, ohne auf einen tragfähigen Nenner gekommen zu sein, der die unternehmerischen Interessen nach störungsfreien Betriebsabläufen und den Schutz des Gemeinwohls vor den Auswirkungen von Gefahren miteinander in Einklang bringt. In diesem Zusammenhang fällt ein anderer Aspekt unter den Tisch, und zwar die Vereinbarkeit von Familie und Feuerwehr. More

Schweigen ist silber, Reden ist Gold

Feuerwehrleute bei der Unfallrettung

Einer gibt den Befehl, die Mannschaft folgt. Wie sieht dies aber außerhalb des Einsatzes aus?

„Das war schon immer so“, „Das haben wir immer schon so gemacht“ sind die wohl am häufigsten kolportierten Anti-Argumente, die ein Feuerwehrmann im Laufe seiner Zeit zu hören bekommt. Sie stehen für eine nicht näher bestimmte Antiquiertheit oder Konservativität des Abstraktums „Feuerwehr“ und lassen sich als impulsiver Abwehrreflex gegenüber (noch) nicht gewollten Veränderungen deuten. Zugleich ist diese Haltung prägend für die Diskussionskultur in einer Organisation.

Zunächst wäre die Frage zu stellen, ob wir überhaupt eine Diskussionskultur in der Feuerwehr benötigen, bekanntermaßen ist die Feuerwehr hierarchisch organisiert und Entscheidungen treffen die goldverzierten Häuptlinge – war schon immer so, wird immer so sein. Wirklich? More

Ausstellung: 70 Jahre Operation Gomorrha

Löscharbeiten nach Luftangriff. Bild: Bundesarchiv

Der 25. Juli bis 3. August 1943 ist im kollektiven Gedächtnis der Hamburger Bevölkerung als Hölle biblischen Ausmaßes haften geblieben. Mit der „Operation Gomorrha“ hatte die Royal Air Force (RAF) den bis dahin schwersten Angriff in der Geschichte des Luftkriges geflogen. Die besonderen klimatischen Bedingungen und neuartige Brand- und Sprengbomben führten zu einem Feuersturm, der für den Großteil der Zerstörung und Opfer verantwortlich zeichnete. Gestern eröffnete die Sonderausstellung „1943: Operation Gomorrha – das Bombardement auf den Elbinseln“, die „die Erfahrungen der unmittelbar betroffenen Zivilbevölkerung schildert und einen bewegenden Einblick in das Leben während des Kriegs gibt“.

Für den geschichtsinteressierten Feuerwehrmann eine nicht uninteressante Ausstellung. An dieser Stelle sei auch das biographisch geprägte Buch „Feuersturm über Hamburg“ des späteren Hamburger Branddirektors Hans Brunswig empfohlen, der ungeschminkt und sachlich das Bombardement aus Sicht der Feuerlöschpolizei beschreibt.

Links

Wikipedia

Welt online

Ballin Stadt Museum

 

Dominoeffekte

Warum kaputte Straßen auch die Feuerwehren interessieren sollten

Spiegelung im Schlagloch

Foto: Spiegelung im Schlagloch von lorenzwalthert (flickr.com) / CC-BY-ND 2.0

 Man stelle sich vor, die Feuerwehr kann zu einem Brand nicht innerhalb der Hilfsfrist zur Tat schreiten, weil die auf dem Weg zum Einsatzort liegende Brücke von Fahrzeugen über 3,5 t aus statischen Gründen nicht mehr befahrbar oder sogar vollständig gesperrt ist. Straßen können nicht mehr in Anspruch genommen werden, weil die Schlaglochanzahl ein rasches Vorankommen nicht erlaubt, ohne die Sicherheit der Fahrzeuginsassen zu gefährden. Schließlich kann Wasser aus dem öffentlichen Hydrantennetz nicht mehr gefördert werden, weil das Rohrleitungssystem nicht mehr gewartet wurde und das meiste Wasser irgendwo versickert. Wegen fehlender Barrierefreiheit konnten sich die betagten Bewohner des brennenden Gebäudes selbsttätig nicht mehr in Sicherheit bringen. … More

Das weiße Rauschen

rauschen_unscharf

Iraklis Beitrag „Unterwegs im Tilt-Shift-Web“ rief einen, mehr oder weniger, unterdrückten Impuls in mir hervor, der sich bildlich ebenfalls mit der Metapher „Schärfe“ und „Weichzeichnen“ veranschaulichen lässt. In den letzten Monaten habe ich mir Gedanken gemacht, worüber ich im Feuerwehr Weblog schreiben könnte, was ich „scharf stellen möchte“, worauf ich den Fokus richten könnte. More