Buchbesprechung von Manfred Gihls Im Dienste der Feuerwehr: Gottlieb Daimler, Carl Benz und Ferdinand Porsche

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Manfred Gihl schreibt in seinem Vorwort, dass sein Buch, trotz vieler Fotos, kein Bilderbuch sein will, denn „im Vordergrund der Betrachtung stehen die Begleitumstände der Automobilisierung der Feuerwehren und ihre Wegbereiter“ (S. 8). Zu Recht konzentriert er sich hierbei auf Benz, Daimler, Porsche und Maybach, denn sie standen mit ihren Leistungen am Beginn der Motorisierung und prägten nachfolgende Konstrukteure und Unternehmen. Gihl stellt die Biografien der Männer (und ebenso der Geschäftspartner) den Kapiteln über die technischen Errungenschaften voran und erreicht damit eine engere Verzahnung von Leben und Werk. Daneben zeigt er, dass die Lebensläufe durchaus Brüche aufweisen, anders als in so mancher offiziellen Geschichtsschreibung zu lesen ist.

Die Motorisierung begann nicht, mit den Fahrzeugen, wie anzunehmen wäre, sondern setzte mit Daimlers Kolbenpumpe im Dreikaiserjahr 1888 ein (2013 jährt sich diese Erfindung zum 125. mal!). Dies ist zugleich der Ausgangspunkt für Gihls Wiedergabe. Dass sich selbst zu Kaiser Zeiten nicht immer das technisch bessere Gerät durchzusetzen vermochte, legt Gihl anhand Daimlers Feuerspritze dar. Indes gerät das Thema Pumpe mit der Erfindung des selbstfahrenden Motorwagens in Gihls Darbietung schnell in den Hintergrund.

Überhaupt galten batterie-elekrtische und kurze Zeit danach benzin-elektrische Fahrzeuge bei den Feuerwehren als nicht übertreffbar. Ohne die Entwicklungen von Ferdinand Porsche, wie den Radnabenmotor und den Mixt-Antrieb, wäre die Automobilisierung gewiss anders verlaufen. Hier bezeugt Gihl insbesondere die enge Verbindung von Lizenznehmer Daimler und Porsche auf der einen Seite und der Automobilisierung der Feuerwehren. Anhand ausgewählter Feuerwehren und breiter Quellenzitation belegt Gihl den Beginn der Motorisierung.

Interessant ist die Darstellung der Verbindungen: Maybach, der später Motoren für den Zeppelin baute, arbeitete mit Daimler zusammen; August Horch schaffte bei Benz & Cie., ebenso wie der spätere jugoslawische Diktatur Josip Broz; Benz (bzw. Daimler-Benz) gingen eine Jahrzehnte währende Kooperation mit Metz ein. Ergänzende kleinere Anekdoten machen die Lektüre zu einem Vergnügen.

Über 100 zeitgenössische Abbildungen und Fotos unterstreichen den Inhalt. Die Bildbeschriftungen sind außerdem nicht zu vernachlässigen, enthalten diese gleichwohl aufschlussreiche Hinweise. In Kombination mit der technischen Beschreibung, der Klärung des Verbleibs historischer Fahrzeuge und der vergleichenden Veranschaulichung der Leistungsfähigkeit steigt der nostalgische Charakter.

Auch wenn Gihl nichts gänzlich Neues verfasst, bietet das Buch eine kompakte und geordnete Übersicht über die Zusammenhänge bei der Motorisierung der Feuerwehren. Allerdings bleiben die eingangs erwähnten Begleitumstände ein wenig auf der Strecke. Wünschenswert wäre gewesen, wenn Gihl hier seine Dokumentation in das politisch-gesellschaftliche Umfeld eingebettet hätte. Ebenso interessant wäre der Versuch erschienen, zu erklären, weshalb die Idee der organisierten Feuerwehr und die Motorisierung ihren Ausgangspunkt in Südwestdeutschland nahmen.

Wer die beiden Bände von Gihls Opus Magnum „Geschichte des deutschen Feuerwehrfahrzeugbaus“ (leider nur mehr antiquarisch erhältlich) besitzt, sollte sich keine große Hoffnung auf neues Material machen. Allen anderen verschafft das Buch einen ordentlichen und soliden Überblick.

Manfred Gihl: Im Dienste der Feuerwehr: Gottlieb Daimler, Carl Benz und Ferdinand Porsche. 1. Auflage, Erfurt: Sutton Verlag 2013. 94 Seiten; 24,0 x 16,7 cm, gebunden; 105 Fotos, schwarz-weiß; ISBN-10: 3954001330, ISBN-13: 978-3954001330; 18,95€.

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