Kinder bestaunen ein Feuerwehrfahrzeug

Feuerwehr ist für so manches Kind das Größte – andere verzichten wegen der Feuerwehr auf ein Elternteil.

Die Vereinbarkeit der Mitarbeit in der freiwilligen Feuerwehr und beruflichen Belangen ist in vielen Diskussionen leidlich behandelt worden, ohne auf einen tragfähigen Nenner gekommen zu sein, der die unternehmerischen Interessen nach störungsfreien Betriebsabläufen und den Schutz des Gemeinwohls vor den Auswirkungen von Gefahren miteinander in Einklang bringt. In diesem Zusammenhang fällt ein anderer Aspekt unter den Tisch, und zwar die Vereinbarkeit von Familie und Feuerwehr.

Familien als Träger des Engagements

Familieneltern engagieren sich in Deutschland mehr als jede andere gesellschaftliche Gruppe. Sie sind der wichtigste Träger der Zivilgesellschaft und treibendes Element sozialen Engagements, stellte der 3. Freiwilligensurvey des BMFSFJ unlängst fest. Dahinter steht ein unbewusstes Kalkül, nämlich den Boden für die eigenen Sprösslinge zu bestellen. Egal ob Kita, Schule, Sportverein, den eigenen Kindern soll es gut gehen. Geht es den Kindern gut, geht es den Eltern gut.

Familie als Hürde für das Engagement

Das Engagement von Familien lässt sich keineswegs auf die Mitarbeit in der freiwilligen Feuerwehr übertragen, egal ob es sich dabei um einen Neueinsteiger oder gestandenes Mitglied handelt. Denn in gewisser Weise stellt die Familie eine höhere Hürde als der Beruf dar. Während Feuerwehr und Beruf einander auf das rechtliche Moment reduzieren, kommt die Frage Feuerwehr oder Familie als moralische Natur daher.

Feuerwehr zum Anfassen

Familie oder Feuerwehr – Einsatz oder Elternsein. Ein Problem, vor dem viele Feuerwehrangehörige stehen.

 Schutz des Kindes oder der Allgemeinheit?

Das Ertönen der Fünftonfolge gilt für den Feuerwehrmann, rechtlich gesehen, als Anordnung zum Dienst: Es gibt kein Wenn und Aber, kein Rosinenpicken zwischen BMA und Feuerschein und der Heute-keine-Lust-Einstellung. Dem Piepsen ist Folge zu leisten. In der Praxis bekommen Feuerwehrangehörige mit Nachwuchs indes Probleme, schließlich können sie dem Ruf der Sirenen nicht uneingeschränkt gehorchen. Die Wahl zwischen Piepser und Babygeschrei fällt subjektiv eindeutig zugunsten von Letzterem aus, weil dem Beistand der Allgemeinheit, der Schutz des eigenen Kindes gegenübersteht.

Nicht-Ausrücken als kleineres Problem

Zweifellos ist es ärgerlich, wenn ein Feuerwehrfahrzeug nicht oder deutlich verspätet auszurücken vermag, weil Angehörige durch Babysitting gebunden sind. Hinzu kommt, dass Eltern zeitkritische Verpflichtungen, wie das Abholen vom Kindergarten oder von der Schule haben, die durch einen Einsatz bedroht sind. Auch hier können Eltern keineswegs unmittelbar in den Einsatz sprinten: Entweder müssen Eltern ad hoc Abhol-/Aufpassersatz organisieren, oder den Piepser Piepser sein lassen. Dass dies realiter nicht gangbar ist, versteht sich von selbst.

Obendrein ist die Enttäuschung der Kinder groß, wenn der Papa oder die Mama vom versprochenen, gemeinsamen Spielen um der Sirenen willen ablässt. Ein gegenüber Kindern gesprochenes Versprechen kann unangenehme Nachwehen haben. Freilich ist dies das kleinere Problem.

Kinder bestaunen ein Feuerwehrfahrzeug

Familiengründung geht mit einem Perspektivwechsel der eigenen Rolle einher.

Überlastung als eigentliches Problem

Gerade Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern finden sich mit einer Situation der Überlastung konfrontiert, die durch viel Geschrei, Müdigkeit und neuen Verpflichtungen geprägt ist. In einer solchen Situation in den Einsatz zu gehen, mutet heikel an, bekanntermaßen hat Müdigkeit auf den Körper ähnlich drastische Effekte wie der Alkoholgenuss. Weitere, die Einsatzfähigkeit einschränkende Überlastungssymptone mal außer Acht gelassen. Hingegen, und das sollte an dieser Stelle erwähnt sein, bietet sich die Feuerwehr als temporäre „Fluchtmöglichkeit“ vor familiären Verpflichtungen an.

Veränderte Wahrnehmung

Schließlich führen eigene Kinder zu einer veränderten Wahrnehmung des Ehrenamtes Feuerwehr. Selbst wenn etliche Einsätze Routine sind oder schlicht in die Kategorie belanglos fallen, besteht theoretisch eine stetig präsente Gefahr. Diese immer über einem Angehörigen der Feuerwehr schwingende Unsicherheit kann zu einer Art innerem oder fachlichem Rückzug führen. Kameraden, die eben noch an vorderster Front mitgewirkt haben, stehen plötzlich nur noch als Reserve zur Verfügung, beenden ihr Engagement oder werden zur Karteileiche.

Mitglieder halten

Lange Rede, kurzer Sinn, die Vereinbarkeit von freiwilliger Feuerwehr und Familie wirft mehr Schwierigkeiten auf, als in anderen Interaktionsumfeldern. Aus diesem Grund sollten Kameraden und Führungskräfte auf diese vorübergehende Situation nicht mit unangebrachten Kommentaren oder Beharren auf Dienstpflichten reagieren, sonst verliert die Wehr jenes Mitglied in jedem Fall. Im Gegenteil sollten „junge“ Eltern ermutigt werden, ihrem Engagement weiterzugehen, vorausgesetzt der Nachwuchs lässt dies zu.