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Von 1992 bis 1997 in der Jugendfeuerwehr und von 1998 bis 2008 in der Freiwilligen Feuerwehr Freiburg, von 2006 bis 2007 in der Freiwilligen Feuerwehr Baden-Baden und seit 2008 in einer Freiwilligen Feuerwehr am Bodensee.

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Motoren der Feuerwehren

Buchbesprechung von Manfred Gihls Im Dienste der Feuerwehr: Gottlieb Daimler, Carl Benz und Ferdinand Porsche

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Manfred Gihl schreibt in seinem Vorwort, dass sein Buch, trotz vieler Fotos, kein Bilderbuch sein will, denn „im Vordergrund der Betrachtung stehen die BegleitumstĂ€nde der Automobilisierung der Feuerwehren und ihre Wegbereiter“ (S. 8). Zu Recht konzentriert er sich hierbei auf Benz, Daimler, Porsche und Maybach, denn sie standen mit ihren Leistungen am Beginn der Motorisierung und prĂ€gten nachfolgende Konstrukteure und Unternehmen. Gihl stellt die Biografien der MĂ€nner (und ebenso der GeschĂ€ftspartner) den Kapiteln ĂŒber die technischen Errungenschaften voran und erreicht damit eine engere Verzahnung von Leben und Werk. Daneben zeigt er, dass die LebenslĂ€ufe durchaus BrĂŒche aufweisen, anders als in so mancher offiziellen Geschichtsschreibung zu lesen ist. More →

Die demografische Dividende

Seit vergangener Woche bin ich von einem Lehrgang zurĂŒck und um eine Erfahrung reicher: Die FĂŒhrungskrĂ€fte in der Feuerwehr werden immer jĂŒnger. Es ist ein eigenartiges GefĂŒhl, sich mit 33 Jahren als einer der Opas im Lehrsaal zu fĂŒhlen, wenn in der Reihe vor, in der Reihe dahinter, links und rechts daneben Kameraden um Mitte 20 sitzen. (Keinesfalls möchte ich damit zum Ausdruck bringen, dass Kameraden unter 30 nicht fĂŒr FĂŒhrungsaufgaben geeignet sind).

Ich denke, meine Feststellung ist eine der ersten Folgen des demographischen Wandels. Das Personal in den Feuerwehren wird knapper und auch die jĂŒngeren mĂŒssen immer frĂŒher FĂŒhrungsaufgaben ĂŒbernehmen. Klar, Altersausreißer nach oben und unten gab es immer, doch, das glaube ich zumindest, nicht so massiv wie derzeit.

Dies und auch die Vorschau in einer Feuerwehrzeitschrift, ließen mich erinnern, dass ich einen halbfertigen Beitrag zum Thema Demografie und Feuerwehr in den Untiefen meiner Dropbox verstauben lasse. Problematisch wird es fĂŒr mich dann, wenn ich versuche, einen Überblick ĂŒber die gelesene Literatur zu bekommen. Das war sehr viel. Infolgedessen hat sich mein Meinungsbild verfestigt, eine Ansicht, die nicht jedem gefallen dĂŒrfte. Vielleicht ist meine Beobachtung Ansporn, mich endlich wieder diesem Thema und dem Text zu widmen – so aus der Sicht eines „Feuerwehr-Opas“.

Perspektivwechsel

blaulicht

Es ist eng. Sieben Kameraden sitzen auf begrenztem Raum in einem Feuerwehrfahrzeug. Einige reißen Witze, andere schauen schlaftrunken aus dem Fenster. Das blaue Licht spiegelt sich in den vorbeiziehenden Fensterscheiben. Das Folgetonhorn lĂ€sst Passanten aufblicken und dem roten Fahrzeug neugierig nachblicken. Stopp. Das Fahrzeug hĂ€lt. Draußen ist kein Ereignis erkennbar. Der GruppenfĂŒhrer steigt aus. Die Mannschaft wartet, wartet auf einen Befehl des GruppenfĂŒhrers, bereit ihn auszufĂŒhren.

Doch nicht immer vollzieht die Mannschaft hinten den Befehl nach. Warum nicht gleich das Feuer ausmachen? Wieso das Fahrzeug nicht vor dem GebĂ€ude stehen lassen? Weshalb lĂ€sst er uns nicht absitzen? Fragen, die sich vielleicht jeder Feuerwehrangehörige im Laufe seiner Dienstzeit gestellt hat, wenn die zu ergreifenden Maßnahmen so offensichtlich waren. Wohlgemerkt aus Sicht der Mannschaft. Mir erging es in den vergangenen Jahren nicht anders.

Inzwischen habe ich einen Perspektivwechsel hinter mir. Ich sehe die Welt nun mit den Augen desjenigen, der die Befehle an die Mannschaft geben darf. Und diese VerĂ€nderung ist weitreichend. Dinge, an die man als ordinĂ€rer FA(SB) nicht dachte (oder denken konnte), strukturieren nun das Handeln in einer ganz anderen Art und Weise. Manchmal ist die am nĂ€chsten liegende Maßnahme nicht die Beste oder sogar gĂ€nzlich falsch. Ich bin jedenfalls gespannt, was mein Perspektivwechsel noch fĂŒr Überraschungen fĂŒr mich bereithĂ€lt.

Mama, Papa – wo seid ihr?

Kinder bestaunen ein Feuerwehrfahrzeug

Feuerwehr ist fĂŒr so manches Kind das GrĂ¶ĂŸte – andere verzichten wegen der Feuerwehr auf ein Elternteil.

Die Vereinbarkeit der Mitarbeit in der freiwilligen Feuerwehr und beruflichen Belangen ist in vielen Diskussionen leidlich behandelt worden, ohne auf einen tragfĂ€higen Nenner gekommen zu sein, der die unternehmerischen Interessen nach störungsfreien BetriebsablĂ€ufen und den Schutz des Gemeinwohls vor den Auswirkungen von Gefahren miteinander in Einklang bringt. In diesem Zusammenhang fĂ€llt ein anderer Aspekt unter den Tisch, und zwar die Vereinbarkeit von Familie und Feuerwehr. More →

Schweigen ist silber, Reden ist Gold

Feuerwehrleute bei der Unfallrettung

Einer gibt den Befehl, die Mannschaft folgt. Wie sieht dies aber außerhalb des Einsatzes aus?

„Das war schon immer so“, „Das haben wir immer schon so gemacht“ sind die wohl am hĂ€ufigsten kolportierten Anti-Argumente, die ein Feuerwehrmann im Laufe seiner Zeit zu hören bekommt. Sie stehen fĂŒr eine nicht nĂ€her bestimmte Antiquiertheit oder KonservativitĂ€t des Abstraktums „Feuerwehr“ und lassen sich als impulsiver Abwehrreflex gegenĂŒber (noch) nicht gewollten VerĂ€nderungen deuten. Zugleich ist diese Haltung prĂ€gend fĂŒr die Diskussionskultur in einer Organisation.

ZunĂ€chst wĂ€re die Frage zu stellen, ob wir ĂŒberhaupt eine Diskussionskultur in der Feuerwehr benötigen, bekanntermaßen ist die Feuerwehr hierarchisch organisiert und Entscheidungen treffen die goldverzierten HĂ€uptlinge – war schon immer so, wird immer so sein. Wirklich? More →

Ausstellung: 70 Jahre Operation Gomorrha

Löscharbeiten nach Luftangriff. Bild: Bundesarchiv

Der 25. Juli bis 3. August 1943 ist im kollektiven GedĂ€chtnis der Hamburger Bevölkerung als Hölle biblischen Ausmaßes haften geblieben. Mit der „Operation Gomorrha“ hatte die Royal Air Force (RAF) den bis dahin schwersten Angriff in der Geschichte des Luftkriges geflogen. Die besonderen klimatischen Bedingungen und neuartige Brand- und Sprengbomben fĂŒhrten zu einem Feuersturm, der fĂŒr den Großteil der Zerstörung und Opfer verantwortlich zeichnete. Gestern eröffnete die Sonderausstellung „1943: Operation Gomorrha – das Bombardement auf den Elbinseln“, die „die Erfahrungen der unmittelbar betroffenen Zivilbevölkerung schildert und einen bewegenden Einblick in das Leben wĂ€hrend des Kriegs gibt“.

FĂŒr den geschichtsinteressierten Feuerwehrmann eine nicht uninteressante Ausstellung. An dieser Stelle sei auch das biographisch geprĂ€gte Buch „Feuersturm ĂŒber Hamburg“ des spĂ€teren Hamburger Branddirektors Hans Brunswig empfohlen, der ungeschminkt und sachlich das Bombardement aus Sicht der Feuerlöschpolizei beschreibt.

Links

Wikipedia

Welt online

Ballin Stadt Museum

 

Dominoeffekte

Warum kaputte Straßen auch die Feuerwehren interessieren sollten

Spiegelung im Schlagloch

Foto: Spiegelung im Schlagloch von lorenzwalthert (flickr.com) / CC-BY-ND 2.0

 Man stelle sich vor, die Feuerwehr kann zu einem Brand nicht innerhalb der Hilfsfrist zur Tat schreiten, weil die auf dem Weg zum Einsatzort liegende BrĂŒcke von Fahrzeugen ĂŒber 3,5 t aus statischen GrĂŒnden nicht mehr befahrbar oder sogar vollstĂ€ndig gesperrt ist. Straßen können nicht mehr in Anspruch genommen werden, weil die Schlaglochanzahl ein rasches Vorankommen nicht erlaubt, ohne die Sicherheit der Fahrzeuginsassen zu gefĂ€hrden. Schließlich kann Wasser aus dem öffentlichen Hydrantennetz nicht mehr gefördert werden, weil das Rohrleitungssystem nicht mehr gewartet wurde und das meiste Wasser irgendwo versickert. Wegen fehlender Barrierefreiheit konnten sich die betagten Bewohner des brennenden GebĂ€udes selbsttĂ€tig nicht mehr in Sicherheit bringen. 
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Das weiße Rauschen

rauschen_unscharf

Iraklis Beitrag „Unterwegs im Tilt-Shift-Web“ rief einen, mehr oder weniger, unterdrĂŒckten Impuls in mir hervor, der sich bildlich ebenfalls mit der Metapher „SchĂ€rfe“ und „Weichzeichnen“ veranschaulichen lĂ€sst. In den letzten Monaten habe ich mir Gedanken gemacht, worĂŒber ich im Feuerwehr Weblog schreiben könnte, was ich „scharf stellen möchte“, worauf ich den Fokus richten könnte. More →