Ehrenamt

Die Kosten des Helfens

Eine Kolumne von Stefan Cimander

Drei Feuerwehrleute vor einer Flammenwand
Feuerwehrleute bekĂ€mpfen einen Ölbrand

Was ist uns – gemeint ist die Gesellschaft als Ganzes – das Ehrenamt wert? Landauf, landab heißt es, ohne das Ehrenamt funktioniere die Gesellschaft nicht, zumindest so, wie wir sie kennen. Nun ist es ein leichtes zu fordern, sich zu engagieren, gerade von staatlicher Seite.

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Minenfeld statt Sommerloch

Eine Kolumne von Stefan Cimander

Teamwork bei der Feuerwehr

WĂŒrdigung der freiwillig erbrachten Leistungen und Anerkennung[i] des Ehrenamts[ii] sind ein Thema, das seit langer, langer Zeit, mal mehr, mal weniger virulent durch die Medien tanzt. In Zeiten von Twitter, Facebook und Snapchat nehmen wir dieses Themenfeld hĂ€ufiger wahr, weil sich die, die sich ĂŒber vermeintlich fehlende WertschĂ€tzung echauffieren, sich der neuen Medien bedienen, um ihrem Frust Ausdruck zu verleihen. Statt eines Sommerlochs, ĂŒber das alle Schmunzeln, stellt sich das Thema eher als Löcher produzierendes Minenfeld dar, in das der Autor abzustĂŒrzen droht. Der Autor dieses Textes ist, was den Aspekt der Anerkennung betrifft, ebenso hin- und hergerissen zwischen zwei Positionen, die sich in Teilen widersprechen.

Diese Kolumne entstand nach dem Lesen von zwei BeitrĂ€gen im Netz. Einerseits verkĂŒndete eine Feuerwehrzeitschrift die fĂŒnf grĂ¶ĂŸten IrrtĂŒmer bezĂŒglich der Feuerwehr[iii], andererseits las ich auf einem Nachrichtenportal die Rezension des Buchs „Anerkennung“[iv] des Philosophen Axel Honneth[v]. Auf den ersten Blick passen die Texte nicht zusammen, auf den zweiten Blick öffnet sich das von mir als Minenfeld bezeichnete Problem. More →

Ein starker Markenname

Eine Kolumne von Stefan Cimander

Feuerwehr – ein Wort und jeder weiß sofort, um was es sich dreht. Seit mehr als 150 Jahren existiert den Begriff mittlerweile.[1] Als Teil der staatlichen Daseinsvorsorge ist die als bĂŒrgerschaftliche Organisation entstandene Einrichtung nicht mehr wegzudenken.

Was wĂ€re, wenn der Name „Feuerwehr“ nicht mehr genutzt werden könnte oder wenn es ihn nicht gĂ€be? Welchen Grund gĂ€be es, den Namen zu wechseln? Wie wĂ€re bei der Namensfindung vorzugehen? Welchen Namen mĂŒsste diese Notfallorganisation als Alternative bekommen?

Eines ist klar, am Anfang steht ein Arbeitskreis, bei dem erstmals keiner weiter weiß.

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Fahnen, Fanfaren und Feuerwehr

Eine Kolumne von Stefan Cimander

Feuerwehrleute beim Löschen

„Traditionspflege ermöglicht das Bewahren und Weitergeben von Werten und Vorbildern, die sinnstiftend sind“ heißt es in dem Ende vergangenen Jahres durch das Bundesministerium der Verteidigung zur Diskussion gestellten Entwurfs des neuen Traditionserlasses fĂŒr die Bundeswehr.[1] Tradition und das MilitĂ€rische sorg(t)en in Deutschland fĂŒr bizarre Erscheinungsformen in den Kasernen und den Medien. Mich fĂŒhrte das zu der Frage, was Tradition fĂŒr die Feuerwehr bedeutet? Und ob wir Tradition in Form der Sinnstiftung benötigen? More →

Von den zwei Familien

Eine Kolumne zum Thema (Feuerwehr-)Familie

Ganz langsam erholen wir uns von den zurĂŒckliegenden Feiertagen zum Ende eines jeden Jahres. Neben der jahreszeitlich bedingten Völlerei, die man natĂŒrlich nicht alleine, sondern mit den Teilen der Familie, die man das Jahr ĂŒber eher weniger sieht, verbrachte, verwendeten viele ehrenamtliche Helfer der nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr einen betrĂ€chtlichen Teil ihrer Freizeit mit einem jahreszeitlich bedingtem, erhöhtem Einsatzaufkommens. Anders ausgedrĂŒckt forderten zwei Familien das Zugegensein ein. Der Dezember, als Fokus des Aufeinandertreffens der zwei Vereinigungen, eignet sich deshalb ganz gut, um den Gegensatz, die Probleme und die ZwĂ€nge zu zeigen, die sich ergeben, wenn man beiden gerecht werden will. Bewusst spreche ich hier vom Ehrenamt, denn das Hauptamt, wie es der Name schon sagt, ist eben keine Freizeit, auch wenn hier Überstunden, unbezahlte Mehrarbeit etc. anfallen. Bitte nicht falsch verstehen, aber Dienstplan ist geplant, und es lĂ€sst sich abschĂ€tzen, an welchen Tagen frei ist. Der FunkalarmempfĂ€nger hĂ€lt sich leider nicht an PlĂ€ne, insbesondere die zum Ende des Jahres geplanten diversen Feierlichkeiten und ZusammenkĂŒnfte mit Familie und Freunden können dann zu einer Form des Spießrutenlaufes werden.

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Tag des Ehrenamtes

Der 5. Dezember ist Tag des Ehrenamtes. Dieser Gedenk- und Aktionstag soll der Anerkennung und der Förderung ehrenamtlichen Engagements dienen. Ohne das Ehrenamt, wÀre das Funktionieren des Gemeinwesens mit EinschrÀnkungen verbunden  und auch der gesellschaftliche Zusammenhalt sÀhe anders aus. Der Bundesminister des Inneren schreibt hierzu:

„Wir können die gesellschaftlichen Herausforderungen nur gemeinsam durch Staat, Wirtschaft und BĂŒrgergesellschaft bewĂ€ltigen und sind deshalb auf Menschen angewiesen, die fĂŒr andere Verantwortung ĂŒbernehmen und einen Beitrag fĂŒr unsere Gemeinschaft leisten. Ich danke allen Ehrenamtlichen, die sich im Verein, in einer Organisation oder im direkten Kontakt fĂŒr andere Menschen einsetzen. Diese Menschen leisten beispielsweise im THW, im Sport oder im Integrationsbereich viel fĂŒr unser gesellschaftliches Miteinander und bereichern so unser Zusammenleben. Unsere Gesellschaft braucht dieses Engagement“

AnlĂ€sslich des Aktionstages fordert das BMI ĂŒber seinen Twitter-Account auf, unter dem Hashtag #TagdesEhrenamtes am kommenden Wochenende ein Foto aus dem Ehrenamt zu tweeten.

Gerne unterstĂŒtze ich dies, soweit sich mir am kommenden Wochenende die Möglichkeit hierzu bietet, aber ich möchte ein paar kritische Anmerkungen, auch zur Aussage des Bundesministers des Inneren loswerden.

Am Tag des Ehrenamtes finden es alle Politiker, egal ob auf Bundes-, Landes oder kommunaler Ebene ganz super, dass sich so viele Menschen engagieren, ohne die das Gemeinwesen nicht funktionieren wĂŒrde. Ich persönlich fĂ€nde es schön, wenn derartige Aussagen nicht nur an irgendwelchen Gedenktagen pauschal  in den Äther geblasen werden, sondern dass sich die UnterstĂŒtzung 365 Tage im Jahr nicht nur mit Worten, sondern auch mit konkreten Taten manifestieren wĂŒrde. Es kann nĂ€mlich nicht sein, dass das Ehrenamt – und da gehe ich ĂŒber unsere blaulichtzentrierte Welt hinaus – fĂŒr VersĂ€umnisse, fĂŒr Unwillen oder fĂŒr Sparmaßnahmen der Politik herhalten muss.

Abwechslung. Anstrengung. Alles andere als ein Hobby

Eine Kolumne zum Thema Dasein als Feuerwehrangehöriger

Irgendwo, irgendwann in Deutschand.
„Und, was machst Du so in Deiner Freizeit?“
„Ich?“ Kurze Pause. „Tja, ich bin bei der Feuerwehr!“
„Aha!“ Schweigen. „Und, da löscht Du Durst und so, oder?“ Lachen!

Irgendwie kennen wir (freiwillige) Feuerwehrangehörigen diesen Dialog nur zu gut, denn ein jeder von uns, ist auf die eine oder andere Art mit Vorurteilen, Unwissen oder schlicht UnverstĂ€ndnis auf das eigene außerberufliche Engagement konfrontiert. Dabei muss nicht immer der Stereotyp vom Durstlöscher im Vordergrund stehen. Viele MitbĂŒrger können es sich ohne weiteres nicht vorstellen, freiwillig Zeit und Ressourcen, ja sogar die Gesundheit, unentgeltlich fĂŒr etwas einzusetzen, das doch bequem, ganz im Sinne der deutschen Dienstleistungs- und staatlichen FĂŒrsorgementalitĂ€t, mit hauptberuflichen Feuerwehrangehörigen erledigt werden könnte. More →

Gemeinde verpflichtet BĂŒrgerInnen zum Feuerwehrdienst

Der Ort Tiefenthal (rp) hat 140 Einwohner und liegt in der Verbandsgemeinde (VG) Bad Kreuznach. Seit vergangenen Freitag wird, ĂŒberwiegend in den regionalen Medien, ĂŒber die Gemeinde berichtet, weil es dort Probleme mit der Sicherstellung des Brandschutzes gibt. Lediglich ĂŒber zwei FeuerwehrmĂ€nner verfĂŒgt die Freiwillige Feuerwehr Tiefenthal. Nun werden die BĂŒrgerInnen des Ortes zum Feuerwehrdienst verpflichtet.

Die VG Bad Kreuznach als AufgabentrĂ€ger des Brandschutzes und der allgemeinen Hilfe musste nun diesen „rechtlichen Hammer“ herausholen, um in den nĂ€chsten Monaten wieder eine funktionierende Feuerwehr in Tiefenthal vorhalten zu können. Die anderen Einheiten der VG liegen zu weit weg, um die sogenannte Einsatzgrundzeit von acht Minuten sicherzustellen. Daher rĂŒcken derzeit Einheiten aus der angrenzenden VG Alsenz-Obermoschel aus, um im Notfall Erstmaßnahmen vor Ort einzuleiten. HierĂŒber schlossen beide VG’s eine entsprechende Vereinbarung.

Die Verpflichtung der BĂŒrgerInnen ist eine der letzten Maßnahmen, um eine Feuerwehr einsatzfĂ€hig zu halten. Ob das der richtige Schritt ist, da habe ich persönlich meine Zweifel. Nach wie vor ist man „freiwillig“ fĂŒr eine Sache begeisterter als „verpflichtet“. Laut Medienmeldungen wurden schon auf mehreren Wegen versucht Freiwillige in die Feuerwehr Tiefenthal zu holen. Beispielsweise durch Aufrufe im Amtsblatt oder durch eine Anwohnerversammlung. More →