Küchenbrand im Zwergenland

Ein schöner Brückenschlag ins Feuerwehr-Weblog v1: Die dortigen Artikel über Flashover-Boxen dürften nicht unerheblich zu deren Verbreitung beigetragen haben. Fast pünktlich zur Version 2 des Weblogs hier ein kleiner Nachtrag zum Thema.

Die kleinen Boxen eignen sich auch wunderbar, um ohne großen Aufwand eine Fettexplosion vorzuführen. Keine riesigen Sicherheitsabstände, keine Rauchschwaden, keine langen Vorheizzeiten.

Eine leere Konservendose Mais, eine leere Konservendose Tomatenmark, ein Alubecher von einem Teelicht und zwei lange Schrauben reichen bereits, um die Box mit einer “Fritteuse” auszustatten. Der mit Spiritus gefüllte Alubecher heizt dabei eine geringe Menge Sonnenblumenöl, der “Vollstrahl” einer Blumenspritze sorgt für den Rest. Mit etwas handwerklichem Geschick und dem richtigen Werkzeug geht das natürlich bestimmt auch schöner.

Im Video ist es übrigens eine Stahlbox, mit etwas Vorsicht sollte sich das Ganze aber auch in einer Holzbox mehrmals vorführen lassen. Ach ja: Das nächste Mal halte ich die Kamera auch gerade. Versprochen.

Rot oder Blau!

Kurz nach dem Lesen von Null Risiko? (Great find!) tauchte dieses Foto in meinem Facebook auf. Und es ist soooo feuerwehrtypisch.

Wenn man mal beides gedanklich abgleicht, komme ich auf ein paar persönliche Thesen

  1. Wir müssen uns auf unseren wesentlichen Auftrag konzentrieren und diesen auch wirklich gut machen – daraf verläßt sich die Öffentlichkeit. Zurecht.
  2. Wir müssen unsere Ausrüstung und unsere Ausbildung einfach und sicher machen, ohne dabei den Einzelnen zu überfordern.
  3. Es wird trotzdem immer Situationen geben, in denen wir Improvisieren müssen, in denen das Erlernte und das Vorgegebene einfach nur Basis, aber eben nicht Grenze für unser Handeln ist.
  4. Es wird bei der Feuerwehr aber auch immer Unfälle geben, mal einfach aus Dummheit Einzelner, mal aus einer kritischen Gesamtsituation heraus. Als Ergebnis dieser Unfälle immer und zwangsläufig die Vorgaben und Restriktionen zu erhöhen, wäre falsch.
  5.  Aus meiner Beobachung heraus wird –  gerade bei tödlichen Unfällen- immer der Fehler eher im technischen Bereich gesucht, anstatt zu sagen: Der Betroffene hat sich leider nicht an grundlegende Verhaltensweisen gehalten. Daraus resultiert dann aber wiederum ein Verschärfung der technsichen Vorschriften, anstatt bei der wahren Unfallursache anzusetzen: Fehlende oder nicht angewandte Basics.

SPF Hooligan Modding: Griff

This is my Halligan! There are many like it but this one is mine!

Die älteren Semester unter uns können diesen Spruch evtl. einem bestimmten Film zuordnen, auf jeden Fall ist da etwas dran. Ich habe seitens der Arbeit den Vorteil, mich mit dem Kelly, dem Hooligan und eben den SPF austoben zu können. Jeder hat seine Berechtigung, jeder seine Vor- und Nachteile (Stoff für einen anderen Artikel). Ich stelle jedoch fest, dass ich eigentlich immer zuerst zum SPF Hooligan greife – SPF steht für „Single Piece Forged“, also aus einem Stück gegossen geschmiedet (!). Das Ding liegt einfach göttlich in der Hand – aber ein wenig optimierung geht immer, oder Modding. Was Gamer können, können wir auch!

In den USA gang und gäbe, habe ich hier noch ehrlicherweise nicht gesehen: Umgestaltung des Griffs, also ein Tool griffiger gestalten. Das gilt nicht nur für das Halligan, sondern eigentlich alle Tools, ob Glasfaser- oder Holzstiel. Ein Beispiel für solches Modding sieht man hier bei Hooks and Irons.

Das Problem ist nur: welches Material verwenden? Eine richtige Anleitung habe ich nicht gefunden, geeignetes Tape sowohl bei Obi, in der Baustoff Union sowie dem Praktiker (hier ist übrigens die höchste Baumarktdichte Deutschlands) nicht gefunden. Schlecht, wenn man nicht weiss, was man eigentlich sucht. Etwas aus recht rauem Gummi?

Der entscheidende Hinweis findet sich im oben verlinkten Artikel bei Hooks and Irons: „friction tape„. Ein wenig Googlen fördert zutage, dass Hockey Tape dem Ganzen am Nächsten kommt. Ein Anruf im lokalen Sporthandel, ja, haben wir, aber nur eine Rolle.

Sicherheitshalber noch das Griffgummi von Tennisschlägern zeigen lassen: falsch, sieht nicht robust genug aus. Hockey Tape soll den Schläger schützen.

Geholt, auf dem Rückweg noch eine Packung Wäscheleine, Durchmesser 4mm. Hier somit die Zutaten:

Und los geht’s.

Geht eigentlich gar nicht schwer. Schwer jedoch, das Ganze halbwegs gleichmäßig hinzubekommen. Was ich auf jeden Fall wollte: unterschiedliche Abstände zwischen den Wicklungen an den zwei Enden, um den Unterschied auszutesten:

Sieht gar nicht schlecht aus, und es bleiben sogar ca. 29 von den 30m Leine übrig, die dann in meine USAR-Siebensachen wandern. Aussehen ist das eine – interessant wird’s erst wenn es benutzt wird. Macht einen robusten Eindruck, liegt gut in der Hand, aber wie ist es wenn es regnet, man mit Handschuhen und Gewalt rangeht? Wird sich zeigen. Sieht aber auf jeden Fall ein Stückchen persönlicher aus: My Hooligan eben.

(Bilderstrecke auf Flickr)

 

 

Freiwillige Feuerwehren: Das War’s!

Hilfe! Diesem Artikel der Ostseezeitung nach war’s das mit den Feuerwehren. Anscheinend jedoch nur mit den Feuerwehren in Mecklenburg-Vorpommern, womit der Rest beruhigt aufatmen kann. Es verhält sich nämlich so, dass wir – die „Gefangenen des Paragraphendschungels“ – um unser Überleben bangen müssen, da „Eine neue Richtlinie der Europäischen Kommission“ vorsieht, dass maximal 48 Stunden Arbeitszeit sowohl auf Arbeit (bezahlt) als auch auf Ehrenamt (unbezahlt) entfallen können.

Leider gibt der Artikel nicht mehr her. Hier ist Hilfestellung: es gibt sehr wohl ein Positionspapier namens DFV-Position zur Anwendbarkeit der EU-Arbeitszeitrichtlinie auf Freiwillige Feuerwehren (PDF) vom Februar 2011, in dem diese Gleichstellung richtigerweise abgelehnt wird, unter Anderem mit Verweis auf die nationale Auslegung des Arbeitnehmer- bzw. -geberbegriffs.

Bei „eine neue Richtlinie“ handelt es sich vielmehr um eine Anpassung der EU-Arbeitszeitrichtlinie (FWnetz berichtete beispielsweise 2008).

Unterm Strich weren Brände auch in Mecklenburg-Vorpommern bis auf Weiteres von der Feuerwehr gelöscht.

 

 

This is how you do it. Period.

Feuer mit Menschen in Gefahr. Schreiende Mütter, eine Wohnung in Vollbrand, Mutter und Kind ohne Fluchtweg. Du bist Gruppenführer auf dem ersten LF.

Über einige Punkte kann man diskutieren, aber mit den Leuten, die er da vor Ort hatte, hat Captain Pappas („Anthony, I got IC“) nahezu das Optimum rausgeholt „Mike, go VES upstairs and lets some water going here“.

Dann hört er die Kinder (4:10) geht rein und bringt sie raus.   Zum Ende eine Secondary Search.

Jeder kann sich jetzt mal überlegen, was er getan hätte. Sicher gibt es auch hier noch Optierungsmöglichkeiten, aber Feuer unter Kontrolle nach 1:55 und Gebäude klar nach 5 Minuten bei der Lage ist eine Leistung, die andere man erst mal besser machen müssen.

Termine 2012 [UPDATE]

Auch 2012 gibt es wieder einige feuerwehrrelevante Veranstaltungen, Kongresse, Fortbildungen und Messen. Wir haben mal versucht die Wichtigsten aufzuführen. Die Liste erhebt allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

vgbf-Fachtagung, 13. – 15. Februar 2012, Salzburg (AT)
Internationale Fachtagung der Vereinigung fuer Gefahrstoff- und Brandschutzforschung
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15. Europäischer Polizeikongress, 14. – 15. Februar 2012, Berlin (B)
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FeuerTRUTZ, 22. – 23. Februar 2012., Nürnberg (BY)
Fachmesse mit Kongress für vorbeugenden Brandschutz
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9. Nationale Paging-Kongress, 27.02.2012,  Berlin (B)
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fireprotec, 07. – 08.03.2012, Frankfurt/Main (HE)
Fachausstellung für vorbeugenden Brandschutz
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Retro Classics 2012, 22. – 25.03.2012, Stuttgart (BW)
mit Ausstellung des LFV BaWü und Ankündigung, dass Auf der Retro Classics 2012 in Stuttgart seltene Feuerwehrfahrzeuge auf Pkw-Basis aus aller Welt zu bestaunen sind
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Berliner Fachtagung 2012 Nationale Sicherheit und Bevölkerungsschutz, 28. – 29.03.2012, Berlin (B)
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FDIC, 16. – 21.04.2012,  Indianapolis / USA
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Virtual Fires Kongress, 19. – 20. April 2012,  St. Georgen (BW)
Fachtagung für virtuelle Realität und Simulation
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Wipfelfeuer, 28. April 2012, Hemer (NRW)
Fachsymposium Waldbrandbekämpfung
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Rettmobil, 9. – 11. Mai 2012, Fulda (HE)
Europäische Leitmesse für Rettung und Mobilität
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vfdb Jahrestagung 2012, 21.  – 23. Mai, Köln (NW) [neu]
Jahrestagung der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes e.V.
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TFA – Toughest Firefighter Alive – Europameisterschaften, 8. – 9. Juni 2012, Mönchengladbach (NRW)
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Hamburger Gefahrguttage, 14. und 15. Juni 2012, Hamburg (HH)
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1. Landesfeuerwehr-Oldtimertreffen des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg, 23. – 24. Juni 2012, Oberschwäbisches Museumsdorf Kürnbach bei Bad Schussenried (BW)
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VDFU Rescue Challenge 2012,  30. Juni – 1. Juli 2012, Pfaffenweiler (BW)
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8. Europäischen Bevölkerungs- und Katastrophenschutzkongress, 18.-19.09.2012
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security essen 2012, 25. – 28. September 2012, Essen (NRW)
Sicherheits- und Brandschutztechnik
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Retter 2012, 04. – 07.10.2012,  Wels (AT)
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rescuedays, 5. – 7. Oktober 2012, Bremen (HB)
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FLORIAN 2012, 18. bis 20. Oktober 2012, Dresden (SN)
Fachmesse für Feuerwehr, Brand- und Katastrophenschutz
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Ausblick auf 2013

Safety & Security, 19. – 21.03.2013, Amsterdam (NL)
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Suisse Public, 18. –  21.06.2013,  Bern (CH)
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A+A 2013, 05. – 08. November 2013, Düsseldorf (NRW)
Fachmesse mit Kongress für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit mit zahlreichen Sonderschauen und Informationsveranstaltungen
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SICHERHEIT, 12. – 15.11.2013,  Zürich (CH)
Fachmesse für Sicherheit
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Atemschutzunfälle LIVE 2013
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Wind und Feuer: Erkenntnisse

Dass Wind Feuer entfacht, dürfte recht einleuchtend sein. Die Mischung aus Hochhäusern und starkem Winddruck wurde in in dieser FWnetz-Reportage ausführlich behandelt. Das National Institute of Standards and Technology (NIST) hat sich nun eines weiteren tödlichen Einsatzes angenommen, bei dem Wind eine Rolle spielte. Die Zusammenfassung ist hier zu lesen, der Bericht als PDF hier abrufbar.

Bei einem Feuer in einem ebenerdigen Gebäude waren zwei Feuerwehrleute im Innenangriff ums Leben gekommen. Zunächst empfiehlt sich die Lektüre der Seiten 3-8, um das Geschehen überhaupt verstehen und einordnen zu können. Ich finde solche Berichte immer sehr erdrückend – was hier auffällt, ist wie schnell das Ganze geschah. Alarmierung 12:08, Ankunft 12:13, 12:14 Beginn Innenangriff [Anm. mit Preconnects ist das möglich], 12:22 Innenangriff wird aufgegeben, 12:46 Feuer aus. Bedrückend auch wie nah die Verstorbenen an ein rettendes Fenster waren.

Dieses Szenario wurde in zwei verschiedenen Versionen im Rechner simuliert: einmal ohne, einmal mit Wind. Bei letzterem ging man davon aus, dass eine große, dem Wind exponierte Glasfläche schlagartig zu Bruch ging. Das Resultat waren so genannte „Flows“, also Fluss von extrem heissen Gasen. Einer dieser Flows ging über die Angriffsleitung hinweg, schnitt der Mannschaft somit den Rückweg ab. Sie verließ ihr Rohr und ging sozusagen in ihr Verderben.

Es sind viele Faktoren im Spiel, aber für die Praxis übersetzt bedeutet dies, dass Brände in Kombination mit Wind zu extrem erhöhter Vorsicht gebietet, übrigens auch (und rein subjektiv) ein Argument für Strahlrohre mit richtig hohem Durchfluss für solche Notfälle.

(Bild: NIST)