5+1 Frage an Die Feuerwehrfrau

Screenshot Blog Feuerwehrfrau.ch

Corinne stellt klar, dass Feuerwehr keine MĂ€nnersache ist: GrĂŒezi aus der Schweiz, einem Land, in dem einiges anders lĂ€uft, als im „großen nördlichen Kanton“. Mit ihrem Blog will Corinne andere Frauen ermutigen, sich mit einem Engagement in der Feuerwehr zu beschĂ€ftigen und berichtet hierzu aus ihrem Alltag als Angehörige der Feuerwehr. Sie stellt klar: Auf „weibliche Farben“ muss frau auch im Dienst nicht verzichten.

1. Wenn Du eine berĂŒhmte (Feuerwehr-)Persönlichkeit – egal ob lebendig oder tot – treffen dĂŒrftest: Wer wĂ€re es und warum?

Da kommt mir niemand Konkretes in den Sinn. Aber Treffen mit Feuerwehrkameraden/innen aus anderen Wehren sind generell immer sehr interessant. Daher schĂ€tze ich zum Beispiel auch Kurse sehr. Da kann man nebst dem vermittelten Fachwissen auch immer wieder interessante Bekanntschaften machen und spannende GesprĂ€che fĂŒhren.

2. Warum hast Du mit dem Bloggen begonnen?

Auf der Arbeit musste ich Fachspezialisten beim Aufbau eines Blogs unterstĂŒtzen. Da dachte ich mir, statt nur mit meinem theoretischen Wissen zu helfen, wĂ€ren praktische Erfahrungen mit einem eigenen Blog hilfreich. Weil ich aber zu diesem Fachthema nichts beitragen konnte, ĂŒberlegte ich mir, worĂŒber ich etwas zu erzĂ€hlen habe. Da kam mir dann rasch der Gedanke zu einem Feuerwehrfraublog. Vor allem, weil ich merkte, dass noch niemand so etwas fĂŒhrte. So entstand dann der Blog „Feuerwehrfrau.ch“.

3. Wodurch zeichnet sich Deinen Blog aus, wodurch unterscheidet er sich von anderen Blauchlichtblogs?

Ich kenne natĂŒrlich nicht jeden Blog. Mir war aber wichtig, gezielt aus Sicht einer Frau in der Feuerwehr zu schreiben und zu versuchen, auch andere Frauen fĂŒr die Feuerwehr zu motivieren. Viele Frauen in meinem Umfeld sagten mir, dass sie sich das niemals zutrauen wĂŒrden. Mein Ziel war daher aufzuzeigen, dass Frauen genauso gut Feuerwehr machen können wie MĂ€nner.

Frauen, die sich neu fĂŒr das Thema interessieren und vielleicht keine Bekannten haben, die sie zu diesem Thema ausfragen können, stehen aber oft alleine mit ihren Fragen da. Wenn sie dann im Internet recherchieren und auf meine Seite gelangen, sollen sie einen Einblick in die Feuerwehr und im Speziellen zum Thema Frau in der Feuerwehr erhalten. Jemand, der ihnen einen Blick hinter die Kulissen gibt, eventuell bereits erste Fragen beantworten kann und vor allem mit Vorurteilen aufrĂ€umt und Hemmschwellen abbaut.

Mittlerweile hat es ja glĂŒcklicherweise in vielen Feuerwehren Frauen, die mit anpacken, sogar bei Berufsfeuerwehren. Dadurch haben zum Beispiel die Feuerwehren in der Schweiz ĂŒberhaupt keine Vorbehalte gegenĂŒber Frauen, im Gegenteil, viele versuchen den Eintritt von Frauen sogar zu fördern. Die Vorbehalte gegenĂŒber Frauen in der Feuerwehr sind mehr in der Gesellschaft verankert. Dieser Unterschied ist sehr wichtig, denn viele Frauen trauen sich gar nicht erst, bei ihrer Ortsfeuerwehr zu melden, aus Angst, man wolle sie dort nicht. Dabei sind die Feuerwehren selber den Frauen gegenĂŒber sehr offen.

4. Wie kommt Dein Blog in Deinem realen (Freunden, Kollegen und Vorgesetzten) und virtuellen (Leser, andere Blogger) sozialen Umfeld an?

Der Blog kommt sowohl in meinem Freundes- und Bekanntenkreis wie auch in meinem Feuerwehrumfeld sehr gut an. Von Feuerwehrkollegen erhalte ich auch oft Ideen fĂŒr neue Themen. Und in meinem Job hilft es mir aufzuzeigen, dass ich nicht nur theoretisches Know-how in diesem Bereich habe, sondern auch praktische Erfahrung.

Außerdem bietet er interessierten Frauen nicht nur Informationen, sondern auch eine Kontaktstelle bei Fragen. So schreiben mir ab und zu Frauen, die sich fĂŒr die Feuerwehr interessieren, aber nicht recht wissen, wie sie vorgehen sollen, oder Frauen die bereits dabei sind, aber sonstige Fragen haben.

Zum Beispiel schrieb mir eine Frau, die relativ neu in der Feuerwehr war, sie wĂ€re interessiert an der Ausbildung zur Tanklöschfahrzeug-Fahrerin, traute sich aber nicht zu fragen, weil sie erst seit Kurzem dabei ist. Sie wollte daher von mir wissen, ob ich die Ausbildung selber finanzieren musste und was es fĂŒr Voraussetzungen gibt, und ab wann ich es fĂŒr angemessen halte, dass sie frage, ob sie die Ausbildung machen dĂŒrfe. Ich denke, in solchen Bereichen haben Frauen viel mehr Hemmungen als MĂ€nner. Ein Mann wĂŒrde sich einfach erkundigen, Frauen trauen sich das nicht. Sie brauchen zuerst etwas mehr Hintergrundinformationen, um Sicherheit zu gewinnen – und außerdem einen kleinen Wink von einer anderen Frau.

Solche Anfragen freuen mich immer sehr, weil ich damit einer anderen Frau helfen kann und sie motivieren kann, ihre TrĂ€ume oder WĂŒnsche zu verwirklichen. Das ist auch der Grund, warum ich den Blog noch immer betreibe.

5. Welche Elemente möchtest Du gerne auf Deiner Blogger To-do-Liste sehen, die es aber nie dorthin schaffen?

Ich musste merken, dass Bloggen ziemlich zeitaufwendig ist. Das hatte ich zu Beginn unterschÀtzt. Daher gibt es diverse Themen, die es bisher noch nicht in den Blog schafften. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

So kam das Thema Jugendfeuerwehr bisher noch zu kurz. Als Verantwortliche fĂŒr die Jugendfeuerwehr in unserer Wehr möchte ich auch zu diesem Thema noch einige Informationen und einen Blogbeitrag schreiben. Denn auch zu diesem Thema findet man im Internet nicht so viele Informationen. Und noch viel weniger zum Thema MĂ€dchen in der Jugendfeuerwehr. Von daher wird mir die Arbeit nicht so schnell ausgehen.

+1: Was hat es mit Deinen pinken Einsatzstiefeln auf sich?

Meine Kameraden haben mich immer wieder zu Ausbildungen ĂŒberredet, die ich mir von alleine wohl nicht zugetraut hĂ€tte. Zuerst Tanklöschfahrzeug-Fahrerin, dann Einsatzleiterin, und am Ende bearbeiteten sie mich jahrelang, dass ich den Atemschutzkurs noch machen soll. Aufgrund meiner Postur (schweizerdt. Statur, Anmerk. SC) hatte ich mich aber lange geweigert, weil ich mir das schlicht nicht zugetraut hatte.

An einem Schlussabend redeten sie mal wieder auf mich ein und trugen mir unzĂ€hlige Argumente vor, warum ich den Kurs doch machen soll. Von all den Argumenten in die Ecke gedrĂ€ngt, konnte ich fast nur noch zusagen. Aber so einfach ließ ich sie nicht gewinnen und meinte nur, dass ich den Kurs nur in pinken Stiefeln absolvieren werde.

Aber wenn meine Feuerwehrkameraden sich etwas in den Kopf setzen, dann organisieren sie sogar binnen kurzer Zeit pinke Feuerwehrstiefel, damit ich auf ihren Deal eingehe.

Wenige Wochen spĂ€ter, beim alljĂ€hrlichen Adventsfenster, ĂŒberreichte mir das Kommando vor der versammelten GĂ€steschar ein paar pinke Feuerwehrstiefel. Mit dem ausdrĂŒcklichen Hinweis, dass sie sich freuen, dass ich mit diesen nun den Atemschutzkurs absolvieren werde.

So absolvierte ich im darauffolgenden Herbst dann den Atemschutzkurs – in pinken Stiefeln, versteht sich.

Die Feuerwehrfrau. Bild: Marco Frauchiger.
Die Feuerwehrfrau. Bild: © Marco Frauchiger

Biografisches

Corinne Marti ist seit 2005 in der freiwilligen Feuerwehr an ihrem Wohnort im Berner Seeland, Schweiz. Nach einigen Jahren Erfahrung als normale AdF (Angehörige der Feuerwehr) absolvierte sie die Ausbildung zur GruppenfĂŒhrerin. In den darauffolgenden Jahren folgten weitere Ausbildungen zur Tanklöschfahrzeug-Fahrerin, Maschinistin und Einsatzleiterin. Im 2018 schließlich folgte nach jahrelangem „guten Zureden“ ihrer Kameraden der Atemschutzkurs. Daneben ist sie verantwortlich fĂŒr den Nachwuchs und betreut die Jugendfeuerwehr und die Rekruten in ihrer Wehr. Seit 2015 schreibt sie auf ihrem Blog www.feuerwehrfrau.ch ĂŒber das Leben als Feuerwehrfrau und will so andere interessierte Frauen motivieren der Feuerwehr beizutreten.

In der Serie Blauchlicht-Blogger erschienen sind bisher:

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