Schweiz

Blaulicht-Blogger (07): Mit pinken Stiefeln in den Einsatz

5+1 Frage an Die Feuerwehrfrau

Screenshot Blog Feuerwehrfrau.ch

Corinne stellt klar, dass Feuerwehr keine MĂ€nnersache ist: GrĂŒezi aus der Schweiz, einem Land, in dem einiges anders lĂ€uft, als im „großen nördlichen Kanton“. Mit ihrem Blog will Corinne andere Frauen ermutigen, sich mit einem Engagement in der Feuerwehr zu beschĂ€ftigen und berichtet hierzu aus ihrem Alltag als Angehörige der Feuerwehr. Sie stellt klar: Auf „weibliche Farben“ muss frau auch im Dienst nicht verzichten.

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#OnThisDay: Der Rhein ist r(t)ot

Der Großbrand von Schweizerhalle

Nur wenige Ereignisse aus meiner Kindheit brannten sich ins GedĂ€chtnis. Nur wenige Ereignisse sind auch nach mehr als 30 Jahren bildlich prĂ€sent. Genauer gesagt erinnere ich mich an die Fernsehbilder, die einen rot gefĂ€rbten Rhein zeigen und MĂ€nner in SchutzanzĂŒgen, die tonnenweise tote Fische entsorgen.

1986 – das Jahr der Katastrophen. Der GAU von Tschernobyl und die Explosion der RaumfĂ€hre Challenger waren weit weg, jedenfalls bis zum 1. November 1986. An diesem Tag kam es zu einer Brandkatastrophe mitten im Herzen von Mitteleuropa: Schweizerhalle, Sandoz.[1] Die Beck’sche Risikogesellschaft konzentriert auf drei Ereignisse in einem Jahr.[2]

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Schweiz: Diskussion um den Nothelfer

Die Feuerwehr hilft bei einem Verkehrsunfall.

Fast könnte man sagen, dass – vor der aktuellen Problematik mit Videos von Verletzten in Deutschland – eine kleine Meldung aus der Schweiz wie eine Bombe einschlug, aber nur fast. Die Vereinigung der StrassenverkehrsĂ€mter ASA in der Schweiz schlug in den letzten Tagen laut einer Mitteilung des Schweizer Rundfunks SRF vor, den Erste-Hilfe-Kurs, in der Schweiz Nothelfer genannt, bei der FĂŒhrerscheinausbildung zu streichen. Als BegrĂŒndung fĂŒhrte der Verband an, dass einerseits die Zahl der VerkehrsunfĂ€lle sinke, ĂŒber das Mobiltelefon schnell Hilfe herbeigerufen werden können und dass sich laut einer Umfrage in der Bevölkerung große LĂŒcken ĂŒber das Erste-Hilfe-Wissen auftĂ€te. Durch den Wegfall dieses Ausbildungsthemas könne man, so der Verband, die angehenden Fahrzeuglenker intensiver auf das Fahren vorbereiten. Allerdings will man den Vorschlag nur zur Diskussion verstanden wissen. [Siehe auch NZZ.ch] More →

Genf: AbrollbehĂ€lter „Kulturgut“

AB Kulturgut

Einmalig dĂŒrfte der „AbrollbehĂ€lter Kulturgut“ (Berce Protection des Biens Culturels) der Feuerwehr Genf sein. In Folge eines Bibliothekbrandes im Jahr 2008 mit dem Verlust von ĂŒber 1000 BĂŒchern konzipierte man diesen AbrollbehĂ€lter. Mit ihm können GĂŒter vor Ort geschĂŒtzt werden (zB Bautrockner), aber auch verpackt und sortiert werden.

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Zusammen

Der zweite Turm ist eingestĂŒrzt. Die Besatzung von Ladder 16 hat einen Linienbus gekapert und ist auf dem Weg vom Bereitstellungsraum in das Schadensgebiet. In die drĂŒckende Stelle sagt der Lieutenant folgenden Satz:

„Wir werden heute Dinge sehen, die man nicht sehen sollte, wir werden dahin gehen, wo man nicht sein sollte – aber: Wir werden das zusammen tun. Wir werden zusammen sein und wir werden alle zusammen nach Hause gehen.“

Dies fiel mir sofort ein als ich den Bericht ĂŒber die ersteintreffenden SanitĂ€ter des BusunglĂŒcks in der Schweiz gelesen habe. Ein Bus voll toter, sterbender und verletzter Kinder – auf meiner persönlichen Rangliste möglichst beschissener EinsĂ€tze wohl ein, wenn nicht der Spitzenplatz.

Viele von uns haben das Erlebnis leider schon in der einen oder anderen Form durchgemacht: Metall, Kunststoffsplitter, Geruch nach Öl und KĂŒhlflĂŒssigkeit, ein Mensch – oder eben schlimmer: Kind – mit Verletzungen. LĂ€rm und Geschrei, Stille und Gewimmer zwischendurch. Und man selber findet sich plötzlich neben diesem Menschen, hĂ€lt seine Hand und kann ihn nur trösten, bis er  – meistens recht schnell – befreit wird, ab in den RTW/RTH und flap, flap, schnell weg in Krankenhaus. Und am nĂ€chsten Tag vorsichtig erkundigen, was denn daraus geworden ist.

Doch ab und zu geht das eben nicht: Langwierige Einklemmungen bei ZugunfĂ€llen, GebĂ€udeeinstĂŒrzen oder eben UnfĂ€llen wie diesen. Dann muss dabei bleiben und kann nur mit einem HĂ€ndedruck und seiner Stimme helfen, wĂ€hrend andere schneiden, spreizen, flexen und fluchen. Viele können, wollen das nicht. Ich ehrlicherweise auch nicht. Und schon gar nicht bei Kindern.

Doch es dann eben nicht um das Können und Wollen, sondern um das MĂŒssen. Du hast du den ersten Kontakt hergestellt und damit bist du einen Bund eingegangen und hast eine Verantwortung ĂŒbernommen: Ich bin bei dir, egal was passiert, wir machen es zusammen. Es ist schwierig, Tipps zu geben, was man dann sagen und machen soll, aber eines ist sicher: Ihr helft diesem Menschen. Und selbst wenn dieser Mensch sterben  sollte, dann wart ihr die letzte Stimme, die letzte BerĂŒhrung, die letzte WĂ€rme die der Andere gespĂŒrt hat. Und ich bin mir sicher, dass dies auf jeden Fall besser ist, wie ohne diese Stimme und ohne diese Handdruck zu sterben – alleine mit Schmerzen und Angst.

Und daher möchte ich mich bei den Schweizer Kollegen und eigentlich bei jedem anderen von euch bedanken, die sich mit solchen Situationen auseinandersetzen mussten. Ihr habt das richtigste, das menschlichste Verhalten gezeigt, was ĂŒberhaupt möglich ist: Ihr wart da, ihr wart zusammen. Ihr habt damit auch gegenĂŒber euch selbst, der Öffentlichkeit und insbesondere der Gemeinschaft derjenigen, die ebenfalls anderen ehren- oder hauptamtlich helfen eine besondere, wenn nicht gar die höchste Ehre erwiesen.

Um auf den Lieutenant von L16 zurĂŒckzukommen: Ihr seid nicht allein. Wir fĂŒhlen,  und leiden mit euch. Zusammen.

[Edit Irakli: „Die Schreie der Kinder verfolgten uns“ auf 20min.ch]