5+1 Frage an firefox05 und seinen Blog „Der tĂ€gliche Wahnsinn“

Lange hat es gedauert. Bereits zu Zeiten des FWNetz bemĂŒhte ich mich um ein Interview mit Deutschlands bekanntestem Feuerwehrblogger. Manchmal dauert es eben ein bisschen … lĂ€nger. Zwischen Dienst, Dudelsackprobe und Degustation von Whisky fand Ingo Zeit meine sechs Fragen ĂŒber sein Blog „Der tĂ€gliche Wahnsinn“ zu beantworten. Los geht es mit Teil 1 der Blaulicht-Blogger-Interviewreihe.

1. Wenn Du eine berĂŒhmte Feuerwehrpersönlichkeit – egal ob lebendig oder tot – treffen dĂŒrftest: Wer wĂ€re es und warum?

Ich hĂ€tte gerne Carl Metz getroffen. Der Karlsruher hat sich nicht mit dem damals bestehenden, völlig unzureichenden System in der BrandbekĂ€mpfung abfinden wollen und mit seinen Ideen und seiner Überzeugungskraft die Feuerwehren in Deutschland wohl umgekrempelt wie kein anderer. Er gab mit seinen zahlreichen Entwicklungen dem organisierten Feuerwehrwesen in Deutschland ĂŒberhaupt erst das Material an die Hand, um die „BĂŒrger-Eimerketten“ abzulösen und effektiv arbeiten zu können.

Mit diesem Mann wĂŒrde ich gerne mal ĂŒber die heutige Feuerwehr schauen. Wer weiß, was der noch fĂŒr Ideen hĂ€tte!

2. Warum hast Du mit dem Bloggen begonnen?

Es sind nicht nur die spektakulĂ€ren GroßeinsĂ€tze, die die Arbeit bei der Feuerwehr interessant machen, sondern gerade die kleinen KuriositĂ€ten. Von denen kann der „geneigte BĂŒrger“ aber nur wenig bis nichts in den Medien lesen, obwohl diese in meinen Augen viel lesenswerter sind, als ein Bericht ĂŒber eine brennende Lagerhalle. Zudem besteht das Leben eines Feuerwehrmannes nur selten aus den dramatischen Menschenrettungen, die viele im Kopf haben.

Ich fand, dass meine Erlebnisse auch fĂŒr andere Menschen interessant sein könnten und wollte sie einfach mal „unters Volk“ bringen. Die Reaktionen auf meine Geschichten bestĂ€tigen meine Auffassung.

3. Wodurch zeichnet sich Deinen Blog aus, wodurch unterscheidet er sich von anderen Blauchlichtblogs?

Zum Thema „Feuerwehr“ gibt es zwar viele Seiten, aber dort findet man oft „nur“ Nachrichten, Ausbildungsthemen oder GerĂ€tevorstellungen, ab und zu Berichte ĂŒber besagte spektakulĂ€re EinsĂ€tze. Seiten mit persönlichen Erlebnisberichten sind da schon seltener zu finden. Da ich in meinem Blog private Erlebnisse abseits der Feuerwehr und ab und zu meine Meinung schreibe, ist das Blog „ich“: Wer es verfolgt, lernt meine Gedanken, meine GefĂŒhle, und damit ein StĂŒck weit mich persönlich kennen. Ich glaube, das ist schon fast ein Alleinstellungsmerkmal.

4. Wie kommt Dein Blog in Deinem realen (Freunden, Kollegen und Vorgesetzten) und virtuellen (Leser, andere Blogger) sozialen Umfeld an?

Da ich das Blog unter einem Pseudonym schreibe, wissen die meisten meiner Kollegen davon nichts. Ich weiß nur von einigen wenigen Kollegen, die ihn schon mal lesen. Trotzdem muss ich natĂŒrlich alle Geschichten anonymisieren, um keinen Ärger zu bekommen. Es gibt schließlich auch Persönlichkeitsrechte und einige Kollegen beobachten „mein Treiben“ sehr argwöhnisch.

In den Kommentaren zu den BeitrĂ€gen wird mir immer wieder bestĂ€tigt, dass mein Stil gut ankommt, da er offensichtlich genauso authentisch rĂŒberkommt, wie ich es beabsichtige.

5. Welche Elemente möchtest Du gerne auf Deiner Blogger To-do-Liste sehen, die es aber nie dorthin schaffen?

Es wĂ€re natĂŒrlich schön, wenn ich ĂŒber den „Behörden-Irrsinn“ innerhalb der Dienststelle schreiben könnte, der mich persönlich manchmal sehr aufregt. In deutschen Behörden und Ämtern werden meiner Ansicht nach unheimlich viele Ressourcen verschwendet, weil sich die an einem Vorgang beteiligten Stellen aus verschiedensten GrĂŒnden gegenseitig im Wege stehen oder Verwaltungsgesetze beachtet werden mĂŒssen, die in der Praxis im Grunde blödsinnig und kontraproduktiv sind.

Wenn ich jedoch damit anfangen wĂŒrde, bin ich mir sicher, ziemlich schnell einen Termin beim Chef zu haben. Also muss ich mir auf die Lippen, oder besser in die Tastatur beißen.

Ich hatte auch schon mal darĂŒber nachgedacht, solche Artikel mit einem Passwort zu schĂŒtzen, das nur ausgewĂ€hlte Leser bekommen. Aber die Gefahr, dass entweder das Passwort oder der Inhalt der Artikel dann ĂŒber irgendwelche KanĂ€le „in die falschen HĂ€nde“ gerĂ€t, ist mir im Internet zu groß. Schade eigentlich.

+1: Aus Deinem Blog ist ein Buch entstanden. Wie kam es dazu und wie wurde Dein Buch aufgenommen?

Schuld daran, dass einige Geschichten aus meinem Blog heute in Buchform mit ins Bett oder auf die Toilette genommen werden können, ist meine Mutter: Sie hat kein Internet und ich konnte ihr daher meine „ErgĂŒsse“ nicht zeigen. Also druckte ich ein paar Geschichten aus, versah sie im Copyshop mit einer Ringbindung und gab sie ihr. Und sie gab das Heft ihrer Freundin. Und die einer Weiteren… Und alle waren sich einig, dass ich so etwas als „echtes Buch“ herausbringen sollte. Als ich dann durch Zufall auch noch Kontakt zum Rowohlt Verlag bekam, der genau so etwas wie meine Erlebnisberichte suchte, lief alles fast von selbst.

Funfact am Rande: Als mein Chef eine Leseprobe erhielt, um mir eventuelle Bedenken mitzuteilen, war der Vertrag mit dem Verlag lĂ€ngst unterschrieben. Da hatte ich wohl irgendwie die Reihenfolge verwechselt…

In meinem Bekanntenkreis schlug das Buch natĂŒrlich ein. Allerdings wahrscheinlich eher aufgrund der Tatsache, dass ich der Autor war, weniger wegen des Inhaltes. Dieser kam dann aber doch sehr gut an und einer der meistgehörten SĂ€tze zu dem Thema war: „Also, was ihr alles erlebt, ist schon unfassbar!“ Oft musste ich beteuern, dass ich diese Geschichten wirklich alle selbst erlebt hatte und keine einzige erfunden war.

Biografisches

Ich geriet schon mit 12 Jahren in den Sog der Feuerwehr, als ich zunĂ€chst der Jugendfeuerwehr in Bad Driburg, wo ich aufgewachsen bin, beitrat. Die TĂ€tigkeit bei der Feuerwehr gibt mir bis heute das gute GefĂŒhl, das mein Leben auch fĂŒr andere Menschen einen Sinn hat. Nach Bewerbungen bei verschiedenen Berufsfeuerwehren bin ich schließlich 1997 aus der Provinz ins Ruhrgebiet umgezogen, um dort nun zukĂŒnftig von meinem Hobby auch leben zu können. Dabei habe ich aber nie vergessen, wo ich herkomme: Ich bin immer noch Mitglied der freiwilligen Feuerwehr in meiner alten Heimatstadt, wo ich mich auch einbringe, wenn ich dort meine Eltern fĂŒr ein paar Tage besuche. Heute blicke ich auf 35 Jahre Feuerwehr zurĂŒck – und habe immer noch Spaß daran, fĂŒr andere Menschen da zu sein. Aktuell habe ich den Dienstrang „Oberbrandmeister“ und bin NotfallsanitĂ€ter. Um auch den eigenen Kollegen besser beistehen zu können, habe ich eine Ausbildung zum PSU- Assistenten (psychosoziale UnterstĂŒtzung) absolviert.

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