5 + 1 Frage an das Blog Blaulichtauto

Authentisch, emotional und manchmal ein kleines bisschen unsicher, mit diesen drei Eigenschaften lassen sich die Beiträge im Blog Blaulichtauto beschreiben. Trotzdem schreibt L. sich ihre Erlebnisse von der Seele, fast so, als sei das Bloggen eine Therapie für sie. Die Beiträge geben einen ungeschmückten Einblick in ihre Arbeit im Rettungsdienst. Der Leser bemerkt schnell, weshalb L. Wert auf Ihre Anonymität legt.

1. Wenn Du eine berühmte Persönlichkeit – egal ob lebendig oder tot – treffen dürftest: Wer wäre es und warum?

Tatsächlich fällt mir keine berühmte Person ein, die ich gerne mal treffen würde. Allerdings gibt es eine TV-Persönlichkeit, die mir von Anfang an sehr sympathisch war. Der Anästhesist Tino Bastiani aus der TV-Dokumentation „Die Klinik- Ärzte, Helfer, Diagnosen“ hat mich mit seiner Art und Weise, wie er an die Dinge herangeht und was er ausstrahlt, sehr überzeugt.

Ansonsten würde ich sehr gerne eine/n Notfallseelsorger/in treffen, da ist mir nur niemand berühmtes bekannt. Ich finde die Arbeit sehr spannend und würde so ein Treffen als eine große Bereicherung für mich empfinden.

2. Warum hast Du mit dem Bloggen begonnen?

Ich habe im Voraus meines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) nach Informationen gesucht, die die Erfahrungen und Erlebnisse im Rettungsdienst beschreiben. Das, was ich suchte, habe ich nicht wirklich gefunden. Zu beschreiben, was ich mir damals gewünscht habe, ist nicht so einfach, aber in den besuchten Blogs hat manchmal das Persönliche und Zwischenmenschliche gefehlt. Ich wollte gerne mehr über die Emotionen und Gefühle in einer Situation erfahren, als nur ein faktisches und neutrales erzählen der Situation.

Mit dem Start in das FSJ ist mir aber auch klar geworden, dass einem im Rettungsdienst so viele kuriose und zum Teil unglaubliche Dinge passieren, dass ich diese Erlebnisse teilen wollte. So ist mein Blog zu einem bunten Mix aus skurrilen Erfahrungsberichten mit viel Persönlichkeit geworden.

3. Wodurch zeichnet sich Dein Blog aus, wodurch unterscheidet er sich von anderen Blauchlichtblogs?

Wahrscheinlich ist es genau das, was ich oben schon beschrieben habe: ein bunter Mix aus Kuriositäten mit viel Persönlichkeit. Die Einsätze sind alle aus einer sehr persönlichen und emotionalen Sichtweise erzählt. Außerdem versuche ich, so zu schreiben, dass die Lesenden das Gefühl haben, dabei zu sein bzw. zu verstehen, wie ich mich in bestimmten Momenten fühle. Das bin zu hundert Prozent ich, trotz der Anonymität.

4. Wie kommt Dein Blog in Deinem realen (Freunden, Kollegen und Vorgesetzten) und virtuellen (Leser, andere Blogger) sozialen Umfeld an?

Das Blog lebt von meiner Anonymität. Es wissen nur sehr wenige Leute, wer eigentlich hinter diesem Blog steht, wer ihn schreibt. Zu Beginn und jetzt umso mehr, ist mir der Datenschutz sehr wichtig. Mit der Anonymität bleibt mir ein größerer Rahmen zum Erzählen ohne den Datenschutz zu verletzten.

Meine Kollegen und Vorgesetzten wissen also nichts von der Existenz dieses Blogs. Darüber bin ich zum Teil auch sehr froh, weil ich nicht nur positive Resonanz erhalten hätte, da viele es als einen Darstellungszwang verstanden hätten. (Die Instagrammer in meinem Unternehmen werden sehr argwöhnisch betrachtet und genießen nicht den besten Ruf).

Die virtuelle Welt hat mir bisher nur positive Resonanz hinterlassen, was mich jedes Mal mit sehr viel Freude erfüllt, da ich zu Beginn gar nicht davon ausgegangen bin, dass meine Geschichten jemanden gefallen könnten.

5. Welche Elemente möchtest Du gerne auf Deiner Blogger To-do-Liste sehen, die es aber nie dorthin schaffen?

Ich würde meinen Lesern sehr gerne von meinem Praktikum auf dem Rettungshubschrauber erzählen, das ist aber sehr schwer umsetzbar. Nach meiner verpassten Chance einmal im Rettungshubschrauber mitzufliegen, wünsche ich mir das manchmal ganz heimlich.

Ansonsten würde ich gerne mal über den Irrsinn in Notaufnahmen bestimmter Unikliniken berichten. Was da dem Rettungsdienst zum Teil entgegen gebracht wird, schockiert mich immer wieder. Das wäre aber nicht fair gegenüber den Leuten, die tagtäglich ihren Job auf wundervolle Art und Weiße machen und uns damit Hoffnung geben, dass es auch besser geht.

+1: Du hast zwei Jahre im Rettungsdienst gearbeitet, bevor Du Dich anders orientiert hast. Wie schwer war es für Dich aufzuhören?

Es war eigentlich von Anfang an klar, dass meine Zeit beim Rettungsdienst begrenzt ist. Diesen Gedanken habe ich aber sehr lange Zeit verdrängt und gar nicht an mich herangelassen, viel zu sehr habe ich die Zeit genossen. Nachdem ich nach Ende des FSJ keinen Studienplatz bekam, war ich fast schon erleichtert, dass ich noch länger im Rettungsdienst bleiben kann. Ich weiß noch genau, dass ich meiner Mama versichert habe, mir dann zum Sommersemester einen Studienplatz zu suchen, wusste aber insgeheim, dass ich noch ein weiteres Jahr im Rettungsdienst bleibe und mich erst zum Wintersemester um einen Platz kümmere. Ich habe mich selten so zufrieden mit einer Entscheidung gefühlt. Zu bleiben war genau das, was ich wollte, ich konnte mir das nur nicht so richtig eingestehen.

Obwohl es zwischenmenschlich im Rettungsdienst super lief, wollte ich mich nicht ein lebelang an den Schichtdienst binden. Der innere Wunsch, etwas für meine Zukunft zu tun, wuchs immer stärker. Zur gleichen Zeit ist meine Liebe für den Rettungsdienst und meine Wachabteilung immer weiter gewachsen und der Schritt, aufzuhören wurde immer schwieriger.

Das Aufhören fiel mir unheimlich schwer. Ohne mein Studium, das mich von Anfang an überzeugte, hätte ich diesen Schritt nicht gehen können. Auch die Aussicht als Aushilfe wieder zurückgehen zu können, hat mir die Entscheidung erleichtert. Ich muss als nicht für immer Tschüss sagen.

Durch meine Pause vom Rettungsdienst, habe ich viele Dinge wieder zu schätzen gelernt und sehe einige Dinge mit anderen Augen, die ich zum Ende hin als sehr nervig empfunden habe. 

Biografie

Ich bin auf der ganzen Welt volljährig und wohne irgendwo in der südlichen Mitte von Deutschland. Meine Liebe zum Rettungsdienst ist ganz plötzlich in mein Leben gestolpert und hat mich bis heute nicht losgelassen – meiner Planlosigkeit nach dem Abitur sei Dank. 

Heute habe ich durch den Rettungsdienst mein Traumstudium gefunden und kann meine Freude an der Wissensvermittlung mit meiner Leidenschaft für medizinische Themen wundervoll miteinander verbinden.

In der Serie Blauchlicht-Blogger erschienen sind bisher

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