Eine Kolumne von Stefan Cimander

Blaulichtorganisationen scheinen fest in Familienhand, zumindest was den freiwilligen Teil betrifft. Großvater, Vater, Mutter, Kinder, Enkel, sie treffen sich wöchentlich, um zu trainieren, wie Anderen in einer Notlage zu helfen ist. Und jede Generation ist mit (Feuer) Eifer dabei. Eine Generation vererbt das Blaulichtgen an die Andere. Ausnahmen gibt es immer. Ich selbst kam ohne wirkliche Familientradition zu den FloriansjĂŒngern (oder zĂ€hlt das Zivilschutzschutzengagement in einer Regieeinheit vĂ€terlicherseits?). Es liegt nahe, dass Kinder dem Folgen, was sie von ihren Eltern kennen – oder sie grenzen sich bewusst davon ab! Schließlich wĂ€chst man mit dem Blaulicht auf und sich dessen magischer Wirkung zu entziehen, ist schwer.[1] Die wenigsten Kinder rennen schreiend weg, wenn die Feuerwehr mit Fanfaren um die Ecke rast (höchstens vor Schreck). Schon mal einen Kindergarten zu Besuch gehabt? Am liebsten wĂŒrde die das TatĂŒtata selbst einschalten und hören!

Bei dem einen oder anderen Feuerwehrangehörigen (und ehemaligen Mitschreibern im FWB) landeten die eigenen Sprösslinge irgendwie, irgendwo, irgendwann bei den FloriansjĂŒngern oder artverwandten Organisationen. Manchmal aus eigenem Antrieb, manchmal durch bewusstes Konditionieren[2], manchmal durch den sanften Schubs eines Elternteils.

Ich persönlich möchte Letzteres nicht. Meine Kinder sollen selbst entscheiden, was sie in ihrer Freizeit tun, wo sie sich engagieren wollen. Besitzt man als Elternteil Innenansicht eines Vereins, fĂ€llt es einem bisweilen schwer, den Wunsch des Nachwuchses, sich dort ebenfalls zu engagieren, zu unterstĂŒtzen. Gerade dann, wenn man um die „Gefahren“ (und ich beziehe das nicht auf die EinsĂ€tze), um den „inneren Zustand“ weiß, wegen dem man vielleicht selbst hadert.

Seit bald 14 Jahren schreibe ich fĂŒr die verschiedenen Varianten des Feuerwehr Weblogs. In diesen 14 Jahren wandelte sich nicht nur so manche persönliche Sichtweise, sondern auch die VerhĂ€ltnisse um mich herum. Damals 2005 gab es neben „Feuerwehr“ nichts GrĂ¶ĂŸeres und Wichtigeres fĂŒr mich und fĂŒr mich war klar, wenn ich mal Kinder hĂ€tte, mĂŒssen die ebenfalls zu den BOS. Die Einstellung Ă€nderte sich mit der GrĂŒndung des „kleinen Familienunternehmens“ und dessen VergrĂ¶ĂŸerung. „Feuerwehr“ steht inzwischen nur noch an der vierten Stelle (nach Familie, Beruf und Sport). Obwohl nicht mehr auf dem Treppchen wachsen die Kinder trotz aller Vermeidungsstrategien mit roten Autos und Folgetonhorn auf – und fanden/finden das cool!

Finden, fanden? Was denn jetzt? Die große Tochter verlor mit dem Eintritt in die Schule seine Faszination an der Feuerwehr, findet dafĂŒr aber Rettungsschwimmer ganz cool. Dabei war das nicht immer so. Noch bevor ich selbst irgendwo ein Einsatzfahrzeug des Rettungsdienstes oder der Polizei sah oder hörte, war Töchterchen Nummer Eins schon ganz aus dem HĂ€uschen, aufgeregt und kaum noch ruhig zu stellen. Kaum im LF, fand sie auf Anhieb den Schalter fĂŒr das Blaulicht. Gerade noch rechtzeitig legte ich schĂŒtzend meine Hand auf den Kippschalter fĂŒr das Folgetonhorn – das Fahrzeug stand schließlich in der Halle. Sie kannte den Weg zum FeuerwehrgerĂ€tehaus und lief immer in genau diese Richtung, um im „großen TĂŒta“ Platz zu nehmen.

Und Töchterchen Nummer zwei. Dito. Sie sitzt am liebsten vorne rechts und verbietet mir ins Fahrzeug zu sitzen. Komme ich von einem Einsatz nach Hause, liegt oftmals das „Feuerwehrspiel“[3] von Ravensburger bereit, um dieses mit ihr zu spielen. Stehen wir vor dem Feuerwehrhaus, bedeutet sie mir, ich solle ihr aufschließen. Die Ausflucht, ich hĂ€tte keinen SchlĂŒssel dabei, funktioniert ĂŒbrigens nicht – sie weiß, dass der FeuerwehschlĂŒssel am SchlĂŒsselbund hĂ€ngt.[4]

Fragte ich mich vor einigen Jahren, wie ich dem Kind den Feuerwehspleen abgewöhnen könnte, sehe ich das nun entspannter. Die Faszination verwĂ€chst sich vielleicht. Vielleicht auch nicht. Worauf ich allerdings Wert lege, dass sie sich engagieren, egal ob bei der Feuerwehr, den SanitĂ€tsdiensten, der Wasserrettung oder im Sportverein. Diesen Stups, diese Anregung dĂŒrfen Eltern gerne geben. Ihren Weg sollen die beiden selbst wĂ€hlen und sich nicht vom blaulichthadernden Vater beeinflussen lassen.


[1] Vgl. „Fit und aktiv dank blauem Licht“ in Feuerwehr Weblog vom 01.06.2017 /2017/06/01/fit-und-aktiv-dank-blauem-licht/

[2] Vgl. „Noch mehr Literatur“ in Feuerwehr Weblog vom 26.06.2007 http://www.feuerwehr-weblog.de/2007/06/26/noch-mehr-literatur/

[3] Vgl. „An die SchlĂ€uche fertig los“ in FWNetz vom 27.01.2008 https://www.fwnetz.de/2008/01/27/an-die-schlauche-fertig-los/

[4] Vgl. „Das blaue Leuchten. Oder aus dem Leben eines Feuerwehr-Papas“ in Feuerwehr Weblog vom 30.05.2017 /2017/05/30/das-blaue-leuchten/