Letzter Eintrag: Die Ankunft
Geschafft! Nach 21,198km lief ich vergangenen Sonntag bei Stunde 01:44:37,8 über die Ziellinie am Singener Rathausplatz. Was für ein Tag und was für eine Qual – zumindest am Schluss. Ziel erreicht: Ankommen. Das zweite Ziel, Letzter zu werden, habe ich allerdings um etwa fünfzig Prozent der Plätze verfehlt. Mit Platz 68 von 144 Teilnehmern lag ich (ganz im Gegensatz zum letzten Halbmarathon 2006) ziemlich genau im Mittelfeld.
Schneller als gedacht
Entgegen meiner Annahme, für den Zieleinlauf etwa „zwei Stunden plus“ zu benötigen, schaffte ich es über einen längeren Zeitraum ein hohes und konstantes Tempo halten zu können. Das zeigt, dass man im Wettkampf erstens ganz anders läuft, ganz anders motiviert ist, als bei einem Trainingslauf, auch wenn dieser unter simulierten Wettkampfbedingungen stattfindet. Dass es gut laufen würde, zeigte sich bereits nach wenigen Kilometern. Irgendwann bemerkte ich, konstant mit etwa einer Fünfer-Pace zu laufen, ohne außer Atem zu sein. Nach etwa zehn Kilometern knackte ich die Marke mit unter 50 Minuten, etwas, was mir zuletzt 2009* gelang. Bis Kilometer 12 konnte ich knapp weitere 60 Sekunden gut machen. Sodass ich mir Hoffnungen machte, unter 1:45 oder sogar besser ins Ziel einlaufen zu können.
Die Sache mit der Energie
Allerdings hatte ich ab Kilometer 12 mit einem anderen Problem zu kämpfen: Energiemangel. Es war, als würde ich gegen eine Wand laufen, von einer Sekunde auf die andere vom fünften in den dritten Gang zu rutschen. Gelesen hatte ich darüber zwar, aber am eigenen Leib erfahren muss man es selbst, um zu wissen, was passiert, wie es sich anfühlt. Offenbar war mein Glykogenspeicher aufgebraucht (was in der Tat wohl nach etwa 60 Minuten der Fall sein soll) und der Körper stellte auf die etwas ineffizientere Fettverbrennung um. Ab dem Zeitpunkt hieß es dann: Kämpfen, Zähne zusammenbeißen und sich selbst motivieren – auch wenn es dann vorbei war, andere zu überholen. (Glaubt mir, jemanden zu überholen, ist ganz schön motivierend). Im Gegenteil ich wurde (nur) fünfmal überholt und schaffte es bis ins Ziel auch nur noch einen derjenigen einzuholen und hinter mir zu lassen. Für den Notfall hatte ich zwar einen Müsliriegel eingepackt, den ich zur Hälfte zwischen Kilometer 12 und 13 aß, allerdings wäre mir etwas weicheres, wie eine Banane lieber gewesen, weil Laufen und Kauen gleichzeitig etwas schwierig war. Mehr als einmal verschluckte ich mich. Der Versuch einen Schlusssprint hinzulegen und die plötzlich vor mir auftauchenden, anderen Läufer (nicht identisch mit denen, die mich überholten) doch noch zu überholen, scheiterte kläglich, denn jeder gibt kurz vor dem Einlauf Gas, und mir gelang es nicht, die letzten Reserven zu mobilisieren. Aber ich kam mit einer Zeit unter 1:45** ins Ziel und hatte „nur“ knappe fünf Minuten auf den letzten neun Kilometern „verloren“. Trotzdem: Erfolg auf ganzer Linie.
Nach dem Lauf ist vor dem Lauf
Gibt es ein nächstes Mal? Bestimmt, wenn nicht wieder eine Verletzung/Erkrankung dazwischenkommt. Auf der To-Do-Liste für das nächste Jahr (dieses Jahr gibt es keinen Halbmarathon mehr, nur noch eine kleine Runde beim Altstadtlauf in Konstanz) stehen verschiedene Punkte: Zum einen muss ich mich mit dem Thema der Energiespeicherung im Körper auseinandersetzen und ausprobieren, wie ich diese optimieren kann. Insbesondere ich den Wochen vor dem Lauf muss ich noch konsequenter werden, was den Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel betrifft. Zum anderen muss ich das Lauftraining nicht nur früher beginnen, sondern den ganzen Körper in funktionales Training einbeziehen bzw. Intensiveinheiten („HIIT“) regelmäßiger und über längeren Zeitraum durchführen.
Trivia
Einen habe ich noch zum Schluss. Ich hatte die Startnummer 68 und ich belegte am Schluss, ihr ahnt es, Platz 68 in der Gesamtwertung.
Worüber ich mich immer aufrege, andere Läufer, die aus Angst, Sekunden zu verlieren, auf der ganzen Strecke das alle fünf Kilometer angebotene Wasser ausschlagen, weil, Zitat „Das hält nur auf. Trinken kann ich im Ziel.“ Jeder darf sich seinen Teil denken.
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Playlist
Für die Zeit vor dem Wettkampf hatte ich mir ziemlich kurzfristig eine etwas 90iger-lastige Playlist gespeichert, die mich aufpuschen sollte. Letztlich kam sie nicht zum Einsatz. Nachfolgend ein Teil der Playlist:
- The Chemical Brothers – The private psychedelic reel
- The Prodigy – Voodoo People
- The Chemical Brothers – Setting Sun
- The Prodigy – Smack my bitch up
- Propellerheads – Bang on
- The Prodigy – Get your fight on
- Moby – Bodyrock
- Rob Dougan – Furious angels
- The Crystal Method – Comin’ back
- Apollo Four Forty – Stakeout
- The Crystal Method – Busy Child
- Moby – James Bond Theme (CJ Bolland remix)
- Apollo Four Forty – Lost in Space
- The Prodigy – No good start the dance
- The Chemical Brothers – Under the influence
- Leftfield – Open up (The Chemical Brothers remix)
- Fatboy Slim – Acid 8000
- The Prodigy – Firestarter
- The Chemical Brothers – Hey boy hey girl
- Apollo Four Forty – Blackbeat
- The Prodigy – No man army
- Beastie boys – Intergalactic
- The Prodigy – Diesel power
- Depth charge – Shaolin buddah finger
- The Prodigy – Poison
- Method Man – Release yo delf
- Lionrock – Paket of peace (The Chemical Brothers remix)
- The Chemical Brothers – Chemical beats
- Plastic Century – Torn out piercing
- Dave Clarke – No one’s driving
- The Prodigy – O
- The Prodigy – Smack my bitch up (Noisia remix)
- Sabres of Paradise – Tow truck (The Chemical Brothers remix)
- Orbital – Satan
- The Crystal Method – (Cant’t you) Trip like I do
- The Prodigy – Fuel my fire
- Orbital – I don’t know you people
- Panamatic – Carnivale (Beats inc. remix)
- Rob D – Clubbed to Death
- Meat Beat Manifesto – Prime audio soup
- The Chemical Brothers – Elektrobank
- Fluke Atom – Bomb
- Cirrus – Back on a Mission
- …
* Dazu muss man wissen, dass ich um 2010 herum mit dem Joggen auf ärtzlichen Rat hin aufgehört habe.
** 2006, als ich das letzte Mal einen Halbmarathon lief, hatte ich mir als Zielzeit 1:45 h vorgenommen. Mit zehn Jahren Verspätung konnte ich dieses Ziel nun erreichen.