NIST

NIST-Studie zum tödlichen Brandverlauf in San Francisco

10 Minuten Zeit? Dann unbedingt das Video oben ansehen.

Am 2. Juni 2011 verstarben zwei Mitglieder des San Francisco Fire Departments an ihren Brandverletzungen, die sie im Laufe eines Innenangriffs erlitten.

Sie gingenÂ ĂŒber die HaustĂŒr in einem am Hang gebauten Haus. Das Feuer war unter ihnen im ersten UG ausgebrochen. Kurze Zeit spĂ€ter zerplatzen Fenster im Brandraum, und das Feuer gewann innerhalb kĂŒrzester Zeit an IntensitĂ€t. More →

FDNY: Neue Versuche zu Ventilation stehen an

Die Mischung macht’s: wenn sich FDNY und NIST zusammentun, ist das Projekt mit Garantie von vornherein spannend, siehe Wind Driven Conditions. Nun geht es an das nĂ€chste Großprojekt, und zwar eine mögliche Revidierung der Vorgehensweise bei ZimmerbrĂ€nden, so die New York Times.

Ziel soll es sein, das Verhalten des Feuers bei Ventilierung besser zu verstehen. Dabei sind auch zwei mehr als interessante Kernaussagen in Bezug auf aktuelle Taktik zu finden: erstens, Rauch wird derzeit nicht gekĂŒhlt, wenn das Feuer nicht zu sehen ist. Zweitens, FeuerbekĂ€mpfung wird – nach Möglichkeit – von innen gemacht, Beispielsweise bei Kellerbrand.

Die Logik: RauchkĂŒhlung verwirbelt den Rauch und macht somit die „saubere“ Schicht am Boden zunichte, die Feuerwehrleute zur Orientierung bzw. Eingeschlossene Personen zum Überleben benötigen. Zur Ventilation: KellerbrĂ€nde werden von aussen nicht bekĂ€mpft, da sie den Rauch evtl. in Bereiche drĂŒcken können, in denen sich eingeschlossene Personen befinden.

Nun hat vor Allem die Brandlast, die in einer Standardwohnung vorzufinden ist, deutlich zugenommen, und aus diesem Grund wird die Feuerwehr mit extremeren PhÀnomenen (schnellere Erhitzung, auch bei Ventilation) konfrontiert:

Somit ist – womöglich – ein Umdenken nötig, auf jeden Fall aber eine wesentlich höhere Koordination zwischen Engine (Brand) und Truck (Suche bzw. Dachventilation).

Ich wĂŒrde ĂŒbrigens davon absehen zu sagen „ist doch bei uns schon so“. Was bei der FDNY-Geschichte so spannend ist, ist die Bedeutung der möglichen Eingeschlossenen bzw. Opfer, die in dieser Gleichung an erster Stelle stehen.

Man darf sich auf jeden Fall auf Ergebnisse freuen.

Wind und Feuer: Erkenntnisse

Dass Wind Feuer entfacht, dĂŒrfte recht einleuchtend sein. Die Mischung aus HochhĂ€usern und starkem Winddruck wurde in in dieser FWnetz-Reportage ausfĂŒhrlich behandelt. Das National Institute of Standards and Technology (NIST) hat sich nun eines weiteren tödlichen Einsatzes angenommen, bei dem Wind eine Rolle spielte. Die Zusammenfassung ist hier zu lesen, der Bericht als PDF hier abrufbar.

Bei einem Feuer in einem ebenerdigen GebĂ€ude waren zwei Feuerwehrleute im Innenangriff ums Leben gekommen. ZunĂ€chst empfiehlt sich die LektĂŒre der Seiten 3-8, um das Geschehen ĂŒberhaupt verstehen und einordnen zu können. Ich finde solche Berichte immer sehr erdrĂŒckend – was hier auffĂ€llt, ist wie schnell das Ganze geschah. Alarmierung 12:08, Ankunft 12:13, 12:14 Beginn Innenangriff [Anm. mit Preconnects ist das möglich], 12:22 Innenangriff wird aufgegeben, 12:46 Feuer aus. BedrĂŒckend auch wie nah die Verstorbenen an ein rettendes Fenster waren.

Dieses Szenario wurde in zwei verschiedenen Versionen im Rechner simuliert: einmal ohne, einmal mit Wind. Bei letzterem ging man davon aus, dass eine große, dem Wind exponierte GlasflĂ€che schlagartig zu Bruch ging. Das Resultat waren so genannte „Flows“, also Fluss von extrem heissen Gasen. Einer dieser Flows ging ĂŒber die Angriffsleitung hinweg, schnitt der Mannschaft somit den RĂŒckweg ab. Sie verließ ihr Rohr und ging sozusagen in ihr Verderben.

Es sind viele Faktoren im Spiel, aber fĂŒr die Praxis ĂŒbersetzt bedeutet dies, dass BrĂ€nde in Kombination mit Wind zu extrem erhöhter Vorsicht gebietet, ĂŒbrigens auch (und rein subjektiv) ein Argument fĂŒr Strahlrohre mit richtig hohem Durchfluss fĂŒr solche NotfĂ€lle.

(Bild: NIST)