Fit For Fire Fighting mit Laufschuhen

Nicht bloß Frauen haben einen Schuhfetisch. Ihnen gleich tut es die Gattung des Läufers! Laufschuhe, Laufschuhe kann man(n) nie genug besitzen. Moment, ich sehe da grad ein Angebot. … Ihr entschuldigt mich kurz? … Ich gehe Laufschuhe bestellen!

Nach ein paar Tagen steigt die Ungeduld und klingelt der Paketlieferdienst, bricht sich die Vorfreude bahn wie die Lava eines explodierenden Vulkans. Wie eine Reliquie hält der Läufer das neueste Exemplar seiner Jagd in den Händen, betrachtet diese ehrfurchtsvoll von allen Seiten, bevor er hineinschlüpft und sich die Emotionen einem Orgasmus gleich in den Worten äußern: „Was für geile Schuhe!“ Kennt ihr? Gratulation, willkommen im Club der wahren Läufernatur!

Aussehen ist nicht alles

Nun lässt sich trefflich streiten, wie viele Laufschuhe ein Läufer braucht. Wichtig ist, dass ihr Laufschuhe nicht nach Aussehen kauft. Farbe und Marke sind gleichgültig, als wichtige Kriterien gelten die Passform, die Laufökonomie und das Laufgefühl. Tolle, teure und trendige Schuhe an den Füßen, nach dem Dauerlauf oder dem Wettkampf treten höllische Schmerzen auf? Erst informieren, dann kaufen!

Am Anfang steht kein Arbeitskreis, sondern die Laufstilanalyse. Die bieten Orthopäden, Orthopädieschuhmacher und Sportfachgeschäfte an. Während Orthopäde und Schuhmacher eine neutrale Diagnose stellen, versucht das Fachgeschäft logischerweise Schuhe zu verkaufen. Der Vorteil besteht darin, dass der Verkäufer auf Grundlage des Laufstils Schuhe individuell empfiehlt.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es „verkaufende Verkäufer“ und „beratende Verkäufer“ gibt. Der eine verkauft einzig den teuersten Schuh aus dem Regal, der andere berät und zeichnet sich durch entsprechendes Wissen aus. Frägt der Verkäufer nach dem hauptsächlichen Einsatzbereich, dem bevorzugten Laufuntergrund, nach dem Lauftyp, Anzahl der Jahre regelmäßiger Laufaktivität und dem aktuellen Lauftrainingsumfang, habt ihr einen der besseren Fachverkäufer erwischt. Herausfinden lässt sich dies durch Abklappern der Sportfachgeschäfte und eigene Recherchen.

Man(n) kann niemals genug Laufschuhe haben.

Der Einsatz bestimmt den Schuhtyp

Die Frage, nach der Anzahl der vorzuhaltenden Laufschuhe, beantwortet ist die Frage damit nicht. Eine Faustregel besagt, dass pro Lauftrainingseinheit pro Woche ein paar Laufschuhe optimal wären. Dreimal Laufen bedeutet in dieser Lesart, drei Paar Laufschuhe zu Hause unterzustellen. Bevor Investitionen in Fußbekleidung erfolgt, stellt euch die Frage, was, wo und wie viel ihr plant zu laufen? Blindlings mit dem sich zunächst anbietenden Schuh ab in die Wiesen und Felder zu starten, verursacht unter Umständen genauso Schmerzen, wie sich Unzufriedenheit ob des Trainingsergebnis‘ einstellt. Neben dem Laufstil spielt die Art des Trainingslaufs eine große Rolle: Straße, Trail, Intervall, Dauerlauf.

Welcher Läufer hält für jede Trainingsart einen eigenen Schuhtyp vor? Das betreiben, wenn überhaupt, bloß ambitionierte oder professionelle Läufer. Ich orientiere mich bedingt an diesen Empfehlungen, denn ausschließlich für den Trailbereich erwarb ich spezielle Schuhe. Für Laufeinsteiger gilt ohnehin, zunächst das Laufen zu lernen und mit zwei Paar anzufangen.

Verschiedene Schuhtypen (oder besser Schuhmarken) zu tragen, hat noch einen weiteren Vorteil. Essen wir jeden Tag das gleiche? Bei der Nahrungsaufnahme benötigen wir Abwechslung, unser Bewegungsapparat erfreut sich ebenfalls an Variation. Verschiedene Schuhmodelle führen zu unterschiedlichen Reizen in den Füßen und den Unterschenkeln, damit stellt sich keine Gewöhnung an einen bestimmten Schuhtyp ein. Der Körper lernt sich an unterschiedliche Belastungen zu gewöhnen und nebenbei führt das zu muskulärer Kräftigung wie minimiertem Verletzungsrisiko.

Ein weiterer Vorteil ist, dass sich mehrere Paar Schuhe weniger schnell abnutzen, als wenn ein Paar in Benutzung ist. Das führt zu der Frage, wann es Zeit für neue Laufschuhe ist. Für mich dann, wenn ich ein unschlagbares Angebot entdecke.

Die aktiven Laufschuhe. Während die Asics Fujitrabuco eher für die Cross- und Trailläufe sind, nutze ich die Adidas für schnelle Läufe und Wettkämpfe, die On Cloud für Intervalltraining und, wie die Brooks ghost, Saucony Everride sowie New Balance auch für LDLs, LoDLs und ZDLs.

Ein Laufschuh nutzt sich ab

Je älter der Schuh, desto eher verdient dieser den Ruhestand. Hintergrund ist, dass das Obermaterial und besonders die Dämpfung altern. Weitere Anhaltspunkte sind Gewicht des Läufers, der bevorzugter Untergrund und die Anzahl der zurückgelegten Kilometer. Die Anzahl der gelaufenen Kilometer stellt nicht das zwingende Kriterium dar, denn je nach Schuh, Lauftyp, Laufstil, Laufuntergrund und Pflege lassen sich manche Schuhe über 1.000 Kilometer tragen, wobei die Hersteller eher von 800 Kilometern ausgehen. Meine eigene Erfahrung lehrt mich, dass ab 500 Kilometer zu beobachten ist, wie der Schuh aussieht, wie er sich läuft und vor allem, ob Schmerzen im Laufapparat auftreten. Dieses Problem tritt aktuell mit zwei Paar 600er-Schuhen (Schuhe mit denen ich mehr als 600 Kilometer lief) auf. Regelmäßig bemerke ich nach dem Training mit diesen Schuhen Einschränkungen im Laufapparat und ich führe das auf die Abnutzung zurück.

Ambitionierte Läufer führen ein Lauftagebuch, in das diese eintragen, mit welchem Schuh wie viele Kilometer zurückgelegt wurden. Ich ergänze die Angaben mit beobachteten bzw. gespürten Problemen beim Laufen, auf diese Weise ziehe ich Rückschlüsse, ob der Schuh für mich geeignet ist und ich ihn (nicht) wiederbeschaffe.

Die drei Paar (aktiven) Laufschuhe mit den meisten Kilometern: Adidas Ultra Boost (513 km), Saucony Everride (652 km) und New Balance (601 km) – zumindest bei den beiden letzteren merke ich, dass sie End of Life sind.

Der Geiz gewinnt

Ich brauche 50 bis 150 Kilometer um festzustellen, ob ein Schuh geeignet ist. Weil ich kostenbewusst bin (geizig wäre eine alternative Formulierung), laufe ich die Schuhe, bis sie auseinanderfallen und ich kaufe Schuhe nur, wie eingangs erwähnt, wenn diese günstig sind, z. B. weil es sich um ein Vorjahresmodell handelt oder die Farbe etwas speziell ist.

Der perfekte Schuh, Mythos oder Wirklichkeit? Wie, wie viel, für was, wo und wie oft nutze ich die Laufschuhe? Welcher Lauftyp bin ich? Was sagt mir meine Erfahrung? Diese Faktoren beeinflussen die Wahl und die Anzahl der Schuhe der Laufschuhe. Und im Zweifel besitzt der geneigte Läufer zu wenig Fußsohlenbekleidung. Irgendwann ist der perfekte Schuh dabei. Ich laufe seit drei Jahren (nach mehrjähriger Pause) und erst langsam beginne ich ein Gefühl zu entwickeln, welcher Schuhtyp zu mir passt.

Das erste Laufschuhmodell, das ich nach meinem Wiedereinstieg kaufte, ist das Beste – unerfreulicher Weise zugleich eines der teuersten. Mittlerweile steht die 3. Generation desselben vor dem Einsatz, die 1. Generation verdingt als Rennschuh auf dem Weg zum Feuerwehrhaus ihren Ruhestand.

Verraten habe ich noch nicht, wie viele aktive Paar Laufschuhe ich habe. Tatsächlich besitze ich 6 Paar: Adidas Ultra Boost (2016), Saucony Everride (2016), Asics Gel Fujitrabuco (2016), New Balance (2016), Brooks Ghost (2017), On Cloud (2017). Außer Dienst: Adidas Ultra Boost (2015), noch nicht im Einsatz Adidas Ultra Boost ST (2017), entsorgt ist der Asics Gel Nimbus (2009). (In Klammern das Modelljahr). Seit 2015 lief ich über 3.400 Kilometer, die Anzahl der Schuhe nahm von Jahr zu Jahr zu.

Diese beiden Paar Schuhe gaben zusammen >1.200 km auf den Sohlen und werden vermutlich noch in diesem Sommer aussortiert. Als Feuerwehralarmschuh sind sie nicht geeignet, dafür habe ich meine alten Adidas.