Eine Kolumne zu Thema Feuerwehr und WhatsApp

Ja, ich stehe dazu: Ich bin einer der wenigen WhatsApp-Verweigerer. Warum? Da gibt es viele Gründe. Inzwischen zeigt meine ablehnende Haltung im Bereich der Feuerwehr allerdings erhebliche negative Folgen, die ich selbst sehr kritisch sehe und die ich einmal zur Sprache bringen möchte.

Zu Beginn des Aufstiegs des Instant Messaging-Dienstes sah ich für mich persönlich keinen größeren Nutzen, keine Vorteile, gegenüber SMS oder der E-Mail. Klingt das altmodisch? Vielleicht. Aber für mich gab es praktische Gründe. SMS schrieb ich nur mit sehr wenigen Personen, diese inzwischen antike Form der Kommunikation diente der privaten Kommunikation, ging selten darüber hinaus. Kurz und knapp das Wichtigstes auf den Punkt gebracht. Fertig. Keine langen Texte, keine Bilder, die ablenken, und keine unpassenden Kommentare weiterer Empfänger. Information versendet/empfangen. Abgehakt. Alles andere regele ich bis heute über E-Mail, die für mich – das mag ebenso antiquiert sein – den Nutzen hat, nicht nur sehr gegliedert zu schreiben, sondern auch strukturiert zu archivieren, nach Anlass, Thema, Gesprächspartner etc.

Sieht man mal von dem elementaren Aspekt der Kommunikations- und Datensicherheit ab, möchte ich nicht noch einen weiteren Service, der mich ohne Unterlass trackt und mit Werbung stalkt; es reicht, wenn ich „gezwungen“ bin Android und mit Einschränkungen Facebook zu nutzen. Was aber hat dies nun mit der Feuerwehr zu tun? Eine ganze Menge. Ich werde von Informationen abgeschnitten!

WhatsApp ist wie ein sich ausbreitendes Feuer. Es zerstört andere Wege der Kommunikation; hinterlässt verbrannte Erde. Selbst von offiziellen Seiten der Feuerwehr wird man nun aufgefordert die Kameraden mittels WhatsApp (explizit genannt!) über verschiedene Sachverhalte zu informieren. E-Mail? Fehlanzeige! Und das widerstrebt mir. Denn es gibt einen weiteren wesentlichen Fakt, weiterhin Verweigerung zu üben: Effizienz!

Klar, man ist in Kontakt, erreichbar, hat spezialisierte Gruppen; aber permanent piept und blinkt es, weil stets neue Mitteilungen eintreffen, ob nun zur ursprünglichen Kommunikationsabsicht passend oder nicht. Eine wahre Flut aus Bildern, Kommentaren und Texten ergießt sich über die Gruppen hinweg, einer Feuerwalze gleich den eigentlichen Zweck einer Gruppe vernichtend. Das liegt nicht am Dienst, sondern am Verhalten der Nutzer, die sich nicht am Riemen zu reißen vermögen. Aber die Verbreitung von WhatsApp bedingt dieses Verhalten. Automatisch greift man zum Smartphone, wenn eine neue Nachricht zugestellt wurde, nicht wissend, ob wichtig oder unwichtig. Das, was man im Augenblick erledigt, wird unterbrochen. Und das meine ich mit der Effizienz, die verloren geht.

Hat man früher per E-Mail, vor/nach dem Übungsdienst, im Fahrzeug auf dem Weg zum Einsatz über verschiedene, die Feuerwehr betreffende Aspekte gesprochen, findet das heute kaum mehr statt, denn via WhatsApp hat sich das bereits erledigt. Keine Neuigkeit mehr. Vergangenheit. Für mich bedeutet das, frei nach Heidi Klum: „Heute habe ich leider keine Information für Dich!“

Folgen? Ich mache mir ernsthaft Gedanken über mein weiteres Engagement, denn als Führungskraft bin ich auf Informationen, auf Wissen angewiesen, nicht nur das Offizielle, sondern die wesentlichen Dinge verbergen sich oft im vermeintlich Privaten, in der sogenannten sozialen Kommunikation. Aber für mich ist Daten- und Kommunikationssicherheit wie auch ungestörtes Arbeiten von Belang, sodass ich eher mein Engagement hinterfrage (übrigens auch aus anderen Gründen), als Teil der vernichtenden Feuerwalze zu werden.

Wer mir etwas relevantes mitzuteilen hat: Ich bin erreichbar; so wie seit Jahren; unverändert. E-Mail, SMS und es gibt auch einen Messanger, der hinsichtlich Daten- und Kommunikationssicherheit deutlich besser als der Dienst aus Santa Clara abschneidet und aus einem kleinen, bergigen und im Winter meist schneereichen Staat aus Mitteleuropa stammt. Da sich der Großteil meiner Kontakte dieser Alternative verweigert, muss ich nicht ständig zum Smartphone greifen und die Wichtigkeit von Messages einschätzen. Bin dann aber vom Feuerwehrtalk weitgehend ausgeschlossen. Kritik an meiner Haltung? Zustimmung? Alles erwünscht! Wasser marsch!

Off Topic

Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, jeden ersten Dienstag im Monat eine Kolumne im Feuerwehr Weblog zu veröffentlichen. Begonnen habe ich dies mit dem Beitrag „Abwechslung. Anstrengung. Alles andere als ein Hobby“ am 6. September. Gerne dürfen auch unsere Leser ein Thema aufgreifen und uns den Text zusenden, gleichzeitig versuche ich (namhafte) Feuerwehrangehörige oder der Feuerwehr nahe stehenden Personen hierfür zu gewinnen. Da wir ein privates, nicht-kommerzielles Medium sind, bleiben als Belohnung nur der Ruhm, die Anerkennung und die Meinungsfreiheit. Überlegt es euch.