Bildkonzept: Ein schwieriger Spagat zwischen „Held“ und „Helfer“

Zwei Feuerwehrleute vor einem brennendenFahrzeug

Eyecatcher – Ein Bild, bei dem der Betrachter hinschaut.

 

Vergangene Woche schrieb ich über die Wahrnehmung von Feuerwehruniformen und die unterschiedlichen Reaktionen hierauf in und außerhalb Deutschlands. Ich möchte das mit einem Artikel verbinden, in dem es um die Entwicklung eines Bildkonzeptes für Feuerwehrwebseiten ging. Auf den ersten Blick mögen die beiden Themen wenig gemein haben, aber Ziel einer Webseite sollte es auch sein, als Hilfsmedium zur Generierung von Nachwuchs zu fungieren. Auf welche Zielgruppe die Feuerwehrwebseite nun im Speziellen ausgerichtet sein sollte, ist an dieser Stelle nicht mein Thema, sondern die bildliche Darstellung von „Feuerwehr“. Und hier spielt das Thema Wahrnehmung durch den Bürger auch eine große Rolle.

Nun ging ich diese Woche mit relativ vagen Ideen eines Motivkonzepts in ein Gespräch mit (ambitionierten) Hobbyfotografen und erhoffte mir von dem Gespräch einen kreativen Impuls, weil ich mich mit meinen Ideen im Kreis zu bewegen schien. Eine meiner Ausgangspunkte war, Motive zu vermeiden, die „Heldentum“ und „Action“ als Message transportieren. Stattdessen sollten Aspekte wie Teamwork, Technikbegeisterung, Verantwortung bildlich zum Ausdruck kommen und gleichzeitig Lust machen, „weiter zu klicken“ oder „weiter zu scrollen“. Alle Konzepte die ich produzierte hatten eines gemein, sie waren langweilig, kompliziert und es fehlte der Fokus. Wie gesagt, ich bewegte mich im Kreis und der Impuls von extern half, auszubrechen.

Als Feuerwehrmann leidet man nach mehr als zwei Jahrzehnten unter einer gewissen Betriebsblindheit und neigt dazu, Dinge zu kompliziert zu betrachten. Dazu kommen dann noch persönliche Vorlieben und Abneigungen. Eine einfache Frage meiner Gesprächspartner bewirkte, die Sache aus anderer Perspektive zu betrachten. „Warum geht jemand zur Feuerwehr?“ und „Warum sind Sie zur Feuerwehr gegangen?“ Das erinnerte mich an die Aussage des stellvertretenden Amtsleiters meiner ersten Feuerwehr nach Beendigung des Grundlehrgangs. „Zur Feuerwehr geht man wegen der Einsätze“. Sicher, jetzt zuckt es den einen oder anderen Leser gehörig, aber wenn wir ehrlich sind, ist es so und nicht anders. Wir wollen anderen helfen oder wir wollen, auch wenn das in der freiwilligen Feuerwehr meiner Ansicht nach fehl am Platz ist, in irgendeiner Form „Held“ spielen oder „Action“ finden – sei es auch nur in Form sportlicher Herausforderungen. Von daher impliziert die Feuerwehr – auch freiwillig – Assoziationen wie Action und Held. Und genau diese Assoziationen hatten meine feuerwehrunbehafteten Gesprächspartner von Anfang an.

Untermauert wurde dieses Argument durch die Tatsache, dass wir in einer Gesellschaft leben, die durchaus die Extreme sucht, wie an der Zunahme, nennen wir es mal, außergewöhnlicher Freizeitbeschäftigungen zu beobachten ist. Klar, Feuerwehr ist zu, ja, 98% nicht außergewöhnlich, alltäglich, routiniert. Aber die restlichen zwei Prozent können es in sich haben. Mit Kameradschaft, Technik und Verantwortung lockt man als bildliche Botschaft kaum jemanden ins Feuerwehrhaus – auch wenn das mehr der Realität entspricht.

Ob man das nun brachial á la American Firefighter – bitte nicht falsch verstehen, aber ihr wisst, wie ich das meine – oder subtiler und unter Einschluss anderer Botschaften präsentiert, ist Geschmackssache. Ich persönlich neige eher zur subtileren oder abgeschwächten „Firefighter“-Variante. Ziel der Werbung, meines werbenden Bildes, ist nicht die Realität, sondern nur ein Ausschnitt dieser Realität. Das ist eine Gratwanderung, eine heikle noch dazu, denn wie oft fühlen wir uns in anderen Bereichen „verascht und veräppelt“, belogen und betrogen, wenn die Werbung etwas verspricht und nicht einhält? Das Motiv, mein Eyecatcher, muss Lust machen, die Webseite weiter anzuschauen, die realistische Darstellung der Feuerwehr muss dann mit den nachfolgenden Fotomotiven und Texten erfolgen.

Ich habe nun ein Wochenende Kopfzerbrechen vor mir und hoffe, dass etwas Produktives bei den Überlegungen herauskommt. Wie das Bild dann ankommt, bei Kameraden wie auch bei unserer Zielgruppe, werden wir sehr bald erfahren, weil es fünf vor zwölf ist und das Motiv schon längst fertig und im Kasten sein sollte.