Buchbesprechung von BrandbekÀmpfung im Innenangriff aus der Reihe Einsatzpraxis (mit Buchverlosung)

Buchcover BrandbekĂ€mpfungIn gewohnt kritischer aber sachlich fundierter Art und Weise bereiten die Autoren des Bandes „BrandbekĂ€mpfung im Innenangriff“ eine komplexe und mit vielen Fehldeutungen behaftete Angelegenheit verstĂ€ndlich und praxisrelevant auf.

Schwere BrĂ€nde in GebĂ€uden nehmen zwar insgesamt ab, gleichzeitig ist eine neue, gefĂ€hrliche qualitative VerĂ€nderung festzustellen, die von den Feuerwehren tieferes Wissen ĂŒber die chemisch-physikalischen VorgĂ€nge im Brandraum und folglich eine optimale taktische Reaktion erfordert. Viele der Aspekte, welche die Autoren ausfĂŒhrlich beschreiben, mĂŒssen sich einige Feuerwehren erst bewusst machen, und ihre Ausbildung und Taktik entsprechend anpassen und ergĂ€nzen. Intention der Autoren ist es daher, dem „Halb- und Unwissen“ in den Feuerwehren in puncto Innenangriff und der dort auftretenden BrandphĂ€nomene zu begegnen, dabei gleichzeitig den Stand der Wissenschaft und Technik darzustellen und die Begrifflichkeiten eindeutig und nachvollziehbar zu operationalisieren.

In neun Kapiteln behandeln die Autoren die Aspekte:

  • BrandbekĂ€mpfung im Innenangriff und Realbrandausbildung

  • Grundlagen: Brennen und Löschen bei der InnenbrandbekĂ€mpfung

  • BrandverlĂ€ufe in geschlossenen RĂ€umen und PhĂ€nomene der extremen Brandausbreitung

  • Erkennen von Gefahren im Innenangriff und Risikobetrachtung

  • BrandbekĂ€mpfungsmethoden und -techniken

  • Techniken der taktischen Ventilation

  • Sicherheitsorientierte InnenbrandbekĂ€mpfung

  • Allgemeines zur Realbrandausbildung

  • Methodik zur Realbrandausbildung

Auch wenn „Brennen und Löschen“ zum Kern eines jeden Feuerwehrlehrgangs gehört, ist die Analyse der VorgĂ€nge in einem Brandraum meist auf das Brandtetraeder beschrĂ€nkt. Deshalb ist der Abschnitt „Grundlagen: Brennen und Löschen bei der InnenbrandbekĂ€mpfung“ hochinteressant, weil die Beschreibung der VorgĂ€nge anschaulicher, verstĂ€ndlicher und detaillierter als an anderer Stelle dargelegt wird. Viele Feuerwehrangehörige dĂŒrften die ZusammenhĂ€nge im Brandraum in dieser Form erstmals zu sehen bekommen.

Grundlegend fĂŒr Buch und die empfohlene Taktik ist, dass das Verhalten von BrĂ€nden in InnenrĂ€umen durch die Ventilation oder das Brennstoffangebot kontrolliert ist. Ventilationskontrollierte BrĂ€nde mĂŒssen frĂŒhzeitig erkannt werden, denn sonst facht die Feuerwehr mit falscher Taktik den Brand womöglich erst an und gefĂ€hrdet den Angriffstrupp. Z.B. kann der Einsatz von Wasser ursĂ€chlich fĂŒr das Entstehen eines zĂŒndfĂ€higen Rauchgasgemisches sein. Immer wieder zeigen die Autoren anhand solcher AusfĂŒhrungen, dass die Ausbildung in Deutschland derzeit an der RealitĂ€t vorbei geht oder auf veraltetem und falschem Wissen basiert.

Daneben Ă€ußern die Autoren – wie gewohnt – Kritik an so manchem Sachverhalt und begrĂŒnden ihre Beanstandung auf wissenschaftlicher Basis. So rĂ€umen die Autoren mit BrandbekĂ€mpfungsmythen auf, wie bspw. den Volumendurchfluss am Strahlrohr immer gering zu halten oder sie zeigen, dass eine RauchgaskĂŒhlung bei einem voll entwickelten Brand sinnlos ist – was an sich logisch ist, in der Ausbildung aber nicht gesagt wird. Dem Feuerwehrmann gilt es in der Ausbildung zu zeigen, wie er sein Wissen umsetzen kann, und dass er selbst analysieren und mitdenken muss. Das Abspulen statischer Taktiken („Immer den Rauch kĂŒhlen“) ist in einer komplexen Lage nicht zielfĂŒhrend.

GrundsĂ€tzlich richtet sich die Löschmethode nach dem Brandfortschritt – und eben dies wird landlĂ€ufig in der Ausbildung nicht ausreichend vermittelt. Nebenbei erklĂ€ren die Autoren ebenso, weshalb der Flashover-Reflex an der RealitĂ€t vorbeigeht und eine schlechte taktische Wahl ist, zumal er, bezogen auf das konkrete PhĂ€nomen der extremen Brandausbreitung, den falschen Namen trĂ€gt.

Schließlich prĂ€sentieren die Autoren ein Schema, mit deren Hilfe sich BrĂ€nde in InnenrĂ€umen anhand objektiver Merkmale in Risikogruppen einteilen lassen, die das weitere Vorgehen der Feuerwehr bestimmt. Dieses Schema nennt sich GLUT und steht fĂŒr GebĂ€udeeigenschaften, Lies den Rauch, Unterventiliert? Und Temperaturentwicklung.

Abschließend geben die Autoren Hinweise fĂŒr die Realbrandausbildung bzw. erklĂ€ren die verschiedenen Anlagentypen, die es im Bereich der Ausbildung fĂŒr InnenbrandbekĂ€mpfung gibt. Sie machen deutlich, dass es keinen Sinn macht, immer nur in der gleichen Anlage zu ĂŒben, da die RealitĂ€t weit komplexer ist und anspruchsvolleres Können verlangt.

Insgesamt ist das Buch wissenschaftlich aufgebaut, spart aber nicht mit praktischen Empfehlungen bezĂŒglich Taktik und Ausbildung. BrandbekĂ€mpfung im Innenangriff ist immer ein komplexes Wechselspiel, weshalb sich, so die Autoren, das Buch auch vorrangig an die Feuerwehren richtet, „die entsprechende Vorarbeiten geleistet haben“ (S. 7). Dies zeigt sich am Inhalt, der Wissen, Erfahrung und den organisatorischen Willen etwas besser zu machen in vielen Bereichen voraussetzt. Das heißt nicht, dass das Buch nicht fĂŒr alle anderen Feuerwehren ebenso geeignet ist, aber alleine die beschriebenen technischen, organisatorischen und persönlichen Voraussetzungen stellen fĂŒr das Gros der freiwilligen Feuerwehren hohe HĂŒrden dar. Trotzdem, wer seine Feuerwehrleute im Innenangriff schĂŒtzen und Schaden minimieren will, kommt nicht umhin, sich genau mit der Chemie und Physik im Brandraum zu beschĂ€ftigen und dies seinen Leuten praxisnah und nachhaltig zu vermitteln. Denn ein Brand sucht sich nicht die Feuerwehren aus, die ihre Hausaufgaben gemacht haben. „BrandbekĂ€mpfung im Innenangriff“ eignet sich vor diesem Hintergrund als Lehrunterlage ebenso, wie als Kompendium zum Nachschlagen von Begriffen und Sammeln von Angaben zu Technik und Taktik.

Buchverlosung


 und zum Schluss gibt’s natĂŒrlich auch etwas zu gewinnen! Wer unter dieser Buchbesprechung einen Kommentar zum Thema BrandbekĂ€mpfung im Innenangriff abgibt, nimmt an der Verlosung eines Exemplars des Buches „BrandbekĂ€mpfung im Innenangriff“ von Ridder et al. teil. Voraussetzung ist, eine gĂŒltige E-Mailadresse. Die Verlosung lĂ€uft bis zum 05.01.2014. Die Verlosung ist zu Ende und der Gewinner ermittelt. Bitte nicht mehr teilnehmen.

Das Exemplar wurde vom ecomed Verlag fĂŒr die Verlosung zur VerfĂŒgung gestellt. Vielen Dank hierfĂŒr.

Bibliografische Daten

Adrian Ridder, Ulrich Cimolino, Martin Fuchs, Jan SĂŒdmersen, Guido Volkmar: BrandbekĂ€mpfung im Innenangriff. Flashover und Backdraft, Löschmethoden, Einsatztaktik, Realbrandausbildung. Aus der Reihe: Einsatzpraxis. 1. Auflage. Heidelberg: ecomed Sicherheit 2013; 304 Seiten; Hardcover; ISBN 978-3-609-77499-2; EUR 44,99.- (Update 2022: Buch nicht mehr erhĂ€ltlich)