About Marcel Normann

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Posts by Marcel Normann:

StaatsbĂŒrger in Uniform?

Ende der 90er Jahre erhielt ich meine Einberufung zum Zivildienst. Zur Bundeswehr gingen damals kurz nach dem Zusammenbruch des Ostblocks nach unserem VerstĂ€ndnis nur MitschĂŒler, die schon immer hochgradig seltsam waren oder es einfach verpasst hatten, rechtzeitig eine der kursierenden GewissensbegrĂŒndungen abzuschreiben. Aufgrund der geburtenschwachen JahrgĂ€nge hatte sich der Gesetzgeber wenige Jahre vorher die neue Tauglichkeitsstufe T7 ausgedacht, mit der man beim Bund so gerade noch zur Aufnahme von Weichnahrung und leichte SitztĂ€tigkeiten qualifiziert war – zivildienstfĂ€hig war man damit aber immer noch, so dass die meisten auch unter Aufbietung sĂ€mtlicher tatsĂ€chlicher und eingebildeter Krankheiten nicht mehr um den unbeliebten Dienst herum kamen. More →

Still und heimlich: Neue FwDV 500 in Kraft getreten

So schnell hat es wohl noch keine andere frisch renovierte Feuerwehrdienstvorschrift zu Gesetzeskraft gebracht:  Der Innenminister des bevölkerungsreichsten deutschen Bundeslandes hat letzte Woche neben einigen Ă€lteren FwDVen auch die erst im Januar zur EinfĂŒhrung empfohlene FwDV 500 in Kraft gesetzt. So richtig bemerkt hat das aber anscheinend noch keiner. More →

Zwerg-Airbag


Seit Jahren ist es ja ĂŒblich, PKWs an allen möglichen und unmöglichen Stellen mit Airbags auszustatten. Gut geguckt habe ich jedoch beim VU auf dem Bild oben. Die extrem dicke Pluspol-Leitung  (die Batterie guckt auf dem Foto unterhalb vom Tankdeckel raus)  bei dem gar nicht mal so jungen Wagen hatte mich neugierig gemacht. Nach ein bisschen googlen dann die Lösung: In der Batterieklemme sitzt ein  Mini-Knallfrosch, der den Pluspol abschiesst, wenn ein Airbag auslöst. Nennt sich „Sicherheitsbatterieklemme„.  Innenlicht und Warnblinker  haben eine eigene Zuleitung mit geringem Querschnitt.  Sachen gibt’s…

 

Mal richtig dumm aus der WĂ€sche gucken

Zimmerbrand im Obergeschoss eines Altenheimes, mehrere Personen eingeschlossen. Bei unserer Ankunft scheint das Feuer weitestgehend unter Kontrolle, jedoch konnte sich der  Rauch im gesamten Obergeschoss ausbreiten. Auch ist nicht klar, ob sich das Feuer ins Dachgeschoss ausgebreitet hat.

Nach etwas Suchen findet mein Dreiertrupp den Flur, wo Nullsicht bis zum Boden herrscht und uns von der Decke geschmolzene Rauchmelder im Weg hĂ€ngen. Wir tasten uns bis zum Ende und öffnen ein Fenster, um die BelĂŒftung des Fluchtwegs einzuleiten. In einem Raum neben dem Flurfenster stoßen wir sofort auf zwei Bewohner; einer sitzt auf dem Bett, der andere schaut apathisch an die Decke.

Auch dieser Raum ist stark verraucht.  TĂŒr zu und die abgeschlossenen Fenster aufbrechen. Ein Patient ist mit UnterstĂŒtzung gehfĂ€hig und wird mit Brandfluchthaube versehen einem weiteren Trupp in die Arme gedrĂŒckt.

Bei Patient zwei rĂ€t der Krankenpfleger in unserem Trupp dringend von einer Brandfluchthaube ab, da er das nötige Atemzugvolumen auf keinen Fall mehr aufbringen kann. Scheiße. Blick aus dem Fenster. Mist, da kommt keine Drehleiter hin. ZurĂŒck zum Flurfenster, dort das gleiche Bild. Draußen sieht man die Situation genau so.

Fluchthauben mit Pressluft gibt es bei uns nicht und Sprungkissen fĂ€llt bei dem gebrechlichen Mann aus. Leiter klettern wird er in diesem Leben auch nicht mehr. Luft aus einem Atemregler in SpĂŒlstellung kommt bestimmt auch nicht so gut.  Tja, da guckt man erst mal so richtig dumm aus der WĂ€sche.

Warum ich diesen Sermon schreibe? Springen wir von der RealitĂ€t in die Fiktion und denken uns, dass die Feuerwehr fĂŒnf Minuten spĂ€ter eingetroffen wĂ€re. Der Flur hat durchgezĂŒndet , das Feuer ist auf den Dachstuhl ĂŒbergegriffen. Ihr seit ĂŒber eine Steckleiter in den Raum eingestiegen. Brandrauch dringt langsam aber sicher durch die TĂŒrdichtung in den Raum. Sonstige Gegebenheiten wie oben beschrieben. Wie kriegt Ihr die zwei alten Herren ins Freie? 

ZurĂŒck zu RealitĂ€t: Patient zwei ist ĂŒbrigens wohlbehalten im RTW angekommen. Ein nochmalige Erkundung im  Flur ergab, dass endlich die ÜberdruckbelĂŒftung ausreichend eingesetzt hatte, so dass wir ihn zĂŒgig durch den Flur tragen konnten.

TschĂŒss Fernsehturm!

Seit 2008 zog es jeden Herbst mehrere hundert Feuerwehrsportler im Herbst nach DĂŒsseldorf, um im dortigen Fernsehturm in voller Montur mit Pressluftflasche auf dem RĂŒcken die 180 Höhenmeter bis zur Aussichtsplattform zu laufen. Was recht klein begann, entwickelte sich zuletzt zu einem regelrechten Massen-Event: Fast 900 Feuerwehrleute nahmen 2011 am letzten Firefighter Skyrun teil.

Damit ist jetzt Schluss: Mit knappen Worten teilte der Veranstalter jetzt mit, dass der PÀchter des Rheinturms an keiner weiteren Zusammenarbeit mit der Feuerwehr interessiert ist. Man scheint aber guter Dinge zu sein, vielleicht doch noch einen anderen Wettkampfort finden zu können.

In Köln hat man derweil still und heimlich einen Wettkampfort fĂŒr den ersten Treppenlauf in Köln gefunden: Mit seinen 140 Höhenmetern soll am 30. Juni der Kölnturm im Mediapark als Austragungsort herhalten. Drei Startkategorien stehen hier zur VerfĂŒgung: Zivil, Teamlauf Feuerwehr ohne Atemschutzmaske und Teamlauf Feuerwehr mit angeschlossenem PA.

Auf der anderen Seite des großen Teichs hat  sich der Erfinder der Firefighter Challenge, Paul Davis, passenderweise neulich in zwei interessanten Blogposts zum Thema Skyrun ausgelassen:

Brandleiche basteln?

Aus einem Halloween-Skelett, PU-Schaum und etwas Farbe bastelt man bei „My haunted house“ eine Brandleiche.

Neben einigen unschönen Erinnerungen drĂ€ngt sich mir die Frage auf: Kann bzw. darf man so was in der Feuerwehrausbildung einsetzen? Als zusĂ€tzlicher  Stressfaktor bei der Atemschutzausbildung oder AufhĂ€nger fĂŒr das Thema belastende EinsĂ€tze vielleicht nicht zu verachten.

Mir kommen die paar Kilo Kunststoff trotzdem wie Leichenfledderei light vor.

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Helmlampen: Hirsch oder Einhorn?

Beim Katastrophenschutz gab es sie zu Zeiten des kalten Krieges auf vielen Fahrzeugen: Helmlampen, die man an einer kleinen Einschiebelasche vorne am Helm befestigen konnte. Den Batteriekasten in der GrĂ¶ĂŸe einer ĂŒberdimensionierten Butterbrotdose hĂ€ngte man sich mit einem Lederriemen um die Schulter. Technisch gesehen handelte es um Grubenlampen, die man – wenn ĂŒberhaupt – geringfĂŒgig modifiziert hatte: Schwer, unkaputtbar, mehrere Stunden Leuchtdauer, Ex-Schutz und unfassbar teuer.

Die Lampen sind irgendwann verschwunden, der Wunsch nach einer „persönlichen Umfeldbeleuchtung“ aber nicht. Bei der Feuerwehr haben sich dafĂŒr die seitlich angebrachten Helmlampen durchgesetzt, die mit oft wackeligen Konstruktionen am Helmrand angedockt werden.

Mich haben diese Lampen immer gestört: Meistens leuchten Sie nach oben, unten oder hinten, aber eigentlich nie dahin, wo ich das Licht gerade benötige. Bei Nullsicht-Übungen bleibt man auch mal gerne mit dem Helm im Leinengewirr hĂ€ngen – bei der Übung nervig, im Ernstfall potentiell lebensgefĂ€hrlich. Und nach langen EinsĂ€tzen gibt es dann noch einen steifen Nacken, weil selbiger die ungleichmĂ€ĂŸige Gewichtsverteilung auf dem Kopf nicht gewohnt ist.

In den letzten Jahren sind als Alternative vier Lampenmodelle auf den deutschen Markt gekommen, bei denen die Lampe vorne am Helm angebracht wird: Im SpĂ€tsommer 2010 die UK Vizion ATEX und 2011 dann die Petzl PIXA in drei unterschiedlichen AusfĂŒhrungen. Alle sind EX- und spritzwassergeschĂŒtzt.

Links UK Vizion ATEX, rechts Petzl PIXA 3

Links UK Vizion ATEX, rechts Petzl PIXA 3

Die Befestigung am Helm erfolgt bei allen Modellen mittels eines starken Gummibandes. Dieses hĂ€lt wider Erwarten auch am klassisch, konisch geschnittenen Feuerwehrhelm bombenfest. Ein am Helm angebrachtes Visier kann natĂŒrlich nur benutzt werden, wenn die Lampe vorher abgezogen wird. Hat mich die letzten 100 EinsĂ€tze aber nicht gestört. Je nach Helm deckt das Gummi eventuell Reflektoren oder Helmkennzeichnungen ab.

Die UK Vizion ATEX liegt zurzeit bei einem Straßenpreis von etwa 35 EUR. Kurz gesagt: Eine gĂŒnstige und leichte Lampe, an der es nicht viel zu meckern gibt. LeuchtstĂ€rkenverstellung und Streuscheibe kann man getrost vergessen: Die sind nutzlos oder haben keinen nennenswerten Effekt. Die LeuchtstĂ€rke ist akzeptabel.

Die Petzl PIXA wird gleich in drei Varianten angeboten. Alle haben gemeinsam, dass das Gummiband zur Helmbefestigung separat erworben werden muss (ca. 8 EUR). Der Straßenpreis liegt je nach Modell zwischen 26 und 56 EUR. Die PIXA 1 liegt dabei mit der Vizion ungefĂ€hr gleich auf, allerdings bei drastisch lĂ€ngerer Batterielaufzeit. Bei der PIXA 2 kann ein gerichteter Strahl zugeschaltet werden, bei der PIXA 3 fĂ€llt dieser noch einiges stĂ€rker aus.

Empfehlen kann ich abhĂ€ngig vom Verwendungszweck eigentlich alle Modelle, die meisten dĂŒrften aber mit der PIXA 2 am besten bedient sein. Ist der Geldbeutel schmal, wĂŒrde ich zur leichteren Vizion tendieren.

Petzl PIXA-Serie auf der Hersteller-Webseite
UK Vizion ATEX auf der Hersteller-Webseite

Üben mit Uran

Sagte ich Uran? Pardon, ich meinte Uranin. Aber danke fĂŒr Eure Aufmerksamkeit!

Bis auf die giftgrĂŒne Farbe mancher Uranverbindungen hat Uranin (auch Fluorescein-Natrium) nicht viel gemeinsam mit seinem radioaktiven Namensverwandten: Es ist ungefĂ€hr so giftig wie Streusalz, frei erhĂ€ltlich, erheblich gĂŒnstiger und man kriegt auch keinen Ärger mit der CIA, wenn man es im Spind bunkert.

Ein Staubkorn Uranin reicht aus, um das Glas Wasser intensiv einzufÀrben. Unter UV-Licht leuchtet die Lösung deutlich auf (rechts).

Was Uranin fĂŒr FeuerwehrĂŒbungen so interessant macht: Selbst kleinste Mengen können unglaubliche Mengen Wasser fĂ€rben. Schiffe fĂŒhren 500g-Packungen an Uranin mit, um damit im Notfall 4000qm MeeresoberflĂ€che einzufĂ€rben.

Dachdecker suchen auf diese Weise z.B. Lecks in FlachdĂ€chern, BauĂ€mter prĂŒfen, ob das angeblich verrieselte Regenwasser vom Dach nicht doch in der Kanalisation landet und in der Altbergbauforschung verwenden wir es gelegentlich , um zu erkunden, ob eigenstĂŒrzte Grubenbauten einmal miteinander in Verbindung standen. Betrunkene Iren fĂ€rben damit jedes Jahr den Chicago River fĂŒr einige Stunden grĂŒn und Chemiestudenten fĂ€rben mit dem Zeug ihre Sylvesterbowle. OK, ich schweife ab.

Bei der Feuerwehr lĂ€sst sich Uranin wegen seiner FĂ€rbekraft gut zum Üben der LöschwasserzurĂŒckhaltung einsetzen. Auch zur Darstellung von GSG-Lagen eignet es sich. Hier wird es besonders spannend, da sich mit etwas Wasser und Schwarzlicht (GeldscheinprĂŒfer) sehr gut eine mangelnde Dekontamination oder auch eine Kontaminationsverschleppung zeigen lĂ€sst.

Saubere Hand? Von wegen! Etwas Wasser macht die Uranin-Kontamination sichtbar. Real und mit Schwarzlicht noch wesentlich beeindruckender.

100g Uranin kosten im Versandhandel ca. 20 EUR – das reicht fĂŒr viele, viele Übungen. Bei grĂ¶ĂŸeren Mengen ist eine Absprache mit der unteren Wasserbehörde hilfreich, sonst könnte es sein, dass Euch das hier passiert. Laut Literatur genĂŒgen bereits 1g pro 100 Kubikmeter Wasser fĂŒr eine sichtbare FĂ€rbung, also Vorsicht.

Sicherheitsdatenblatt
Uranin bei Wikipedia

 

Improvisierte SeilrĂŒcklaufsperre

Gardaschlinge - Schritt 1

Schritt 1 - Seil einlegen

Schamlos bei der Bergwacht abgekupfert: Aus zwei Karabinern wird im Handumdrehen eine erstklassige SeilrĂŒcklaufsperre. Von der einen Seite kann man das Seil durchziehen, auf der anderen Seite bewegt es sich auf Zug keinen Millimeter. Das Ganze nennt sich dann Gardaschlinge.

Einfach zwei gleich große Karabiner nebeneinander an einem  Festpunkt anschlagen und das Seil von oben einklinken. Das Zugende auf der Lasteseite von außen nochmal in den Karabiner einklinken, Karabiner ggf. zuschrauben, fertig.

An die Lastseite kann man sich bequem dranhĂ€ngen (auch bei NĂ€sse?). Denke, Euch fallen dazu genau wie mir einige Anwendungsgebiete ein, wo die Schlinge nĂŒtzlich sein kann. Kommt jedenfalls definitiv in mein Repertoire.

Gardaschlinge - Schritt 2

Schritt 2 - Loses Ende nochmals einlegen

 

Gardaschlinge - Schritt 3

Schritt 3 - ÜberprĂŒfen

 Gardaschlinge bei Wikipedia

KĂŒchenbrand im Zwergenland

Ein schöner BrĂŒckenschlag ins Feuerwehr-Weblog v1: Die dortigen Artikel ĂŒber Flashover-Boxen dĂŒrften nicht unerheblich zu deren Verbreitung beigetragen haben. Fast pĂŒnktlich zur Version 2 des Weblogs hier ein kleiner Nachtrag zum Thema.

Die kleinen Boxen eignen sich auch wunderbar, um ohne großen Aufwand eine Fettexplosion vorzufĂŒhren. Keine riesigen SicherheitsabstĂ€nde, keine Rauchschwaden, keine langen Vorheizzeiten.

Eine leere Konservendose Mais, eine leere Konservendose Tomatenmark, ein Alubecher von einem Teelicht und zwei lange Schrauben reichen bereits, um die Box mit einer “Fritteuse” auszustatten. Der mit Spiritus gefĂŒllte Alubecher heizt dabei eine geringe Menge Sonnenblumenöl, der “Vollstrahl” einer Blumenspritze sorgt fĂŒr den Rest. Mit etwas handwerklichem Geschick und dem richtigen Werkzeug geht das natĂŒrlich bestimmt auch schöner.

Im Video ist es ĂŒbrigens eine Stahlbox, mit etwas Vorsicht sollte sich das Ganze aber auch in einer Holzbox mehrmals vorfĂŒhren lassen. Ach ja: Das nĂ€chste Mal halte ich die Kamera auch gerade. Versprochen.