Oder aus dem Leben eines Feuerwehr-Papas

Kinder sind in aller Regel recht einfach für „die Feuerwehr“ zu begeistern, großes rotes Auto und schon strahlt der überwiegende Teil der Kindergesichter. Auch wenn meine beiden weiblichen Sprösslinge noch nicht so alt sind, dass sie zur relevanten Werbezielgruppe der Jugendfeuerwehr gehören, haben sich bis heute schon zahlreiche Anekdoten ereignet, bei denen ich einfach nur noch sprachlos war. Vergangene Woche ereignete sich wieder so ein Abenteuer.

Eigentlich wollte die Kleine (2) mit der Mama in die Stadt, durfte aber nicht, weshalb sie mit dem Papa eine kleine Tour auf dem Laufrad machen sollte. Stichwort: Kind durch Sport müde machen, was aber angesichts der Schnellladefunktion bei Kindern nicht wirklich funktioniert. Natürlich war die Kleine nicht auf den Kopf gefallen und dirigierte den Papa auf dem ihr bekannten Weg in Richtung Stadt. Dich trickse ich schon irgendwie aus, dachte der Papa. Glücklicherweise blieb sie optisch an einem roten Traktor hängen und vergaß ihr Ansinnen. Der Traktor ist so was wie ein Heiligtum für sie, insbesondere dieser spezielle Traktor, den einige Studenten im Sommer als Fortbewegungsmittel in der Stadt nutzen. Gut, Traktor mehrfach umrundet; gewunken; den platten Reifen bedauert („Traktor aua“); so getan, als ob der Traktor sprechen könnte; Abschiedsworte gesprochen; so jetzt können wir ja wieder zurück nach Hause, dachte sich der Papa, der verletzungsbedingt gerade feuerwehrabstinent ist. Weit gefehlt.

Plötzlich sprach das Kind nur noch von „Tüta, Tüta“ und der Papa meinte schon, ein Folgetonhorn überhört zu haben. Es ist nämlich schon unglaublich, was die Kinder alles hören (und umgekehrt auch nicht hören wollen). Nun, das Kind erinnerte sich, dass ja ganz in der Nähe von der gegenwärtigen Position das Feuerwehrhaus ist. Warum nicht, dachte sich der Papa, lassen wir die Kleine ein wenig durch die Tore schauen und dann ab nach Hause. Stichwort: Kind müde machen! Tja, denkste. Das Kind ließ sich nicht damit befriedigen, von außen nach innen zu schauen. Da sieht man ja nix. Schnurstracks marschierte sie also auf die Eingangstüre zu und sagte „Papa, Schlüssel“. Der Papa, leicht genervt, weil er eigentlich nicht ins Feuerwehrhaus darf (weil beurlaubt) und er weiß, wo das endet, wenn er mit dem Kind hineingeht, sagt, dass er den Schlüssel nicht dabei habe. Das Kind insistiert, und insistiert und insistiert. Verdammter Dickkopf. Bevor sie sich wieder auf den Boden wirft, schreit und der Papa sagen muss „ich kenne dieses Kind nicht, ich war nur zufällig hier“, schloss der Papa doch auf, und zack, schnell wie der Blitz, war die Kleine in der Fahrzeughalle und stieg erst mal in das kleinste Auto, den MTW ein. Nachdem sie die beiden Sitzbänke im hinteren Teil des Fahrzeuges bestiegen und begutachtet hatte, stieg sie aus und forderte nun mehr nach dem „großen Tüta“. MTW ist ja auch langweilig.

Also öffnete der Papa die Türe zum Mannschaftsraum des Löschgruppenfahrzeuges, hebt die Kleine rein und denkt sich, so, das muss jetzt aber reichen. Kind setzt sich also auf verschiedene Plätze und bedeutet dem Papa sich auch hinzusetzen und die Türe zu schließen. Nun ist es im Mannschaftsraum ja nicht so interessant und aufgrund des Höhenunterschiedes zum Hallenboden bei geöffneter Türe auch ein wenig gefährlich für den laufenden Meter, weshalb der Papa das Kind wieder heraushebt und sich schon in Richtung Ausgang wenden will, da rennt sie hinter das Fahrzeug und ruft, beim Anblick der Drehleiter „Boah, große Tüta“. Klar, da will sie nun auch rein. Also Beifahrertür auf, Kind rein, aufpassen, dass sie nix drückt oder umlegt, und wieder raus. Jetzt aber zum Ausgang. Nein! Sie bleibt nun neben der Fahrertüre stehen und will auch von der anderen Seite in die Leiter einsteigen. Tür auf, Kind rein. Kurz warten, dann der Versuch das Kind wieder herauszuheben. Weit gefehlt. Das Kind will jetzt angeschnallt werden und der Papa soll doch bitte auf den Beifahrersitz sitzen. Was macht man nicht alles, damit das Kind glücklich wird: Anschnallen, Fahrertüre zu und … das Kind strahlt, die blauen Augen blitzen wie das Blaulicht, und dabei hält sie mit den kleinen Händen das riesige Lenkrad der fast 30 Jahre alten Leiter. Sie freut sich, weshalb ich sie eine Weile Drehleitermaschinist spielen lasse.

Dann Fahrzeugwechsel, jetzt geht es auf den Platz des Fahrzeugführers im LF. Die Befehlsbewegung der Hände hat sie auch schon drauf, denn sie bedeutet mir mit ausgestrecktem Zeigefinger, die Türe zu schließen und Platz zu nehmen. Die blauen Augen strahlen weiter, nur dass ich im LF ein wenig mehr aufpassen muss, was sie drückt, denn ihre Schwester, saß im gleichen Alter auch einmal im LF, aktivierte auf Anhieb den Schalter fürs Blaulicht und im letzten Moment konnte ich damals verhindern, dass sie auch die Tröte einschaltet. Beim Papa ist also leichte Nervosität bemerkbar, zumal der Papa als Nichtmaschinist nicht autorisiert ist, irgendwelche Knöpfe zu betätigen. Aber was macht der Papa nicht alles, damit das Kind glücklich ist. Es war ihr richtig anzusehen, dass sie Spaß hatte und absolut fasziniert war – von irgendwie allem. Unglaublich. Der Papa hat keine Ahnung, von wem sie das haben könnte – weil der Papa hat es ja noch.

Irgendwann schafft es der Papa sie zu überreden, nach Hause zu gehen, denn „Mamam“, also Essen, zieht immer, quasi wie bei einem Feuerwehrangehörigen auch. Ohne Mampf, kein Kampf! Daheim war das Thema aber nicht beendet, denn da am kommenden Brückentag der Besuch des Kindergartens bei der Feuerwehr bevorstand, war die Große natürlich auch schon „heiß“ auf Feuerwehr, was sich auf die Kleine übertrug. Die Große im Kindergarten, die Mama auf Arbeit und der Papa macht sich langsam fertig, dem angekündigten Besuch des Kindergartens (als neutraler Beobachter, betroffener Vater) beizuwohnen. In Ruhe Müsli essen, Espresso trinken, da hört der Papa, wie die Wohnungstüre aufging. Die Kleine hat sich Schuhe und Mütze angezogen und sagt nur „Tüta, Tüta“. Wie erklärt der Papa jetzt, dass es erst später zur Feuerwehr geht? Kind aus dem Flur in die Wohnung zurückgeholt, Türe geschlossen. Kind ruft weiter „Tüta, Tüta“. Ein Blick auf die Uhr sagte, dass man ja mal langsam in Richtung Feuerwehr loslaufen könne. Langsam, ha! Feuerwehrkind, nix langsam. Das Kind rannte, als wenn sie dem Ruf der Sirene folge.

Abgemacht war, dass der Papa sie mit zur Feuerwehr und die Oma dann mit zu sich nimmt, sodass der Papa die Kameraden beim Kindergartenbesuch (verbal) unterstützen kann. Nun, die Oma war schneller, so schnell, dass Papa und Kind noch gar nicht am Feuerwehrhaus waren und Kind beim Anblick der Oma in Panik gerät, nicht mehr zur Feuerwehr zu dürfen, und wie Speedy Gonzalez abdreht. Die Oma ist ja, wie der Traktor, ein Sakrileg, aber diesmal war es der falsche Zeitpunkt für Heiligtümer. Also, wie zwei Tage zuvor ging‘s wieder ins Feuerwehrhaus und das Kind machte wieder alle Fahrzeuge durch – in der gleichen Reihenfolge. Wieder strahlt das Kind, wieder leuchten die blauen Augen. Normalerweise gibt es Dinge, mit denen man sie ablenken, für etwas anderes begeistern kann, zum Beispiel indem man sagt, man gehe Schildkröten schauen oder auf den Markt, doch diesmal „Tüta; boah, große Tüta“. War irgendwie wichtiger, als alles andere.