Historisches Feuerwehrfahrzeug vor dem Kurhaus in Baden-Baden.

Öffentlichkeitsarbeit sollte mehr sein als nur historische Fahrzeuge auszustellen.

„It’s the economy, stupid“ war eines der SchlagsĂ€tze, der 1992 von James Carville fĂŒr die Kampagne des demokratischen PrĂ€sidentschaftsbewerbers Bill Clinton verfasst wurde, um zum Ausdruck zu bringen, was den Leuten – den WĂ€hlern – wichtig ist. Zu „It’s the public relations work, stupid“ möchte ich das Zitat nach den Erlebnissen dieser Woche umformulieren. Warum? Eigentlich ist es ein ziemlich alter Schuh, so alt, dass der Gestank desselben schon lĂ€ngst verdunstet scheint. Ohne Öffentlichkeitsarbeit schießen Spekulationen ins Bodenlose, machen wĂŒste Unterstellungen die Runde und das eigene Ansehen nimmt Schaden. Trotz dieses Wissens ereignen sich immer wieder große und kleine Kommunikationspannen. Die vergangene Woche bot mir, wie unter einem Brennglas fokussiert, die Bedeutung einer funktionierenden Öffentlichkeitsarbeit: einmal lokal und einmal bundesweit.

Hier in der Region kam es zu einem Großbrand, dabei wurde ein GebĂ€ude zur Freizeitnutzung vollstĂ€ndig zerstört. Schnell keimten in den sozialen Netzwerken und in den Kommentarspalten der örtlichen QualitĂ€tszeitung Hypothesen, die Feuerwehr habe nicht richtig gelöscht, habe taktische Fehler begangen etc. Was war die Grundlage dieser Mutmaßungen? Genau, es fehlten Informationen. Fehlen Informationen, beginnen Spekulationen, kombiniert mit der Reichweite der internetgebundenen Netzwerke und der Fantasie des einen oder anderen von der Hitze weich gekochten Hirns, ergibt dies eine ziemlich explosive Mischung aus Meinungsmache und Beleidigung. Öffentlichkeitsarbeit ist keine Einbahnstraße, die nur die klassischen Medien umfasst, sondern sie muss ebenso alternative Wege der Informationsverbreitung beachten und zielgerichtet nutzen. Wer frĂŒhzeitig zielgerichtet Informationen zu und ĂŒber einen grĂ¶ĂŸeren Einsatz verbreitet, entzieht damit der Kakofonie der Bordsteinkommandanten die Grundlage – zumindest zum Teil.

Eine andere, weit gefĂ€hrlichere Stimmungsmache ist es natĂŒrlich, wenn aus dem Mund von Lokalpolitikern abfĂ€llige Äußerungen ĂŒber die Feuerwehr bzw. die Jugendarbeit der Feuerwehr erfolgen, wie es derzeit im niedersĂ€chsischen Berne der Fall ist. Mit wenigen SĂ€tzen ward nicht nur das Image, sondern jahrelanges BemĂŒhen um Nachwuchs infrage gestellt, und das alles, weil es auch hier an Wissen, an Informationen mangelte. Öffentlichkeitsarbeit richtet sich genauso an die Lokalpolitik, die, jenseits von Fahrzeugweihe und Fahnenappell, ĂŒber Aufgaben und TĂ€tigkeit der Feuerwehr zu informieren ist. Schuldzuweisungen und Beleidigungen eskalieren in einer solchen Situation nur, allein sachliche AufklĂ€rung, die auch konstruktive Kritik am eigenen Verhalten, der eigenen Organisation und der bisher geleisteten Öffentlichkeitsarbeit zulĂ€sst, erlaubt Fortschritt.

Kurzum, Öffentlichkeitsarbeit ist ein ziemliches Minenfeld und, so stellt es sich mir da, noch immer ein vernachlĂ€ssigtes Stiefkind in so mancher Wehr. Meine Bitte ist deshalb, nicht zuerst die Schuld bei anderen zu suchen und sich beleidigt in den Aufenthaltsraum des Feuerwehrhauses zurĂŒckzuziehen, womöglich sogar öffentlichkeitswirksam den Bettel hinzuschmeißen, sondern sich offensiv mit der bisher geleisteten Öffentlichkeitsarbeit auseinanderzusetzen, Schwachstellen zu finden und Kritik zuzulassen. Vor allem sollte man sich der Möglichkeiten, aber auch der Gefahren der viralen Verbreitung in und durch soziale Netzwerke bewusst werden und entsprechend handeln, einwirken und vorgehen. Schlicht und einfach: Lageerkundung, Entschluss, Befehl! Um es deutlich zu sagen: Schlechte Öffentlichkeitsarbeit ist strĂ€flich, keine Öffentlichkeitsarbeit tödlich.