Unterhaltsame Veröffentlichung rund um das Thema Brandschutz aus fantastischer Perspektive

Cover BRANDSCHUTZ. Phantastische Kürzestgeschichten. Ich beklage in letzter Zeit immer wieder den Mangel an fantastischen Veröffentlichungen – um Science-Fiction und Fantasy mal mit einem Begriff zu erschlagen –, die Feuerwehr (oder angrenzende Bereiche) zum Thema haben. Kürzlich bin ich auf eine Publikation mit dem Titel „Brandschutz. Phantastische Kürzestgeschichten“ gestoßen, die in der Reihe „Phantastische Miniaturen“ erschienen ist. Hinter der Reihe steht Thomas Le Blanc, Gründer der Phantastischen Bibliothek in Wetzlar.

In den Geschichten ist mal von vorbeugendem wie auch abwehrendem Brandschutz die Rede. Orte der Handlungen sind – wie nicht anders zu erwarten – die Hölle, daneben oft auch die Bibliothek. In vielen der Geschichten lassen sich Bezugnahmen und Anleihen zu Klassikern (Goethe, Ray Bradbury) finden, zu aktuellen Ereignissen (Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Flughafen Berlin-Brandenburg) herstellen oder mit historischen Geschehnissen (Bücherverbrennung in der Zeit des Nationalsozialismus) verbinden.

Klar, die Hölle bietet sich, bezogen auf den vorbeugenden Brandschutz, als Gegenstand der Handlung geradezu an, allerdings erscheint mir dies weniger originell, weil eigentlich ziemlich naheliegend. Die Idee den Brand selbst zu schützen (also nicht die Menschen) ist hierbei eine interessante Art der Wortneuinterpretation. Daneben finden sich eine groteske Schilderung, wie der Brandschutz der „Organmafia“ nützen kann; eine tragische Geschichte, wie ein Brandschutzsystem die zu schützenden Menschen nicht beschützt; eine satirische Handlung über einen formwandelnden Alien, die sich als Brandschutzinspektor ausgibt, um Geld zu erpressen; eine spöttische Anekdote über bürokratische Brandschutzvorschriften, die außerirdischen Flammenwesen die Einreise verhindern möchte; eine parodistische Anleihe bei Star Wars, die die Fertigstellung des Todessterns aus Brandschutzgründen verhindert; …

Neben Darth Vader treten auch Noah, der fünfte (aber arbeitslose) apokalyptische Reiter, Luzifer, Hephaistos und die Büchse der Pandora, das Paulinchen, die Phantastische Bibliothek Wetzlar hinmself, und, und, und auf.

Besonders gefallen haben mir „Die Büchse der Pandora“ von Monika Niehaus, die das Rätsel um den Inhalt ebenjener Büchse lüftet, „Brandlast Toilette“ von Rainer Schorm, der darstellt, wie schnell sich irdische und außerirdische Brandschutzvorschriften widersprechen und zu diplomatischen Verwicklungen führen können oder auch „Höllischer Brandschutz“ von Karla Weigand, die darlegt, wie die Hölle, Abteilung Feuertod, dem ausufernden Einsatz von Feuer- und Rauchmeldern begegnen will.

Bei den 31 Geschichten, die in dem kleinen Heft versammelt sind, bleibt kein Auge auf dem Trockenen. In jeder der Darlegungen erkennt der Leser auch immer einen Funken Wahrheit, die literarisch extrapoliert werden. Die Kürze der Geschichten erlaubt den Konsum als Bettlektüre, auf der Einsatzrückfahrt oder auch zwischen dem Wechseln von Schläuchen. Als kleine Anerkennung für VB’ler eignet sich „Brandschutz“ übrigens bestens. Einziger Wermutstropfen – die Auflage beträgt nur 300 Exemplare.

Bibliografische Daten

BRANDSCHUTZ. Phantastische Kürzestgeschichten. Aus der Reihe: Phantastische Miniaturen, Band 7. Herausgegeben von Thomas Le Blanc. Wetzlar 2014. Broschüre, 64 Seiten, 2 Euro.

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