Rezension und Verlosung des Buchs Persönliche SchutzausrĂŒstung aus der Reihe Einsatzpraxis
DIN, ISO, HuPF, UVV, FwDV, ⊠sie alle beziehen sich in irgendeiner Form auf den Aspekt Persönliche SchutzausrĂŒstung (PSA), doch die ZusammenhĂ€nge sind vielen Angehörigen der Feuerwehr selbst unbekannt. Gerade was die rechtliche Situation in Bezug auf die Anforderungen an PSA betrifft, konstatieren die Autoren des Buches âPersönliche SchutzausrĂŒstungâ eine âerschreckende Unkenntnisâ (S. 13), die in Fehl- und Falschbeschaffungen resultiert. Entscheidend, so das Buch, ist nicht die Norm, auch nicht die UVV, sondern die europĂ€ische PSA-Richtlinie â als einziges rechtlich verbindliches Kriterium.
Ratgeber und Kompendium in einem
âIm Endeffekt kauft man nicht das, was man braucht, sondern man kauft einfach irgendetwas und setzt stillschweigend voraus, dass es den Anforderungen schon genĂŒgen wird.â (S. 22)
Von der Konzeption her versteht sich das Buch als Nachschlagewerk, Ratgeber und Hilfestellung fĂŒr Anwender wie Beschaffer von persönlicher SchutzausrĂŒstung zugleich. Hierzu ist das Buch nach dem Anwendungszweck der PSA, von Kopf (Helm) bis FuĂ (Stiefel), von normalen bis hin zu speziellen FeuerwehrtĂ€tigkeiten strukturiert. Die Darstellung beginnt mit der Standard-Einsatzkleidung und fĂŒhrt weiter ĂŒber PSA fĂŒr den Innenangriff, ABC-Schutz, Forstschutz, VegetationsbrandbekĂ€mpfung bis hin zur Höhen- und Wasserrettung, aber auch Aspekte wie der Gehörschutz, filtrierender Atemschutz sowie Warnbekleidung und Funktionskennzeichnungen an der Einsatzstelle sind Teil der AusfĂŒhrungen.
âSchickâ und âgeeignetâ sind nicht das Gleiche
âEine angenehm zu tragende, gut passende und ergonomisch vorteilhafte persönliche SchutzausrĂŒstung ist Voraussetzung fĂŒr eine hohe Akzeptanz. PSA, die nicht richtig passt und/oder nicht richtig angelegt wird, hat eine schlechtere oder schlimmstenfalls gar keine Schutzwirkung.“ (S. 203)
Nicht jede durch das Marketing als Innovation verkaufte Entwicklung ist sinnvoll und âschickeâ PSA bedeutet nicht gleich geeignet, im Gegenteil, vieles ist von fragwĂŒrdigem Nutzen. AusdrĂŒcklich legen die Autoren dar, woran eine Feuerwehr messen sollte, was sie wirklich benötigt. GrundsĂ€tzlich sollte der Beschaffung eine Analyse der GefĂ€hrdungen vorangehen. Anhand dieses Resultates ist die Auswahl zu treffen, die gleichzeitig auch die Frage nach der KompatibilitĂ€t zu bestehenden AusrĂŒstungsteilen und die Ergonomie der EinsatzkrĂ€fte miteinbeziehen sollte. Nur was optimal sitzt, bietet auch optimalen Schutz. Stand der Dinge ist, so die Autoren, dass âdie Feuerwehren irgendetwas kaufenâ ohne sich Gedanken zu machen, was man eigentlich braucht. Zu empfehlen ist bspw. ein Anwendertest, fĂŒr den die Autoren im Anhang einen Fragebogen bereitstellen.
Um Licht in das Dunkel der vielfĂ€ltigen Begriffe zu bringen, erklĂ€ren die Autoren die verschiedenen Begriffe und Bezeichnungen, Materialien, Leistungs- und Schutzstufen wie Kategorien und deren Kombination untereinander, zeigen aber auch die Inhalte der PrĂŒfungen sowie Vor- und Nachteile bestimmter PSA-AusfĂŒhrungen. Sie explizieren den Mindestschutz anhand der zugrunde liegenden Normen, stellen aber auch heraus, dass viele Normen nur Anforderungs- aber nicht AusfĂŒhrungsnormen sind. Gerade das Kapitel mit dem rechtlichen Hintergrund sticht in diesem Kontext als besonders informativ heraus.
PSA als Thema der Aus- und Fortbildung
ââŠein WĂ€rmefenster (ist) in einer Feuerwehr-Einsatzhose nicht nur physikalisch sinnlos und sicherheitstechnisch gefĂ€hrlich, sondern schlichtweg eine Konterkarierung gĂŒltigen europĂ€ischen Rechts.â (S. 65)
Beschaffung ist kein Selbstzweck und mit der Abgabe an die EinsatzkrĂ€fte und dem Ăberwerfen an der Einsatzstelle erledigt. PSA sollte ein wiederkehrendes Thema der Aus- und Fortbildung sein â egal ob Anwender oder Beschaffer. Nur auf diese Weise lernt eine Einsatzkraft die (Einsatz-)Grenzen dessen kennen, was er trĂ€gt (oder anderen zu tragen befiehlt). Gleichzeitig widerlegt man auf diesem Weg verschiedene, auf Unwissen beruhende Legenden. Diesen âSchlagworten der Legendenbildungâ wie WĂ€rmefenster, Heat Stress etc. halten die Autoren Fakten entgegen und zeigen, dass den Legenden europĂ€isches Recht entgegensteht. Sinn neuartiger PSA ist der Schutz der Einsatzkraft gemÀà europĂ€ischen Richtlinien und nicht die Ermöglichung tieferen Eindringens.
SchlieĂlich ist zu beachten, dass auch PSA der Alterung unterliegt und ein Verfalls- oder Ablaufdatum hat â richtige Lagerung und Pflege der PSA vorausgesetzt. In dem Kontext greifen die Autoren auch den Aspekt der Einsatzstellenhygiene auf fĂŒr die die Autoren im Anhang umfangreiche Hinweise zusammengetragen haben.
Fazit
In gewohnt kritischer aber sachlich fundierter Art und Weise bereiten die Autoren des Nachschlagewerkes âPersönliche SchutzausrĂŒstungâ eine komplexe und mit vielen Fehldeutungen behaftete Angelegenheit verstĂ€ndlich und praxisrelevant auf. Die LektĂŒre regt zum Nachdenken bzw. Hinterfragen des eigenen Wissens an. Eine dieser im Buch aufgeworfenen Fragen ist, ob wirklich jeder Feuerwehrangehörige die gleiche PSA braucht?
Die LektĂŒre zeigt deutlich, dass aus Sicht der Autoren das Thema persönliche SchutzausrĂŒstung in den deutschen Feuerwehren stiefmĂŒtterlich behandelt wird â mit potenziell schwerwiegenden Folgen. Statt Sachlichkeit und analytischem Vorgehen dominieren politische Ansichten und der Geldbeutel die Beschaffung, die das Schutzniveau zu einer Frage der örtlichen VerhĂ€ltnisse macht. Zu Recht fordern die Autoren alles Neue kritisch zu hinterfragen, aber dieses Hinterfragen darf nicht lauten â um das zentrale Fragepaar an den Schluss zu stellen â âWas können wir uns leisten?â sondern âWas mĂŒssen wir uns (angesichts der GefĂ€hrdungen) leisten?â
Buchverlosung bis zum 1. Mai
⊠und zum Schluss gibtâs natĂŒrlich auch wieder etwas zu gewinnen! Wer unter dieser Buchbesprechung einen Kommentar schreibt, nimmt automatisch an der Verlosung eines Exemplars des Buches âPersönliche SchutzausrĂŒstungâ teil. Einzige Voraussetzungen sind eine gĂŒltige E-Mail-Adresse und Postadresse in Deutschland. Die Verlosung lĂ€uft bis einschlieĂlich 1. Mai 2014. Der Gewinner wird von uns dann per Email benachrichtigt. Die Verlosung ist zu Ende und der Gewinner ermittelt – bitte nicht mehr teilnehmen.
Das Exemplar wurde freundlicherweise vom Verlag ecomed fĂŒr die Verlosung zur VerfĂŒgung gestellt.
Bibliografische Daten
Manuel Fabrizio, Ulrich Cimolino, Jörg Lange-Hegermann, Christian Pannier: Persönliche SchutzausrĂŒstung. FĂŒr den sicheren Einsatz bei der Feuerwehr und anderen Hilfsorganisationen. Erschienen in der Reihe: Einsatzpraxis. Heidelberg: ecomed Sicherheit 2014. Hardcover, 254 Seiten, ISBN 978-3-609-68744-5; EUR 44,99.-.
(Eine Bitte am Rande: Auch wennâs so einfach ist – BĂŒcher muss man nicht unbedingt bei dem groĂen Online-Versandhaus bestellen).