Besprechung von Christof Lindes Buch Unfälle mit alternativ angetriebenen Fahrzeugen

alternativantriebDie zunehmende Nachfrage nach erdölbasierten Kraftstoffen lässt nicht nur die Preise steigen, sondern die endliche Ressource Erdöl schneller knapp werden, weshalb Fahrzeuge mit alternativen Antriebsformen an Bedeutung gewinnen und zunehmend das Bild auf öffentlichen Straßen prägen. Die Feuerwehren müssen sich auf diese Veränderungen einstellen und die sich ergebenden Herausforderungen meistern.

In enger Zusammenarbeit mit den führenden Fahrzeugherstellern und anderen Komponentenherstellern erstellte Christof Linde ein übersichtliches Einführungsheft in die Technologie, den Aufbau und die spezifischen Besonderheiten von alternativ angetriebenen Personenkraftwagen, dass sich speziell an Einsteiger richtet.

Ängste durch Ausbildung abbauen

Linde beginnt seine Darstellung mit einem Vergleich: Waren es die elektromobilen Feuerwehren[1] des beginnenden 20. Jahrhunderts, die Vorbehalte gegen den Explosionsmotor hatten, sind es wiederum die Feuerwehren des 21. Jahrhunderts, die Vorbehalte gegen alternative Antriebsformen, wie den Elektroantrieb, haben. Ängste und Vorbehalte abzubauen, Wissen zu formen und zu festigen, ist Ziel der Ausbildung und Intention der Reihe Fachwissen Feuerwehr. Linde fasst dies wunderbar in einem Satz zusammen: „Gerade diese Beschäftigung mit der neuen Technologie ist die beste Möglichkeit, möglichen Ängsten der Feuerwehrangehörigen vor den neuen Techniken entgegenzuwirken.“ (S. 5)

Aufbau, Technik, Funktion verständlich erklärt

Detailliert beschreibt Linde chemisch-physikalische Eigenschaften, Technologie und Taktik für Fahrzeuge mit den alternativen Antriebsenergien Flüssiggas, Erdgas, Wasserstoff, Elektro und Elektro-Hybrid. Welche Sicherheitseinrichtungen verbaut sind, wie diese funktionieren und was passieren kann, wenn diese ausfallen, legt er ausführlich und verständlich dar.

Erkundung, Erkundung, Erkundung

Linde zeigt aber auch, dass es jenseits der FwDV 100 und der Gefahrenanalyse kein einheitliches Vorgehen bei Unfällen mit derartigen Fahrzeugen gibt, weil alternative angetrieben PKW, bis auf reine Elektrofahrzeuge, von außen als solche nur schwer erkennbar sind. Je nach Antriebstyp ergeben sich andere Gefahren. Grundsätzlich empfiehlt sich immer eine strenge Erkundung nach FwDV 100 mit gleichzeitiger einzelfallbezogener Gefahrenanalyse. Ist die Antriebsart des Fahrzeuges identifiziert, sollte schnellstens Zugriff auf das jeweilige Rettungsdatenblatt bestehen – ohne diese Informationen ist es nicht möglich, optimal vorzugehen. Außerdem sollten, trotz verlässlicher Sicherheitseinrichtungen, immer vom schlimmsten Fall, nämlich dem Versagen derselben, ausgegangen werden.

Auch beim Einsatz von Rettungsgeräten ist auf Besonderheiten hinsichtlich Handhabung zu achten. Dass der Einsatz von Wärmebildkameras bei Fahrzeugunfällen sinnvoll sein kann, zeigt Linde am Beispiel wasserstoffgetriebener Fahrzeuge.

Fazit: Gute Einstiegsliteratur

Wer als Einsteiger eine schnelle und fundierte Zusammenfassung über den Stand der alternativen Antriebstechnik in Pkws erwerben will, ist mit diesem Abriss gut bedient. Linde zeigt außerdem, dass die Erkundung und Gefahrenanalyse das A und das O eines jeden Einsatzes ist, unabhängig von der Antriebsart.

Bibliografische Angaben

Christof Linde: Unfälle mit alternativ angetriebenen Fahrzeugen. Aus der Reihe Fachwissen Feuerwehr. 1. Auflage, Heidelberg, München, Landsberg, Frechen; Hamburg: Verlag ecomed Sicherheit 2012. 96 Seiten, 14,8 x 19,0 cm; Softcover; graph. Darst., ISBN 978-3-609-62410-5. EUR 11,95.- (Link)


[1] Vgl. Manfred Gihl: Im Dienste der Feuerwehr: Gottlieb Daimler, Carl Benz und Ferdinand Porsche. 1. Auflage, Erfurt: Sutton Verlag 2013 (Link zur Rezension); Manfred Gihl: Geschichte des deutschen Feuerwehrfahrzeugbaus: Geschichte des deutschen Feuerwehrfahrzeugbaus Bd.1 Von den Anfängen bis 1940. Stuttgart: Kohlhammer 1997.