Dänemark

Battenburg und wie ich gesehen werden will

Feuerwehr Kopenhagen

Es lässt einen nicht los: Da will man einfach mal abschalten, prompt fährt einem am Straßencafé ein Löschzug vor die Nase. Bis vor etwas mehr als einem Jahr war Københavns Brandvæsen noch Teil meiner damaligen Tätigkeit. Und jetzt? Ich bin nicht mehr bei Paratech, Dänemark hat wieder reformiert, es gibt die Feuerwehr Kopenhagen nicht mehr, dafür Hovedstadens Beredskab, ein Zusammenschluß von acht Feuerwehren.  More →

DK: Privater Rettungsanbieter insolvent

in Dänemark wird an allen Ecken kräftig gespart, auch beim Rettungsdienst. So vergab die Region Süddänemark mit ca.  1,2 mio. Einwohnern vor zwei Jahren den Betrieb des Rettungsdienstes an die Niederländische Firma BIOS. Mitbieter Falck ging nach 95 (!) Jahren leer aus.  Einsparungen: mindestens 5 Millionen Kronen, umgerechnet ca 700.000 Euro pro Jahr.

Der Start war holprig, BIOS konnte die Zusagen, insbesondere an vorgehaltenem Personal, nicht einhalten und erhielt scheinbar 50 Millionen Kronen zuviel überwiesen. Überlaufenes Fass: die Region hat den Konkurs von BIOS beantragt, faktisch das aus, da eine sofortige Rückzahlung des Betrages wohl nicht möglich ist. Der Betrieb soll sicher gestellt werden, und: die Region möchte ihn selbst übernehmen.

Unterm Strich eine interessante Geschichte, abgesehen von der mißlichen Lage der Angestellten: denn die Abgabe von „kritischen Strukturen und Dienstleistungen“ an Privatanbieter ist eine heikle Sache. Jedenfalls ist die Gefahr groß, wenn es ausschließlich um die Kosten geht, dass das schief gehen kann, wie man sieht.

DK: Kein Notarzt

In Dänemark folgt die Organisation der Rettungsdienste den geografischen Regionen. In der Region Nordsjaelland ist man nun endgültig vom Einsatz von Notärzten abgerückt. Vielmehr wird die präklinische Versorgung von Paramediciner gewährleistet, die auch recht erweiterte Kompetenzen haben (zB. Verabreichung von bestimmten Arzneimittel).

Ein Notarzt verbleibt jedoch im Krankenhaus in Slagelse, um bei größeren Schadensfällen als LNA auszurücken.

Drei Jahre Praxis auf dem RTW sind die Voraussetzung für die Zulassung zur 5-wöchigen Fortbildung zum Paramediciner (Wikipedia).

 

Dänemark: Neues NEF-Konzept bewilligt

Audi R8 NEF

Bei der letzten FKB-Sitzung mit angeschlossener Messe in Fredericia (August 2012) wurde ein NEF-Konzeptfahrzeug auf Basis Audi R8 vorgestellt.

Ambulancetjenesten hat dem Projekt nun grünes Licht gegeben: im aktuellen Farbschema soll anfangs versuchsweise ein NEF für eine noch zu bestimmende Region in Dienst gestellt werden. So sollen bestehende Lücken in der Versorgung geschlossen, und vor Allem die Hilfsfristen eingehalten werden.

Sommerloch (1): FKB Fredericia

Eine (!) geschlagene (!!) Stunde gehabt, um bei der diesjährigen FKB in Fredericia, Dänemark, vorbeizuschauen. Das ist der jährliche Treff der Feuerwehrchefs (Beredskabschefer) inklusive Ausstellung, somit die einzige nennenswerte Messe hier oben. Da ein Teil der Stunde auch noch für ein Paar Gespräche angesetzt war, reichte die „Recherche“ bzw. „Reportage“ zum vorbeilaufen und Bilder machen. Als bekennender Scania-Fan ist die dazu gehörige Bilderstrecke auch etwas einseitig.

Interessant jedoch das oben gezeigte Detail: Absenkbarer Geräteraum, sowas habe ich noch nicht gesehen. Ich vermute, mitgeführt werden zwei THL-Sackkarren wie zB in Kopenhagen.

Ansonsten: einfach Bilder angucken, es sind aus Aufbau-Sicht ein Paar interessante Details dabei.

 

 

Ausrücken in 5 oder ankommen in 10 Minuten?

Dank Martin auf Facebook auf folgenden Link aufmerksam geworden: hier veröffentlichen alle Dänischen Feuerwehren ihre Ausrückezeiten. Es gilt die Vorgabe, innerhalb von fünf Minuten auszurücken. Damit ist vermutlich das erste (H)LF gemeint, oft gibt es ein Rendezvous-System, der „Indsatsleder“ ist für mehrere Wachen zuständig und kommt mit dem KdoW nach.

Die Tabelle beinhaltet den Anteil von Ausrückezeiten unter eine Minute, bis fünf Minuten, sowie die durchschnittliche Ausrückezeit.

Der Ansatz, die Ausrückezeit als Massstab zu nehmen anstatt die Hilfeleistungsfrist, ist nicht uninteressant und ist vermutlich realistischer bzw. ehrlicher. Insbesondere die Verkehrslage ist ein Faktor, der die Ankunftszeit erheblich beeinflussen kann.

Aber ob AB oder AN – die gezeigte Transparenz ist klasse, und um die geht es wenn man schon Feuerwehrsystem schlecht vergleichen kann (interessant werden die Zeiten der „zweiten Pumpe“ am Einsatzort).

Nebengedanke: Ob das Dänische System auch so viele, ähm, Variationsmöglichkeiten wie bei uns bietet, sei dahin gestellt. Die 3 4 lässt sich auch ein Paar Ecken vor dem Einsatzort entfernt drücken, oder? Denke, mit Zeitstempel und mit GPS geht das wohl eher nicht. Aber sei’s drum.

 

 

 

 

Hallo, ich bin ein Hydrant und alleine

Kleiner Nachtrag zu den (G)TLF in Dänemark – das sind die „Öltanker“ mit eingeschobener TS, oder wie kriege ich günstig viel Wasser an die Einsatzstelle? Zwar ein Extrembeispiel was den Zustand des Hydranten betrifft, aber stellen wir fest: a) viel Wasser kommt da nicht raus (1 Abgang B) und der nächste Kollege ist ca. 800m weiter entfernt. Da bringt man doch viel lieber selbst was mit, oder erschliesst weitere Quellen, beispielsweise offene Gewässer oder Zisternen.

 

DK: (G)TLF für nicht viel Geld

In Dänemark ist das Hydrantennetz vielerorts kaum mit dem unseren vergleichbar, und ausserhalb von Ortschaften trifft man ab und an auf eine einsame und verlassene Wasserentnahmestelle mit 1B-Abgang. So ist es Gang und Gäbe, dass auf Wachen ein oder zwei TLF vorgehalten werden.

Vom Taktischen her ist das aber etwas völlig anderes als Beispielsweise unser 24/50 bzw 4000. Es sind echte „Wasserkühe“, nichts anderes als ein Tank – oftmals früher als Öltanker unterwegs – auf einem Serienfahrgestell sowie einer eingeschobenen TS. Die Fahrzeuge stehen zu 2/3 befüllt auf Wache, Stichwort Standschäden bei Vollast, und pendeln dann bei Bedarf hin und her. Typische Tanker fassen zwischen 8000 und 12000 Liter.

Oben zu sehen ein solches Tankfahrzeug, gesehen bei der letztjährigen jährlichen FKB (Foreningen af kommunale Beredskabschefer) i Odense. Es handelt sich um ein gebrauchtes Fahrgestell mit wiederverwendetem Tank. Lediglich die eingeschobene TS ist neu. Kostenpunkt habe ich leider vergessen, aber im Vergleich einem neuen TLF4000 eher zu vernachlässigen.

Eine Bilderstrecke mit Fahrzeugen der letztjährigen Messe ist hier bei Flickr zu sehen.

Übrigens: wie sehr sich das nordische Feuerwehrsystem sich von unserem unterscheidet: Falck Randers deckt ca 90.000 Einwohner ab. Erster Abmarsch (H)LF mit 1/3 sofort, dann nach 5 Minuten 1/1 wahlweise DLK oder GTLF plus bei Bedarf SW mit 1/1.