Spielbericht zu „Mein großes Feuerwehrspiel“

„Mein großes Feuerwehr-Spiel“

GefĂŒhlt acht von zehn Kindern antworten auf die Frage, wo sie spĂ€ter beruflich engagieren wollen, mit Feuerwehr. Der große Traum vieler Kinder ist das Mitfahren im oder das Hineinsitzen ins Feuerwehrfahrzeug.[1] Nun klappt Letzteres nicht immer und Bambini-Feuerwehren, die sich als Lösung fĂŒr des Sprösslings Wunsch anbieten, existieren nicht ĂŒberall. Allerdings lĂ€sst sich der Nachwuchs von Morgen spielerisch auf die Feuerwehr vorbereiten. „Mein großes Feuerwehrspiel“ von Ravensburger vermittelt Grundkenntnisse ĂŒber die Feuerwehr und besitzt einen didaktischen Nutzen. Bedauerlicherweise ist das Spiel seit einigen Jahren nur noch gebraucht und zu gesalzenen Preisen zu erwerben. Da sich mittlerweile das vierte Kind an diesem Spiel erfreut und ich in meiner letzten Kolumne[2] erwĂ€hnte, dass die jĂŒngste Tochter gerne zu diesem Spiel greift, entschloss ich mich eine vor genau elf Jahren verfasste Rezension[3] nach einer Spielrunde mit der kleinen Tochter (3 Jahre) zu aktualisieren.

Alles bereit fĂŒr den ersten Einsatz.

Die Schicht beginnt

Der Kreisel dreht sich. Im ĂŒbertragenen Sinn ist er die WĂ€hlscheibe des Telefons, mit dem der Spieler den Notruf absetzt. Mit ihm beginnt jede neue Runde im Spiel. ZunĂ€chst dreht sich die kreisrunde Scheibe schnell, dann immer langsamer. Welches Einsatzszenario erwartet die Feuerwehrleute als nĂ€chstes? Was meldet der Anrufer? Ein leichtes Schleifen verrĂ€t, dass die Drehscheibe mit den vier möglichen Einsatzaufgaben langsamer kreist. Endlich kommt sie zum Stillstand. Der Zeiger steht auf Löscheinsatz. Schon wieder.

Der Kreisel steht am Beginn einer jeden Runde und zeigt die Art des Einsatzes an.

Alarm fĂŒr den Löschzug

FĂŒr die Mitspieler heißt das, raus aus dem Bereitschaftsraum, die Stange runter in die Fahrzeughalle, auf die Fahrzeuge und ab zum Einsatzort. Gemeldet ist ein brennendes GebĂ€ude. Zum GlĂŒck sind keine Personen in Gefahr, die Feuerwehrleute löschen ausschließlich. Schlauch ausrollen Strahlrohr in die Hand und „Feuer frei“ – natĂŒrlich meinte ich „Feuer aus“.

Alarm fĂŒr den Löschzug. Es brennt ein Wohnhaus. Der Abstand zum Löschen betrĂ€gt eine SchlauchlĂ€nge.

Ziel des Löscheinsatzes ist es, mit einer kleinen Handkanone den aufgesteckten blauen Stift in das brennende GebĂ€ude zu schießen. Die Kanone symbolisiert das Strahlrohr, der blaue Stift steht fĂŒr das abgegeben Wasser. Entweder saust der blaue Stift durch ein kleines Fenster im Dachgeschoss oder durch die große EingangstĂŒre. Auf welche Öffnung der Spieler zielt, entscheidet das Alter. Drei Versuche hat jeder Spieler. Wer trifft, bekommt einen Punkt und zieht auf der Schalttafel seinen persönlichen Stecker ein Feld nach vorne.

Die Schalttafel zeigt den Spielfortschritt an.

Löschen will gelernt sein

Der ausgerollte Schlauch vor dem GebĂ€ude gibt an, wie groß die Zieldistanz ist. Als Erwachsener ziele ich auf das kleine Fenster im Dachgeschoss. Daneben. Noch mal. Wieder daneben. Auch beim letzten Versuch treffe ich mit der Feuerwehrspritze erneut das Mauerwerk, nicht das Feuer. Der nĂ€chste Löschzug kommt. Spieler Nummer zwei ist an der Reihe und trifft auf Anhieb. So ganz genau nimmt es die Tochter nicht mit dem Abstand. Statt außerhalb des TrĂŒmmerschattens zu bleiben, positioniert sie sich (spiel) taktisch geschickt direkt vor dem Eingang und pustet das Feuer mit wenigen StrahlrohrstĂ¶ĂŸen aus. Die Regularien, ich meine, die Feuerwehrdienstvorschrift schreibt zwar anderes vor, ich belasse es dabei. Schließlich ist das Spiel ab vier Jahren und meine Tochter zĂ€hlt der Lebensjahre drei. Die Runde ist zu Ende und erneut dreht sich die Drehscheibe.

Mit dieser kleinen Vorrichtung löschen die Nachwuchsfeuerwehrleute den Brand.

SchlÀuche rollen gehört dazu

Wie im richtigen Leben besteht das Dasein des Feuerwehrangehörigen nicht bloß aus Löschen und Retten. In der nĂ€chsten Runde heißt es nĂ€mlich: SchlĂ€uche wickeln. Die Spieler rollen die roten StoffschlĂ€uche aus. Der Mitspieler, der an der Reihe ist, ruft „An die SchlĂ€uche fertig los“. Wer als Erster seine SchlĂ€uche sauber und ordentlich aufwickelt, lĂ€sst seinen Feuerwehrangehörigen – der die Form eines kleinen Buttons hat – die Rutschstange herunterrutschen. Oje, welch Drama! Das Wickeln der SchlĂ€uche klappt nicht zufriedenstellend. Meine Tochter muss offenbar nochmal im Grundlehrgang das SchlĂ€uchewickeln ĂŒben. Ooops, ganz plötzlich fĂ€llt mir der fast zu Ende gewickelte Schlauch aus der Hand und ich beginne von vorne. Zum GlĂŒck fĂŒr meine Tochter, sie wickelte ihren Schlauch zwischenzeitlich fertig. Nicht schön, aber selten. Sie gewinnt diese Runde und zieht auf der Einsatztafel ein Feld weiter.

SchlÀuche, Löschkanone und Feuerwehrangehörige.

Es geht weiter mit der Drei

Die Drehscheibe kreist diesmal ungewöhnlich lange. Sie ruckelt nach einer Weile und bleibt auf „Wissen“ stehen. Die Spieler sitzen nun in einer virtuellen Einsatzzentrale. Auf einem Bildschirm erscheinen Alarmstichworte in Form eines Bildes – „Alarmstichbilder“. Der Monitor zeigt einen Chemieunfall. Blitzschnell wĂ€hle ich aus den vor mir liegenden EinsatzmittelkĂ€rtchen das Richtige. Ich greife nach dem Chemikalienschutzanzug. Diesmal war ich schneller, weil meine Tochter das falsche Einsatzmittel wĂ€hlte. Ich ziehe auf der Einsatztafel ein Feld weiter.

Der Monitor zeigt einen Einsatz fĂŒr den aus den ausgelegten Karten das richtige Einsatzmittel auszuwĂ€hlen ist.
Der Chemikalienschutzanzug mussten die Spieler suchen.

Da wird der Kaffee kalt

Erneut dreht sich die Scheibe. Ring! Ring! Ring! Was meldet der Anrufer wohl? Diesmal bleibt der Kreisel auf dem Joker stehen. Derjenige, der drehte, wĂ€hlt aus einer der drei Disziplinen „Feuer löschen“, „SchlĂ€uche wickeln“ oder „Einsatzmittel suchen“. Ich wĂ€hle „SchlĂ€uche wickeln“. Da ich im Grundlehrgang aufpasste, gewinne ich diese Runde. Gleichstand. Beide Stecker stehen gleichauf auf der Einsatztafel. Der Kaffee gehorcht dem Gesetz der Thermodynamik.

Zu Jedem Einsatz, der im Monitor zur Anzeige kommt, existiert eine Karte mit dem passenden Einsatzmittel.

Dienstschluss oder „Spiel gewonnen“

Nach etwa einer halben Stunde steht der Sieger fest. Meine Tochter gewann durch konsequentes Ignorieren der Feuerwehrdienstvorschrift das Spiel mit weitem Abstand. Ihr Stecker hat auf der Einsatztafel vier Felder Vorsprung vor meinem. Das Kuriose an dem Sieg, sie gewann ihn fast ausschließlich mit ihrer Interpretation von „Feuer löschen“.

Förderung von Schnelligkeit und Motorik

Kind begeistert, Papa begeistert, weil das Kind begeistert ist. Alles gut. Es ist schön, wenn ein Kind von sich aus das Spielen eines bestimmten Brettspieles verlangt, obwohl dieses, gemessen am Kindesalter, alles andere als altersgerecht ist.

Aus didaktischer Perspektive bin ich von dem Spiel nach wie vor begeistert. Die Aufgabe „Feuer Löschen“ ist zwar knifflig, fördert jedoch die Hand-Augen-Koordination bei kleinen Kindern. Das gilt ebenso fĂŒr das „Schlauch wickeln“. Diese Disziplin trainiert zusĂ€tzlich die Motorik der jungen HĂ€nde. Zu Beginn bedarf es fĂŒr die jĂŒngeren Spielteilnehmer – das Spiel ist ab vier Jahren, ich spielte es mit einer DreijĂ€hrigen – viel Geduld und Übung, bis das Zielen aufs und Löschen des Feuers klappt. Dito SchlĂ€uche wickeln. Angeraten ist Hilfestellung durch einen Erwachsenen. Die Kategorie „Wissen“ stellt die Reaktionszeit auf die Probe. Erkennen und blitzschnelles Reagieren sind gefordert – Ă€hnlich wie im realen Feuerwehrleben.

Einsatzzentrale mit Monitor, Einsatztafel, Drehscheibe und Rutschstange.

Neben diesen kognitiven und motorischen FĂ€higkeiten vermittelt das Spiel den Kindern die Aufgaben der Feuerwehr. Fragen wie, „Wie arbeitet die Feuerwehr?“, „Zu welchen EinsĂ€tzen rĂŒckt sie aus?“ oder „Was gehört zur AusrĂŒstung?“ beantwortet „Mein großes Feuerwehrspiel“ von Ravensburger in Form von einprĂ€gsamen Bildern. Dazu zĂ€hlen zum Beispiel ein Chemikalienschutzanzug, ein Feuerlöscher, ein Schlauchboot, ein Sprungretter, ein Spreizer. Passend zu diesen Einsatzmitteln zeigt der Monitor das jeweilige Einsatzszenario, wie ChemiefĂ€sser, ein Pkw-Brand, Hochwasser, Menschenrettung und Autounfall.

Diese EinsÀtze erscheinen im Monitor.

Die ersten Spielrunden muss ein Erwachsener Mitwirken und ErklĂ€ren (und auf das Einhalten der Spielregeln achten). Kinder erfassen das Spielprinzip schnell, ebenso schnell verlieren sie das Interesse, wenn es nicht von Beginn an klappt. Gegen den Feuerwehrnachwuchs in diesem Spiel zu gewinnen, wird ab einem bestimmten Zeitpunkt schwierig. Insbesondere, wenn es ums „Feuer löschen“ geht. Aufgrund ihrer geringen KörpergrĂ¶ĂŸe und der kleineren HĂ€nde ist fĂŒr die Nachwuchsfeuerwehrleute das Löschen mithilfe der Handkanone einfacher.

„Mein großes Feuerwehrspiel“ besteht aus wenigen kleinen Teilen. Letztere machen das Spiel fĂŒr kleinen Kinder ein StĂŒck weit zur Gefahr. Zu groß ist die Gefahr, dass sie Teile in den Mund stecken und verschlucken. Die vielen Teile bedeuten gleichzeitig, dass schnell etwas verloren geht, wenn das Kind mit dem Inhalt zu ungestĂŒm umgeht. Bis jetzt ĂŒberlebte das Spiel bei mir ohne grĂ¶ĂŸere Blessuren insgesamt drei Kinder. Wobei 
, das vierte Kind schickt sich an, die Grenzen der Belastbarkeit zu testen.

Das Zusammenbauen des Spiels ist ebenfalls fĂŒr vier- und fĂŒnfjĂ€hrige Kinder eine Herausforderung. Das Zusammenstecken der GebĂ€udekulisse ist nicht ohne, wie auch das Hantieren mit der Feuerwehrspritze – die kleine Kanone mit Pfeil –nicht ungefĂ€hrlich ist. Gerade bei der „Feuerwehrspritze“ besteht Verletzungsgefahr, wenn der Mitspieler statt auf das „brennende GebĂ€ude“ auf einen Mitspieler zielt. Im Nachteil ist der Spieler, der die Einsatzkarte in den „Monitor“ schiebt. Die Mitspieler haben hier einen kleinen Zeitvorteil beim Ziehen der Einsatzmittelkarte.

Helmut Walch: WWW Mein großes Feuerwehrspiel. Das clevere Wissens- und Aktionsspiel. Verlag Ravensburger. Nur noch antiquarisch erhĂ€ltlich.

Basisinfos zum Spiel

  • Alter 4 – 7
  • Mitspieler 2 – 4
  • Spielzeit etwa 20 Minuten

Fußnoten

[1] Vgl. dazu „Das blaue Leuchten“ in Feuerwehr Weblog.

[2] „Nachwuchs mit Feuereifer“ in Feuerwehr Weblog vom 08.01.2019.

[3]„An die SchlĂ€uche, fertig, los“ in FWNetz vom 27.01.2008.