Vom 10. bis 12. Juni 2016 findet die Rescue Challenge der vfdu in Osnabrück statt. Und vor ziemlich genau 10 Jahren haben wir – auch in Osnabrück! – das erste Mal bei einer Challenge vorbeigeschaut. Wer ein Bisschen Zeit hat, möge Stefans Bericht im damaligen Weblog in Ruhe durchlesen. Zwei Kernaussagen haben damals wie heute immer noch Gültigkeit:
- Man kann viel lernen
- Es interessiert (fast) niemanden
Das ist sehr schade. Denn 10 Jahre (und mehr) intensiver „Forschung und Entwicklung“ müssen auch mal etwas mehr abwerfen. Ja, die technische Unfallrettung ist in der Breite inzwischen eine ganz andere Kiste als früher. Aber irgendwie haben sich die Challenges – und insbesondere die Relevanz für den Feuerwehralltag – nicht so richtig in den Köpfen festgesetzt. Und das wollen wir ändern.
Wir haben die Entwicklung über die Jahre mal weniger, mal mehr intensiv beobachtet. Und dabei immer wieder gedacht, dass man bestimmte Aspekte auch in der Ausbildung umsetzen könnte – solche, die einerseits extrem sinnvoll sind, andererseits irgendwie untergehen. Teilaspekte wie Techniken mit Rettungsgerät, oder Traumamanagement werden z.B. von Herstellern oder der vfdu angeboten. Aber die ganzheitliche Vorgehensweise fehlt irgendwie bisher; sicher wird diese Aussage den einen oder anderen Einspruch erfahren…
Mit „Wir“ sind übrigens diejenigen gemeint, die sich in HRG TUR (= Technische Unfallrettung) wiedergefunden haben. Das sind Jungs, die lange und sehr erfolgreich in diesem Bereich unterwegs sind, und genauso möchten, dass das erforschte und entwickelte in die Wehren getragen wird. Der beste Beweis ist, dass die aus der TRT-Welt gewonnenen Erfahrungen auch in der eigenen Wehr bzw. im eigenen Umfeld umgesetzt und gelebt werden.
Diese Diskussion führen wir bereits seit einiger Zeit. Wir waren uns von Anfang an einig, dass der Fokus auf den Patienten liegen muss, und auf die Abläufe. Nicht alles kann von den Wettkämpfen in den Alltag übernommen werden. Es erfolgt beim Einsatz logischerweise keine Bewertung. Aber relevant sind z.B.:
- Ganzheitlicher Ansatz: es geht um Effizienz im Team, ergo in der Staffel / Gruppe. Es existieren viele üble Redundanzen, die einfach Zeit kosten
- Patientenorientiert: diese (diese) gibt (geben) den Weg vor
- Minimalinvasiv: Das Artischocken-Prinzip (Entfernung aller Bauteile eines Fahrzeugs bis nur noch der Eingeklemmte übrig ist) ist out. Wenige, dafür aber richtige Eingriffe, und dafür ein vernünftiges herausholen
- Harmonisierung der Zusammenarbeit zwischen Rettungsdienst und Feuerwehr
Und so entwickeln wir ein Ausbildungssystem in Modulen, das gerade den ersten Test sehr erfolgreich bestanden hat: einmal beim Rettungsdienst, einmal bei der Feuerwehr. Wie das aussieht, sieht man hier (auf das Bild klicken):
Das erste Modul namens „First Five“ kommt in zwei Varianten: einmal für Rettungsdienst, einmal für Feuerwehr. Ankunft am Einsatzort mit RTW oder HLF mit Staffel. Wie geht man vor? Wer macht was? Worauf ist zu achten? Wie bespricht man sich? Und: wie holt man einen Patienten aus dem Fahrzeug?
Weitere Module sind in Planung, aber irgendwo muss man anfangen. Wie gesagt – was lange währt… endlich geht’s los, mit einem (wie wir finden) schlüssigem Konzept und (wie ich finde) mit dem besten Team der Welt. Nicht mehr und nicht weniger :-)
(Foto ganz oben: Rescue Challenge in Osnabrück 2008, Team BF Mönchengladbach)