Momentan fühle ich mich unwohl. Nicht, weil es so heiß ist, sondern weil ich aus den Medien Dinge entnehme, die mich schockieren, betroffen machen und Zweifel an der Mentalität der Gegenwartsgesellschaft nähren – ja, gerade weil ich Feuerwehrangehöriger bin. Jenseits von „neuen“ politischen Parteien und obskuren Demonstrationsbewegungen, die bei mir nur Kopfschütteln und den Sarkasmusmodus auslösten, muss ich erkennen, dass beide ideologische Wegbereiter für etwas sind, von dem ich hoffte, die deutsche Gesellschaft hätte es überwunden. Und ja, auch die Feuerwehren sind mal direkt, mal indirekt davon betroffen. Ich schreibe von den zunehmenden Brandanschlägen auf Einrichtungen für Flüchtlinge und die meinungsmachende Hatz in den sozialen Medien auf alles, was verbal nicht rechts von den Rattenfängerorganisationen steht. Ich bin zwar weit davon entfernt, mir linke Ideologien eigen zu machen oder gar ernst zu nehmen, aber momentan komme ich auch als Feuerwehrmann aus dem Nachdenken darüber, was in diesem Land falsch läuft, nicht mehr heraus. (Wohlgemerkt, die Ursachen für die gegenwärtige Situation sind auch bei den etablierten Parteien und der Lethargie der Regierenden zu suchen).

Die Worte, des Neumünster Feuerwehrmanns, die dieser in einem offenen Brief über ein soziales Netzwerk verteilte, spricht mir da aus dem Herzen. Als Feuerwehrleute helfen wir allen. Aber was nützt es, wenn die Feuerwehr jedem hilft, Teile der Gesellschaft aber mehr als „nur“ xenophobe Tendenzen zeigt und gleich zu Streichholz und Feuerzeug greift?

Ich sehe in der (freiwilligen) Feuerwehr auch eine soziale Aufgabe, nämlich die, zu inkludieren, zu sozialisieren. Bei uns gibt es kein „Wir“ und „Die“. Wir sind für alle offen, Frauen wie Männer, Ausländer wie Deutsche. Auch wenn diese „soziale“ Funktion durch die Hardcore-FA sicherlich nicht unwidersprochen bleibt, und bestimmt der Verweis auf das Landesfeuerwehr- oder Brandschutzgesetz erfolgt, sollte es doch in unserem ureigenen Interesse liegen, anderen zu helfen sich in der Gesellschaft zu integrieren, damit diese sich für die Gesellschaft engagieren. Zugleich sollten wir aber zeigen, dass wir, die sich immer als „Spiegel der Gesellschaft“ schimpfen, und immer stolz auf das Reader‘s Digest-Vertrauens-Survey verweisen, Vorbild sind, was die Integration und den Abbau von Vorurteilen angeht. Ich denke, es gibt nichts Schlimmeres, als wenn gerade wir uns abschotten, denn sonst fahren wir irgendwann wieder in tannengrünen Fahrzeugen herum.