Eine kleine Zeitschriftenumschau

Im Folgenden gebe ich dem Inhalt einiger – für mich – recht interessanter Artikel in Zeitschriften und Zeitungen wieder.

Küstenwachekonzept in Deutschland

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Europäische Sicherheit & Technik“ (September 2012) findet sich ein kritischer und lesenswerter Artikel über das deutsche „Küstenwachekonzept“.

Denn im Gegensatz zur „Coast Guard“ in den USA, teilen sich in Deutschland auf Nord- und Ostsee der Bund mit dem Verkehrsministerium (Schifffahrtsverwaltung, Schifffahrtspolizei), Innenministerium (Bundespolizei), Finanzministerium (Zoll), Wirtschaftsministerium (Fischereiaufsicht), Verteidigungsministerium (Marine) und fünf Küstenländer mit ihren Organisationen (Wasserschutzpolizei, Fischereiaufsicht) die Zuständigkeit auf dem Wasser. In jüngster Zeit gesellten sich, als koordinierende Stelle, das Havariekommando und das Maritime Sicherheitszentrum dem Reigen der Zuständigkeiten an.

Der Artikel beklagt nun, dass es mit der reinen Koordinierung nicht getan ist, wenngleich diese besser als der vorherige Zustand sei. Der Autor konstatiert, dass es kein politisches Interesse gäbe, die Aufgaben auf See von einer Behörde durchführen zu lassen, obgleich sich hier ein enormes Sparpotenzial durch Abbau von Doppelstrukturen ergibt. Die Forderung von Fachleuten, Anrainern und Betroffenen nach einem nationalen Küstenschutz verhallen ungehört. Unter diesen Bedingungen, so der Autor, macht es keinen Sinn, einen europäischen Küstenschutz zu fordern, wie in der Vergangenheit geschehen.

Bernd Walter: Eine nationale Küstenwache gehört auf die Tagesordnung, in: Europäische Sicherheit & Technik, 61. Jg., 2012, Nr. 9, S. 118-120.

(Der Artikel ist online nicht verfügbar, lässt sich aber über die Fachinformationsstelle beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe als Kopie anfordern).

Chemie und Krieg, Geschichte zweier Geschwister

In der Zeitschrift „Militärgeschichte“ (2/2012) findet sich ein Beitrag, der das Verhältnis von Wissenschaft und Militär am Beispiel der Chemie in historischer Perspektive betrachtet. Dabei zeigt sich, dass die Herausbildung der Chemie im 19. Jahrhundert als eigenständige Disziplin eng mit der Rüstungsindustrie verbunden war. Bei Chemie und Krieg denkt man zuerst an der Großen Krieg (1914-1918), dabei reicht die chemische Kriegführung weit in die Geschichte zurück, wie der Autor darlegt. Ansätze der chemischen (und biologischen) Kriegführung finden sich insbesondere im 17. Jahrhundert, als der Dreißigjährige Krieg Mitteleuropa heimsuchte. Der Autor zählt zahlreiche Beispiel auf, welchen Erfindungsreichtum der Mensch aufbot, um andere Menschen unter Zuhilfenahme der Chemie töten zu können.

Martin Meier: Chemie und Krieg im 18. und 19. Jahrhundert, in: Militärgeschichte. Zeitschrift für historische Bildung, Ausgabe 2/2012, S. 18-21.

(Die Zeitschrift kann beim Militärgeschichtlichen Forschungsarchiv heruntergeladen werden).

Medizinische Versorgung im Gefecht

In der Zeitschrift „Hardthöhenkurier“ (3/2012) stellt die Bundeswehr ihre Rettungskette für verwundete Soldaten vor. Das Militär verfolgt dabei ein abgestuftes Konzept der präklinischen Versorgung.

Besonders die Versorgung in den ersten Minuten der Verletzung erfuhr eine Veränderung. Zugleich zeigt der Artikel, dass sich zivile und militärische Konzepte gegenseitig befruchteten. Ein Vergleich mit dem System des amerikanischen Militärs offenbart deutliche Unterschiede. Andererseits erklärt der Artikel verschiedene Begriffe, die, im militärischen Bereich, durcheinander gebracht werden. Die Versorgung beginnt mit der Selbst- und Kameradenhilfe, welche die wichtigste Station der Versorgung darstellt und sich seit 2010 in einem angepassten Ausbildungskonzept niederschlägt. Darüber hinaus gibt es Abstufungen in der sanitätsdienstlichen Ausbildung. Allerdings steht die medizinische Versorgung im Gefechtsfeld unter anderen Prämissen, als die Erste Hilfe im zivilen Umfeld. Deshalb muss ein Spagat zwischen militärischem Auftrag, Taktik und Verwundetenversorgung gefunden werden. Oberstes Ziel ist, weitere Verluste zu vermeiden und, wenn möglich, den verletzten Soldaten soweit wiederherzustellen, dass er am Kampf weiter teilnehmen kam. Für den Abtransport gibt es ein, in Anlehnung an das 5W-Schema, erweitertes Meldeschema, das militärisch-taktische Angaben beinhaltet. Sodann erfolgt ein Abriss des Versorgungsschemas der zweiten Ebene, der aus Land- oder Lufttransport besteht. Allerdings gibt es, z.B. beim Rettungshubschrauber deutliche Unterschiede zwischen den Nationen. Nicht jeder Hubschrauber ist für Gefechtssituationen geeignet.

Jens Peter Evers, Marcel Bäuerle: Rettungskette des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, in: Hardthöhenkurier, 28. Jg., 2012, Nr. 3, S. 75-79.

(Eine Online-Flash-Ansicht findet sich auf der Verlagsseite).

Tierischer Kamerad

Die Online-Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung widmet sich in einem Artikel dem „Einsatz- und Ausbildungszentrum für Gebirgstragtierwesen der Bundeswehr“ in Bad Reichenhall. Das Fwnetz hatte über diese Einheit bereits 2011 berichtet (Link). Diese Logistikeinheit der Bundeswehr setzt Maultiere zum Transport im Gebirge ein. Wichtig für ein gutes Funktionieren, ist, dass Mensch und Tier miteinander auskommen. Deshalb ist das Maultier Kamerad und Freund für den führenden Soldaten zugleich. Für Mensch und Tier ist die Arbeit Höchstleistung im Gebirge. Die Bundeswehr ist beileibe nicht die einzige Armee, die auf Tiere zum Transport setzt. Neben dem schweizerischen oder österreichischen Heer, finden sich Maultiere auch beim Marine Corps der Amerikaner.

(Artikel von Andreas Groth vom 10.09.2012 auf faz.net. Einfach mit den Stichworten „Tiere Bundeswehr Reichenhall“ auf der Seite suchen).

Kritische Infrastrukturen aus anderer Perspektive gesehen

In der aktuellen Ausgabe des Magazins „Bevölkerungsschutz“ (3/2012) wird das Thema Kritische Infrastrukturen um den Aspekt der Lebensmittelversorgung ergänzt. Die Autoren Ute Menski und Lars Gerhold stellen fest, dass es weder in der Bevölkerung ein Risikobewusstsein nebst Handlungsstrategien für einen Zusammenbruch der Lebensmittelversorgung gibt, noch dass staatliche Institutionen darauf vorbereitet sind. Die Autoren fordern die Einbindung der Bevölkerung in die entsprechenden Planungen, um durch eigenes Erfahren das Bewusstsein für diesen Aspekt zu schärfen. Gleichzeitig fordern sie den Staat auf, die Bevölkerung nicht als Empfänger von Leistungen bzw. Opfer zu sehen, sondern als Akteur zu begreifen. Jenseits dieser Forderung decken die Autoren die Ursachen des fehlenden Bewusstseins in der Bevölkerung für derartige Risiken auf, die aus einem kulturellen Wahrnehmungsmuster resultiert: Lebensmittelversorgung funktionierte in der Vergangenheit und wenn nicht, gibt es den Staat, der einspringt. Dass der Staat in hohem Maße Leistungen in die Privatwirtschaft abgibt, und sich damit die Eigenverantwortung des Einzelnen erhöht, ist vielen nicht bewusst. Dem zugrunde liegt ein Wahrnehmungsmuster, dass systemische Risiken zugunsten persönlicher Risiken in den Hintergrund treten lässt.

Ute Menski, Lars Gerhold: Rechnung mit Unbekannten, in: Bevölkerungsschutz, 56. Jg., 2012, Nr. 3, S. 26-30.

(Die Zeitschrift kann auf der Seite des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe heruntergeladen werden).