Schon dieses Video gesehen? Wenn nicht, dann spätestens jetzt. Die Kollegen haben da ganz schönen Mist gebaut. Leiter nicht gesichert, und was zum Teufel sollte die Ventilation bezwecken?
Aber darauf will ich nicht hinaus, fachliche Analysen gibt’s ja inzwischen auch zuhauf. Ich hoffe, es sind keine ernsthaften Verletzungen entstanden und wünsche den Kameraden gute Besserung. Aber ich sitze hier im Warmen, gute 7000km entfernt. So lässt sich’s leicht schreiben. Hallo Ferndiagnose.
Worum es hier geht: diese ganz feine Linie. Mal ist „Mist gebaut“ offentsichtlich (s.o.), mal weniger, und mal gibt es verschiedene Betrachtungsweisen.
Nun, wenn man das extrapoliert, dann geht es darum, dass man aus Fehlern lernt. Oder Dinge verbessert. Alles ist ein KVP, ein kontinuerlicher Verbesserungsprozess. Hier so ein Beispiel:
(Bild: Benz Patent-Motorwagen „Velo“, Wikipedia)
Autos heute sind anders, und besser. Liebe Nostalgiker: mit dem Benz Patent-Motorwagen in den Sommerurlaub fahren?
Doch damit Dinge überhaupt verbessert werden können, bedarf es einiger Voraussetzungen. Auf Alles einzugehen, würde hier den Rahmen sprengen. In unserem Fall: wie geht man damit um, wenn man bei anderen einen offentsichlichen Fehler vorfindet? Quasi die Ferndiagnose?
Wir haben immer noch keine Kultur, in der wir konstruktiv mit Fehlern umgehen können. Tatsache ist: Fehler akzeptieren ist verdammt schwer. Werden Fehler in aller Öffentlichkeit begangen, so wird’s noch ein Stück komplizierter. Psychologischer Knacks ist vorprogrammiert.
Aber: das Video oben ist nicht ohne Grund viral. Und ein Grund dafür – zumindest in der Gruppe der Feuerwehrler – ist ganz sicher der, dass ein krasser Fehler (bzw. eine aneinander-Reihung von Fehlern) begangen wurde(n). In diesem Fall eine recht eindeutige Sache. Oder?
Der feine Unterschied: teile ich das Video aus Schadensfreude mit, oder weil ich konstruktiv damit umgehen möchte? Hand aufs Herz? Schadensfreude? kann ich nichts mit anfangen, ihr seid woanders besser aufgehoben. Ehrlich.
Dieser kurze Clip ist astreiner Anschauungsunterricht, und ich wette meinen Allerwertesten, dass er in ganz vielen Vorträgen bei irgendwelchen Symposien auftauchen wird, von Unterrichten in den Wehren ganz abgesehen.
Glücklicherweise wird die Welt nicht von Juristen und Controllern regiert, und damit es so bleibt, müssen Fehler erlaubt sein, dessen Analyse und Verbreitung. Dazu gehört auch, dass man als Verursacher (immer im Rahmen des Zumutbaren) dieses akzeptiert, ebenso die Tatsache, dass es in einer vernetzen Welt einfach unmöglich ist, es allen Recht zu machen.
Und die Ferndiagnostiker sind dazu aufgerufen, verantwortungsvoll mit den (vermeintlichen) Fehlern anderer umzugehen.
Aber: konstruktive Kritik ohne persönliche Komponente ist hohe diplomatische Kunst und gelingt nicht immer, und nicht immer jedem. Hiermit der Appell: klar, sollten möglichst viele Aktive, insbesondere der Nachwuchs, solche Videos, Bilder, Sequenzen sehen, damit das einem selbst nicht passiert. Das sollte völlig getrennt von Kritik an den Beteiligten geschehen – nicht immer einfach.