Als Anlass zu diesem Gedankengang folgende Meldung von Atemschutzunfaelle.eu: unweit von hier, genau genommen bei der Feuerwehr Ottobrunn, wurden die FĂŒhrungskrĂ€fte zu den Themen „Anleiterbereitschaft“ und „Taktische Ventilation“ unterwiesen. NatĂŒrlich eine klasse Sache, von der man nur profitieren kann – jetzt obliegt es der Feuerwehr, das Gelernte zu verinnerlichen, aber da mache ich mir bei den Ottobrunnern keine Sorge.

Worum es hier eigentlich geht: das Dazuholen von Externen: das ist nĂ€mlich immer so eine Sache, die nicht immer selbstverstĂ€ndlich ist. Im Laufe der letzten Jahre bin ich auch oft mit der Thematik konfrontiert worden, bei mir natĂŒrlich aus der THL in Sonderlagen, kann man aber verallgemeinern.

Ganz grob kann man das VerhÀltnis einer Wehr zu externer Ausbildung in drei Kategorien im Umgang mit Lehrstoff einteilen:

  • Man macht alles selbst, nimmt dann höchstens ausschliesslich die offiziellen Angebote im Kreis und den Feuerwehrschulen wahr
  • Man fĂ€hrt zu einer Ausbildungseinrichtung
  • Man holt sich die Ausbildung ins Haus

Feuerwehren der ersten Kategorie können dreierlei Motivation fĂŒr diese Grundeinstellung haben: a) Man will, hat aber das Geld nicht.

B) Man weiss einfach nicht, dass es diese Angebote gibt, oder c) man will nicht. B) und c) sind diametral entgegengesetzt, und insbesondere letztere Sichtweise ist sehr heikel. Sie setzt voraus, dass man der Meinung ist, man könne alles selbst abdecken. Ich glaube, das ist feuerwehrunabhĂ€ngig, sondern eher eine DNA-Sache, die große und kleine Feuerwehren betrifft.

Dabei kann im Extremfall eine interessante Beobachtung gemacht werden: man lĂ€sst sich nicht mit Externen ein, weil man selbst als unwissend dastehen könnte, einmal der Mannschaft, andererseits den (engl.) Peers, also den Kollegen gegenĂŒber. Das ist jedoch ein Trugschluss, der langfristig zur FĂŒhrungskrise wird (nicht: werden kann), auch weil hier mit Garantie die Fortschrittlichen geblockt werden.

Eine Differenzierung sollte hier noch vorgenommen werden: kann man sich zu 100% auf die Angebote der staatlichen Schulen verlassen? Eine pauschale Antwort kann hier nicht gegeben werden, auch weil es so viele davon gibt, und ebenso viele Philosophien vertreten sind. Es geht nicht (nur) um QualitĂ€t, sondern auch um Knappheit – vielerorts können gewĂŒnschte Kurse einfach nicht besucht werden. Doch dann?

Eine Ausbildung besuchen

Rescue Specialist Camp bei @fire

Realbrandausbildung, WĂ€rmegewöhnung, Rescue Days, Fachsymposien, VortrĂ€ge, VorfĂŒhrungen – die Angebote sind vielfĂ€ltig, die QualitĂ€t ĂŒbrigens auch. Eine Veranstaltung besuchen ist ein guter Kompromiss – man muss sich organisatorisch wenig Gedanken machen, man bucht einen oder mehrere PlĂ€tze ein, und es ist auch nicht zuhause (siehe Punkt c) oben).

GrĂ¶ĂŸtes – und zugleich zurecht bemĂ€ngeltes – Manko ist die fehlende Regulierung, vielleicht auch ein Nachteil des dezentralen Systems hierzulande. Jeder kann sich hinstellen, sich einen Experten nennen und loslegen. Das war bei mir ĂŒbrigens nichts anderes.

Eine Ausbildung ins Haus holen

Manche Feuerwehren sehen die Einholung externer Expertise als einen ganz natĂŒrlichen Vorgang und mögen sich wundern, dass das ĂŒberhaupt ein Problem sein kann. Kann es!

Hier ist viel FingerspitzengefĂŒhl gefordert, sowohl von der ausrichtenden Feuerwehr (und umso mehr wenn auch andere Feuerwehren zu dem Termin eingeladen sind), als auch von der eingeladenen Ausbildungseinrichtung. Aus Sicht eines Externen geht es darum, das neue Wissen, die eigenen Ideen zu vermitteln, und zwar so, dass es auf dem vorhandenen System aufsetzt. Das allerschlimmste Eigentor ist, das Vorgefundene gleich zu kritisieren oder gar als rĂŒckstĂ€ndig hinzustellen. Mag logisch klingen, passiert aber mit schöner RegelmĂ€ssigkeit und macht richtig viel kaputt.

Der Externe muss diese Grundeinstellung dieser Feuerwehr unterstĂŒtzen, auch weil es um Mundpropaganda geht, dem vermutlich stĂ€rksten Vertriebsmittel ĂŒberhaupt – Empfehlungen, auch öffentliche, sind der beste Weg, fĂŒr eine gewisse QualitĂ€t einzustehen.

Leider fehlt auch hier eine Regulierung, die aber auch langfristig nicht umsetzbar ist – wie denn auch? Gerade die Externen sind diejenigen, die neue Trends, Erkenntnisse aufnehmen, weil sie im Prinzip nichts anderes tun. Eine Regulierung könnte sich höchstens auf die QualitĂ€t des Unterrichts btw. Trainings beziehen. Als Beispiel sei der Eigenanspruch von den Jungs von Drehleiter.info genannt, die sich diesen Kriterien (PDF) verpflichtet haben.

UnabhÀngige Einrichtungen?

Was ĂŒbrigens fast ganz unmöglich ist: einen unabhĂ€ngigen Anbieter zu finden. Dazu gehören ganz sicher die Jungs von Atemschutzunfaelle.eu und Drehleiter.info. Die meisten Ausbildungseinrichtungen bzw. Ausbilder werden einen oder mehrere Hersteller im RĂŒcken haben. Im Interesse aller sollte dieser Zusammenhang immer offengelegt werden. Bestes Beispiel sind sicher die Weber Rescue Days, aber auch ganz viele andere.

Ohne diesem Zusammenspiel von Hersteller und Ausbildung wĂ€re ein Großteil dieser Angebote ĂŒbrigens entweder gar nicht machbar, oder zu einem wesentlich höheren Preis, der in Feuerwehrdeutschland (noch) nicht tragbar ist. Wo man allerdings ein wenig aufpassen muss: natĂŒrlich ist die Ausbildung auf das jeweilige GerĂ€t zugeschnitten, schließlich ist es ein Vertriebsmittel. Eine gute Ausbildung vermittelt jedoch die Grundlage, um die Notwendigkeit, QualitĂ€t uvm. dieses GerĂ€ts ĂŒberhaupt einordnen zu können, und Vergleich mit der Konkurrenz zu ziehen.

Im Vordergrund muss fĂŒr den Ausbilder der Enthusiasmus fĂŒr das Thema stehen, und so tun sich die einladenden Feuerwehren viel leichter, das Thema intern und extern zu vermitteln und in dieser Hinsicht sauber da zu stehen. Mir persönlich sind Feuerwehren am liebsten, die alle möglichen Informationen begierig, aber qualifiziert und vor allem nicht blind, sondern mit einer konstruktiven Skepsis aufnehmen.

Somit endet dieser kleine, gedankliche Rundgang. Wie ist es bei Euch?

(Titelbild: Drehleiter.info)