„Eher selten für originären Einsatzzweck eingesetzt“

Rezension von Wolfgang Werfts Drehleitereinsatz

Buchcover Werft- Drehleiterinsatz / Bild: EcomedWolfgang Werft stellt bereits im Vorwort seines Buches „Drehleitereinsatz. Grundlagen und Vorgehensweise“ mit der in der Überschrift zitierten Feststellung (S. 8) klar, dass die Drehleiter eher selten für die Menschenrettung, dagegen jedoch in vielen anderen Einsatzlagen (sinnvolle) Verwendung findet – dieser Umstand spiegelt sich somit in seinen Ausführungen wieder.

Werft arbeitet hauptberuflich bei der Feuerwehr und verfügt über langjährige Ausbildungserfahrung im Bereich „Spezielle Rettung aus Höhen und Tiefen“.[1] More

Tech-Watch: Radarerkundung

Die vier Phasen der Erkundung (Frontal, Befragung, Innen, Rundherum) sind zwar das Standardvorgehen der Einheitsführer, bisweilen ist das aber nicht so einfach, wie in der Theorie beschrieben, insbesondere die letzten beiden Punkte zeigen schnell die Grenzen der Erkundung auf. Zumindest für die Erkundung im Inneren könnte es irgendwann in der Zukunft eine Lösung geben, die an die fliegenden Roboterdrohnen im Science-Fiction-Film Prometheus erinnern: An der Ruhr-Universität Bochum entwickeln Ingenieure eine „fliegende Plattform (…), die selbstständig eine dreidimensionale Repräsentation des umgebenden Raums erzeugen kann“. „Marie“ so der Name des Projekts nutzt Radar und will neben der Entfernung des Objekts auch dessen Zusammensetzung erkennen. Für die vorgehenden Feuerwehrleute hätte das System den Vorteil, dass diese sofort Wissen über die Raumgeometrie und die dort vorkommenden Materialien verfügen sowie erkennen, wo sich in dem Raum aufhaltende Menschen befinden. [Mehr dazu auf der Webseite der RUB]

„Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung“*

Hexen auf der alemannischen Fasnacht

Karneval, Fasching, Fasnacht sind vorbei und nun können/dürfen/müssen (nicht Zutreffendes bitte streichen) wir zum Regelbetrieb, in den Alltag zurückkehren. Nachdem dann auch alle Glasscherben, Papierfetzen und menschliche Ausscheidungen zusammengekehrt sein werden, wird Bilanz gezogen, die unterm Strich positiv sein dürfte, auch weil glücklicherweise keine größeren, die Hilfsorganisationen und Sicherheitsbehörden fordernden Ereignisse eintraten. Aus dieser Sichtweise und besonders in der Eigenwahrnehmung ist die Bilanz positiv. Nach außen scheint die Welt der Häßträger in bester Ordnung, schließlich laufen Tausende in Vereinen organisiert durch die Altstädte und vertreiben mit ihren Rufen, Schellen und Rätschen den Winter, das mittelalterliche Brauchtum lebt, denn von ganz jung bis ganz alt, scheinen alle mitzumachen. Wie gesagt, scheinen. More

Die Hütte brennt!

Ein Kolumne von Stefan Cimander

3. Dezember 1999, Worcester/Massachusetts (USA), sechs Feuerwehrleute sterben beim sogenannten „Cold Storage Warehouse Fire“. Auf der Suche nach in dem leer stehenden Kühlhaus schlafenden Obdachlosen verirrte sich der vorgehende Trupp. Bei der eingeleiteten Rettungsaktion verliefen sich zwei weitere Trupps. Alle sechs Feuerwehrleute konnten das Gebäude nicht mehr rechtzeitig verlassen und starben an Rauchgasvergiftungen und Verbrennungen.1 Einsatztaktische Fehler und Kritik am vorbeugenden Brandschutz an dieser Stelle außen vorgelassen, soll es um eine gesellschaftliche Tendenz gehen, die die Feuerwehren hierzulande zukünftig stärker treffen und belasten wird und der den Kreis zum tragischen Unglück von Worcester schließt.

Die Rede ist von der zunehmenden Wohnungslosigkeit in Deutschland, die sich, schenkt man den neuesten Statistiken glauben, tief in die Mittelschicht frisst.2 Damit einher geht die steigende Obdachlosigkeit.3 Leer stehende Gebäude, egal welcher Art, werden nun noch häufiger und von noch mehr Personen als Unterschlupf genutzt. Das hat Folgen für die Einsatztaktik der Feuerwehr. Gerade in größeren Städten, in denen eine angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt herrscht, ist bei jedem Brandereignis in dem angesprochenen Gebäudetyp mit der Belegung durch Unterschlupf suchenden Personen zu rechnen. Die Feuerwehr steht natürlich vor dem Problem, zu entscheiden, ob sie nun Feuerwehrangehörige zum Absuchen in das Gebäude schickt oder nicht. Für die zuerst eintreffende Führungskraft gilt es nun unverzüglich auf die Details zu achten, die auf Personen im Gebäude hinweisen. Gibt es aufgebrochene Türen und Fenster? Sind Absperrmaßnahmen in einer bestimmten Weise verändert? Stehen Personen auffällig in der Nähe? Wissen die Nachbarn etwas? Ist der Polizei etwas bekannt? Ähnlich wie im Falle von vermuteten Terrorlagen4, muss auf kleinste Nuancen geachtet werden. Ansonsten gilt wie immer: Erkundung, Erkundung, Erkundung. More

Neuverfilmung Fahrenheit 451

Vergangenes Jahre gab HBO bekannt, dass man eine Neuverfilmung des dystopischen „Feuer(wehr)films“ Fahrenheit 451 in Auftrag gegeben hat, das Feuerwehr Weblog berichtete. Die letzte Verfilmung stammt von François Truffaut aus dem Jahr 1966. Inzwischen gibt es einen ersten Trailer des Spielfilms.

Regisseur Ramin Bahrani setzt die Geschichte um den Feuerwehrmann Guy Montag in Szene. Der Film basiert auf Ray Bradburys Klassikers Fahrenheit 451, in dem die Feuerwehr keine Brände mehr löscht, sondern mit Feuer Gefahren abwehrt, in dem sie Bücher verbrennt. Wobei im englischen Original nicht von der Feuerwehr, sondern von den „Fire Men“ die Rede ist – aber das ist eine Nebensächlichkeit. Im Feuerwehr Weblog gab es vor einiger Zeit eine Rezension des Klassikers. [„Kerosin als Waffe des Konformismus“]. [Siehe auch Robots & Dragons]

Fährt die Feuerwehr elektrisch?

Eine Kolumne von Stefan Cimander

Inbetriebnahme des ersten automobilen Feuerlöschzuges der Welt fand am 19. Februar 1902 an der damaligen Feuerwache II in der Nordstadt von Hannover statt. Bild: Wikimedia Commons/Public Domain (Link)

1901 wurde auf der „Internationalen Ausstellung für Feuerschutz und Feuerrettungswesen“ das erste, mit Benzin betriebene Feuerwehrfahrzeug vorgestellt – und fand keine Beachtung. Die Besucher drängten sich stattdessen um den „Elektromobilen Löschzug“ der Berufsfeuerwehr Hannover. Benzinautomobile galten als zu unausgereift, störanfällig und überhaupt, „mit Benzin zum Feuer zu fahren“1 hielten die Zeitgenossen für äußerst gewagt. Dem elektrischen Antrieb maßen die Feuerwehroffiziere die Zukunft bei, zumindest einige, denn auch damals stritt man sich im Feuerwehrwesen heftig, sogar besonders heftig und selten auf Basis objektiver Bewertungen.

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Alarmcode 6920/11 – Alles hat ein Ende

Laufshirt "Feuerwehr in Bewegung" und Running Schuhe

Eigentlich könnte ich die Worte der Kolumne aus dem Januar an dieser Stelle wiederholen: Es ist kalt, es hat vereiste Straßen und es liegt Schnee (zumindest als ich begann, diese Zeilen zu schreiben). Wie gesagt, eigentlich. Uneigentlich – wenn man es nicht so genau nimmt – ist der Dezember nicht der Januar. Nach 2.000 Jahren stellt das mal endlich jemand fest! Zu Beginn des nun zu Ende gehenden Jahres hatte ich ein definiertes Ziel, nämlich den Halbmarathon in Freiburg, während das neue Ziel für 2018 noch sehr weit in der Zukunft liegt. Dazu weiter unten mehr, schließlich will ich ja die Spannung halten.

Wie lässt sich 2017 aus sportlicher Perspektive am besten zusammenfassen? 2017 war das zweite Jahr seit Wiedereinstieg in den regelmäßigen Laufsport und für mich aus zweierlei Hinsicht ein Jahr der Superlative. Aus der sportlichen Perspektive lässt sich feststellen, dass ich wohl noch nie so fit war, wie in diesem Jahr. Dank eines harten Trainingspensums, eines zielgerichteten Trainingsplans und eines starken Willens, habe ich persönliche Bestzeiten erreicht, Bestzeiten, die genau einen Wettkampf lang Bestand hatten, bevor diese durch eine noch bessere Zeit ersetzt wurden.1 Damit setzte ich mir auch immer anspruchsvollere Ziele, ich redefinierte das Erreichte. Der Himmel ist die Grenze, möchte man das fast sagen. Ganz so megalomanisch bin ich allerdings nicht, auch wenn ich ehrgeizig bin, denn im Oktober zeigte mir mein Körper sehr wohl, wo momentan (sic!) die Grenze der Leistungsfähigkeit liegt. Damit sind wir beim zweiten Superlativ angekommen: Noch nie war ich so oft und so lange verletzt, hatte – für mich ungewohnt – heftige Schmerzen und war wochenlang körperlich ziemlich k. o., wie 2017. Alles hat zwei Seiten. Viel Sport und hartes Training zehren auch am Körper. More

Sprech ick Schinesisch, oder was?

Eine Kolumne von Dr. Frank Eisenblätter

Die Feuerwehr bei einem THL-Einsatz

So in etwa äußern sich viele im Rettungsdienst und der Feuerwehr, wenn beide sich im vertraulichen Gespräch auf das Thema Kommunikation mit den im Notarztdienst tätigen Ärzten beziehen. Oder kürzer gefragt: Können die eigentlich Deutsch? Wollen die nicht oder können die nicht?

Es wäre einfach und billig, schon hier einen Schlussstrich zu ziehen und zu sagen: „Nö, das sind die Zugewanderten mit Sprachmängeln.“ Doch dieses Problem würde ich hier sicher nicht ansprechen, würde ich nicht noch eine viel tiefere Problematik sehen:

Leider geschieht diese Zusammenkunft immer in zeitkritischen Momenten, z. B. dann, wenn Rot und Weiß gemeinsam um Leben und Gesundheit eines Menschen kämpfen. Wäre es nur ein reines Sprachproblem, könnte man die Notärzte auf Sprachkurs schicken, die Installation einer Deutsch-Lern-App empfehlen und auf den Erfolg der digitalen Sprachschule setzen. Ein Sprachkundenachweis, wie z. B. den Rechtschreibtest beim Aufnahmetest zur BF, setzt man beim Medizinstudium nicht voraus. So erhält auch der Friese in Franken seine Chance, ohne bereits beim Diktat durchzufallen, weil alle Konsonanten weich klingen. More

Buchverlosung November 2017

Verlosung des Buches Spezielle Einsatzlagen

Buchcover "Spezielle Einsatzlagen"

Aufgepasst! Anlässlich der Rezension des Buches „Spezielle Einsatzlagen“ von Florian Besch, Sören Börner, Arvid Graeger und Vanessa Henrich verlost das Feuerwehr Weblog zwei Exemplare des Buchs.

Teilnehmen an der Verlosung der beiden Bücher „Spezielle Einsatzlagen“ könnt ihr wie folgt:

  • Kommentar unter den Artikel hier im Feuerwehr Weblog
  • Kommentar unter den Beitrag auf Facebook
  • Tweet auf Twitter mit den Hash-Tags #Buchverlosung #Spezielle #Einsatzlage und dem Verweise auf @feuerwehrweblog

Voraussetzungen sind eine gültige E-Mail-Adresse (aktiver Facebook- bzw. Twitter-Account) und Postadresse in Deutschland. Bitte nur einmal teilnehmen. Doppelte Teilnahmen werden gelöscht.

Die Verlosung läuft bis einschließlich 10. Dezember 2017. Der Gewinner wird von uns dann in KW 50 per Email benachrichtigt und das Buch liegt rechtzeitig unter dem Weihnachtsbaum. Das Gewinnspiel ist zu Ende, bitte nicht mehr teilnehmen!

Die Exemplare wurden vom Verlag ecomed Sicherheit für die Verlosung zur Verfügung gestellt.

Externe Links

S-pezieller E-insatzlagen R-eport

Rezension von Besch et al. Spezielle Einsatzlagen

Buchcover "Spezielle Einsatzlagen"

Mit den „speziellen Einsatzlagen“ beziehen sich die Autoren weniger auf ungewöhnliche und nicht alltägliche Brand- oder Hilfeleistungseinsätze[1], sondern verbinden die Wortwahl mit Lagen wie Terroranschlag, Amoklaufe, Räumung, Evakuierung, Suizid und Personensuche. Für diese Ereignisse stellen die Autoren in vier Kapiteln („Anschlag und Amok“, „Räumungen und Evakuierungen“, „Suizid“ und „Personensuche“) in Anlehnung an Standard-Einsatz-Regeln (SER) allgemeine Hinweise und Besonderheiten zusammen und zeigen Handlungsanweisungen auf, die vom Standardeinsatzschema abweichen.

Auch wenn die Kapitel eine Reihe von Gemeinsamkeiten bieten und thematische Überschneidungen haben, handelt es sich dem Grunde nach um vier verschiedene „Bücher“. Das ist den Texten anzumerken, denn jeder Autor hat seine ganz eigene Art und Weise sich seinem Thema zu nähern, vom akademischen Standpunkt bis hin zum praxisorientierten Stil. Über alle Kapitel hinweg betonen die Autoren, dass die Lagen nur organisationsübergreifend zu bewältigen sind und damit das „Über-den-Tellerrand-schauen“ zu einer der impliziten Ausbildungs- und Einsatzvorbereitungsmaßnahmen einer Hilfsorganisation gehört. Wichtig dabei ist, dass akzeptiert werden muss, dass in bestimmten Situationen die Lage von einer anderen Organisation geführt wird. Da die in den Kapiteln geschilderten Ereignisse stark das Aufgabenfeld der Polizei berühren, sind gegenseitiges Verständnis und Wissen über die Arbeit und das Vorgehen des jeweils anderen notwendig. More