Panorama

Wir und die (Gefahren an der Einsatzstelle)

In unserer alltäglichen Gefahrenmatrix fehlt – gottseidank – noch ein „G“. Das G steht für „Geiselnahme“. Genau dieses passierte nämlich der Besatzung einer Engine im US-Amerikanischen Suwanee: als sie eintraf, wurde sie vom Hausbesitzer kurzerhand als Geisel genommen.

Daraufhin stürmte ein Einsatzkommando der Polizei das Haus, im Feuergefecht wurde der Geiselnehmer getötet. Soweit, so (nicht) gut. Was die Kameraden da durchmachen mussten, war ganz sicher genau das Gegenteil eines Sonntagsspaziergangs. Ich hoffe, sie kommen auch im Kopf unbeschadet davon.

Dass dieses Ende vielleicht unvermeidbar war, kann man aus der Ferne nicht beurteilen. Darum geht es nicht. Worum es viel mehr geht, sind, einfach gesagt, die Reaktionen.

Während die Kommentare im oben verlinkten Artikel noch recht verhalten sind, geht’s auf der Facebook-Seite von Fire Engineering eher zur Sache. Ein Auszug:

Good for that A**hole
Good riddance
He deserved it stupid bastard
Justice served at the low cost of a bullet vs long drawn out trial and appeals

Nur um einige zu nennen. In der Annahme, einige der Kommentatoren sind oder stehen Feuerwehrleute nah: wären die Reaktionen bei uns auch so? Ich hoffe mal nicht.

Das SMACS – Syndrom

http://statter911.com/2013/03/24/smacss-hits-again-fdny-ems-lieutenant-breaks-down-when-confronted-by-reporters-about-racist-tweets-anti-semitic-comments-target-mayor-michael-bloomberg/

Dave Statter hat nach mehreren Vorfällen den Begriff „Social Media Assisted Career Suicide“ Symdrom definiert.  In den USA gibt es mehrere Fälle, bei denen das für hauptamtliche Retter durch verletzende, rassistische, Dienstgeheimnis brechende etc. Kommentare auf ihren „privaten“ Facebookseiten oder Twitter-Accounts ein plötzliches Karriereende oder gar einen Rauswurf zur Folge hatten.

Ähnliches – meines Erachtens aber nichts vergleichbares – gab es ja nun auch in Düsseldorf.

Ja, es gibt die Meinungsfreiheit. Und das Dienstrecht. Und etc. etc. Mal fernab von jeder rechtlichen Betrachtung, die letztlich durch einen Richter und nicht durch die Internetgemeinde entschieden wird: Als Feuerwehr steht man im Fokus. Wir sind stolz darauf, der Öffentlichkeit zu dienen und die Öffentlichkeit vertraut uns.

Dies gilt auch für den einzelnen Feuerwehrangehörigen (und hier insbesondere für hauptamtliche Kräfte sowie Führungskräfte). Extremistische, beleidigende Äußerungen, die man öffentlich macht, sind eben nicht privat, noch vom GG abgedeckt und wiedersprechen dem, wofür die Feuerwehr steht. Macht man sie trotzdem, lauert das SMACSS.

Schwieriger wird es bei Äußerungen, die nicht in das politische oder fachliche Weltbild einiger Menschen passen. Wenn diese Menschen dann noch irgendwie geartet direkt „Macht“ ausüben können oder Meinung machen, dann droht ebenfalls Ungemach, zumindest aber ein Abtauchen des Betroffenen. Dieser Mechanismus, ich nenne ihn jetzt mal PCISP „Politcal Correctness induced Shitstorm Phenomania“ kann des öfteren im Bereich der Feuerwehr beobachtet werden.

Beispiele? Kenne ich einige, aber vielleicht kennt ihr ja auch welche!

Ich, der Robot

Langsam aber sicher scheinen die Visionen von Isaac Asimov Realität zu werden. Roboter lernen „zu denken“ und „zu handeln“. Die Entwicklung autonomer Fahrzeuge für Militär und BOS führt zwar zu bizarren, an Star Wars erinnernde Maschinen, nicht selten wirken die Geräte bedrohlich, wie Irakli vor einigen Tagen in seinem Artikel „Techwatch-Angst“ schrieb.

Roboter / Eurathlon 2013. Bild: FKIE

Auf der Eurathlon 2013 sollen Roboter ihre Fähigkeiten für Aufgaben im Katastrophenschutz zeigen. Bild: FKIE

Auf dem Gebiet der automatischen, computergesteuerten Fahrzeuge, man darf ruhig Roboter oder Drohnen sagen, laufen derzeit national und international verschiedene Forschungsprojekte bzw. Wettbewerbe. More

Vorbereitung findet auch im Kopf statt

Hier ist ein ganz spannender Artikel: Mental Practice Makes Perfect auf PsyBlog. Hier geht es darum, wie sich manche Menschen und / oder Berufsgruppen mental auf eine bevorstehende Aufgabe vorbereiten.

Technisch und fachlich vorbereitet zu sein ist gut. Besser ist, wenn man noch die bevorstehende Aufgabe im Detail Schritt für Schritt durchgeht. Eine Testgruppe von Chirurgen:

When the students carried out live surgery, those who’d used mental imagery performed better, on average, than those assigned the book learning. (Bei einem operativen Eingriff schnitten diejenigen besser ab, die sich vorher mental vorbereitet hatten als jene, die nur aus dem Buch lernten)

Ich beherrsche diese Technik beileibe nicht zur Perfektion, wende sie jedoch gerne in abgestufter Form an bevor es an eine praktische Aufgabe geht. Ich denke, gute Technical Rescue Teams handhaben das auch so. Insbesondere wenn man ein vordefiniertes Schema hat, kann das sehr hilfreich sein.

In der Einsatzpraxis kann das durchaus auch seine Verwendung finden. Man wird schlecht den gesamten Einsatz mental durchspielen können (insbesondere wenn man nicht weiss was einen erwartet). Was aber gut geht, ist eine bevorstehende, klar definierte Aufgabe kurz durchspielen: beispielsweise das anlegen eines PA bis hin zur Bereitstellung, oder die Geräteablage bei einem TH-unfall… die Liste lässt sich beliebig erweitern.

 

 

 

 

 

Jugendfeuerwehr kann auch retten

So geschehen am Sonntag auf einer Autobahn im Rhein-Main-Gebiet. Das Familienfahrzeug mit Mutter und 4 Kindern blieb auf der Autobahn liegen. Als die Mutter zur Notrufsäule unterwegs war, um Hilfe zu holen, fing das Fahrzeug Feuer. Die Kinder saßen noch im durch einen Kurzschluß verriegelten Innenraum. Zufällig im Mannschaftstransportfahrzeug vorbei kommende Jugendfeuerwehrleute der Jugendfeuerwehr Frankfurt-Praunheim und ein an der Autobahn joggender Mann befreiten  die Kinder indem sie die Scheiben einschlugen.

[Links]hr-online, FF Praunheim, Feuerwehr Frankfurt

Video: Personenrettung im Innenangriff

 Sehr intensives Video – drei Minuten von Ankunft (zweites Fahrzeug) zur Rettung. Sieht aus wie ein Kind, und ich hoffe inständig, dass es überlebt hat.

Was mir in den Sinn gekommen ist: würde es sich um einen verunfallten FA handeln, wie würdet ihr das lösen? Gerade im Hinblick auf Notfallmanagement wird hier und da dogmatisch auf sofortige Rettungsmassnahmen gepocht, also anlegen einer Maske etc.

Ich unterstelle aber jedem, dass er hier genauso gehandelt hätte: Kameraden raus und dann versorgen. Wie man sieht, sieht man nix – ich würde mir nicht zutrauen, in der Suppe mit solchen Massnahmen anzufangen.

[Edit: das Video ist nicht neu, wurde bereits bei Innenangriff vorgestellt]

Winter-Funkübung

Biohazard

Hier ein weiteres Beispiel für eine einfache, sinnvolle und sehr kurzweilige Funkübung. Geeignet z.B. für den Winter. Das Ziel? Eigentlich sehr einfach: Ein Team teilt sich in zwei Gruppen, je mit einem Handfunkgerät. Das eine Team hat ein Bild als Vorlage, das andere Team muss diese Vorlage nachzeichnen. More