Wann ich den ersten Beitrag im Feuerwehr Weblog (FWB.01) veröffentlicht habe, ist beileibe keineswegs einfach zu beantworten, hängt es freilich von der Definition ab, die man zugrunde legt: Der erste (durch jemand anderen) veröffentlichte Beitrag, der erste selbst vorgelegte Artikel oder die erste als offizieller Autor herausgebrachte Abhandlung? Schwierig zu entscheiden, im Speziellen aber pedantisch, einstweilen liegen lediglich wenige Monate dazwischen. Zeit ist ohnehin relativ, kommt es mir wahrlich wie gestern vor, als ich als Feuerwehrschreiberling debütierte.

Wenn ich meine alten Texte lese, befällt mich manches Mal das Grausen, denn vollkommen belebt vom Bloggen und heillos infiziert vom Blogvirus, schrieb ich ohne Unterlass und ohne Plan, ohne Stil und ohne Konzept. Rückblickend würde ich die einstige Vorgehensweise gänzlich als authentisches Bloggen charakterisieren, schließlich ist noch kein Meister vom Sternenhimmel gefallen. Blogger durchlaufen im Übrigen einen Reifungsprozess. Immerhin ist das Lesen der einstigen, eigenen Artikel zugleich ein Stück persönliche Erinnerungskultur – wenigstens.

fwb.01 2005-2006: Einfach nur über Feuerwehr bloggen

Das Neue, das Fremde und das Unbekannte standen am Ursprung, und, ohne nun religiös klingen zu wollen, am Anfang stand das Wort. Meine seinerzeitige Bloggerei zeichnete sich durch das Vordringen in das Unentdeckte aus, sozusagen, um an der Analogie zu Star Trek festzuhalten, „Boldly to go where no man has gone before“.

Als junger, begeisterter und idealistischer Schreiber fand ich im Netz massenhaft Themen, unzählige Seiten und reichlich Bilder, die vor mir noch kein Blog aufgriffen hatte, gab es zu jener Zeit indes so gut wie keine Feuerwehrblogs. Es war ein kleiner, ich möchte keinesfalls sagen, exklusiver Kreis, der Feuerwehrthemen abseits von Feuerwehrhomepages, Nachrichtenportalen oder Foren aufgriff und ins Licht der Öffentlichkeit zog. Es gab etwas zu erforschen, etwas zu sagen, etwas weiterzugeben in diesem großen, uferlosen und unübersichtlichen Kosmos des Netzes.

fwb.02 2006-2008 Professionell über Feuerwehr bloggen und auf Leserwünsche eingehen

Retrospektiv erfüllt es einen schon mit ein wenig Stolz, zu den ersten gehört zu haben, die das Bloggen über Feuerwehraspekte betrieben. Weil das Feuerwehr Weblog zu den ersten gehörte, erlangten wir mit unserer bunten, interessenbezogenen und subjektiven Themenauswahl einen gewissen Grad an Popularität, die, je länger wir bloggten und je größer unserer eigenen Ansprüche wurden, zwangsläufig scheitern musste. Dieser Crash ereignete sich mit dem Warpkernbruch des FWNetz (dem Nachfolger des FWB.02) im vergangenen Jahr.

Fwnetz.01

fwnetz.01 2008 Gescheiterter Versuch das Bloggen kommerziell zu betreiben

Doch gar plötzlich kam diese Supernova nicht, gab es immerhin eine Parallele zwischen dem Niedergang unseres Projektes und der Printwelt. Mit der steigenden Bekanntheit der Blogtechnologie, der Leichtigkeit diese zu bedienen und der Verbreitung von Smartphones, schmolz die Relevanz unseres zentralen Feuerwehrblogs, weil nicht nur jeder sein eigener Autor sein wollte, sondern auf diese Weise auf sich aufmerksam machen wollte. Das ist unter keinen Umständen schlimm, vielmehr unter dem Gesichtspunkt eines pluralistischen Medienverständnisses ausgesprochen positiv. Statt allein Blogs zu konsumieren, entdeckten viele Feuerwehrleute ihre thematische Nische und begannen zu produzieren. Auch das ist nicht unerheblich Fortschrittliches.

fwnetz.01 2008-2012 Professionelles Magazin mit hohem Anspruch

Mittlerweile überblicke ich ebenjene Feuerwehr-Blog-Welt kaum mehr. Vorbei sind die Zeiten, während der ich das Web nach jungfräulichen, vielversprechenden Blogseiten absuchte, sie meinem Feed-Reader hinzufügte und die Macher um Interviews für meine inzwischen eingestellte Interviewreihe ersuchte. Ich mache mir, um ehrlich zu bleiben, unterdessen keine Mühe mehr, mit diesen Seiten Bekanntschaft zu schließen. Es ist schlechthin viel zu viel, zu aufwendig alles zu lesen und der Gros der Beiträge ist schlicht und ergreifend redundant.

An die Stätte des noch zu Entdeckenden ist eine bizarre Fremdartigkeit getreten, die sich durch eine spezifische Verworrenheit und Komplexität ausdrückt, die wegen ihrer Unübersichtlichkeit gleichfalls bloß punktuell zu erfassen ist. Ein Umstand, mit dem gleichermaßen Captain Kirk fortwährend konfrontiert war. Der Weltraum ist kartiert, dennoch bedürfen die Planeten der intensiveren Exploration. Selbstredend gehe ich diesen Pfad auf keinen Fall – im Gegenteil. Ich besinne mich auf den Kern dessen, was mich neugierig macht, mich immer interessiert hat, verspricht spannend zu werden.

Einfach ist dies wahrhaftig nicht, denn Wichtiges von Unwichtigem, Neues von Altem, Redundantes von Distinktivem zu trennen verlangt enorm Zeit und Ausdauer. Tastete ich mich vor acht Jahren durch eine unentdeckte, namenlose und unbeachtete Welt, wich das Tasten dem Entzerren eines gewaltigen, voluminösen und monströsen Knäuels aus Informationsbruchstücken.

fwb.03 Seit 2013 Back to the roots: Bloggen, einfach nur bloggen

Neues auszukundschaften, Ungenanntes zu benennen und Ungewöhnliches zu präsentieren stand am Beginn meiner Bloggerei. Jetzt acht Jahre später, durch die Zeit gereift und um viele Erfahrungen bereichert, sehe ich so manches stilistisch, wie inhaltlich anders. Nicht geändert hat sich indessen mein Standpunkt zum Thema „Kritik“, die sich temporär im Netz zu etablieren begann, dann allerdings im schwarzen Loch der redundanten Marketing- und Pressemitteilungsgleichmacherei verschwand.

Für die kommenden zwölf Monate dürste ich darum weniger nach schon Gesagtem, dafür freilich eher nach konstruktiv Kritischem, lehrreich Innovativem und sinnvoll Wegweisendem. Ich wünsche den Lesern des Feuerwehr Weblog (FWB.03!) ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in das neue Jahr.