Wann ich den ersten Beitrag im Feuerwehr Weblog (FWB.01) veröffentlicht habe, ist beileibe keineswegs einfach zu beantworten, hĂ€ngt es freilich von der Definition ab, die man zugrunde legt: Der erste (durch jemand anderen) veröffentlichte Beitrag, der erste selbst vorgelegte Artikel oder die erste als offizieller Autor herausgebrachte Abhandlung? Schwierig zu entscheiden, im Speziellen aber pedantisch, einstweilen liegen lediglich wenige Monate dazwischen. Zeit ist ohnehin relativ, kommt es mir wahrlich wie gestern vor, als ich als Feuerwehrschreiberling debĂŒtierte.
Wenn ich meine alten Texte lese, befĂ€llt mich manches Mal das Grausen, denn vollkommen belebt vom Bloggen und heillos infiziert vom Blogvirus, schrieb ich ohne Unterlass und ohne Plan, ohne Stil und ohne Konzept. RĂŒckblickend wĂŒrde ich die einstige Vorgehensweise gĂ€nzlich als authentisches Bloggen charakterisieren, schlieĂlich ist noch kein Meister vom Sternenhimmel gefallen. Blogger durchlaufen im Ăbrigen einen Reifungsprozess. Immerhin ist das Lesen der einstigen, eigenen Artikel zugleich ein StĂŒck persönliche Erinnerungskultur â wenigstens.
Das Neue, das Fremde und das Unbekannte standen am Ursprung, und, ohne nun religiös klingen zu wollen, am Anfang stand das Wort. Meine seinerzeitige Bloggerei zeichnete sich durch das Vordringen in das Unentdeckte aus, sozusagen, um an der Analogie zu Star Trek festzuhalten, âBoldly to go where no man has gone beforeâ.
Als junger, begeisterter und idealistischer Schreiber fand ich im Netz massenhaft Themen, unzĂ€hlige Seiten und reichlich Bilder, die vor mir noch kein Blog aufgriffen hatte, gab es zu jener Zeit indes so gut wie keine Feuerwehrblogs. Es war ein kleiner, ich möchte keinesfalls sagen, exklusiver Kreis, der Feuerwehrthemen abseits von Feuerwehrhomepages, Nachrichtenportalen oder Foren aufgriff und ins Licht der Ăffentlichkeit zog. Es gab etwas zu erforschen, etwas zu sagen, etwas weiterzugeben in diesem groĂen, uferlosen und unĂŒbersichtlichen Kosmos des Netzes.
Retrospektiv erfĂŒllt es einen schon mit ein wenig Stolz, zu den ersten gehört zu haben, die das Bloggen ĂŒber Feuerwehraspekte betrieben. Weil das Feuerwehr Weblog zu den ersten gehörte, erlangten wir mit unserer bunten, interessenbezogenen und subjektiven Themenauswahl einen gewissen Grad an PopularitĂ€t, die, je lĂ€nger wir bloggten und je gröĂer unserer eigenen AnsprĂŒche wurden, zwangslĂ€ufig scheitern musste. Dieser Crash ereignete sich mit dem Warpkernbruch des FWNetz (dem Nachfolger des FWB.02) im vergangenen Jahr.
Doch gar plötzlich kam diese Supernova nicht, gab es immerhin eine Parallele zwischen dem Niedergang unseres Projektes und der Printwelt. Mit der steigenden Bekanntheit der Blogtechnologie, der Leichtigkeit diese zu bedienen und der Verbreitung von Smartphones, schmolz die Relevanz unseres zentralen Feuerwehrblogs, weil nicht nur jeder sein eigener Autor sein wollte, sondern auf diese Weise auf sich aufmerksam machen wollte. Das ist unter keinen UmstÀnden schlimm, vielmehr unter dem Gesichtspunkt eines pluralistischen MedienverstÀndnisses ausgesprochen positiv. Statt allein Blogs zu konsumieren, entdeckten viele Feuerwehrleute ihre thematische Nische und begannen zu produzieren. Auch das ist nicht unerheblich Fortschrittliches.
Mittlerweile ĂŒberblicke ich ebenjene Feuerwehr-Blog-Welt kaum mehr. Vorbei sind die Zeiten, wĂ€hrend der ich das Web nach jungfrĂ€ulichen, vielversprechenden Blogseiten absuchte, sie meinem Feed-Reader hinzufĂŒgte und die Macher um Interviews fĂŒr meine inzwischen eingestellte Interviewreihe ersuchte. Ich mache mir, um ehrlich zu bleiben, unterdessen keine MĂŒhe mehr, mit diesen Seiten Bekanntschaft zu schlieĂen. Es ist schlechthin viel zu viel, zu aufwendig alles zu lesen und der Gros der BeitrĂ€ge ist schlicht und ergreifend redundant.
An die StĂ€tte des noch zu Entdeckenden ist eine bizarre Fremdartigkeit getreten, die sich durch eine spezifische Verworrenheit und KomplexitĂ€t ausdrĂŒckt, die wegen ihrer UnĂŒbersichtlichkeit gleichfalls bloĂ punktuell zu erfassen ist. Ein Umstand, mit dem gleichermaĂen Captain Kirk fortwĂ€hrend konfrontiert war. Der Weltraum ist kartiert, dennoch bedĂŒrfen die Planeten der intensiveren Exploration. Selbstredend gehe ich diesen Pfad auf keinen Fall â im Gegenteil. Ich besinne mich auf den Kern dessen, was mich neugierig macht, mich immer interessiert hat, verspricht spannend zu werden.
Einfach ist dies wahrhaftig nicht, denn Wichtiges von Unwichtigem, Neues von Altem, Redundantes von Distinktivem zu trennen verlangt enorm Zeit und Ausdauer. Tastete ich mich vor acht Jahren durch eine unentdeckte, namenlose und unbeachtete Welt, wich das Tasten dem Entzerren eines gewaltigen, voluminösen und monströsen KnĂ€uels aus InformationsbruchstĂŒcken.
Neues auszukundschaften, Ungenanntes zu benennen und Ungewöhnliches zu prĂ€sentieren stand am Beginn meiner Bloggerei. Jetzt acht Jahre spĂ€ter, durch die Zeit gereift und um viele Erfahrungen bereichert, sehe ich so manches stilistisch, wie inhaltlich anders. Nicht geĂ€ndert hat sich indessen mein Standpunkt zum Thema âKritikâ, die sich temporĂ€r im Netz zu etablieren begann, dann allerdings im schwarzen Loch der redundanten Marketing- und Pressemitteilungsgleichmacherei verschwand.
FĂŒr die kommenden zwölf Monate dĂŒrste ich darum weniger nach schon Gesagtem, dafĂŒr freilich eher nach konstruktiv Kritischem, lehrreich Innovativem und sinnvoll Wegweisendem. Ich wĂŒnsche den Lesern des Feuerwehr Weblog (FWB.03!) ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in das neue Jahr.