LFV-Präsident Frank Hachemer; Foto: E. Krahe

LFV-Präsident Frank Hachemer; Foto: E. Krahe

Seit dem 20. Oktober ist Frank Hachemer der neue Präsident des rheinland-pfälzischen Landesfeuerwehrverbandes (LFV). Das Feuerwehr Weblog sprach nun mit dem Nachfolger von Otto Fürst.

1. Herr Hachemer, welche eigenen Ideen und Ziele wollen Sie umsetzen?
Ich will ein „zuhörender“ Präsident sein. Wir haben in unseren Feuerwehren ein gigantisches Potenzial an engagierten Menschen mit Spitzenideen und Vorstellungen. Es ist in meinen Augen eine meiner Aufgaben, denen möglichst viel Gehör zu verschaffen. Schön, wenn meine eigenen Vorstellungen sich damit decken.

2. Welche Sparmaßnahmen gibt es, trotz Erhöhung der Mitgliedsbeiträge, beim LFV?
Reisekosten gering halten, Fuhrpark-Kosten einsparen, möglichst viele Maßnahmen durch Sponsoren unterstützen lassen, jede Anschaffung auf Notwendigkeit prüfen, Postversand stark einschränken – auch auf Weihnachtspost verzichtet der Verband ab sofort, der Eigenanteil der KFI/SFI bei ihrer Tagung in Biersdorf soll von 100 auf 150 Euro angehoben werden, die Beteiligung am Rheinland-Pfalz-Tag wird zurückgefahren, bei Veranstaltungen der Gremien des LFV werden durch Wechsel der Veranstaltungsorte starke Einsparungen möglich. Weitere Einsparungen werden folgen.

3. Mindestens zwei Kreisfeuerwehrverbände drohten, im Zusammenhang mit der Erhöhung der Mitgliedsbeiträge, den Austritt aus dem LFV an. Liegen die Austrittserklärungen inzwischen vor oder hat sich die gesamte Lage wieder beruhigt?
Zurzeit liegt uns eine Kündigung vor. Wir werden aber noch Gespräche miteinander darüber führen. Ein anderer Verband hat mit uns darüber noch nicht gesprochen.

4. Stichwort: Nachwuchssorgen – Wie wird der LFV helfen?
Ganz aktuell läuft ein Projekt im Bereich der Schule, nämlich das „Wahlpflichtfach Feuerwehrtechnische Grundausbildung an Berufsbildenden Schulen“, das Projekt „Selbsthilfe-Selbstschutz“ an Realschulen in Verbindung mit anderen Organisation, im Bereich Naturwissenschaft und Technik eingebunden. Das wird derzeit an sieben Schulen im Land durchgeführt und hat bereits Aufmerksamkeit in anderen Bundesländern erregt. Unser LFV ist damit bundesweit Vorreiter. Auch Arbeitgeber müssen – mehr als bisher – unsere Ansprechpartner werden, wenn es um das Thema einer problemloseren Freistellung geht. Schließlich ist es auch für Unternehmen schlecht, wenn die Feuerwehr nicht ausrücken kann, weil alle Aktiven nicht von den Arbeitsplätzen wegkommen: Das Unternehmen könnte der Einsatzort sein … Hinzukommen müssen noch viele weitere Ideen. Mit einem einzigen „großen Wurf“ wird es kaum gehen. Übrigens eine Anmerkung zum nachdenklich werden: Eigentlich ist es nicht die Sache der Feuerwehren, für ihren Nachwuchs zu sorgen – diese Aufgabe haben eigentlich Andere. Was aber uns nicht davon abhält, unser Schicksal selbst in die Hand zu nehmen – eine Grundlage unserer Arbeit als Verband!

5. Wird es in Rheinland-Pfalz eine ähnliche Werbemaßnahme zur Mitgliedergewinnung wie in Bayern geben?
Die Werbemaßnahme in Bayern wird durch das Innenministerium finanziert. Die Kosten belaufen sich auf rund 600.000 Euro für drei Jahre. Die Erfolgszahlen sind derzeit nicht besonders hoch, daher sehen wir den Ansatz eher in Projektarbeit, wie wir das eben beschrieben haben. Dazu sind wir vor wenigen Tagen mit den Führungskräften in Workshops gestartet, um neue Maßnahmen zu planen. So soll Feuerwehr auch für Quereinsteiger attraktiver werden, etwa durch Ausbildung in Form von Modulen. Auch eine Doppelmitgliedschaft in der Feuerwehr am Heimatort und in der Feuerwehr am Ort, wo man arbeitet, soll verstärkt zum Thema gemacht werden. Dazu sollen Projekte zur Gewinnung von Menschen mit Migrationshintergrund und auch für mehr Frauen in der Feuerwehr weiter zum Thema gemacht werden. Aber auch ganz neue Ideen sind schon gesammelt, die wir aber erst noch zu Ende denken müssen, bevor wir die verbreiten.

6. Welche Schwerpunkte wollen Sie in der Lobbyarbeit mit dem Land setzen?
Die Zusammenarbeit mit den Kommunalen Spitzenverbänden soll intensiviert werden – ein Start ist schon gemacht mit gemeinsamen Stellungnahmen mit dem Gemeinde- und Städtebund. Die Arbeit mit der politischen Schiene möchten wir ausbauen – auch im Hinblick auf die Landtagswahlen in 2016. Ganz wichtig: Die Arbeit an der und mit der Basis soll verstärkt werden – etwa mit einem Führungsfachkongress und einer Fachausstellung im nächsten Jahr im Juni an der AKNZ in Bad Neuenahr. Da planen wir schon.

7. Werden Sie als Journalist die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes ändern oder gar verbessern?
Na, das wollen wir doch hoffen. Das wird mir schon aus persönlichem Interesse eine ständige Aufgabe bleiben. Ob es auch gelingt, das müssen dann all diejenigen beurteilen, die diese Arbeit nutzen oder von ihr betroffen sind.

8. Bleiben Sie als Präsident zugleich Leiter des Referats „Öffentlichkeitsarbeit“?
Der Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit soll ausgebaut und verstärkt werden. Mir schwebt ein Team vor, in dem Mitglieder aus allen Region beteiligt sind. Ich stelle sowieso die Struktur einer straffen Hierarchie, so mit Leiter und „Indianern“, infrage. Klar muss es Verantwortliche und Koordinierende geben – aber ein Team, das miteinander schafft, kommt sicher am weitesten. Zunächst mal möchten wir die Internet-Homepage schrittweise verbessern und immer an die aktuellen Themen anpassen. Auch der Bereich der Sozialen Netzwerke ist eine Baustelle, in der wir hoffentlich erfolgreich werden können.

9. Wie sieht Ihrer Meinung nach die Zukunft der rheinland-pfälzischen Feuerwehren aus?
Solide. Ich bin natürlich kein Hellseher. Ich weiß aber, dass viele sehr fähige und engagierte Leute an vielen Stellen mit Herzblut für diese wichtige und gute Sache tätig sind. Deshalb habe ich keine Angst, dass da was anbrennen kann. Aber nur, wenn wir hellwach bleiben und uns einsetzen. Sonst diktieren uns andere Interessen, wie wir zu sein haben.

10. Ein junger Mann oder eine junge Frau fragt Sie, weshalb er/sie in die Freiwillige Feuerwehr seines Heimatortes eintreten sollte. Was sagen Sie?
Mach mit, weil es eine klasse Möglichkeit ist, in Deinem Leben etwas wirklich Sinnvolles und Gutes zu tun – und das mit vielen anderen tollen Menschen, die alle spannende Ideen und ihr Engagement mit Dir zusammen einsetzen. Als Feuerwehrangehöriger unterstützt man eine der sinnvollsten und wichtigsten Institutionen der Welt. Was kann es, wenn man ehrlich ist, bessres geben, wenn man am Ende seines Lebens zurückblickt und sich fragt, was man getan hat?

Danke an Frank Hachemer für das Interview, das Harald Laier für das Feuerwehr Weblog führte.