wahrnehmung_feuerwehr

Vor einiger Zeit bin ich auf einen kleinen, aber bedeutsamen Beitrag in Jan Südmersens Facebook-Timeline gestolpert, der mich ein wenig nachdenklich stimmte. Jan schrieb, dass sich eine Stewardess im Flugzeug bei ihm mit den Worten „Thank you for your service“ bedankte, nachdem sie ihn als einen Feuerwehrangehörigen identifiziert hatte. Andere Länder, andere Sitten. In Deutschland wäre eine solche symbolische, öffentliche Anerkennung ohne konkreten Anlass höchst selten bis undenkbar – sieht man von den eigennützigen Politikerparolen zu Wahlkampfzeiten einmal ab.

Vor Kurzem wurde ich Zeuge eines ähnlichen Ereignisses. Während einer größeren Veranstaltung mit Hintergrund zur fünften Jahreszeit schob ich zusammen mit einem Kameraden Brandsicherheitsdienst. Zwei Damen mittleren Alters sprachen den Kollegen an, ursprünglich um herauszufinden, was für eine schicke Verkleidung das wohl sei, er wurde dann, nachdem er sich als „echter“ Feuerwehrmann zu erkennen gab, ebenfalls für seinen Dienst mit Worten der Anerkennung bedacht. Sieht man von dem Umstand ab, dass die beiden Damen etwas, nun ja, angeheitert waren, stellte sich doch heraus, dass die beiden aus (Süd-)Amerika stammten. Andere Kontinente, andere Wertschätzung. Das Ganze ging noch weiter („Do you want pizza“, …), aber belassen wir es dabei. Worauf ich hinweisen will, ist, dass es so etwas, in dieser Form ohne konkreten Anlass aus einem deutschen Mund eher selten zu hören gibt.

Im Gegenteil, hierzulande, so mein Eindruck, muss ein Feuerwehrangehöriger froh sein, wenn es nur neutrale oder gar keine Andeutungen gibt. Im Bekanntenkreis erlebte ich es schon mehrfach, dass, wenn das Thema Ehrenamt und Feuerwehr zur Sprache kam, es zu indifferenten, verständnislosen, ungläubigen Blicken kam, Blicke, die fragen, weshalb ich diese Sache („für nix“) machen könne. Erste-Hand-Erzählungen aus der eigenen Feuerwehr berichten da schon mal von Hacken schlagen, was noch harmlos ist, bis hin zum deutschen Gruß und anderen wüsten Beschimpfungen, gerade nachts und herkunftsunabhängig.

Vielleicht leide ich unter selektiver Wahrnehmung, angesichts diverser, bundesweiter Vorkommnisse, zuletzt in Frankfurt, drängt sich mir der Eindruck auf, dass Uniformen generell und staatlich-kommunale Organisationen mit Sicherungsaufgaben im Besonderen zum Ziel von Beschimpfungen und Angriffen, auch aus der Mitte der Gesellschaft werden, aus dem Grund weil sie Autorität, wie auch immer diese im Konkreten ausgestaltet ist, repräsentieren. Aber, und das möchte ich anmerken, einige Feuerwehrangehörige sind, bedingt durch ihr Auftreten und Gehabe oftmals nicht unschuldig an derartigen Reaktionen. Alles hat zwei Seiten.

Um es kurz zu machen, leide ich an selektiver Wahrnehmung oder ist es tatsächlich so, dass Feuerwehrangehörige weniger „Unterstützung“ aus der Mitte der Gesellschaft erfahren, dass der Dienst, den Feuerwehrleute erbringen, in unserer dienstleistungsorientierten Gesellschaft als selbstverständlich betrachtet wird?