Neues Buch: „Standard-Einsatz-Regeln: Einsatz bei Photovoltaik-, Windenergie- und Biogasanlagen“

Buchcover SER Einsatz bei Photovoltaik-, Windernergie- und Biogasanlagen

„Feuerwehr lässt Haus abbrennen wegen Solaranlage auf dem Dach“, „Feuerwehr schaut tatenlos brennendem Windrad zu“ …. Es sind Überschriften der boulevardorientierten Presse wie diese, die die Öffentlichkeit aufschrecken und zu öffentlichkeitswirksamen Argwohn am Handeln der örtlichen Feuerwehr führen. In der Tat stehen die freiwilligen Feuerwehren noch immer vor gewissen Schwierigkeiten, wenn sie zu Einsätzen an Fotovoltaik-, Windenergie- und Biogasanlagen alarmiert werden. Im Zweifel geht die Sicherheit der Einsatzkräfte vor, allerdings folgen dann aufmerksamkeitsheischende Schlagzeilen wie eingangs dargelegt. Mit der 2011 oktroyierten Energiewende wird es in Zukunft vermehrt Anlagen alternativer Energieerzeugung in Deutschland geben, darauf müssen sich die Feuerwehren unabänderlich einstellen und sich mit diesen Technologien auseinandersetzen. Das Buch „Standard-Einsatz-Regeln: Einsatz bei Photovoltaik-, Windenergie- und Biogasanlagen“ will Feuerwehren helfen Wissenslücken bei den Einsatzkräften zu stopfen und damit zu einer effektiven Einsatzbearbeitung beizutragen.

Die Autoren legen die technischen Grundlagen, den Aufbau der Anlagensysteme, Gefahren an der Einsatzstelle detailliert dar und geben wertvolle Tipps für die Einsatzvorbereitung und die Taktik. Für jeden der drei Anlagentypen findet sich am Ende des Buches eine Taschenkarte mit hilfreichen Stichworten in einer Checkliste. Die AAAA-B-C-EEEE-Matrix dient der visuellen Darstellung der von diesen Anlagen ausgehenden Gefahren. Die Art der eintretenden Schadenereignisse und/oder Ursachen derselben finden ebenfalls Erwähnung.

Fotovoltaik

Einbauort des Wechseltrichters und des DC-Freischalters sind nicht vorgeschrieben, was die Erkundung durch die Feuerwehr aufwendiger gestaltet, zumal ältere Anlagen nicht über Freischaltelemente verfügen. Mit einem Mythos räumt der Autor auf, nämlich dass Mondlicht und Einsatzstellenbeleuchtung zur Gefahr werden. Zwar entsteht eine Spannung, diese ist bei derzeitigem Wirkungsgrad der Solarzellen jedoch zu gering, um gefährlich werden zu können. Wichtig zu wissen ist auch, dass beim nachträglichen Aufbringen eines Fotovoltaik-Generators die Gewichtsreserve eines Daches mitunter vollständig ausgereizt sein und es zu einem Einsturz der Dachkonstruktion infolge thermischer Beaufschlagung kommen kann.

Das Buch gibt eine klare Empfehlung zugunsten eines Fachberaters Fotovoltaik ab und fordert die Erstellung von Feuerwehrplänen aus Eigeninitiative bei großen Anlagen. Grundsätzlich sollte eine Fotovoltaikanlage in den Übungsbetrieb eingebunden sein. Schadenereignisse an Gebäuden mit Fotovoltaikanlagen sind, so der Autor, beherrschbar und kein Grund ein Objekt aufzugeben, auch dann nicht, wenn es den Feuerwehrschalter (noch) nicht gibt.

Windkraft

Auch wenn Schadenlagen an Windenergieanlagen selten sind, sind sie entsprechend aufwendig und stellen ein mediales Großereignis dar – auf welches die Feuerwehr vorbereitet sein sollte. Es gibt immer mehr und immer höhere Anlagen, die auch zu einer Zunahme der Einsätze führen, die jedoch nicht zwangsläufig mit dem Brand einer Anlage zu tun haben müssen. Auch Hilfeleistung technischer oder medizinischer Art gehören zu den Einsatzbildern. Die größte Herausforderung geht von den Rotoren aus, die einen entsprechend großen Absperrradius benötigen, der allerdings nicht erst ad hoc während eines Ereignisses ausgemessen werden sollte. Für Feuerwehren ist es eminent, sich bereits während des Baus einer Windenergieanlage mit den Gefahren, der Taktik und den Maßnahmen auseinanderzusetzen. Neben der Einbindung von Höhenrettungseinheiten und Spezialmaterial in das Übungsgeschehen stellt insbesondere die Datensammlung der WEA NIS eine informative Quelle zur Anlage dar.

Biogasanlagen

Im Gegensatz zu Fotovoltaik- und Windenergieanlagen sind Biogasanlagen komplexe Systeme, die es in verschiedenen Bauarten gibt. Deshalb sollte eine Begehung und Identifikation der sicherheitsrelevanten Bauteile im Übungsdienst stattfinden sowie eine umfangreiche Einsatzvorbereitung erfolgen, die möglichst alle eintretenden Schadenereignisse aufgreift. Zwar benötigen die Betreiber ein Brandschutzkonzept, ein Feuerwehrplan ist jedoch nicht vorgeschrieben – sollte es aus Sicht des Autors aber sein. Er empfiehlt die Anfertigung eines eigenen Feuerwehrplanes, da Taktik und die benötigte Ausrüstung umfangreich sind.

Fazit

Als überblicksartiger Einstieg und zur Aneignung der wichtigsten Grundkenntnisse ist „Standard-Einsatz-Regeln: Einsatz bei Photovoltaik-, Windenergie- und Biogasanlagen“ mehr als geeignet, sich mit diesen Energieerzeugungstechniken auseinanderzusetzen. Das Buch ersetzt nicht selbst Initiative zu ergreifen und infrage kommende Anlagen im Rahmen der Ausbildung zu begehen, sich mit dem Betreiber zu unterhalten und weiterführende Literatur zu konsultieren – das sollte eigentlich klar sein.

Bibliographische Angaben

Florian Besch, Ulrich Cimolino, Markus Weber, Ulrich Wolf: Standard-Einsatz-Regeln: Einsatz bei Photovoltaik-, Windenergie- und Biogasanlagen. Heidelberg, München, Landsberg, Frechen, Hamburg: ecomed Sicherheit 2012. 118 Seiten, Softcover, ISBN 978-3-609-68304-1, EUR 16,95.- (Link)