Der Ort Tiefenthal (rp) hat 140 Einwohner und liegt in der Verbandsgemeinde (VG) Bad Kreuznach. Seit vergangenen Freitag wird, überwiegend in den regionalen Medien, über die Gemeinde berichtet, weil es dort Probleme mit der Sicherstellung des Brandschutzes gibt. Lediglich über zwei Feuerwehrmänner verfügt die Freiwillige Feuerwehr Tiefenthal. Nun werden die BürgerInnen des Ortes zum Feuerwehrdienst verpflichtet.

Die VG Bad Kreuznach als Aufgabenträger des Brandschutzes und der allgemeinen Hilfe musste nun diesen „rechtlichen Hammer“ herausholen, um in den nächsten Monaten wieder eine funktionierende Feuerwehr in Tiefenthal vorhalten zu können. Die anderen Einheiten der VG liegen zu weit weg, um die sogenannte Einsatzgrundzeit von acht Minuten sicherzustellen. Daher rücken derzeit Einheiten aus der angrenzenden VG Alsenz-Obermoschel aus, um im Notfall Erstmaßnahmen vor Ort einzuleiten. Hierüber schlossen beide VG’s eine entsprechende Vereinbarung.

Die Verpflichtung der BürgerInnen ist eine der letzten Maßnahmen, um eine Feuerwehr einsatzfähig zu halten. Ob das der richtige Schritt ist, da habe ich persönlich meine Zweifel. Nach wie vor ist man „freiwillig“ für eine Sache begeisterter als „verpflichtet“. Laut Medienmeldungen wurden schon auf mehreren Wegen versucht Freiwillige in die Feuerwehr Tiefenthal zu holen. Beispielsweise durch Aufrufe im Amtsblatt oder durch eine Anwohnerversammlung.

Fehlende Anreize?

Vielleicht fehlen auch Anreize, um in der dortigen Wehr aktiv mitzuwirken. Falls die Feuerwehr-Website in dieser Hinsicht noch aktuell ist (Stand: 13. Januar 2010), dann verfügt die Wehr über ein TSF auf einem Ford Transit. Baujahr steht nicht dabei, aber ich vermute in den 1970gern. Also dürfte das Fahrzeug auch schon an die 40 Jahre alt sein. Ist für technikbegeisterte Menschen kein Anreiz, denke ich. Die Unterkunft wurde 1994 gebaut und befindet sich, wenn man sich die Bilder so anschaut, in einem ordentlichen Zustand. So eine schöne Unterkunft hat so manche TSF-Einheit nicht.

Probleme und Gründe

Ich gehe davon aus, dass das mangelnde Interesse auf andere Probleme und Gründe zurückzuführen ist:

  • Veränderungen innerhalb der Gesellschaft. Keine Verpflichtungen, sondern „Spaß“ ist wichtig.
  • Hobbys und andere Interessen.
  • Berufliche Beanspruchungen. Lange Fahrt zum Arbeitsplatz und daher weniger Freizeit.
  • Brände löscht die Gemeinde. „Dafür zahle ich Steuern.“
  • Wegfall der Wehrpflicht.
  • Negatives Bild über die Feuerwehr (z.B. Biertrinkverein).

Manche Probleme müssen vor Ort gelöst werden. Andere Probleme müssen die Landes- und Bundespolitik lösen. Auch unsere Landesfeuerwehrverbände müssen, soweit noch nicht geschehen, aktiv werden. Daher möchte ich an dieser Stelle an meinen Beitrag Tschüss Otto! – Hallo Frank? verweisen.

Zum Schluss habe ich die Hoffnung, dass sich der ein oder andere BürgerIn aus Tiefenthal doch noch überwinden kann und freiwillig bei seiner Wehr aktiv wird. Wobei ich davon ausgehe, dass Tiefenthal nicht eine einmalige Erscheinung bleiben wird und ähnliche Fälle zukünftig hier und da (in den Medien) auftauchen werden.

Eure Meinungen und Gedanken gerne als Kommentar.

Link: Rhein-Zeitung: 140-Einwohner-Dorf wird zur „Freiwilligen“ Feuerwehr zwangsverpflichtet