Unfall

25 Jahre danach

Am heutigen 7. Juli jährt sich zum 25. Mal die Katastrophe von Herborn (Lahn-Dill-Kreis, Hessen)

An einem lauen Sommerabend war ein Taklastzug mit 36.000 Litern Treibstoff an Bord in ein Haus in der Innenstadt gerast und kurz darauf explodiert. 6 Menschen kamen ums Leben, 38 weitere wurden verletzt. Großes Glück war, dass ein beliebtes Restaurant im 1. Stock des Gebäudes an diesem Abend geschlossen war.

Das Unglück löste eine bundesweite Diskussion über die Sicherheit von LKW-Transporten aus und führte zu einer Verschärfung der Regelen beim Transport von Gefahrgut.

Die freiwillige Feuerwehr Herborn hat auf Ihrer Homepage einen sehr guten, mehrseitigen Bericht des Einsatzes mit vielen Bilder auch aus der Anfangsphase.

[Links] FF Herborn, hr-online (inkl. 45-minütiger Reportage), mittelhessen.de

@fire: Home Base schwer beschädigt

Als die ersten Bilder und Meldungen über Facebook liefen, war’s nicht zu glauben: ein betrunkener Fahrer (übrigens nichts mit @fire zu tun, um das klar zu stellen) hatte einen Toyota durch die Wand unserer Homebase in Osnabrück gesetzt. Er selbst und ein Mitfahrer wurden schwer, ein weiterer Insasse leicht verletzt.

Vermutlich ist es ähnlich ironisch, wenn eine Fabrik für Löscharmaturen brennt, immerhin konnten die Jungs vom Team 3-41 die Bude provisorisch abstützen und verschliessen, aber Fakt ist: das Gebäude – unser Zuhause – ist wohl ein Totalschaden. Schade um die viele liebevolle Arbeit.

Man darf gespannt sein, wie es weiter geht. Auf jeden Fall dürfen wir wieder von vorne anfangen und freuen uns über jede Unterstützung.

Infos: NOZ

(Bild: Frank Wobig)

Zusammen

Der zweite Turm ist eingestürzt. Die Besatzung von Ladder 16 hat einen Linienbus gekapert und ist auf dem Weg vom Bereitstellungsraum in das Schadensgebiet. In die drückende Stelle sagt der Lieutenant folgenden Satz:

„Wir werden heute Dinge sehen, die man nicht sehen sollte, wir werden dahin gehen, wo man nicht sein sollte – aber: Wir werden das zusammen tun. Wir werden zusammen sein und wir werden alle zusammen nach Hause gehen.“

Dies fiel mir sofort ein als ich den Bericht über die ersteintreffenden Sanitäter des Busunglücks in der Schweiz gelesen habe. Ein Bus voll toter, sterbender und verletzter Kinder – auf meiner persönlichen Rangliste möglichst beschissener Einsätze wohl ein, wenn nicht der Spitzenplatz.

Viele von uns haben das Erlebnis leider schon in der einen oder anderen Form durchgemacht: Metall, Kunststoffsplitter, Geruch nach Öl und Kühlflüssigkeit, ein Mensch – oder eben schlimmer: Kind – mit Verletzungen. Lärm und Geschrei, Stille und Gewimmer zwischendurch. Und man selber findet sich plötzlich neben diesem Menschen, hält seine Hand und kann ihn nur trösten, bis er  – meistens recht schnell – befreit wird, ab in den RTW/RTH und flap, flap, schnell weg in Krankenhaus. Und am nächsten Tag vorsichtig erkundigen, was denn daraus geworden ist.

Doch ab und zu geht das eben nicht: Langwierige Einklemmungen bei Zugunfällen, Gebäudeeinstürzen oder eben Unfällen wie diesen. Dann muss dabei bleiben und kann nur mit einem Händedruck und seiner Stimme helfen, während andere schneiden, spreizen, flexen und fluchen. Viele können, wollen das nicht. Ich ehrlicherweise auch nicht. Und schon gar nicht bei Kindern.

Doch es dann eben nicht um das Können und Wollen, sondern um das Müssen. Du hast du den ersten Kontakt hergestellt und damit bist du einen Bund eingegangen und hast eine Verantwortung übernommen: Ich bin bei dir, egal was passiert, wir machen es zusammen. Es ist schwierig, Tipps zu geben, was man dann sagen und machen soll, aber eines ist sicher: Ihr helft diesem Menschen. Und selbst wenn dieser Mensch sterben  sollte, dann wart ihr die letzte Stimme, die letzte Berührung, die letzte Wärme die der Andere gespürt hat. Und ich bin mir sicher, dass dies auf jeden Fall besser ist, wie ohne diese Stimme und ohne diese Handdruck zu sterben – alleine mit Schmerzen und Angst.

Und daher möchte ich mich bei den Schweizer Kollegen und eigentlich bei jedem anderen von euch bedanken, die sich mit solchen Situationen auseinandersetzen mussten. Ihr habt das richtigste, das menschlichste Verhalten gezeigt, was überhaupt möglich ist: Ihr wart da, ihr wart zusammen. Ihr habt damit auch gegenüber euch selbst, der Öffentlichkeit und insbesondere der Gemeinschaft derjenigen, die ebenfalls anderen ehren- oder hauptamtlich helfen eine besondere, wenn nicht gar die höchste Ehre erwiesen.

Um auf den Lieutenant von L16 zurückzukommen: Ihr seid nicht allein. Wir fühlen,  und leiden mit euch. Zusammen.

[Edit Irakli: „Die Schreie der Kinder verfolgten uns“ auf 20min.ch]