Rezension von Wolfgang Werfts Drehleitereinsatz

Buchcover Werft- Drehleiterinsatz / Bild: EcomedWolfgang Werft stellt bereits im Vorwort seines Buches „Drehleitereinsatz. Grundlagen und Vorgehensweise“ mit der in der Überschrift zitierten Feststellung (S. 8) klar, dass die Drehleiter eher selten für die Menschenrettung, dagegen jedoch in vielen anderen Einsatzlagen (sinnvolle) Verwendung findet – dieser Umstand spiegelt sich somit in seinen Ausführungen wieder.

Werft arbeitet hauptberuflich bei der Feuerwehr und verfügt über langjährige Ausbildungserfahrung im Bereich „Spezielle Rettung aus Höhen und Tiefen“.[1]

Gegliedert ist das Buch in fünf, mit Farben gekennzeichnete Kapitel:

  • Grundlagen der technischen Funktion und des Einsatzes von Drehleitern
  • Allgemeine Einsatzgrundsätze
  • Einsatzspektrum von Drehleitern
  • Einsatztaktik beim Drehleitereinsatz
  • Notbetrieb

Rechtliche Grundlagen sowie die Historie spielen keine bzw. eine nur untergeordnete Rolle, das Hauptaugenmerk liegt also auf den ausbildungsrelevanten Aspekten des Geräts: Technik und Einsatzgrundlagen, der richtigen Einsatztaktik auch unter extremen Bedingungen, der HAUS-Regel, dem Notbetrieb bei technischen Störungen, dem Einsatzspektrum im Brand- und THL-Einsatz sowie der Aus- und Fortbildung.

Der Rezensent hat das Buch nicht unter dem Blickwinkel eines Drehleitermaschinisten gelesen und war deshalb mit einem Thema konfrontiert, dass für einen Feuerwehrangehörigen einer unteren Führungsfunktion ohne die genannte Qualifikation eine Tiefe hatte, die tatsächlich Neuland bedeutete. Obwohl die Zielgruppe mit der Neuausbildung oder Fortbildung von Drehleitermaschinisten deutlich eingegrenzt ist, können auch Truppführer, aber insbesondere Gruppenführer (Fahrzeugführer) wertvolle und (über-)lebenswichtige Informationen aus den Ausführungen Werfts gewinnen.

Der wichtigste Abschnitt des Buches, der auch die Basis für die nachfolgenden Anwendungen und die Einsatzgrenzen bereitstellt, ist die Darlegung der physikalischen und technischen Grundlagen und hier insbesondere des Hebelgesetzes. Gerade dieses Wissen und ihr Verständnis ist auch für Nicht-Maschinisten – gerade dann, wenn es sich um Führungskräfte handelt – von Vorteil, liegen hier doch die Einsatzgrundsätze und –grenzen unverkennbar begründet.

Neben Tipps zum Einsatz mit Korb und dem Abwägung von Vor- und Nachteilen bei Rettungsarten, ist das Kapitel über das Einsatzspektrum das lohnendste. Die Möglichkeiten, die die Drehleiter bietet, zeigen erneut, dass das Buch weit über die Zielgruppe Drehleitermaschinist hinausgeht, gerade im Bereich der technischen Hilfeleistung. Hier bietet Werft eine sehr ausführliche Darstellung mit zahlreichen Hinweisen, Möglichkeiten und Tipps. Allerdings erwähnt er auch Einschränkungen, die die Feuerwehr nicht selbst kontrollieren kann, wie z. B. die Nachverdichtung, die ad hoc oder vorab durch die Einsatzplanung abzufedern sind.

Mehr konkrete Fallbeispiele und Übungsszenarien wären wünschenswert, ebenso wie ein eigenes Kapitel für das Training (Übung). Analog zur Reihe „Fachwissen Feuerwehr“ wäre eine Lernzielkontrolle mittels Fragen am Ende eines Kapitels wertvoll. Da sich das Buch auch für Führungsfunktionen (ohne Qualifikation als Maschinist) anbietet, wäre ein Wechsel des Fokus auf diesen Personenkreis expliziter hervorzuheben, da gerade in der Praxis vor Ort diese Personen mit fehlendem Wissen konfrontiert sind und sich dieses oft selbst aneignen müssen.

Wer, egal ob Drehleitermaschinist oder nicht, das Einsatzmittel Drehleiter effektiv nutzen und effizient einsetzen will, kommt nicht um die intensive Aus- und Fortbildung am Gerät vorbei. Zur Vorbereitung auf die praktische Ausbildung, zum Wiederholen des in der Praxis gelernten oder zur Wiederauffrischung von Wissen, ist Werfts Buch dank seiner optischen und visuellen Aufbereitung sehr gut geeignet. Werft nutzt für seine Ausführungen viele anschauliche Bilder konkreter Einsatzsituationen mit darüber gelegten Informationen und eingezeichneten Details, die dem Text eine visuelle Veranschaulichung komplexer Lagen bietet. Insgesamt bietet er eine sehr verständliche und knappe, aber angemessene Darstellung eines komplexen Einsatzmittels. Wichtige Hinweise und Informationen werden in farblichen Textboxen oder hilfreichen Tabellen hervorgehoben.

Bibliografische Daten

Wolfgang Werft: Drehleitereinsatz. Grundlagen und Vorgehensweise. Aus der Reihe: Technik – Taktik – Einsatz. Landsberg am Lech: ecomed Sicherheit 2017. 200 Seiten; Softcover; 17,0 x 24,0 cm; ISBN 978-3-609-77496-1; EUR 34,99.-

Externe Links

Fußnoten

[1] Vgl. hierzu auch die Rezension „Grundlagen der einfachen Rettung. Rezension von Wolfgang Werfts Einfache Rettung aus Höhen und Tiefen“ im Feuerwehr Weblog (https://www.feuerwehr-weblog.org/2017/04/20/grundlagen-der-einfachen-rettung/).