Laufshirt "Feuerwehr in Bewegung" und Running Schuhe

Als ambitionierter Hobbyläufer lässt man ja nichts, unversucht seine Leistung auf legalem Wege zu steigern. Hierzu bietet sich mentales Training an, spezifisches Kraft- und Ausdauertraining, aber auch die Ernährung spielt eine gewichtige Rolle für denjenigen, der schnell sein will. Kurzum in der „Men’s Health“ für Läufer, der Seite Fit For Fun, nicht zu verwechseln mit Fit For Fire Fighting, propagierte die Redaktion Rote-Beete-Saft als legales Doping (Die lange Version zur Roten Beete gibt’s in der Runner’s World)! Rote-Beete-Saft! Ich seh‘ rot! Der Saft des Lebens! Ich habe nichts gegen die Rübe, im Gegenteil, als Salat habe ich das Fuchsschwanzgewächs gerne gegessen, und neuerdings als Zutat für Smoothies entdeckt, die ich nach „anstrengenden“ Läufen zu mir nehme. Allerdings habe ich Rote Bete noch nie als Saft inkorporiert und vor Läufen auch maximal nur ein Iso-Getränk zu mir genommen. Meist sogar nur Wasser.

Vergangenen Samstag bin ich auf der Suche nach Karottensaft mit möglichst wenig Zuckergehalt auf den Rote-Beet-Saft gestoßen, der mich anlachte und mir zuflüsterte „kauf mich, ich bin ein verwunschener Frosch“. Spontan packte ich den Rübensaft ein und legte ihn auf das Kassenband – kritischer Blicke inklusive, wer trinkt schon freiwillig Karotten- und Rote-Beete-Saft. Heutzutage ist aber in unserer vegan-glutenfrei-lowcarb-Gesellschaft ohnehin alles legitim.

Da wenig später eine Intervalleinheit (3x3km DL3) auf meinem Trainingsplan stand, wollte ich die von Fit For Fun gelobten „16 Prozent mehr Ausdauer“ unbedingt erbeuten. Tetrapack auf und nix wie runter mit dem Zeug. Wer schnell sein will, muss seine Geschmacksnerven und den Würgreflex ignorieren. Also … der Saft schmeckt schon irgendwie … anders als der Salat oder die Verarbeitung der Knolle in einem Smoothie. Der Bauch war voll, Wasser passte, präventiv zum Nachspülen, nicht mehr rein. Laufschuhe an, natürlich die Flitzerschuhe von der Marke mit den drei Streifen, und ab durch die samstägliche Menschenmasse auf meinem Weg den Rhein aufwärts und den Bodensee entlang bis kurz vor den Fährhafen. Nun, ich hatte vorhin den Würgreflex beim Trinken des Wundersaftes erwähnt. Schon kurz nach der Hälfte der ersten Intervalleinheit hatte ich den Reflex der erwähnten Art – mitten auf der wohl publikumsträchtigsten Flanierstraße der Stadt. Was tun? Als Läufer ist man tapfer, man hat ja sogar eine höhere Schmerzresistenz, also runterschlucken! Und glaubt mir, Rote-Beete-Saft, der wieder in die Freiheit will, … schmeckt sehr speziell. Aber was bezahlt ist, bleibt drin. Basta! Und er blieb drin.

Was bleibt von dieser Episode? Probieren geht über Studieren. Und man sollte den Saft sicherlich etwa eine Stunde vor dem Sport zu sich nehmen und nicht als Wasserersatz unmittelbar. Ich gebe dem Saft des Lebens demnächst noch mal eine Chance.

Mit Beginn des Julis habe ich meinen Drei-Monatstrainingsplan „Halbmarathon unter 90 Minuten“ in Angriff genommen und musste gleich in der ersten Woche von sechs Laufeinheiten, zwei ausfallen lassen. Einmal war es zeitlich nicht möglich, einmal war ich erschöpft, schuld daran waren diverse Feuerwehreinsätze nach Starkregen. Und in Woche zwei erging es mir nicht besser, wieder vielen zwei Einheiten aus. Da bekommt man echt einen Rappel, wenn man ambitioniert und ehrgeizig ist.

Aber mit dem schwierigen Start eines Trainingsplans kenne ich mich ja aus. Meine zweite Alarmcode 6920 Kolumne im Januar dieses Jahres thematisierte eben dies: (wetterbedingten) Trainingsausfall. Nun haben wir kein Schnee und Eis, sondern Sonne, Wärme und Windstille. Nachmittägliches Workout ist im Freien nur eingeschränkt möglich – der Herr Kachelmann formuliert die Kontraproduktivität des Trainings an heißen Nachmittagen auf Twitter immer sehr direkt: „Bei den Ozonwerten können Sie auch drei Packungen Zigaretten am Abend rauchen“.

Folglich muss ich das Laufen in die frühen Morgenstunden verlegen. Und wenn ich meine früh, dann meine ich früh. Wenn um fünf Uhr der Wecker klingelt – „Hallo, Sie wollten geweckt werden“ – dann läuft etwas falsch. Als Läufer ist man echt ne arme Sau! Entweder ist es zu warm, zu kalt; zu viel Eis und Schnee; zu feucht, zu viel Sonne, zu viel Wind oder wenn davon nichts zutrifft, dann findet der geneigte Läufer immer einen Grund, weshalb das Training heute nicht so lief, wie man es in seiner Fitnessapp Stunden zuvor am Schreibtisch unter Beachtung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse und subjektiver Zielvorstellungen geplant hat. Und ich sag doch, das Wetter ist schuld.

Nachdem ich die Stöcke sehr schnell in die Ecke geschmissen habe und wieder „normal“ laufe, hat sich meine Motivation trotzdem nicht gebessert, denn nach der sechswöchigen Zwangspause sind die Pulswerte total im Eimer und die Oberschenkelmuskulatur ist der Meinung, ich sei Laufanfänger! Super Sache, da freut man sich doch auf jeden Lauf. Inzwischen habe ich sowohl den Unfallschuh wieder getragen, als auch den Ort meines Sturzes begangen – diesmal aber mit stabilisierten Schuhen.